Bullenmarkt-Pate Ed Yardeni: Trumps-Steuerpläne lassen die US-Gewinne abheben und die Kurse steigen

Bildherkunft: Fotolia: #122567072
Dem laufenden Bullenmarkt, der im März 2009 begonnen hat, stand Ed Yardeni erfolgreich Pate. Deshalb macht es Mut, dass sich der Gründer von Yardeni Research jetzt erneut mit einer sehr konstruktiven Einschätzung zu Wort gemeldet hat. Der Anlage-Stratege hat nicht nur sein Kursziel für US-Aktien erhöht, sondern auch deutlich die Gewinnschätzungen nach oben geschraubt.

Wie das momentan so oft der Fall ist, dient auch hier mit Donald Trump der Name des designierten US-Präsidenten als Anlass für die Neueinschätzung. Laut Yardeni und seinem Analystenteam werde von der von Trump geplanten Senkung der Unternehmensbesteuerung kräftig Rückenwind auf die Gewinne ausgehen. Voraussetzung ist aber natürlich eine Absegnung durch den Kongress.

Yardeni geht irgendwann im Verlauf des kommenden Jahres von einer Senkung des Steuersatzes von 35 % auf 15 % aus. Von den Plänen von Trump dürfte die Reduzierung der Unternehmensbesteuerung die größte Chance auf eine Verwirklichung haben, heißt es. Auf Basis der Annahme einer Wirksamkeit bereits für das Geschäftsjahr 2017 erhöht Yardeni die Gewinnschätzungen für den S&P 500 Index von 129 Dollar auf 142 Dollar je Aktie. Das ist eine Vorgabe, die um zehn Dollar über dem Analystenkonsens liegt. Mit der Prognose für 2018 geht es gleichzeitig von 136,75 Dollar auf 150 Dollar nach oben. Nachdem die Unternehmensgewinne in diesem Jahr praktisch stagnierten, sieht es bei einer erwarteten Zuwachsrate von 19,8 % für 2017 deutlich dynamischer aus. 2018 soll es dann ein weiteres Plus von 5,6 % geben. Konsequenterweise hebt Yardeni auch die 2017er-Prognose für den S&P 500 Index von 2.300-2.400 Punkte auf 2.400-2.500 Zähler an.

S&P 500 Index: Operative Gewinne je Aktie und Vorhersagen von Yardeni Research

s1

S&P 500 Index-Entwicklung und Vorhersagen von Yardeni Research

s2


Analysten agieren noch zögerlich


Aus Sicht von Yardeni spiegelt der steile Anstieg der Aktienkurs seit dem Wahlsieg von Trump die bei den Anlegern um sich greifende Erkenntnis wider, wonach durch Unternehmensgewinne durch die niedrigeren Steuern einen großen und dauerhaften Schub erhalten. Auch die ebenfalls versprochene Rückführung der Regulierungen sollte den Ergebnissen ebenfalls auf die Sprünge helfen, wobei die Folgen daraus derzeit noch schwer zu schätzen seien. Die geschätzten KGVs seien deswegen deutlich gestiegen, weil die Marktteilnehmer von demnächst deutlich steigenden Gewinnschätzungen ausgingen. Sobald es dazu komme, würden die Bewertungsrelationen wieder etwas sinken oder zumindest nicht mehr weiter anziehen, heißt es. Dadurch wäre dann auch die durch Trump ausgelöste Kursrally zu rechtfertigen. Würden außerdem auch noch die persönlichen Einkommensteuern gesenkt, dann wäre das eine zusätzliche Stütze für Umsätze und Gewinn.

Branchenanalysten und andere Aktienstrategen hätten sich bisher mit der Erhöhung der Gewinnschätzungen noch zurückgehalten, weil sie erst definitiv den Einzug des neuen Präsidenten in das Weise Haus sehen möchten. Bis dahin habe man dann ein besseres Verständnis dafür entwickelt, was in den ersten 100 Tagen der Amtszeit tatsächlich zu erwarten sei.

