Anlagetrend Öl-Stocks: der Fokus auf US-Raffinerien erwies sich als GOLD-richtig!

Liebe Leser,

im März 2022 stellten wir eine These auf, dass US-Raffinerien vor der neuen Aufschwung-Phase stehen. Und diese Annahme erwies sich als Gold-richtig, wobei einige Stocks wie z. B. Marathon Petroleum (MPC), Valero Energy (VLO) etc. sehr schön auf neue Hochs gelaufen sind. Dabei bleibt die allgemeine Story weiterhin intakt. Sie basiert auf der Annahme, dass der laufende Ukraine-Konflikt das globale geopolitische und wirtschaftliche Gleichgewicht gestört hat, und wird in den kommenden Jahren zur enormen Umverteilung und Neuordnung der Handelsgüter- und Kapitalströme führen.

Massive Sanktionen gegen die Russische Föderation in Kombination mit der enormen Abhängigkeit des Westens und v. A. der EU von russischen Rohstoffen werden dazu führen, dass man mit dem dynamischen Ausbau der heimischen Produktion v.A. in den USA anfangen wird, um dieser kritischen Abhängigkeit zu entkommen. Bis es aber so weit ist, werden sich verschiedene US-Energie-Unternehmen so lange trotzen, ihre Produktion hochzufahren, bis sie eine Kompromissentscheidung mit der US-amerikanischen Regierung aushandeln.

Grund dafür ist der kapitalistische Grund-Gedanke. Denn eine rasche Produktionserhöhung ist nicht in ihrem Interesse. Sie würde dazu führen, dass sowohl der Öl- als auch Gaspreis sinken, was ihre Gewinne gefährden würde. Und derzeit befindet sich die gesamte US-amerikanische Öl-Industrie dank dem höheren Öl-Preis im Aufwind, da sie mit der gleichen Produktionsmenge wie früher enorm höhere Margen einfahren kann. US-amerikanische Ölraffinerien verdienen wieder sehr gutes Geld und diese Tendenz ist nicht temporär, dies bestätigen mittlerweile auch aktuellen Meldungen.

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https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US20825C1045/LS/conocophillips/aktien-19050-21122-21779-20967-341179-63980-21315-1010173-2353660-2379625-64224-21498-21116-5284618-402062-22243-14573407

Marathon Petroleum (MCP), dessen Aktie bereits ein neues Allzeithoch markierte, gab zuletzt bekannt, dass seine Raffinerie- und Marketingsparte ein Segmentergebnis (Net Income from Operations) von 4,6 Mrd. USD erwirtschaftete - neunmal so viel wie im Vorjahr. Was die Zahlen angeht, die das Unternehmen für das abgelaufene Quartal gemeldet hat, so stieg der Q3-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 44,8 % auf 47,24 Mrd. USD (Konsens: 41,37 Mrd. USD). Das EPS stieg dementsprechend von 0,73 USD in Q3/21 auf unglaubliche 7,81 USD je Aktie und lag ebenfalls über dem Konsenswert von 6,95 USD. "Die Marktnachfrage nach unseren Produkten bleibt stark, und unsere Ergebnisse für das dritte Quartal spiegeln unsere Verbesserung der operativen und kommerziellen Umsetzung wider", sagte MPC-Präsident und -CEO Michael Hennigan. "Wir haben unsere Aktienrückkaufverpflichtung in Höhe von 15 Mrd. USD abgeschlossen und eine Erhöhung unserer vierteljährlichen Dividende von rund 30 % angekündigt", so weiter in der Mitteilung, was zuversichtlich stimmt.

Der Konzern ist zusammen mit seinen Tochtergesellschaften hauptsächlich in den Vereinigten Staaten in zwei Segmenten tätig, - Refining & Marketing und Midstream tätig. Das Segment Refining & Marketing raffiniert Rohöl und andere Rohstoffe in seinen Raffinerien an der US-Golfküste, auf dem Kontinent und an der Westküste der Vereinigten Staaten; Gleichzeitig kauft man raffinierte Produkte und Ethanol für den Wiederverkauf. Zu den raffinierten Produkten gehören Kraftstoffe wie Benzine und Benzinmischungen, aber auch Schweröl und Asphalt. Dieses Segment stellt auch Aromaten, Propan, Propylen und Schwefel her. Es verkauft raffinierte Produkte an Großhandelsmarketingkunden in den Vereinigten Staaten und international.

