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Der Ewigkeitsfaktor: Worauf es bei der Aktienauswahl wirklich ankommt!
Liebe Leser,
die gedankliche Klarheit kommt oft erst beim Rückblick. Als ich im Jahr 1998 meine ersten Schritte an der Börse wagte, fehlte mir diese Klarheit. Ich begriff nicht worauf es bei der Aktienauswahl ankommt. Zwei Fehler machte ich besonders häufig:
Erstens unterlag ich häufig einer Wachstumsillusion. Ich kaufte Internetaktien, deren Vorstände tollkühne Welteroberungsgeschichten erzählten und lies mich kurzfristig von hohen Wachstumsraten blenden. Es machte damals durchaus Sinn, diese Aktien als Trendfolge-Trader aufzugreifen. Für ein Investment-Depot waren sie jedoch nicht geeignet.
Zweitens marschierte ich regelmäßig in die "Value-Trap". Das sind Aktien, die günstig aussehen, weil sie mit niedrigen KGVs bewertet werden oder unter ihrem Buchwert notieren. In Wahrheit sind es aber oft schlechte Firmen, die Schwierigkeiten haben sich im Wettbewerb zu behaupten. Vor allem zu Zeiten des Neuen Marktes kaufte ich damals viele Verliereraktien, die unten liegen geblieben waren und günstig aussahen.
Heute weiß ich worauf es beim Investieren ankommt. Es gibt ein Kriterium, das alle anderen Kriterien an Wichtigkeit und Notwendigkeit übertrifft.
Der Ewigkeitsfaktor. Kann ich davon ausgehen, dass die Firma, in die ich heute investiere, für immer und ewig Bestand haben wird? Das ist für Investoren die wichtigste aller Fragen. Natürlich ist es nicht immer einfach, diese Frage gut zu beantworten. Die fundamentale Analyse von Wettbewerbsdynamiken ist eine Disziplin, in der jeder glaubt gut zu sein, aber die wenigsten sind es.
Die gute langfristig Rendite von Aktien ist darin begründet, dass Firmen tagtäglich mit dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen Geld verdienen. Als Aktionär verdiene ich mit. Sobald man auf Sicht von Dekaden denkt und sich gedanklich 50 Jahre in die Zukunft katapultiert, ist es geradezu offensichtlich, dass diejenigen Investments gute Renditen werden eingefahren haben, die auf Sicht von heute in 40 Jahren immer noch am Markt sind und Geschäfte machen.
Oft zeichnet sich schon ab, dass eine Firma vor einer turbulenten Zukunft steht. Ich investiere zum Beispiel nicht in den Autosektor. Kein Mensch kann vorhersagen wie Mobilität in 20 Jahren aussehen wird. Vielleicht werden in jeder Großstadt nur noch 10.000 Roboterautos benötigt, die nach Anforderung sofort vor der Tür stehen. Das eigene Auto in der Garage wäre dann ein Auslaufmodell
Wenn ich mir heute eine Aktie in mein Investmentdepot lege, dann mit dem Ziel sie zu vererben. Wenn ich daran Zweifel habe, ob eine Firma in 30 Jahren noch existiert, kaufe ich lieber erst gar nicht.
Im Angesicht der Jahrzehnte verlieren fast alle anderen Auswahlkriterien beim Aktienkauf an Bedeutung. KGVs, Kursbuchwert-Verhältnisse, Dividenden-Renditen. Was bedeutet das schon, wenn ich langfristig denke. Das einzige was bleibt, ist die Frage ob eine Firma ihre marktführende Stellung verteidigen kann.
Lassen Sie sich hier bitte auf ein Gedankenexperiment ein. Welche Bedeutung hatte es wohl, ob Sie eine Apple-Aktie im Jahr 2003 oder 2004 gekauft haben? Ist es wichtig, ob Sie bei Walt Disney 1991 oder 1992 eingestiegen sind? Je länger die Zeit voranschreitet, desto bedeutungsloser werden alle Fragen rund um Markttiming, gute Einstiege und Bewertungen. Es verbleibt nur noch ein Kriterium, das Bedeutung hat: Der Ewigkeitsfaktor.
