Anlagetrend Digitalisierung: die Zukunft von Disney (DIS) und Unity (U) - eine Kaufgelegenheit?

Liebe Leser,

vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen, Konflikte, einer wachsenden Inflation und intensiveren Gesprächen rund um eine mögliche Rezession, die die westliche Welt schon bald treffen könnte, ist es leicht zu vergessen, dass wir schon heute in einem Digitalen Zeitalter leben. Immer mehr Lebensbereiche sowohl privat als auch beruflich werden immer mehr digitalisiert und gesellschaftlich akzeptiert, weil sie ganz einfach bequem sind und Mehrwert bieten. Was in diesem Fall jedoch viel wichtiger ist, wäre die Entstehung einer digitalen Ökonomie. Und so sehen wir nun, wie die aufkommende Digitalisierung selbst die BigCaps dazu zwingt, eigene gutfunktionierende Geschäftsmodelle zu verändern und durch digitale Produkte zu vervollständigen. Gleichzeitig kommen immer mehr neue junge Firmen auf den Markt und locken mit einem atemberaubenden Wachstumstempo.

Im heutigen Update geht es um zwei Konzerne, die sehr unterschiedlich sind. Beide locken jedoch mit sehr schönen, aber v.a. plausiblen Wachstumsperspektiven, was beim aktuellen Kursverfalls ein sehr schönes CRV bietet. Als eine lukrative Einstiegschance würde ich die derzeitige Moment-Situation zwar nicht bezeichnen, ihre Wachstumsstory muss man dennoch kennen. Legen wir also los.
Den Anfang macht heute der Entertainment-Konzern Disney (DIS). Das Unternehmen ist ja ein BigCap, der es endlich erkannt hat, dass die Zeit gekommen ist, immer digitaler zu werden und so wurde das breite Streaming-TV-Angebot geboren. Dabei rationalisiert das Medienunternehmen nun seine Strategie zur Förderung des Streaming-Fernsehens, was Disney einen ernsthaften Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen könnte. Und das ist die Story, die wir heute explizit ansprechen werden.

Walt Disney besitzt ja gleich mehrere verschiedene Streaming-Service-Plattformen. So bietet Hulu den Abonnenten hauptsächlich TV-Serien an; ESPN+ konzentriert sich auf Sportinhalte, während Disney+ eine riesige Sammlung alter und neuer Filme, Serien beliebter Franchisen wie Pixar, Star Wars, Marvel enthält. Grob gesagt, sitzt das Unternehmen auf einem mega-großen Film-, Serien- und Zeichentrick-Content-Berg, der nun dank dem digitalen Zeitalter digitalisiert und entsprechend monetisiert wird. Dabei besteht hier die Möglichkeit das gesamte Angebot sowohl einzeln über verschiedene Streaming-Plattformen als auch in einem etwas günstigeren Gesamtpaket anzubieten. Und genau im gebündelten Produktangebot scheint das große Geld versteckt zu sein.

Ein solches Angebot kann u. U. sehr populär und erfolgreich werden, da jeder Streaming-Channel von Disney sehr unterschiedliche Inhalte für sehr viele Geschmack- und Interessenrichtungen bietet. Und zu diesem Zeitpunkt muss Disney wohl noch keine Konkurrenz im Sinne des Content-Angebots fürchten. Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab, dass Abonnenten tendenziell eine hohe Loyalität bei den Services zeigen, die sie für unverzichtbar halten. Im Falle des Musik-Streaming-Services Spotify (SPOT) halten beispielsweise ganze 75 % der der Nutzer diese App für ein absolutes Muss.