Das Midstream-Segment transportiert, lagert, vertreibt und vermarktet Rohöl und raffinierte Produkte durch Raffinationslogistikanlagen, Pipelines, Terminals, Schleppboote und Lastkähne. Gleichzeitig sammelt man, verarbeitet und transportiert Erdgas. Wie man also sehr gut sehen kann, ist der Konzern genau in der richtigen Nische positioniert, um vom globalen Trend rund um hohe Energiepreise so richtig stark zu profitieren. Anzumerken bleibt hier lediglich die Tatsache, dass konservative Anleger in diesem Fall eher über eine partielle Gewinnmitnahme nachdenken sollten, da die Aktie seit März 2022 einfach phänomenal gut gelaufen ist.



Der Top-Stock Nummer zwei ist Valero Energy (VLO). Auch Valero verzeichnete im dritten Quartal einen Anstieg des Nettogewinns von 500 Mio. USD in Q3/21 auf 2,9 Mrd. USD. An dieser Stelle muss man anmerken, dass die Margen seit dem Rekord in Q2 zwar etwas gesunken sind, liegen dennoch weiterhin weit über dem Niveau von vor der COVID-Pandemie, was dem Konzern sehr schöne Gewinne beschert. Der Bruttogewinn von Marathon, für das 3. Quartal hat sich bspw. im Jahresvergleich auf 30,21 USD pro Barrel mehr als verdoppelt. Ähnlich ist auch die Situation bei Valero, wobei die Marge sich im Vergleich zum Vorjahreswert von etwa 11 USD pro Barrel auf 21,34 USD pro Barrel ebenfalls mehr als verdoppelte.

Was die restlichen VLO-Zahlen für das dritte Quartal angeht, so stieg der Q3-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 50,6 % auf 44,45 Mrd. USD (Konsens: 43,26 Mrd. USD). Das EPS erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 1,33 USD in Q3/21 auf 7,14 USD und lag damit ebenfalls über den erwarteten 6,84 USD. Der Konzern-CEO zeigte sich mit der Entwicklung zufrieden und gab bekannt, dass man sich auch weiterhin auf die Output-Maximierung fokussieren wird, um das günstige Nachfrage-Momentum noch besser auszunutzen. Das Projekt Port Arthur Coker, das die Durchsatzkapazität der Raffinerie erhöhen und gleichzeitig die Turnaround-Effizienz verbessern soll, wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2023 abgeschlossen sein.

Das Green-Energy-DGD-Projekt neben der Raffinerie Port Arthur, das voraussichtlich über eine Green-Diesel-Produktionskapazität von 470 Millionen Gallonen pro Jahr verfügen wird, befindet sich derzeit im Anlaufstadium und wird voraussichtlich im November in Betrieb gehen. Es wird erwartet, dass die gesamte jährliche DGD-Produktionskapazität bei Aufnahme des Betriebs schließlich auf etwa 1,2 Milliarden Gallonen des erneuerbaren Diesels und 50 Millionen Gallonen der erneuerbaren Naphtha steigen wird. Dazu erwartet man, dass das Kohlenstoffsequestrierungsprojekt (Entwicklung eines Pipelinesystems zur Kohlenstoffabscheidung im industriellen Maßstab (CCS)) in Zusammenarbeit mit BlackRock und Navigator voraussichtlich Ende 2024 beginnen wird. Valero erwartet, der Ankerverlader zu sein, wobei acht seiner Ethanolanlagen an dieses neue System angeschlossen werden und anfangen, ein Ethanolprodukt mit geringerer Kohlenstoffintensität zu produzieren, was letztendlich zu einer höheren Produktmarge führen sollte. Wie man also sehen kann, bemüht sich VLO zugleich um den Aufbau eines zukunftsträchtigen Green-Energy-Fundaments, womit man womöglich neue und höhermargige Umsatznischen außerhalb des klassischen Raffinerie-Geschäfts erschließen wird.



Abschließend bleibt es zu erwähnen, dass US-Raffinerien trotz der massiven Kritik aus dem Weißen Haus über hohe Kraftstoffpreise weiter auf Hochtouren laufen und sich von der aktuellen Firmenpolitik (Gewinnmaximierung) nicht abbringen lassen.

