Wann kommt die Kurskorrektur? Bei der Suche nach einer Antwort auf diese häufig gestellte Frage sollten Anleger über 7 Dinge nachdenken
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Seit Mitte des Vorjahres geht es nun an den Börsen schon ohne eine größere Korrektur nach oben. Wie die untenstehende Grafik zeigt, handelt es sich bereits jetzt um den zweitlängsten Kursanstieg in der Geschichte der Wall Street. Lediglich zwischen Dezember 1994 und Mai 1996 stieg der Markt noch länger an, ohne zwischenzeitlich einen Rückgang von 5 Prozent oder mehr zu erleiden. Sollte uns bis zum 13. Dezember diesen Jahres eine derartige Korrektur erspart bleiben, so würde dies sogar zur längsten Periode werden, rechnet die Experten vom Vermögensverwalter Deutsche Asset Management vor.
Der zweitlängste Kursanstieg in der Geschichte der Wall Street
Quellen: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Asset Management Investment GmbH, Stand 26.10.17
Aber weil die Erfahrung lehrt, dass es an den Börsen immer wieder einmal zu spürbaren Kurskorrekturen kommt und es dafür manchmal nicht einmal eines triftigen Auslösers bedarf, fragen sich viele Marktteilnehmer, wann voraussichtlich der nächste Kursrückschlag kommen wird. Mit diesem Thema hat sich anlässlich des kürzlich begangenen 30-jährigen Jahrestags des Crashs von 1987 auch Alois Wögerbauer beschäftigt. Der Fondsmanager und Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Invest (der gemeinsamen Fondstochter der 3 Banken Gruppe (Oberbank AG, BKS Bank AG und BTV AG) und der Generali Holding Vienna) kommt dabei zunächst einmal zu dem folgenden Schluss: "Würde man sich diesem Thema rein börsenpsychologisch nähern, so müsste man wohl festhalten, dass, eben weil diese Frage so häufig gestellt wird, die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Korrektur gering ist. Die Börsengeschichte lehrt uns, dass angekündigte Korrekturen nur selten stattfinden."
Gleichzeitig rät er aber auch dazu, das Thema nicht rein psychologisch anzugehen, sondern sich ihm auch rationaler zu nähern. Dazu haben die Marktexperten bei der 3 Banken-Generali Invest eine Checkliste der Markteinflussfaktoren definiert. Als Auslöser für klare Kursrückgänge erscheinen laut Wögerbauer folgende sieben Bereiche möglich: Die Konjunktur, die Unternehmensgewinne, die Bewertung, die Zinsen, die Notenbanken, die Geopolitik und Sonderfaktoren in der Marktstruktur. Nachfolgend finden sie die Gedanken des Fondsmanager dazu, wo die symbolische Börsen-Ampel derzeit auf grün steht und wo Gefahren liegen, die man aufmerksam beobachten muss?
1. Die Konjunktur
Die Wachstumserwartungen 2017 für die Weltwirtschaft seien zuletzt auf etwa 3,7 % nach oben revidiert worden. Damit lege die Weltwirtschaft das sechste Jahr in Folge im 3 %- Bereich zu. Allen Unkenrufen zum Trotz. Haben Sie die Liste der Krisen, die wir in diesen sechs Jahren so intensiv diskutiert haben, noch im Kopf, fragt Wögerbauer dazu? Für 2018 werde ein Konjunkturplus von 3,5 % erwartet. Mit etwa 2,8 % Erwartung für 2017 seien übrigens gerade die Zahlen für Österreich im Vergleich sehr deutlich nach oben revidiert worden. Die Konjunktur-Ampel stehe daher derzeit auf grün.
2. Die Unternehmensgewinne
Unterschiedliche Branchen sähen sich mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Insgesamt zeige sich aber ein sehr solides Bild. Die gute Konjunktur, die Kostenreduktionen als Folge der Lehmann-Pleite und die Dank der Notenbanken historisch tiefen Finanzierungskosten würden unterstützen. Auch wenn da und dort die Erwartungen ein wenig zu hoch sein mögen – insgesamt gehe von der Gewinnsituation derzeit kein Gefahrenpotential aus.