Yardeni selbst wollte aber so lange nicht schlagen. Stattdessen schlägt er sich auf Seiten des Marktes und er setzt ebenfalls auf bedeutende Veränderungen. Diese dürften sich voraussichtlich positiv auf Volkswirtschaft, Geschäfte, Gewinne und Aktienkurse auswirken. Die Konsenserwartung der Industrieanalysten hänge verglichen damit derzeit noch zurück. Bis jetzt hätten sich die Schätzungen für die Quartalsergebnisse im kommenden Jahr jedenfalls kaum verändert. Das bedeutet, die Prognosen sehen Zuwächse bei den Unternehmensgewinne von 13,7 5, 10,5 %, 9,7 % und 14,5 % für die Quartal eins bis vier vor. Absolut betrachtet bewegten sich die Gewinnprognosen derzeit bei 132,63 Dollar für 2017 und bei 148,16 Dollar für 2018. Damit würden Zuwachsraten von 12,2 % und von 11,7 % unterstellt. Sobald die Analystenherde das Gefühl haben, genug über die Steuerpläne zu wissen, dürften die Schätzungen für die Gewinnspannen deutlich steigen. Erste Bewegung in diese Richtung sei bei den S&P 400 MidCaps Index-Vertretern bereits zu beobachten, nicht aber bei den SmallCaps und bei den LargeCaps, so Yardeni.

S&P 500 Index: Konsens-Quartals-Gewinnschätzungen je Aktie für 2017 im Jahresvergleich

s3

Quelle: Thomson Reuters I/B/E/S, Yardeni.com

S&P 500 Index: Operative Konsens-Gewinnschätzungen je Aktie

s4


Wichtig: Was passiert mit den Zinsen und dem Dollar


Vor den Hintergrund erläutert der Investment-Stratege, dass sich der Durchschnitts-Steuersatz 2015 bei 27,5 Prozent bewegt habe. Im vergangenen Jahrzehnt hätten die Gewinne nach und nach von fallenden Zinskosten und Aktienrückkäufen profitiert. Eine Steuersenkung wäre aber gleichbedeutend mit einem sofortigen und dauerhaften Impuls. Legt man für eine Berechnung den erwähnten Vorjahres-Durchschnittssatz von 27,5 % zu Grunde, dann würde jeder Prozentpunkt, um den die Unternehmenssteuern sinken, einen Gewinnbeitrag von 1,82 Dollar für die Gewinnschätzungen für 2017 nach sich ziehen. Bei einer Reduktion von zehn Prozentpunkten wäre der positive Ergebnisbeitrag demnach gut 18 Dollar. Deutlich machen will Yardeni mit dieser Berechnung, dass die Auswirkungen der geplanten Steuersenkungen signifikant seien und den S&P 500-Index noch weiter antreiben könnten.

S&P 500 Index : Entwicklung des effektiven Steuersatzes für Unternehmen

s5

Mit Blick auf die Gewinne der US-Unternehmen weist Yardeni allerdings auch darauf hin, dass steigende Zinsen und ein noch stärkerer Dollar belasten könnten. So gesehen wäre die Politik von Trump nicht ideal für die Firmengewinne. Die Renditen für Unternehmensanleihen seien seit Anfang Juli jedenfalls bereits um 80 Basispunkte gestiegen und der handelsgewichtete Dollar notiere verglichen mit Juli 2014 um 24 % höher.

s6

Zu beachten sei außerdem, dass Trump beabsichtige, jene Gesellschaften zu bestrafen, die Produkte im Ausland herstellen und dann in den USA verkaufen. Diesen Unternehmen drohten beim Import in die USA höhere Steuern. Wie das Ganze genau aussehen könnte, sei derzeit noch offen. Trump habe früher aber einmal einen Steuersatz von 35 % ins Spiel gebracht. Nicht wenige Beobachter gehen aber davon aus, dass die Republikaner versuchen werden, diese Idee von Trump zu entschärfen. Selbst wenn es so komme, bleibe aber abzuwarten, wie sich die am Ende gefundene Lösung letztlich auswirken werde.


Hinweis:
Verfolgen Sie die Entwicklung der Aktienmärkte täglich Live in Realtime auf dem TraderFox Trading-Desk. Im Live Trading berichten wir täglich von den spannendsten Entwicklungen an den Märkten und durchleuchten regelmäßig auch die aktuellen Bullen-Aktien.

-> Kostenlose Registrierung zum TraderFox Trading-Desk

-> TraderFox Live Trading bestellen
aktien Flatrate mit der Trader-Zeitung
3 Monate Laufzeit
147,- Euro
Alle Börsendienste von aktien
zu einem unschlagbar günstigen Preis