Vor einem halben Jahr kauften wir Autodesk für unser Realgeld-Musterdepot. Nun liegen wir +61 % im Plus. Wir klassifizierten Autodesk als sichere Firma, die entsprechend starke Wettbewerbsvorteile hat, so dass der Ewigkeitsfaktor erfüllt ist. Autodesk schreckte viele Börsianer ab. Es handelte sich um eine Softwarefirma mit marktführenden Produkten für CAD, Animation und Architektur. Die Umstellung von einem Lizenzmodell auf dein Cloud-Modell führt kurzfristig zu roten Zahlen.
Autodesk verkaufte seine Software-Suiten früher für tausende von Dollar. Anwender arbeiteten jahrelang mit der Software, ohne ein Produktupdate zu kaufen. Nun verlangt Autodesk eine monatliche Lizenzgebühr für die Nutzung seiner Softwarelösungen. Das führt kurzfristig zu negativen Ergebnissen, langfristig aber zu einem stabilen und sicheren Zahlungsstrom gleichmäßiger Einnahmen. Fast 3,2 Millionen Kunden haben die Cloud-Lizenzen von Autodesk bereits abonniert. Wer einmal den Zeitaufwand investiert hat, den Umgang mit der Software zu erlernen, wird kaum noch zu anderen Softwarelösungen greifen.
Autodesk kauften wir, weil die Aktie in unser Konzept von sicheren Anlagen passt. Wir praktizieren Quality-Investing. Wir kaufen Wettbewerbsvorteile. Das gibt uns auf lange Sicht die größtmögliche Sicherheit.
Firmen wie Autodesk oder Amazon, bei denen wir Wettbewerbsvorteile erkennen, ohne dass heute bereits hohe Gewinnmargen vorhanden sind, sind zugegeben eher die Ausnahme. Am häufigsten stoßen wir auf Wettbewerbsvorteile, indem wir softwaregestützt nach Firmen suchen, die gleichmäßiges Wachstum bei hoher Profitabilität zeigen.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
PS: Ich mache gerade die Schlussredaktion von aktien 14. Wir kaufen morgen, am Dienstag, eine weitere Aktie, die den Ewigkeitsfaktor unserer Meinung nach erfüllt.
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die gedankliche Klarheit kommt oft erst beim Rückblick. Als ich im Jahr 1998 meine ersten Schritte an der Börse wagte, fehlte mir diese Klarheit. Ich begriff nicht worauf es bei der Aktienauswahl ankommt. Zwei Fehler machte ich besonders häufig:
Erstens unterlag ich häufig einer Wachstumsillusion. Ich kaufte Internetaktien, deren Vorstände tollkühne Welteroberungsgeschichten erzählten und lies mich kurzfristig von hohen Wachstumsraten blenden. Es machte damals durchaus Sinn, diese Aktien als Trendfolge-Trader aufzugreifen. Für ein Investment-Depot waren sie jedoch nicht geeignet.
Zweitens marschierte ich regelmäßig in die "Value-Trap". Das sind Aktien, die günstig aussehen, weil sie mit niedrigen KGVs bewertet werden oder unter ihrem Buchwert notieren. In Wahrheit sind es aber oft schlechte Firmen, die Schwierigkeiten haben sich im Wettbewerb zu behaupten. Vor allem zu Zeiten des Neuen Marktes kaufte ich damals viele Verliereraktien, die unten liegen geblieben waren und günstig aussahen.
Heute weiß ich worauf es beim Investieren ankommt. Es gibt ein Kriterium, das alle anderen Kriterien an Wichtigkeit und Notwendigkeit übertrifft.
Der Ewigkeitsfaktor. Kann ich davon ausgehen, dass die Firma, in die ich heute investiere, für immer und ewig Bestand haben wird? Das ist für Investoren die wichtigste aller Fragen. Natürlich ist es nicht immer einfach, diese Frage gut zu beantworten. Die fundamentale Analyse von Wettbewerbsdynamiken ist eine Disziplin, in der jeder glaubt gut zu sein, aber die wenigsten sind es.