3. Die Bewertung
In der absoluten Betrachtung seien US-Aktien über dem Schnitt der vergangenen 20 bis 25 Jahre bewertet. Die europäischen Märkte lägen etwa am langfristigen Mittelwert. Aktien seien daher sicher nicht billig, aber auch nicht blasenmäßig überteuert. Dies belegten auch die Dividendenrenditen von im Schnitt etwa 2 % bis 3 %. Vergleiche man dies mit den erzielbaren Renditen bei Anleihen guter Bonität, so habe die Aktie immer noch Logik. Natürlich gebe es Branchen oder Einzelunternehmen, deren Bewertung ambitioniert sei. Das gebe es aber immer und daraus entstehe keine Gesamtmarktkorrektur. Wenn wir von einem strukturell tieferen Zinsniveau noch über Jahre ausgehen, dann ist eine im Vergleich zur Historie strukturell höhere Aktienmarktbewertung durchaus logisch, so Wögerbauer.
4. Die Zinsen
Die Schuldenlast in den Industrienationen sei trotz rekordtiefer Zinsen unverändert hoch. Das Wachstum in China sei zu einem ganz wesentlichen Teil auch schuldenbasiert. Die immer wieder groß angekündigten Zinswenden mögen zwar stattfinden – aber auf sehr tiefen Niveaus. Renditen wie in den Jahren bis 2007 seien auf Jahre hinaus nicht vorstellbar. Und wenn doch, dann wäre wohl der Anleihemarkt der am stärksten überteuerte. Die Zinslandschaft könne daher immer für Irritationen am Aktienmarkt sorgen – eine echte Gefahr und eine nachhaltige Konkurrenz zur Aktie seien derzeit aber nicht ableitbar.
5. Die Notenbanken
Langjährige erfahrene Börsianer müssten – selbst wenn sie in ihrer Analyse klassische Fundamentalisten sind – wohl zugeben, dass die Notenbanken und damit die Liquidität die Kurse zumindest zwischenzeitlich deutlich mehr beeinflussen als Konjunktur und Unternehmensgewinne. Global betrachtet sei 2017 insgesamt ein weiteres Jahr der deutlichen Geldmengenausweitungen durch die jeweiligen Notenbanken, auch wenn die US-FED damit begonnen habe, die Bilanzsumme zu schrumpfen. Ob der US-Markt ohne diesen Rückenwind seine Rekordjagd fortsetzen kann, bleibe abzuwarten und sei jedenfalls sorgsam zu beobachten. Die EZB werde das Anleihekaufprogramm zwar halbieren, aber bis weit in das Jahr 2018 fortsetzen. Ob von den Notenbanken so gewollt oder nicht – das Vertrauen in sie ist hoch, aus Sicht von Wögerbauer zu hoch. Die teilweise vorhandene Stimmung, die Notenbanken "werden schon einspringen wenn es irgendwo Krisen gibt", sei nicht gesund. Aus einer wichtigen und richtigen Hilfe in einer Stress-Situation dürfe kein Dauerzustand werden. Eine schrittweise Entwöhnung wäre daher richtig. Höhere Schwankungen an den Märkten wären die Folge und diese Entwicklung wäre normal. Denn abnormal seien die derzeit geringen Schwankungen.
6. Die Geopolitik
Man könnte seitenweise über Trump, Nordkorea, Katalonien und viele andere Themen berichten. Man könne aber auch klar festhalten: Die Erfahrung der vergangenen Jahre sei, dass der Einfluss der Politik auf die Wirtschaft deutlich überschätzt werde – wie im Punkt 1 Wachstum der Weltwirtschaft beschrieben wurde.
7. Sonderfaktoren in der Marktstruktur
Die Indexfonds/ETFs würden Unmengen von Kapital anziehen. Der Indexfonds kaufe den Index – egal ob eine Einzelaktie billig oder teuer ist. Für Unternehmen werde daher Marktkapitalisierung und Indexzughörigkeit wichtiger als manche Fundamentaldaten. So wie ein Indexfonds durch seine Logik eine breite Marktentwicklung nach oben befeuere, so werde er dies auch im umgekehrten Fall tun. Begännen die Indexfondsinhaber überwiegend ihre Anteile zurückzugeben, dann kämen alle Einzelpapiere undifferenziert an den Markt und würden auch die Bewegung nach unten verstärken.
