Anlagetrend Defense-Stocks: …si vis pacem para bellum …wenn du Frieden willst, bereite dich auf Krieg vor!

Liebe Leser,

im heutigen Trendcheck widmen wir uns der Frage, wie man den Defense-Trend an Seite von Rüstungskonzernen spielen kann. Moralisch betrachtet, ist es natürlich eine sehr grenzwertige Angelegenheit, die viele Investoren und Trader verständlicherweise abschrecken würde, doch die Realität der 20er Jahre des 21. Jahrhunderts lässt sich nicht mehr ignorieren. Die Welt ist eben nicht mehr die gleiche, wie vor 30 Jahren, als die UdSSR zerfiel. Die Zeit der vollkommenen und unangetasteten Dominanz der USA/NATO scheint langsam vorbei zu sein und die geopolitische Teilung des Europäischen Kontinent mit den dazugehörigen Machteinflusszonen (USA/NATO vs. Russische Föderation) beginnt auf Neue.

Der weitere wichtige Faktor ist allerding der technologische Fortschritt. Der ewige Rüstungswettlauf hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar stark verlangsamt, doch nie aufgehört. Dies war allen Experten bestens bekannt, doch auch sie wurden Ende 2021 stark von der Nachricht überrascht, dass die Russische Föderation es geschafft hat, ein Raketensystem der neuen Generation zu entwickeln. Dabei handelt es sich um die sog. Hyperschallrakete des Typs Zirkon (Geschwindigkeit: mehr als sechs Mach). Und dies ist im Großen und Ganzen die Zukunft der militärischen Raketentechnologie.

Die Besonderheit dieses Raketensystems ist die Kombination aus einer sehr hohen Geschwindigkeit und gleichzeitiger Manövrierbarkeit der Rakete selbst. Dies war bei den älteren Interkontinentalraketen, gerade aufgrund der viel zu hohen Geschwindigkeit nicht möglich und so waren sie ein relativ leichtes Ziel für die moderne Anti-Raketen-Abwehr der NATO-Staaten. Zirkon, der schon laut dem russischen Präsidenten Vladimir Putin einige erfolgreiche Test absolviert hat, hat die Karten nun komplett neu gemischt. Denn er fliegt tief, lässt sich beim Hyperschal effektiv steuern und erreicht somit sein potenzielles Ziel deutlich schneller. Kurz und knapp ausgedruckt, kommt hierbei die Vermutung auf, dass dieses Raketentyp die moderne USA/NATO-Raketenabwehr komplett außer Gefecht setzen kann. Ob es tatsächlich so ist, will hoffentlich niemand testen.

Der Unumstrittene Fakt bleibt jedoch die Annahme, dass die Russische Föderation in Augen USA/NATO tatsächlich einen bedrohlichen Vorsprung haben könnte, was man aus Sicherheitsgründen auf keinen Fall ignorieren kann. Und so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die westliche Welt schon bald in eine deutlich aktivere Rüstungsphase übergehen wird, um eine passende Antwort auf die mögliche Hyperschall-Bedrohung zu haben, was letztendlich zu einer Gleichgewichtwiederherstellung führen dürfte. Doch dies ist die Frage von Jahren und genau diese Annahme bringt uns zur plausiblen These, dass USA/NATO-Defense-Systeme nun kurz vor einem neuen Defense-Upgrade-Zyklus stehen könnten. Und so gelangen wir auch schon zu der Übersicht der Konzerne, die in den kommenden Jahren sehr gute Chancen haben, von deutlich höheren Verteidigungsausgaben zu profitieren.



Der Top-Profiteur Nummer Eins ist der globale Defense-Gigant Lockheed Martin (LMT). Er ist wohl der größte Pure-Defense-Player. Rund 60 % des Konzern-Umsatzes gehen auf die Aufträge des US-Verteidigungsministeriums, während andere US-Regierungsbehörden weitere 10 % der Umsätze generieren. Der Rest etwa 30 % machen schließlich internationale Kunden aus. Das Unternehmen besteht aus vier Geschäftsbereichen:

