Trotz Trump: S&P traut großen US-Tech-Aktien weitere Kursanstiege zu

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Der überraschende Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hat an der Wall Street ebenfalls überraschende Spuren hinterlassen. Denn anders als von vielen Beobachtern befürchtet, kam es deswegen nicht zu einem Ausverkauf, sondern der Markt verbuchte einen so großen Wochengewinn wie selten zuvor.

Allerdings fielen auf Branchenebene die Reaktionen sehr unterschiedlich aus. Während nicht zuletzt Aktien aus den Bereichen Industrie, Infrastruktur, Rüstung und Gesundheit haussierten, mussten Tech-Aktien einen Dämpfer hinnehmen. Letzteres hat nicht zuletzt auch mit der Sorge vor Rückschlägen bei der Globalisierung unter einem Präsidenten Trump zu tun. Denn der Kandidat der Republikaner hatte bekanntlich angekündigt, zuerst sein Heimatland stärker zu wollen und dem freien Welthandel eher kritisch gegenüberzustehen. Dadurch steht jetzt die Möglichkeit von Zöllen im Raum und der Versuch, mit Hilfe politischer Aktionen die heimischen (Tech-)Unternehmen dazu zu bewegen, wieder mehr im Inland zu produzieren.

Kein Grund für übertriebenen Pessimismus

Außerdem strebt er eine Rückführung des von den großen Tech-Konzernen im Ausland geparkten Kapitals an, das aus den im Ausland erzielten Gewinnen resultiert. In diesem Zusammenhang wissenswert: Der US-Technologie-Sektor erzielt mehr als die Hälfte der Umsätze im Ausland. Im Vorjahr waren es 56 % und damit war diese Quote höher als bei jedem anderen Sektor. Zudem ist der Dollar seit dem Urnengang gestiegen, was Exporteuren wegen höherer Preise für ihre Produkte durch die US-Dollar-Aufwertung das Geschäftemachen im Ausland erschwert. Erinnert sei darüber hinaus auch noch daran, dass die Führungskräfte fast aller großen Tech-Konzerne die Demokratin Hillary Clinton unterstützt und vor Trump gewarnt hatten.

Wenn es aber nach den Analysten von S&P Global Market Intelligence geht, die nach einer eben erfolgten Übernahme nun zu CFRA Research gehören, dann wird auch in diesem Fall nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird. Selbst die Ankündigung Trumps, sich mehr auf eine Verbesserung der Lage im Inland konzentrieren zu wollen, interpretieren sie positiv. Aus ihrer Sicht sollten davon auch Technologie-Unternehmen, wie etwa jene aus den Bereichen Halbleiter, Hardware, Kommunikationsausrüstung, Software, Internet und IT-Dienstleistungen profitieren.

Davon abgesehen betrachten die S&P Global Market Intelligence-Analysten, die zusammen mit CFRA Research den größten unabhängigen Anbieter von Aktien- und Fonds-Research bilden, den Technologie-Sektor primär unter säkularen Wachstumsaspekten. Diese werden unter anderem auch wegen dem Trend hin zur Cloud nach wie vor positiv beurteilt. Zudem verfüge die Branche über wiederkehrende Einnahmeströme, etwa durch Abo-Modelle oder langfristige Aufträge. Darüber hinaus sollte es sich positiv auf den Geschäftsgang auswirken, falls sich unter Trump kurzfristig eine Belebung der US-Wirtschaft einstellen sollte.

Durch Trump droht der Branche etwas Gegenwind

Allerdings räumen der zuständige Analyst Scott Kessler auch ein, dass es wegen der von Trump favorisierten Politik künftig mehr Konkurrenz für Tech-Aktien geben könnte. Denn mit den Vertretern aus der Infrastruktur könnte es künftig sein, dass ein weiterer Sektor als wachstumsstark wahrgenommen wird, so wie das bisher bei Tech-Werten der Fall gewesen sei. Andere Sektoren dürften zudem ebenfalls mehr von den von Trump geplanten Deregulierungen profitieren. Davon geht man ganz einfach deshalb aus, weil das Technologie-Segment relativ wenig reguliert sei und es deshalb weniger Ansatzpunkte für Verbesserungen gebe als in anderen Bereichen. Auch jene Branchen, die von diesem Vorhaben künftig stärker profitieren, dürften in der Gunst der Anleger steigen, was ebenfalls eine wachsende Konkurrenz für Tech-Aktien darstelle. Sollten die Einwanderungs-Vorschriften verschärft werden, könnte es den Tech-Firmen außerhalb möglicherweise schwerer fallen als bisher, die weltweit talentiertesten Kräfte an sich zu binden.

