Hedgefondstrader Turney Duff verdiente Millionen und verpulverte alles

Von Tim Schäfer
Wall Street Korrespondent

Es gibt jede Menge Top-Verdiener, die wenig übrig am Monatsende haben. Dann ist der Ferrari und die Golfmitgliedschaft wichtiger. Hinzu kommt der Hummer, Kaviar und das Kobe-Steak jede Woche. Das führt dazu, dass am Monatsende kein Geld übrig ist.

Wozu braucht jemand ein Haus mit Pool, wenn das Geld nicht reicht? Es ist immer dieser Drang: Großes Haus, teure Autos, Urlaube etc. Ich habe mit dem ehemaligen Hedgefonds-Trader Turney Duff gesprochen. Er verdiente zwei Millionen USD im Jahr. Ich fragte ihn, wie es sein kann, dass sein Geld weg ist. "Es gibt im Kern drei Gründe, warum das ganze Geld weg ist. Es war mein 1-Million-USD-Investment in eine Kette namens Fatburger, das ging alles verloren. Ich kaufte ein 2,1 Mio. USD teures Haus auf dem Höhepunkt des Immobilienmarktes im Mai 2007. Ich gab dann eine Menge Geld aus, um es zu renovieren. Das Haus war am Ende weniger wert als die Hypothek. Der dritte Grund war mein klischeeartiger verschwenderischer Lebensstil, den ich zehn Jahre hatte." Über seine Eskapaden schrieb er ein Buch.

Heute wohnt Duff bescheiden in einem Vorort von New York im Erdgeschoß eines Mehrfamilienhauses zur Miete. Er arbeitet heute als Gastredner und Autor. Duff ist ein typischer Fall: Hoher Verdienst, aber nichts gespart. Er flog mit Helikopter herum, wenn ihm die Autofahrt zu stressig war. Er fuhr mit dem Schnellboot zum Angeln. Er charterte eine Yacht hin und wieder für jeweils 25.000 USD. Wenn er abends in Restaurants und Bars ging, floss das Geld wie Wasser weg. Nicht nur hatte er eine Villa mit Pool nahe am Strand in Long Island. Er residierte außerdem in einem Luxusappartement in Tribeca.

Der Niedergang von Duff zeigt Dir, dass Bodenständigkeit und Bescheidenheit wertvolle Tugenden sind, die Dich vor Dummheiten schützen. Wenn Du ein bequemes Finanzpolster aufbauen willst, fokussiere Dich auf die großen Kostenblöcke Haus, Auto, Urlaub. Hier wird oft zu viel Geld verpulvert. Wähle alles eine Nummer kleiner. Es gibt Dir später die Freiheit. Es ist es wert.

Ich habe lieber Vermögen als endlos Zeug im Haus. Was mir half, waren Zinseszins-Rechner im Internet. Wenn Du den Zinseszins anhand von ein paar Beispielzahlen kalkulierst, fällst Du vom Stuhl. Ein paar hundert Euro mehr im Monat, können Dein Leben verändern, und zwar massiv.

Es geht nicht darum, möglichst viel Geld zu haben. Du brauchst nicht zehn oder 50 Millionen Euro. Geringere Summen reichen, um finanziell frei zu werden. Es können schon 500.000 Euro ausreichen, um den Job aufzugeben. Es hängt nur von Deinen jährlichen Ausgaben ab.

Wichtig ist beim Vermögensaufbau: Gebe dem sozialen Druck Deines Umfelds nicht nach. Konsumiere nur das, was Du wirklich brauchst. Versuche erst gar nicht, Dein Umfeld mit Statussymbolen zu beeindrucken. Es bringt nichts. Es ist Dein Leben und es geht nicht darum, den Nachbarn oder Arbeitskollegen mit einem Auto zu beeindrucken, das Du Dir eigentlich nicht leisten solltest, wenn Du früher in den Ruhestand willst.

Der typische Haushalt hat kein Geld übrig zum Sparen. Autofinanzierung, enorme Hypothek oder zu hohe Miete nagen stetig am Einkommen. Es wird lieber die größere Wohnung genommen als eine kleinere. Kauf eben nicht das größte Haus, das Du dir leisten kannst. Kauf nicht zwei Autos auf Pump für die Familie. Kauf stattdessen einen Gebrauchtwagen. Nehme den ÖPNV oder das Rad. Es geht im Prinzip nur darum, den Lebensstil in den Griff zu bekommen. Bilde Wohlstand langsam mit System auf. Steck Dir durchaus als Ziel eine hohe Sparquote zu haben. Das ist der Dreh- und Angelpunkt.