  • Luftfahrt (rund 40 % des Umsatzes) - genau hier sind solche Programme wie die Produktion, Modernisierung, Instandhaltung und Umrüstung von Kampfjets des Typs F-35, F-22, F-16 und C-130 angesiedelt. Und man muss hier nicht explizit ausführen, dass bspw. F-35 aktuell das teuerste Kampfjet der Welt ist. Dabei ist seine Technologie immer noch nicht ausgereift, was Lockheed in den kommenden Jahren weitere Service-Aufträge sichern wird.
  • Der Bereich Rotary and Mission Systems macht rund 26 % des Umsatzes aus. Hierbei handelt es sich um die Ausrüstung von Kampfschiffen, Verbesserung und Modernisierung der Marineelektronik und Hubschraubertechnologien.
  • Der dritte Bereich sind Raketen und Feuerkontrolle, für Systeme wie Patriot, Trident II etc. (16 % der Umsätze). Und genau in diesem Bereich sollte man zukünftig eine deutlich bessere Umsatzsituation verzeichnenden, denn genau hier liegt sehr wahrscheinlich die US-amerikanische Antwort auf die russische Zirkon- etc. -Bedrohung vergraben.
  • Schließlich ist es der ebenfalls noch kleine Segment rund um Space-Systeme (17 % der Umsätze). Hier spezialisiert man sich auf die Entwicklung von verschiedenen Satelliten. Die Sonderfantasie basiert hier auf der Annahme, dass die USA schon bald zur deutlich schnelleren Militarisierung des Weltalls nach dem Ronald Reagans StarWars-Prinzip übergehen könnten, was letztendlich eine ganz neue Phase des Rüstungswettlaufs entfachen würde.

Was hier noch zuversichtlich stimmt, ist der aktuelle (Dez. 2021) Auftragsbestand von unglaublichen 135 Mrd. USD. Kombiniert mit der ansehnlichen Dividende bei rund 3 %, die schon seit Jahrzehnten kontinuierlich erhöht wird, ergibt dies eine sehr interessante Ausgangssituation für ein langfristiges Investment. Denn das Jahr 2022 dürfte aufgrund der immer noch gestörten Lieferketten und dem allgegenwärtigen Halbleitermangel eher schwach ausfallen. Eine Wachstumsbescheinigung Richtung 2023-2026 ist hier aber aufgrund von objektiven Faktoren, die wir oben erwähnt haben, fast schon vorprogrammiert.



Der Top-Profiteur Nummer zwei ist General Dynamic (GD). Der Konzern ist einer von zwei größten Kriegsschiffbauern. Panzer, Landfahrzeuge etc. gehören jedoch ebenfalls zum Produkt-Portfolio. Gleichzeitig verfügt man auch über eines der größten auf Verteidigung-ausgerichteten IT-Knowhows und das breite Service-Geschäft. Diese Umsätze sind wichtig, weil sie kontinuierlich sind. Sie helfen dem Unternehmen seine operative Performance zu sichern, gerade in den Zeiten, wo Pentagon temporäre Kürzungen bei Militärausgaben durchführen muss.

Hauptgeschäftsbereiche des Unternehmens sind: Technologie-Entwicklung (rund 34 % des Umsatzes), Marinesysteme (27 %), Luft- und Raumfahrt (20 %) und Kampfsysteme (19 %). Zu den wichtigsten Projekten gehören bspw. der seit den Iraq-Kriegen sehr gut bekannte Abrams-Panzer. Dazu kommt die Tochtergesellschaft Electric Boat. Dies ist ein wichtiges Sub-Unternehmen für den Betrieb aller US-Atom-U-Boot-Werften. Und natürlich das schon angesprochene Geschäft rund und die Bereitstellung von IT-Dienstleistungen für das US-Militär. Der Auftragsbestand des Unternehmens lag Ende 2021 mit 88 Mrd. USD ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau.

Doch im Gegenteil zu LMT ist General Dynamics durch die Zivil-Produktion-Sparte diversifiziert, was wirklich vorteilhaft ist. Das Geschäftssegment Luft- und Raumfahrt verzeichnete dabei im vergangenen Quartal ein 40%iges Wachstum beim Auftragsbestand auf 16,3 Mrd. USD. Und dies war die Folge einer der seit 2008 stärksten Nachfrage nach Gulfstream-Business-Jets. Grund dafür ist bestens bekannt. Es ist die weiterhin andauernde COVID-Pandemie. Und sie zwingt nun auch die globale Business-Welt dazu, auf im Vergleich zu den konventionellen Airlines deutlich flexiblere Beförderungs-Lösungen, wie private Business-Jets umzusteigen. Dabei dürfte diese Tendenz, wo Einzelpersonen es immer mehr vermeiden, mit kommerziellen Airlines zu reisen, weiter erhalten bleiben.