Im Fall von Disney ist die Situation ähnlich. Denn der Konzern bietet Entertainment sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche. Hier findet man also nicht nur moderne Blockbuster-Filme, sondern auch eine Menge von Zeichentricks. Und gerade für Familien mit Kindern ist Disney+ ein richtiges Muss, was die Nutzer-Loyalität gleich für mehrere Jahre garantiert. Interessant ist in dieser Hinsicht auch die neue Strategie,- verschiedene Content-Angebote in Pakete zu schnurren. Das kombinierte Angebot wird dabei den Abonnenten einen höheren Wert bieten und gleichzeitig die Loyalität erhöhen, sodass man zweimal überlegen wird, bevor man DIS-Abo tatsächlich kündigt. Und dies ist im Streaming-TV-Segment derzeit ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Seit der Start von Disney+ hat der Konzern die Möglichkeit eines Paket-Angebots lediglich in den USA verkauft. Gleichzeitig gewährte man den Benutzern einen signifikanten Rabatt, was zum schnellen Wachstum der Kundenbasis beigetragen hat. In diesem Jahr wird Disney+ auf 42 weitere Länder expandieren. Damit erhöht sich ihre Gesamtzahl auf mehr als 100. Und das ist ein riesiger adressierbarer Markt. Das einzige Problem, was in dieser Hinsicht weiter ungelöst bleibt, betrifft derzeit Stream-TV-Plattformen ESPN+ und Hulu.

Diese sind immer noch weitgehend nur in den USA verfügbar. Wenn also Disney auch diese Plattformen auf andere Märkte wie Europa und Asien ausweiten kann, wird man in der Lage sein, mehr Kunden zu gewinnen. Die Einführung eines internationalen Content-Angebot-Pakets, der Disney +, Hulu und ESPN+ miteinschließen würde, wäre dann nur noch eine Frage der Zeit. Doch genau damit wird der Konzern die Wettbewerbsfähigkeit seines Produkts gegenüber anderen Streaming-Diensten erhöhen; neue Abonnenten hinzugewinnen als auch neue Umsatzquellen im Ausland besser anzapfen können.

Bis es aber so weit ist, muss man abwarten, wie das Unternehmen die aktuell schwierige Situation rund um Erlebnisparks etc. vor dem Hintergrund der weiterhin andauernden COVID-Pandemie und der angelaufenen wirtschaftlichen Krise, einer steigenden Inflation und geopolitischen Spannungen meistern wird.

 

Die Nummer zwei ist heute die stark angeschlagene Aktie von Unity Software (U). Der Konzern befindet sich derzeit in einer Reorganisationsphase und wird daher gleich 4 % seiner Belegschaft, also mindestens 200 Mitarbeiter entlassen. Kotaku berichtete als erster über die Entlassungen und sagte, dass jeder Teil des Unternehmens betroffen sei, die Entlassungen sich jedoch auf die KI- und Engineering-Abteilungen konzentrierten. Unity hat außerdem einen Einstellungsstopp für alle Abteilungen erlassen. Diese Meldung behalten wir zunächst im Hinterkopf.

Gleichzeitig erwartet Unity langfristig ein zweistelliges Umsatzwachstum. Luis Visoso, - der Konzern-CEO, sagte, dass sein Unternehmen wahrscheinlich in der Lage sein wird, das Umsatzwachstum von mindestens 30 % pro Jahr für lange Zeit aufrechtzuerhalten. Und diese Nachricht hat auch bei mir für gewisse Aufmerksamkeit gesorgt. An dieser Stelle muss man aber sofort anmerken, dass ein solches Wachstum für junge Tech-Unternehmen keine Seltenheit ist, aber langfristige Umsatzsteigerungen in der, von dem CEO angepeilten Rate, halte ich zu diesem Zeitpunkt für unwahrscheinlich. Und so kommen wir zu der ersten Meldung über die Entlassungen zurück.

Unitys Fokus liegt derzeit auf der Entwicklung von Metavers-Technologien. Das Herzstück des Geschäfts von Unity ist eine Game-Software-Engine zur Erstellung von 3D-Grafiken. So hat das Unternehmen beispielsweise eine Lösung, um Gebäudepläne in dreidimensionale Modelle für Virtual Reality (VR) zu verwandeln etc. Darüber hinaus verfügt Unity über Tools zum Erstellen von Videospielen und VR-Anwendungen. Schon jetzt sind alle Tools gefragt und Ende des letzten Jahres profitierte der Konzern u. a. von einer sehr starken Nachfrage nach VR-Brillen Oculus Quest 2. Und daher ist, vom CEO-Standpunkt aus, die Annahme zulässig, dass selbst, wenn Metavers-Initiative keine schnellen Umsätze und Gewinne abwerfen wird, werden Videospiele und VR-Apps als neuer Zielmarkt bestehen bleiben.