Die gute langfristig Rendite von Aktien ist darin begründet, dass Firmen tagtäglich mit dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen Geld verdienen. Als Aktionär verdiene ich mit. Sobald man auf Sicht von Dekaden denkt und sich gedanklich 50 Jahre in die Zukunft katapultiert, ist es geradezu offensichtlich, dass diejenigen Investments gute Renditen werden eingefahren haben, die auf Sicht von heute in 40 Jahren immer noch am Markt sind und Geschäfte machen.
Oft zeichnet sich schon ab, dass eine Firma vor einer turbulenten Zukunft steht. Ich investiere zum Beispiel nicht in den Autosektor. Kein Mensch kann vorhersagen wie Mobilität in 20 Jahren aussehen wird. Vielleicht werden in jeder Großstadt nur noch 10.000 Roboterautos benötigt, die nach Anforderung sofort vor der Tür stehen. Das eigene Auto in der Garage wäre dann ein Auslaufmodell
Wenn ich mir heute eine Aktie in mein Investmentdepot lege, dann mit dem Ziel sie zu vererben. Wenn ich daran Zweifel habe, ob eine Firma in 30 Jahren noch existiert, kaufe ich lieber erst gar nicht.
Im Angesicht der Jahrzehnte verlieren fast alle anderen Auswahlkriterien beim Aktienkauf an Bedeutung. KGVs, Kursbuchwert-Verhältnisse, Dividenden-Renditen. Was bedeutet das schon, wenn ich langfristig denke. Das einzige was bleibt, ist die Frage ob eine Firma ihre marktführende Stellung verteidigen kann.
Lassen Sie sich hier bitte auf ein Gedankenexperiment ein. Welche Bedeutung hatte es wohl, ob Sie eine Apple-Aktie im Jahr 2003 oder 2004 gekauft haben? Ist es wichtig, ob Sie bei Walt Disney 1991 oder 1992 eingestiegen sind? Je länger die Zeit voranschreitet, desto bedeutungsloser werden alle Fragen rund um Markttiming, gute Einstiege und Bewertungen. Es verbleibt nur noch ein Kriterium, das Bedeutung hat: Der Ewigkeitsfaktor.
Vor einem halben Jahr kauften wir Autodesk für unser Realgeld-Musterdepot. Nun liegen wir +61 % im Plus. Wir klassifizierten Autodesk als sichere Firma, die entsprechend starke Wettbewerbsvorteile hat, so dass der Ewigkeitsfaktor erfüllt ist. Autodesk schreckte viele Börsianer ab. Es handelte sich um eine Softwarefirma mit marktführenden Produkten für CAD, Animation und Architektur. Die Umstellung von einem Lizenzmodell auf dein Cloud-Modell führt kurzfristig zu roten Zahlen.
Autodesk verkaufte seine Software-Suiten früher für tausende von Dollar. Anwender arbeiteten jahrelang mit der Software, ohne ein Produktupdate zu kaufen. Nun verlangt Autodesk eine monatliche Lizenzgebühr für die Nutzung seiner Softwarelösungen. Das führt kurzfristig zu negativen Ergebnissen, langfristig aber zu einem stabilen und sicheren Zahlungsstrom gleichmäßiger Einnahmen. Fast 3,2 Millionen Kunden haben die Cloud-Lizenzen von Autodesk bereits abonniert. Wer einmal den Zeitaufwand investiert hat, den Umgang mit der Software zu erlernen, wird kaum noch zu anderen Softwarelösungen greifen.
Autodesk kauften wir, weil die Aktie in unser Konzept von sicheren Anlagen passt. Wir praktizieren Quality-Investing. Wir kaufen Wettbewerbsvorteile. Das gibt uns auf lange Sicht die größtmögliche Sicherheit.
Firmen wie Autodesk oder Amazon, bei denen wir Wettbewerbsvorteile erkennen, ohne dass heute bereits hohe Gewinnmargen vorhanden sind, sind zugegeben eher die Ausnahme. Am häufigsten stoßen wir auf Wettbewerbsvorteile, indem wir softwaregestützt nach Firmen suchen, die gleichmäßiges Wachstum bei hoher Profitabilität zeigen.
Viel Erfolg wünscht
Simon Betschinger
PS: Ich mache gerade die Schlussredaktion von aktien 14. Wir kaufen morgen, am Dienstag, eine weitere Aktie, die den Ewigkeitsfaktor unserer Meinung nach erfüllt.
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