Die Nummer drei ist heute die Aktie von Northrop Grumman (NOC). Und dies ist ein High-Flyer im Sinne von sehr hoch fliegenden Überwachungs- und Kampfdrohnen. Zu den bekanntesten Projekten des Konzerns zählen konventionelle Bomber, einschließlich des ersten Stealth-Bombers und seine, noch in der Entwicklung befindende Weiterentwicklung B-21 (ein rund 80 Mrd. USD teureres Programm). Gleichzeitig entwickelt und produziert der Konzern wichtige Subsysteme für den teuersten Militärjet der Welt F-35, aber auch andere Flugzeuge. Und somit ist man auf Grundlage einer sehr hohen Expertise sehr gut dafür positioniert, um zukünftig von der geplanten Modernisierung des alternden Interkontinentalraketenarsenals von USA zu profitieren. Das Unternehmen ist eben sehr eng mit der nuklearen US-Triade (Kombination aus Atomraketen, Bombern und U-Booten) verbunden.  

Die Geschäftsfelder des Unternehmens sind Luftfahrt (30 % der Umsätze), Raumfahrtsysteme (28 %), Missionssysteme (27 %) und Verteidigungssysteme (15 %). Die Sonderfantasie basiert hier auf der Annahme, dass NOC schon bald, gerade aufgrund der kommenden Militarisierung des Weltalls deutlich intensiver ins Spiel kommen könnte, da man im Gegensatz zu LMT und GD über ein sehr spezifisches Knowhow verfügt. Sein Fokus liegt aber eher auf der Verteidigung von Weltraum-Sonden, Satelliten etc., wobei die tatsächliche Gefahr ihrer Zerstörung erst vor kurzen bewusst wurde, als Russland ein System zur Zerstörung von Objekten wie Satelliten im Weltraum getestet hat. Damit wäre es sehr wahrscheinlich, das NOC in den kommenden Jahren einen deutlich höheren Auftragseingang gerade in diesem Segment verzeichnen wird. Der aktuelle Auftragsbestand von Northrop Grumman beträgt komfortable 76 Mrd. USD.



Die Nummer vier ist Raytheon (RTX). Dies ist ebenfalls eines der größten Verteidigungskonzerne der USA. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung von Raketenabwehrsystemen. Zu seinen Produkten gehören das weltweit bekannte Patriot-System sowie die Tomahawk-Marschflugkörper. Es entwickelt auch die nächste Generation von Luft-Luft-Raketen und die US-amerikanische Version der schon thematisierten Hyperschallrakete. Dies ist für die USA ein echtes Problem, denn sowohl Russland als auch China haben mit so einer Entwicklung schon frühgenug begonnen und scheinen zu diesem Zeitpunkt einen tatsächlichen Vorsprung zu haben. Raytheons Hyperschall-Waffenkonzept wurde im vergangenen Jahr erfolgreich getestet, wobei der Raketenflugkörper eine Geschwindigkeit von über fünf Mach erzielte.

Dabei ist Raytheon ist ein stark diversifizierter Konzern. Neben Raketen und Raketenabwehrsystemen produziert man auch Flugzeugsteuerungssysteme für kommerzielle Fluggesellschaften, Radar-, Navigations- und Landesysteme, Flugzeugtriebwerke und verschiedene Waffen und Munition, sowie Raumanzüge und Weltraumsensoren für die Astronauten. Damit ist man nicht zu sehr, wie z.B. LMT an die US-Regierung gebunden, was gewisse Vorteile bietet. Und so liegt sein Auftragsbestand derzeit bei 156 Mrd. USD, wobei nur 63 Mrd. USD auf Defense-Aufträge zurückzuführen sind.



Abschließend lässt sich erwähnen, dass sich der Defense-Trend auch über andere und teilweise etwas kleinere Unternehmen spielen lässt. Zu den Top-Watchlist-Kandidaten gehören Unternehmen wie die deutsche Rheinmetall. Der CEO kommunizierte zuletzt gegenüber der WiWo, dass 2022 ein Rekordjahr sein wird, wobei der Auftragsbestand weiter wächst.



