MorphoSys landet endlich einen signifikanten Forschungserfolg – Die Analysten sehen bis zu 80 % Kurspotenzial
Wer als Anleger oder Trader den Höhenflug von MorphoSys in den Jahren 2012 bis Ende 2014 verpasste, der muss ohne Internetzugang auf Weltreise gewesen sein. Nach dem Ausbruch aus einer jahrelangen Seitwärtsrange konnte sich die TecDAX-Aktie in der Spitze mehr als vervierfachen. Doch Ende 2014 legte das Papier dann jäh den Rückwärtsgang ein und hatte bis zum Sommer 2016 rund 60 % der zuvor angehäuften Kursgewinne wieder abgegeben. Was war passiert?
MorphoSys galt und gilt eigentlich immer noch als eines der interessantesten und aussichtsreichsten Biotechunternehmen in Deutschland. Grund dafür ist eine weltweit führende Technologie im Bereich der humanen Antikörperforschung, die sog. HuCAL-Bibliothek. Hieraus speist MorphoSys die umfangreiche Forschungspipeline. Aktuell umfasst diese Pipeline rund 100 Medikamentenkandidaten. Bei den kostenintensiven Studien kooperiert MorphoSys oft mit namhaften Partnern. Und letztendlich waren es einige Fehlschläge bei Partnerprogrammen, die die Talfahrt einleitenden.
KurZ vor Weihnachten 2015 gab der Pharmariese Roche bekannt, dass er die laufende Phase 3-Studie SCarletRoAD des Wirkstoffs Gantenerumab in prodromalen Alzheimer-Patienten beenden werde. Branchenkenner wurden sicherlich nicht von diesem Schritt überrascht, denn jeder, der sich mit dieser heimtückischen Krankheit beschäftigt, weiß, dass die Alzheimer-Forschung eine echte Herausforderung darstellt und es wohl eines mittleren Wunders für einen Durchbruch bedarf.
Nach diesem ersten Rückschlag war die Beendigung der Zusammenarbeit zwischen MorphoSys und dem US-amerikanischen Konzern Celgene im März 2015 hingegen eine sehr, sehr unerfreuliche Nachricht. Mit dem Wirkstoff MOR202 waren viele Hoffnungen verknüpft. Selbst die Meldung, dass MorphoSys eine Phase 1/2a-Studie bei Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem multiplen Myelom auch ohne Celgene fortsetzen werde, konnte einen gravierenden Kurssturz nicht verhindern.
Zu Monatsbeginn konnte MorphoSys nun aber mit einem Paukenschlag aufwarten. Am 1. 10. gab MorphoSys positive Phase-3-Ergebnisse des Lizenznehmers Janssen für den Wirkstoffkandidaten Guselkumab bekannt und auf einmal könnte MorphoSys tatsächlich kurz davor sein, ein Pipelineprodukt zur Marktreife zu bringen. Guselkumab, ein Wirkstoff gegen Schuppenflechte, habe eine sehr hohe Wirksamkeit in der letzten Studienphase vor einer Marktzulassung gezeigt, schreibt BÖRSE ONLINE (Ausgabe 40-2016). Und nun könne alles ganz schnell gehen. Die Markteinführung des Mittels gegen Schuppenflechte könne noch in 2016 erfolgen. Das Umsatzpotenzial von Guselkumab dürfe im Milliardenbereich liegen. MorphoSys werde mit einer Erlösbeteiligung im mittleren einstelligen Prozentbereich an den Umsätzen beteiligt. Laut BÖRSE ONLINE sei der Titel selbst nach dem deutlichen Kursplus der letzten Handelstage daher weiter kaufenswert. BÖRSE ONLINE nennt ein Kursziel von 65 Euro.
Natürlich zieht ein Forschungserfolg dieser Signifikanz auch andere Analystenempfehlungen nach sich. Schon am Dienstag hat die Commerzbank ihr Kursziel für die Aktie nach der Meldung der Phase-3-Ergebnisse für Guselkumab von 57 auf 60 Euro angehoben, weil sich damit die Wahrscheinlichkeit einer Marktzulassung des Medikaments auf Basis eines MorphoSys-Antikörpers von 35 auf 75 % erhöht habe, so Analyst Daniel Wendorff.
Die Investmentbank Oddo Seydler ging noch einen Schritt weiter und hob das Kursziel von 60 auf 66 Euro an, gibt allerdings zu bedenken, dass erste Erlöse durch Lizenzgebühren erst 2018 generiert werden dürften.
Das höchste Kurspotenzial sieht aktuell jedoch der Analyst Gunnar Romer von der Deutschen Bank. Romer hob sein sowieso schon deutlich höher liegendes Kursziel von 78 auf 80 Euro an und betonte, dass das Biotechunternehmen der erstmaligen Zulassung eines Medikaments auf Basis eines Morphosys-Antikörpers mit den positiven Ergebnissen aus der zulassungsrelevanten Studie für Guselkumab einen großen Schritt näher gekommen sei.
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Bildherkunft: MorphoSys