Die Auslastung von Marathon und Valero lag im Quartal bei 98 % bzw. 95 %. Und sie haben weiterhin sowohl den Nachfrage-, als auch Produktion-bedingten Rückenwind, der zu ihren Gunsten arbeitet. Einer der wichtigsten Faktoren ist die Tatsache, dass der Gaspreis in den USA deutlich kleiner als in Europa ist. Und so ist man in der Lage, die Produktionskosten auf einem niedrigen Niveau zu halten. Und obwohl der bis jetzt warmer Start, in den die aktuelle Herbst-Winter-Saison dazu beigetragen hat, dass die Erdgaspreise von ihren Höchstständen in Europa gesunken sind, ist der niederländische Referenzpreis bspw. immer noch etwa sechsmal so hoch wie der in den USA. Und so bleibt die Marge der US-Raffinerien weiter Hoch.

Einen positiven Effekt hat man aber auch zugleich vom gesunkenen Preis für das sog. schwere Sour Oil (Schwefelhaltiges Öl), für das viele US-Raffinerien ihr Betrieb ebenfalls optimiert haben. Das liegt zum Teil daran, dass die massiven Sanktionen gegen die Russische Föderation zu einer Umverteilung geführt haben: Indische und chinesische Raffinerien verbrauchen nun sehr stark günstiges Uralöl aus der RF, das man mit einem enormen Rabat kauft, anstelle anderer schwerer Sorten. Und so fließt nun Mars-Öl und schweres kanadisches Rohöl verstärkt Richtung der US-Golfküste. Mars ist eine saure Rohölsorte, die direkt in den USA produziert wird. Und so ist man im Fall von US-Raffinerien weiter auf dem Pferd.

Zukunftstechnisch lässt sich im Anschluss schlussfolgern, dass die kurzfristigen Aussichten für US-Raffinerien trotz einer drohenden Rezession in den USA gut sind. Gary Simmons, Chief Commercial Officer bei Valero, sagte zuletzt, dass die Nachfrage nach Erdölprodukten in früheren Rezessionsperioden doppelt so hart getroffen wurde wie das Bruttoinlandsprodukt. Er stellte jedoch fest, dass zwei "einzigartige Momentum-Faktoren" die Kraftstoffnachfrage kurz- bis mittelfristig stützen werden. Erstens erholt sich die Nachfrage nach Kerosin. Die Zahlen der U.S. Energy Information Administration zeigen, dass die Nachfrage nach Kerosin in den USA nur 19 % niedriger ist als im Jahr 2019. Und sie erholt sich weiter, trotzt einer negativen Wirtschaftsentwicklung.

Zweitens soll sich die chinesische Ölnachfrage, die um ein Fünftel gesunken ist, erholen, sobald das Land die Pandemie überwunden hat, was früher oder später sowieso auf eine oder andere Weise passieren wird. Michael Hennigan, Chief Executive von Marathon, erinnerte die Investoren beim letzten Conference Call daran, dass in den letzten Jahren weltweit rund 4 Millionen Barrel Raffineriekapazität pro Tag stillgelegt wurden. Der kommende Winter sollte in diesem Fall weiterhin unterstützend wirken, da die Nachfrage nach Destillaten tendenziell (saisonal) im Winter steigt. Grund dafür ist auch die momentane Entwicklung in Europa und im Nordosten der USA, die im Eiltempo vom teurem Erdgas auf Heizöl umsteigen. Dabei waren die US-Diesellagerbestände für Oktober laut EIA-Daten die niedrigsten in diesem Monat seit dem Jahr 1951 und lagen etwa ein Fünftel unter dem Fünfjahresdurchschnitt.

Und somit scheint die im März aufgestellte Haupt-These sich weiter zu bestätigen. Die US-Raffinerien scheinen weiterhin sehr gut aufgestellt und gerüstet zu sein, um vom günstigen Momentum auch Richtung 2023+ weiter zu profitieren!

Abschließend ist es zu erwähnen, dass sich der Raffinerien-Trend auch über die Aktien wie HF Sinclar, etc. spielen lässt. Die Grundannahme bleibt überall gleich.

Was uns angeht, so favorisieren wir vor dem Hintergrund einer langfristigen investment-These weiterhin die Aktien großkapitalisierter Big-Player wie Phillips 66 (PSX) und Valero Energy (VLO). Risikofreudige Trader sollten dabei eher Richtung PBF Energy, HF Sinclar, Marathon Petroleum etc. schauen.

Denjenigen, die seit März die US-Raffinerie-Rally-Phase mitgemacht haben, raten wir auf neuen Allzeithochs partielle Gewinne zu realisieren, da Top-Stocks mittlerweile wirklich gut gelaufen sind und das Risiko einer charttechnischen Korrektur deutlich höher geworden ist. Sonst…

Viel Erfolg und Bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.

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