Doch auch alles das Belastungsfaktoren darstellen würden, weisen die S&P/CFRA-Analysten darauf hin, dass viel von den damit verbundenen Ängsten inzwischen in den Kursen stecken dürfte. Das gelte insbesondere für die größeren Technologie-Konzerne, bei denen sich durch die jüngsten Entwicklungen Kaufchancen aufgetan hätten. Sollte die Netzneutralität und damit die Gleichbehandlung von Daten bei der Übertragung im Internet und der diskriminierungsfreie Zugang bei der Nutzung von Datennetzen aufgehoben werden, dürfte das den größten und am besten mit Kapital ausgestatteten Technologie-Gesellschaften helfen, heißt es.  Denn diese seien am besten in der Lage, einen schnellen Internet-Zugang zu gewährleisten und sie könnten sich so Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Sollte Trump außerdem eine Steuerreform angehen und etwa die Körperschaftssteuer auf 15 % senken, die Steuergutschrift für Forschungs- und Entwicklungsausgaben fortsetzen und die Steuer auf rückgeführte Gewinne aus dem Ausland von 35 % auf 10 % reduzieren, dann sollte das die Technologie-Firmen ebenfalls begünstigen.

Apple und Alphabet als stark kaufenswert eingestuft

Besonders optimistisch ist Kessler für Apple und Alphabet gestimmt. Das Anlageurteil lautet hier jeweils "starker Kauf". Zudem rät er bei Facebook und bei Intel zum Kauf. Kursschwächen bei diesen Titeln seien als Kaufgelegenheiten zu verstehen. Für die derzeit bei 785,00 Dollar gehandelten Anteilsscheine von Alphabet beträgt das Kursziel 940,00 Dollar. Diese Vorgabe war Ende Oktober von 900,00 Dollar angehoben worden, als in Reaktion auf vorgelegte Quartalszahlen die Gewinnschätzungen je Aktie für 2016 von 34,09 Dollar auf 34,44 Dollar und für 2017 von 40,24 Dollar auf 40,90 Dollar angehoben wurden.

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Bei Apple (derzeit gehandelt bei 111,80 Dollar) beträgt das Kursziel 130,00 Dollar. Diese Vorgabe basiert auf der Annahme, dass auf Basis der Gewinnschätzungen für 2018 ein KGV von 12,7 angemessen sei, wobei sich das KGV bei Herausrechnung der Netto-Barmittel sogar auf zehn verringern würde. Die Einstufung als starker Kauf wird ansonsten neben der als moderat bezeichneten Bewertung mit dem überlegenen Geschäftsmodell, einer hohen Kundenbindung, sowie einer robusten freier Cash Flow-Generierung begründet.

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Kaufempfehlungen für Facebook und Intel

Bei Facebook beträgt das Zwölf-Monats-Kursziel 155,00 Dollar, dem steht ein aktueller Kurs von 121,47 Dollar gegenüber. Hier wurden die Gewinnschätzungen in Reaktion auf den jüngsten Quartalsbericht für 2016 von 3,92 Dollar auf 4,09 Dollar je Aktie angehoben und für 2017 von 4,96 Dollar auf 5,16 Dollar. Als Kaufargumente werden starke Wachstumsaussichten sowie eine gegenüber vergleichbaren Unternehmen vertretbare Bewertung angeführt.

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Im Falle der momentan bei 35,48 Dollar gehandelten Aktie von Intel ist die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 41,00 Dollar versehen. Hier wurde jüngst zwar für 2017 die Ergebnisprognose für 2017 von 2,79 Dollar auf 2,59 Dollar je Aktie gesenkt und auch bei der Data Center Group  laufe es nicht ganz so wie erhofft. Aber man sei zuversichtlich für die Wachstumsaussichten im Cloud-Bereich, die neue Intel-Broadwell-Mikroarchitektur. Zudem gehe man davon aus, dass sich der PC-Bereich besser schlage als befürchtet und im Bereich der Speichererweiterung sowie beim Internet of Things könnte es positive Überraschungen geben.

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