Doch genau hier (Gaming-Segment) sehe ich für Unity ein sehr großes Problem. Wie wir es bereits erklärt haben, ist Unity nur der Entwickler einer Game-Software-Engine, die für die Erschaffung von Videospielen benutzt wird. Der große Nachteil von Unity ist aber die Tatsache, dass der Konzern kein Game-Entwickler ist. D. h. die Unity-Entwickler kommen mit den tatsächlichen Problemen und Herausforderungen der modernen Game-Entwicklung nicht in Berührung. Es ist so, als ob ein Top-Ingenieur seinen eigenen Automotor baut, aber ihn nie in seinen eigenen verschiedenen Fahrzeugen testet. Die Optimierung erfolgt ja nur dann, wenn die Game-Entwickler, die Unity-Engine benutzen Unity Software aktiv danach fragen.  

Und an dieser Stelle kommt für Unity eine sehr große Bedrohung ins Spiel, weswegen ich dem angekündigten starken langfristigen Wachstum tatsächlich mit großer Skepsis begegne. Ihr Name ist Epic Games. Denn Epic Games ist ein Game-Entwickler, der mit seinem Megaerfolg Fortnite ein sehr gutes Testgelände u.a. für verschiedene Game-Engins bietet. Und ja, Epic hat neben Fortnite es tatsächlich geschafft, eine sehr gute Unreal Engine 5 zu entwickeln, die sehr gute CVhancen hat, neue Maßstäbe bei der Spielentwicklung zu setzen. Dabei wird diese Software durch den Entwickler selbst kontinuierlich verbessert, erweitert und optimiert, und schon bald den Game-Entwicklern weltweit zur Verfügung gestellt. Und in meinen Augen dürfte Unreal Engine 5 deutlich mehrere Möglichkeiten für die Spielentwicklung als die aktuelle Unity Engine bieten.

Und so wäre es möglich, dass Unity in den kommenden Jahren seine Marktanteile im Gaming-Markt Stück für Stück verlieren wird.

In dieser Hinsicht wäre es interessant zu beobachten, ob Unity den Vorstoß im Auto-Markt schaffen wird. Multimediale Schnittstellen im Auto werden ja immer komplexer, und in Zukunft werden neue AR-Anwendungen sowie Anwendungen für Roboterautos erwartet, die die Funktionen von Unterhaltungszentren und mobilen Büros übernehmen.

Metaverse und Smart-/Connected Cars können also langfristig das Umsatzwachstum im Segment der kreativen Lösungen von Unity vorantreiben. Jetzt bringt diese Sparte rund 26 % des Gesamtumsatzes und hat wohl nicht nur das größte Wachstumspotenzial, sondern auch die Fähigkeit, die möglich kommende Schwäche des Gaming-Segments auszugleichen. Genaueres dazu werden wir schon bald aus den neuen Quartalsberichten erfahren, doch bis dahin bleibt die Unity-Aktie eher ein spekulativer Rebound- als ein langjähriger Investment-Kandidat interessant.

Was mit Unity Story-technisch im BestCase gespielt wird, ist eben die zunehmende Menge von hochqualitativen Digitalen Content-Produkten, wie Videospiele, Animationen, Grafik-Filme etc. Die Lösungen des Unternehmens helfen den Entwicklern, interaktive 2D- und 3D-Inhalte in Realtime zu erstellen, auszuführen und zu monetarisieren. Dabei bietet die Plattform eine Vielzahl von Tools und fertigen Instrumenten, mit denen sich z. B. Rendering, Grafiken, Animationen, Sound und benutzerdefinierte Tools problemlos und richtig schnell erstellen lassen. Benutzer können Bilder, Texturen, Sounds ganz einfach in den Arbeitsbereich ziehen, wo sie ihre Szenen mit Objekten wie dreidimensionalen Zeichen, Gebäuden, Autos usw. füllen können. Der Editor ist auf Windows, Mac, iOS, Android, PlayStation, Xbox, Nintendo Switch und anderen führenden Plattformen verfügbar, was für eine sehr große Reichweite sorgt.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

 

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.

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