Anleihen sind Wertpapiere, bei denen ein Investor einem Unternehmen oder einem Staat Geld für eine bestimmte Zeitperiode ausleiht. Als Gegenleistung hierfür erhält der Investor regelmäßige Zinszahlungen auf den geliehenen Betrag.
Im Gegensatz zu Aktien haben Sie bei Anleihen, die von Unternehmen ausgegeben werden, keine Eigentumsrechte. Sie profitieren also nicht unbedingt vom Wachstum des Unternehmens, aber Sie werden auch nicht so stark davon betroffen sein, wenn es dem Unternehmen nicht so gut geht - solange es noch die Mittel besitzt, seine Kredite zu bedienen.
Staatsanleihen mit einem Triple-A-Rating bieten eine weitaus größere finanzielle Stabilität als Unternehmensaktien. Auch Unternehmensanleihen bieten durch ihre in der Regel festen Zinszahlungen eine bessere finanzielle Planbarkeit im Vergleich zu den schwankenden Dividendenzahlungen bei Aktien. Im Falle einer Insolvenz werden die Anleihegläubiger vor den Aktionären bedient. Daher nutzen viele Investoren Anleihen, um ihr Portfolio gegen Kursverluste abzusichern.
Anleihen können aber auch ein risikoreicher Bestandteil eines Portfolios sein. Unternehmens- oder Staatsanleihen mit niedrigerer Bonität versprechen oft hohe Kursgewinne und attraktive Kupons, die die Gesamtrendite steigern können. Es gibt jedoch auch innerhalb der Anleihen hochspekulative Varianten, die mit hohen Zinsen locken, aber ein hohes Ausfallrisiko bergen.
Anleihen bieten Ihnen also 2 potenzielle Vorteile, wenn Sie sie als Teil Ihres Portfolios halten: Anleihen verschaffen Ihnen einen Einkommensstrom und gleichen einen Teil der Kursschwankungen aus, die beim Halten von Aktien auftreten können. Risikoreichere Anleihen hingegen bieten die Möglichkeit höherer Renditen, gehen jedoch mit einem erhöhten Risiko einher, das sorgfältig abgewogen werden muss.
Die Fachbegriffe für Anleihen können zu Beginn verwirrend sein. Welche Begriffe wichtig sind, hängt davon ab, ob Sie Anleihen zum Zeitpunkt der Emission kaufen und bis zur Fälligkeit halten oder ob Sie Anleihen handeln wollen.
Nennwert | Der Nennwert ist der Betrag, den eine Anleihe bei ihrer Ausgabe (Emission) wert ist. |
---|---|
Kupon | Unter Kupon versteht man den Zinssatz, der für die Anleihe gezahlt wird. In den meisten Fällen wird er sich nach der Ausgabe der Anleihe nicht mehr ändern. |
Rendite | Im Fall von Anleihen handelt es sich bei der Rendite um ein Zinsmaß, das die schwankenden Wertveränderungen der Anleihe berücksichtigt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Rendite zu messen, aber die einfachste ist der Kupon der Anleihe geteilt durch den aktuellen Kurs. |
Preis | Der Preis ist der Betrag, den die Anleihe derzeit an der Börse kosten würde. Der aktuelle Preis einer Anleihe wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, aber einer der wichtigsten ist, wie hoch der Zinskupon im Vergleich zu ähnlichen Anleihen ist. |
Das Rating von Anleihe-Emittenten ist ein wesentliches Kriterium, das Investoren hilft, die Kreditwürdigkeit und das Risiko einer Anleihe zu beurteilen. Es wird von Rating-Agenturen vergeben, die die finanzielle Stabilität und die Fähigkeit eines Emittenten, Zins- und Tilgungszahlungen zu leisten, bewerten. Zu den Faktoren, die das Rating beeinflussen, gehören:
Generell gilt: Je höher das Rating einer Anleihe, desto niedriger muss der Kupon sein, da das Ausfallrisiko des Emittenten geringer ist. Je niedriger das Rating einer Anleihe ist, desto mehr Zinsen muss der Emittent den Anlegern zahlen, um sie zu einer Investition zu bewegen und das höhere Risiko zu kompensieren.
Rating-Agenturen können die Ratings von Anleihen und Emittenten herauf- oder herabstufen, was oft zu einer Neubewertung der Anleihe durch den Markt führt. Eine Herabstufung führt normalerweise zu einem Preisrückgang der Anleihe und einer Erhöhung der Rendite, während eine Heraufstufung das Gegenteil bewirkt.
Die Ratings werden in Kategorien eingeteilt, die die Bonität des Emittenten widerspiegeln. Jede Agentur verwendet eine eigene Skala, die jedoch weitgehend vergleichbar ist.