Auch bleibe abzuwarten, ob alle Indexfonds – vor allem auch aus dem Anleihebereich – ihr Versprechen der jederzeitigen Liquidität zum aktuellen Marktpreis auch einhalten können. Zudem würden sich hinter sperrigen Begriffen wie Risk-Parity und Value-at-Risk Anlagekonzepte mit hohem Volumen verbergen, die immer mehr Risiko nehmen je geringer die Schwankung ist. Aktuell sei das zwar ein paradiesisches Umfeld. In Marktkorrekturen würden aber all diese Fonds nicht nachkaufen, sondern sie seien zu tieferen Kursen gezwungen, weiter zur verkaufen – eben weil dann die Schwankung höher ist. Fans der Warren Buffet-Schule dürften solche Modelle nie begeistern.
Auf Basis der angestellten Überlegungen kommt man bei 3 Banken-Generali Invest zu dem folgenden Fazit:
Der zweitlängste Kursanstieg in der Geschichte der Wall Street
Quellen: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Asset Management Investment GmbH, Stand 26.10.17
Aber weil die Erfahrung lehrt, dass es an den Börsen immer wieder einmal zu spürbaren Kurskorrekturen kommt und es dafür manchmal nicht einmal eines triftigen Auslösers bedarf, fragen sich viele Marktteilnehmer, wann voraussichtlich der nächste Kursrückschlag kommen wird. Mit diesem Thema hat sich anlässlich des kürzlich begangenen 30-jährigen Jahrestags des Crashs von 1987 auch Alois Wögerbauer beschäftigt. Der Fondsmanager und Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Invest (der gemeinsamen Fondstochter der 3 Banken Gruppe (Oberbank AG, BKS Bank AG und BTV AG) und der Generali Holding Vienna) kommt dabei zunächst einmal zu dem folgenden Schluss: "Würde man sich diesem Thema rein börsenpsychologisch nähern, so müsste man wohl festhalten, dass, eben weil diese Frage so häufig gestellt wird, die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Korrektur gering ist. Die Börsengeschichte lehrt uns, dass angekündigte Korrekturen nur selten stattfinden."
Gleichzeitig rät er aber auch dazu, das Thema nicht rein psychologisch anzugehen, sondern sich ihm auch rationaler zu nähern. Dazu haben die Marktexperten bei der 3 Banken-Generali Invest eine Checkliste der Markteinflussfaktoren definiert. Als Auslöser für klare Kursrückgänge erscheinen laut Wögerbauer folgende sieben Bereiche möglich: Die Konjunktur, die Unternehmensgewinne, die Bewertung, die Zinsen, die Notenbanken, die Geopolitik und Sonderfaktoren in der Marktstruktur. Nachfolgend finden sie die Gedanken des Fondsmanager dazu, wo die symbolische Börsen-Ampel derzeit auf grün steht und wo Gefahren liegen, die man aufmerksam beobachten muss?
1. Die Konjunktur
Die Wachstumserwartungen 2017 für die Weltwirtschaft seien zuletzt auf etwa 3,7 % nach oben revidiert worden. Damit lege die Weltwirtschaft das sechste Jahr in Folge im 3 %- Bereich zu. Allen Unkenrufen zum Trotz. Haben Sie die Liste der Krisen, die wir in diesen sechs Jahren so intensiv diskutiert haben, noch im Kopf, fragt Wögerbauer dazu? Für 2018 werde ein Konjunkturplus von 3,5 % erwartet. Mit etwa 2,8 % Erwartung für 2017 seien übrigens gerade die Zahlen für Österreich im Vergleich sehr deutlich nach oben revidiert worden. Die Konjunktur-Ampel stehe daher derzeit auf grün.