Leidos (LDOS) - ist im weiten Sinne ein Softwarehersteller und vertreibt über seine Tochtergesellschaften Lösungen zur Informationssicherheit, Systemintegration und Datenanalyse. Der wichtigste Bereich ist hier aber klar die Sparte Defense Solutions, wobei auch die zivile Luftfahrt, Industrie, Gesundheitsbranche, etc. bedient werden.



L3Harris (LHX). Der Konzern ist das Produkt einer Fusion aus 2019 zwischen L3 und Harris. Die gemeinsame Expertise des Konzerns L3Harris bündelt nun solch zukunftswichtige Bereiche wie Kommunikationstechnik und Radaranlagen im Bereich Militärtechnik (Harris) und sichere Kommunikationssysteme sowie Instrumente für Avionik Navigation, Luft- und Raumfahrt (L3). Und damit gilt man schon jetzt als einer der größten Zulieferer der Verteidigungsbranche aber auch der kommerziellen Luftfahrt mit einem hochspannenden Space-Touch. Zur Produktpalette gehören unterschiedliche Lösungen für den Befehls-, Steuerungs-, Kommunikations-, Computer-, Geheimdienst-, Überwachungs- und Aufklärungsmarkt (sog. C4ISR).



Etwas spezieller und deutlich spekulativer ist die Aktie von Rada (RADA). Dies ist ein israelischer Konzern aus dem Militär-Bereich. Man spezialisiert sich auf die Entwicklung von innovativen Radarlösungen und Avionik-Systemen. Das Unternehmen ist ein Pionier bei sehr kompakten taktischen Radaren, die zum Schutz von Streitkräften, militärischen Fahrzeugen, kritischen Infrastrukturen, sowie zur Absicherung von Grenzen und des Luftraums eingesetzt werden. Im Fokus liegt v.a. der schnelle und effektive Schutz gegen unbemannte Luftdrohnen, die im 21. Jahrhundert von den Terroristen immer häufiger als sog. fliegende ferngesteuerte Bomben eingesetzt werden. Und Rada ist derzeit der technologische Führer in diesem Bereich. Im Produktangebot sind hochmoderne softwaregestützte Radarsysteme mit 360°-Raumüberwachung, die sich bei Bedarf ganz schnell auf Fahrzeuge montieren lassen.



Textron (TXT) ist Mischkonzern, aber auch ein Anbieter von Kampfdrohnen und Kampfhubschraubern und profitiert ebenfalls von weiter anziehenden US-Rüstungsausgaben. Als Anbieter von Business-Jets und Komponenten wie Flugzeugtanks für Passagiermaschinen sollte TXT außerdem im Zuge des Reopenings im Flugverkehr von einer Absatzbelebung bei der Konzerntöchtern Cessna und Bell profitieren. Letztendlich ist es die Aktie von



Huntington Ingalls Industries (HII) - die bis 2011 eine Devision von Northrop Grumman. Heute baut das Unternehmen vor allem nukleare und nicht-nukleare Schiffe für die U.S. Navy. Im Groben hat man drei Segmente: Newport News Shipbuilding (nuklear angetriebene Flugzeugträger und U-Boote), Ingalls Shipbuilding (Überwasserkampfschiffe, amphibische Angriffsschiffe und Kutter der Küstenwache) und Technical Solutions (Flottenwartung und -modernisierung, IT-Support, Nuklearmanagement und -betrieb sowie unbemannte Systeme). Der Auftragsbestand im Dez. 2021 lag bei 48,5 Mrd. USD).



Zu diesem Zeitpunkt favorisieren wir großkapitalisierte Konzerne, wie Lockheed Martin und General Dynamics, die vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-Strategie einen sehr vorteilhaften Mix aus einer stabilen Performance, einer stabilen Dividende, einer günstigen Bewertung, einer intakten Wachstumsstory im Defense-Bereich, sowie über eine Zusatzstory, wie die Business-Jet-Sparte von General Dynamics und Militarisierung des Weltraums bei Lockheed Martin anbieten.

Sollte man sich jedoch etwas mehr Spekulation wünschen, so lohnt sich hier der Blick (gerade in 2022) Richtung Rheinmetal (wegen einem besseren Nachfrage-Momentum) und Rada, die am 9. Februar mit besser als erwarteten Zahlen, bei einer angeschlagenen Charttechnik überraschen konnte.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.

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