Es gibt viele verschiedene Anleihe-Formen. Die Unterscheidungsmerkmale herauszuarbeiten, hilft Transparenz zu schaffen und ein tieferes Verständnis dieser komplexen Materie zu fördern.
Die Art der Verzinsung kann bei Anleihen sehr unterschiedlich gestaltet sein. Hier sind einige gängige Formen:
Diese Anleihen zahlen während ihrer gesamten Laufzeit einen festen Zinssatz. Die Zinszahlungen erfolgen in der Regel jährlich oder halbjährlich.
Der Zinssatz dieser Anleihen wird regelmäßig, z.B. alle drei oder sechs Monate, an einen Referenzzinssatz wie den LIBOR oder EURIBOR angepasst. Somit variiert die Höhe der Zinszahlungen über die Laufzeit der Anleihe.
Diese Anleihen zahlen keine regelmäßigen Zinsen. Stattdessen werden sie zu einem Preis unterhalb ihres Nennwerts verkauft und am Ende der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt. Der Ertrag für den Anleger ergibt sich aus der Differenz zwischen Kaufpreis und Rückzahlungswert.
Weitere Formen nach der Art der Verzinsung:
Die Zinsen und der Nennwert sind an einen Inflationsindex wie den Verbraucherpreisindex gekoppelt. Daher steigen die Zinszahlungen und die Rückzahlung des Nennwerts mit der Inflation (Inflationsschutz).
Diese Anleihen haben anfangs niedrige Zinssätze, die während der Laufzeit der Anleihe in festgelegten Intervallen ansteigen.
Bei diesen Anleihen wird der Nennwert über die Laufzeit hinweg in regelmäßigen Abständen zurückgezahlt, anstatt am Ende der Laufzeit in einer Summe. Die Zinszahlungen erfolgen somit auf einen abnehmenden Kapitalbetrag.
Zusätzlich zu festen Zinszahlungen können diese Anleihen auch eine Beteiligung am Gewinn oder Umsatz des Emittenten bieten. Dies macht sie zu einer hybriden Form von Eigen- und Fremdkapital.
Anleihen können auch nach dem Emittenten klassifiziert werden. Je nach Art des Emittenten unterscheiden sich Anleihen in ihren Risiken, Renditen und spezifischen Eigenschaften.
Nationale Regierungen emittieren Staatsanleihen, um Kapital zu für staatliche Ausgaben zu beschaffen. In Deutschland werden diese auch als Bundesanleihen bezeichnet, während in den USA der Begriff Treasury-
Die Zinssätze und Risiken variieren je nach Land erheblich.
Banken geben Anleihen heraus, um Fremdkapital zu beschaffen und ihr Kreditgeschäft zu refinanzieren. Die Einnahmen aus diesen Anleihen werden unter anderem für die Vergabe von Krediten genutzt.
Unternehmen geben Anleihen aus, um Kapital für Investitionen, Betriebskapital oder Refinanzierung zu beschaffen. Das Risiko variiert je nach Bonität des Unternehmens, daher bieten sie oft höhere Renditen als Staatsanleihen.
Auch mittelständische Unternehmen können Anleihen emittieren. Da sie oft kein Rating von großen Ratingagenturen haben und ein höheres Ausfallrisiko besteht, müssen sie meist höhere Zinsen zahlen.
Weitere Formen nach der Art des Emittenten:
Diese Anleihen werden von Städten, Gemeinden oder anderen lokalen Regierungsbehörden ausgegeben, um Projekte wie den Bau von Schulen, Straßen oder Krankenhäusern zu finanzieren.
Diese Anleihen sind durch einen Pool von Hypotheken gesichert. Die Zins- und Tilgungszahlungen stammen aus den Zahlungen der Hypothekenschuldner.
Ähnlich wie MBS, sind diese Anleihen durch verschiedene Arten von Forderungen besichert, z.B. Autokredite, Kreditkartenforderungen oder Studentenkredite.
Diese Anleihen werden von internationalen Organisationen wie der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) oder der Europäischen Investitionsbank (EIB) ausgegeben.
Diese Anleihen werden von staatlich geförderten Unternehmen (Government-Sponsored Enterprises, GSEs) oder staatlichen Agenturen ausgegeben. Sie bieten oft eine höhere Sicherheit als Unternehmensanleihen, jedoch niedriger als Staatsanleihen.
Diese Anleihen werden von Regierungen oder Unternehmen aus Schwellenländern ausgegeben. Sie bieten oft höhere Renditen aufgrund des höheren Risikos, das mit der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit dieser Länder verbunden ist.
Pfandbriefe werden in der Regel von Banken oder spezialisierten Finanzinstituten ausgegeben, um Kredite für Immobilien, Flugzeuge und Schiffe zu refinanzieren. Sie gehören aber nicht direkt zu einer Anleihe-Form nach Art des Emittenten, da sie eine eigene, spezielle Unterkategorie darstellen.