In der heutigen Konsumgesellschaft haben wir das Problem, dass die Konsumausgaben schneller als die Einnahmen klettern. Heute ist bei vielen Bürgern eine Sparquote von allenfalls fünf oder zehn Prozent Usus. Wer 50 Prozent seines Nettoeinkommens spart, gilt als verrückt. Dabei ist das alles andere als verrückt. Es zeigt, dass jemand diszipliniert mit seinem Geld umgeht.

Fünf Prozent zu sparen ist zu wenig. So schaffst Du es vermutlich nie vorzeitig in die finanzielle Freiheit. Es sollte schon mehr sein. Selbst bei zehn Prozent machst Du keine großen Fortschritte. Es wird lange dauern. Wer sich außerordentlich anstrengt, kann außerordentliche Ergebnisse erzielen. Es ist einfach so. Von nichts kommt nichts.

Besonders vorsichtig solltest Du bei langlaufenden Verträgen sein: Eine Hypothek kann eine enorme Last für viele Dekaden werden. Sei vorsichtig, wenn Du Dir ein Haus/Appartement anschaffst, dass Du es Dir auch leisten kannst. Du solltest noch Luft zum Sparen haben.

Willst Du Geld ausgeben, weil Du es Dir angeblich "verdient hast", leiste lieber eine einmalige Sonderausgabe wie einen teuren Urlaub. Du zahlst den Urlaub. Aber es ist damit abhakt und nicht wie eine Hypothek, die die nächsten 30 Jahre auf Deine Stimmung drücken kann. Also: Wenn Du Geld verschwendest, buche lieber ein einmaliges Event. Das zerstört nicht auf Dauer Dein Vermögen.

Mache lieber einmalig eine besondere Ausgabe anstatt jeden Monat per Vertrag das Geld abfließen zu lassen. Nicht arbeiten zu müssen bis 65 oder 67 ist ein wunderschönes Ziel finde ich. Wer es mit 35, 40 oder 45 Jahren die finanzielle Freiheit erreicht, verdient meinen Respekt. Das zeugt von Disziplin. Niemand muss dafür wohlgemerkt von Wasser und Brot leben. Es liegt einfach daran, dass viele Menschen übertreiben, sobald sie Geld in die Hand bekommen. Sie knallen alles raus. Einige wirklich schlechte Entscheidungen (teure Neuwagen, übergroßes Haus), können Dein Leben ruinieren.

Wenn jemand 40.000 Euro netto verdient, warum müssen dann genau 40.000 Euro netto ausgegeben werden? Ich verstehe das nicht. Ich würde lieber in eine günstigere Wohnung ziehen, um mehr Luft zum Atmen zu haben. Gebe nicht Dein Leben auf mit übertriebenem Konsum. Konsum in Maßen ist Ordnung. Dagegen sagt kaum jemand etwas.

Letztlich ist es Dein Leben. Lebe es so, wie Du magst. Weil die Rentenkasse nicht mehr die Seniorenschwemme ausreichend versorgen kann, ist das Sparen für das Alter wichtiger denn je. Das leuchtet eigentlich jedem ein. Doch wenn ich mir Statistiken anschaue, sehe ich die Einsicht nicht. Konsumenten kaufen jeden Tag "Kaffee to Go". Sie haben teure Fitnessstudio- und Pay-TV-Verträge. In der Hosentasche steckt das neueste Smartphone, zuhause steht der teuerste Fernseher. Im Zuhause befinden sich andere Luxusgüter. Familien gehen in Restaurants und ins Kino regelmässig. Sie finanzieren Neuwagen. Ich meine: Wenn der neue BMW oder Audi wichtiger als die Altersvorsorge ist, ist etwas faul.

Zum Schluss noch was zum wilden Trading: Ich werde häufiger von Lesern angesprochen, die ich über heißen Aktien erkundigen. Ich reagiere dann distanziert. Ich sage ihnen, ich bevorzuge Qualitätsaktien oder ETFs. Ich betone, ich ziehe es vor langfristig zu investieren. Eben 10, 20, 30, 40 Jahre. Ich höre dann als Gegenargument: "Es ist doch nur Geld. Was soll’s?" Es ist die falsche Einstellung. Du solltest Dein Geld und Einkommen schützen und nicht achtlos verzocken. Was weg ist, ist weg.

Am sichersten investierst Du in einen breiten Index. Am besten kaufst Du automatisiert jeden Monat Anteile dazu. Egal, wo die Börse gerade notiert. Stur und stetig kaufst Du Anteile hinzu.

Viele Grüße
Ihr Tim Schäfer

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