Wie ABS und MBS sind Pfandbriefe durch Vermögenswerten besichert, allerdings unterscheiden sie sich in ihrer Struktur, Regulierung und Risikoverteilung von anderen Anlageformen:
Da Anleihen, ähnlich wie Aktien, an der Börse gehandelt werden, unterliegen auch sie täglichen Fluktuationen, also Kursschwankungen. Die Schwankungen von Anleihekursen während der Laufzeit hängen in vielen Fällen mit den folgenden Faktoren zusammen:
Ein entscheidender Einflussfaktor ist die Entwicklung der Marktzinsen bzw. des Kapitalmarktzinses sowie die Bonität des Emittenten. Wenn die Zinsen sinken, steigen in der Regel die Anleihenkurse. Das mag zunächst paradox erscheinen, lässt sich jedoch leicht erklären: Anleger sind weniger geneigt, eine Anleihe mit einer Verzinsung von 5% zu behalten, wenn gleichzeitig eine ähnliche Anleihe mit 6% Verzinsung verfügbar ist. Die 5%-Anleihe verliert im Vergleich an Attraktivität, was zu einem erhöhten Verkaufsdruck und einem damit verbundenen Kursrückgang führt. Umgekehrt steigt die Nachfrage nach e iner 5%-Anleihe, wenn am Markt nur noch Anleihen mit einer Verzinsung von 4% und gleicher Laufzeit angeboten werden. Diese erhöhte Nachfrage treibt den Kurs der 5%-Anleihe nach oben.
Anleihen können somit auch vor Ablauf der Laufzeit an der Börse mit Gewinnen oder Verlusten gehandelt werden. Sie sind über eine eigene ISIN-Nummer oder WKN-Nummer an der Börse auffindbar, ähnlich wie andere börsennotierte Wertpapiere.
Betrachten wir folgendes Szenario: Eine Anleihe im Wert von 20.000€ mit einem Zinssatz von 4%.
Diese Anleihe hat einen Nominalwert von 20.000€ und wird zum Kurs von 100% gehandelt, was auch als „pari“ bezeichnet wird. Ähnlich wie Aktien kann sich der Kurswert der Anleihe im Laufe der Zeit verändern. Er kann unter pari (unter 100%) fallen oder über pari (über 100%) steigen. Beispielsweise könnte der Kurs nach einem Jahr auf 90% sinken, wodurch die Anleihe nur noch 18.000€ wert wäre und zu diesem Preis an der Börse gehandelt werden könnte. Ebenso ist ein Anstieg des Kurses über 100% möglich. Am Ende der Laufzeit kehrt der Kurs jedoch wieder auf 100% zurück - dieser Effekt wird als „Pull-to-Par-Effekt“ bezeichnet, weil die Besitzer von Anleihen am Ende genau die ursprünglich investierte Summe zurückerhalten, in diesem Fall also 20.000€.
Prinzipiell bieten Anleihen zwar langfristig weniger Renditen als Aktien, eignen sich aber gut als Beimischung zu einem jeden Depot. So kann man in wirtschaftlich prekären Zeiten einen stetigen Cashflow generieren und Balance in das Portfolio einbringen. Vorsicht ist allerdings geboten, denn die Schuldner werden manchmal nicht zurückbezahlt. Aus diesem Grund sollte man Acht geben und vor dem Kauf einer Anleihe sorgfältig Recherche betreiben, besonders wenn eine Anleihe mit einem hohen Zinssatz lockt. Diese bergen nämlich insbesondere das Risiko des Zahlungsausfalls, wobei bei einer Insolvenz eines Unternehmens Schuldner mehr Rechte und Chancen auf den Rückerhalt des investierten Kapitals haben als Aktionäre.
Viele Anleihen bieten eine stabilere Einkommensquelle durch feste Zinszahlungen und haben eine höhere Rückzahlungspriorität im Falle einer Insolvenz des Emittenten im Vergleich zu Aktien.
Während Aktien potenziell höhere Renditen bieten, sind sie auch volatiler. Anleihen bieten in der Regel niedrigere, aber stabilere Renditen, was sie zu einer sichereren Anlageform macht.
Das Rating gibt Auskunft über die Kreditwürdigkeit des Emittenten. Ein höheres Rating (z.B. AAA) signalisiert ein geringeres Ausfallrisiko, während ein niedrigeres Rating (z.B. B) ein höheres Risiko anzeigt, dafür aber oft höhere Zinsen bietet.
Ja, wenn der Emittent zahlungsunfähig wird oder der Marktwert der Anleihe fällt, können Verluste entstehen. Auch Änderungen im Zinssatzumfeld können den Kurswert einer Anleihe beeinflussen.
Durch Diversifikation nach Laufzeiten, Emittenten und Regionen sowie durch Investitionen in Anleihen mit höheren Ratings lässt sich das Risiko minimieren.