2. Die Unternehmensgewinne
Unterschiedliche Branchen sähen sich mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Insgesamt zeige sich aber ein sehr solides Bild. Die gute Konjunktur, die Kostenreduktionen als Folge der Lehmann-Pleite und die Dank der Notenbanken historisch tiefen Finanzierungskosten würden unterstützen. Auch wenn da und dort die Erwartungen ein wenig zu hoch sein mögen – insgesamt gehe von der Gewinnsituation derzeit kein Gefahrenpotential aus.
3. Die Bewertung
In der absoluten Betrachtung seien US-Aktien über dem Schnitt der vergangenen 20 bis 25 Jahre bewertet. Die europäischen Märkte lägen etwa am langfristigen Mittelwert. Aktien seien daher sicher nicht billig, aber auch nicht blasenmäßig überteuert. Dies belegten auch die Dividendenrenditen von im Schnitt etwa 2 % bis 3 %. Vergleiche man dies mit den erzielbaren Renditen bei Anleihen guter Bonität, so habe die Aktie immer noch Logik. Natürlich gebe es Branchen oder Einzelunternehmen, deren Bewertung ambitioniert sei. Das gebe es aber immer und daraus entstehe keine Gesamtmarktkorrektur. Wenn wir von einem strukturell tieferen Zinsniveau noch über Jahre ausgehen, dann ist eine im Vergleich zur Historie strukturell höhere Aktienmarktbewertung durchaus logisch, so Wögerbauer.
4. Die Zinsen
Die Schuldenlast in den Industrienationen sei trotz rekordtiefer Zinsen unverändert hoch. Das Wachstum in China sei zu einem ganz wesentlichen Teil auch schuldenbasiert. Die immer wieder groß angekündigten Zinswenden mögen zwar stattfinden – aber auf sehr tiefen Niveaus. Renditen wie in den Jahren bis 2007 seien auf Jahre hinaus nicht vorstellbar. Und wenn doch, dann wäre wohl der Anleihemarkt der am stärksten überteuerte. Die Zinslandschaft könne daher immer für Irritationen am Aktienmarkt sorgen – eine echte Gefahr und eine nachhaltige Konkurrenz zur Aktie seien derzeit aber nicht ableitbar.
5. Die Notenbanken
Langjährige erfahrene Börsianer müssten – selbst wenn sie in ihrer Analyse klassische Fundamentalisten sind – wohl zugeben, dass die Notenbanken und damit die Liquidität die Kurse zumindest zwischenzeitlich deutlich mehr beeinflussen als Konjunktur und Unternehmensgewinne. Global betrachtet sei 2017 insgesamt ein weiteres Jahr der deutlichen Geldmengenausweitungen durch die jeweiligen Notenbanken, auch wenn die US-FED damit begonnen habe, die Bilanzsumme zu schrumpfen. Ob der US-Markt ohne diesen Rückenwind seine Rekordjagd fortsetzen kann, bleibe abzuwarten und sei jedenfalls sorgsam zu beobachten. Die EZB werde das Anleihekaufprogramm zwar halbieren, aber bis weit in das Jahr 2018 fortsetzen. Ob von den Notenbanken so gewollt oder nicht – das Vertrauen in sie ist hoch, aus Sicht von Wögerbauer zu hoch. Die teilweise vorhandene Stimmung, die Notenbanken "werden schon einspringen wenn es irgendwo Krisen gibt", sei nicht gesund. Aus einer wichtigen und richtigen Hilfe in einer Stress-Situation dürfe kein Dauerzustand werden. Eine schrittweise Entwöhnung wäre daher richtig. Höhere Schwankungen an den Märkten wären die Folge und diese Entwicklung wäre normal. Denn abnormal seien die derzeit geringen Schwankungen.
6. Die Geopolitik
Man könnte seitenweise über Trump, Nordkorea, Katalonien und viele andere Themen berichten. Man könne aber auch klar festhalten: Die Erfahrung der vergangenen Jahre sei, dass der Einfluss der Politik auf die Wirtschaft deutlich überschätzt werde – wie im Punkt 1 Wachstum der Weltwirtschaft beschrieben wurde.
7. Sonderfaktoren in der Marktstruktur
Die Indexfonds/ETFs würden Unmengen von Kapital anziehen. Der Indexfonds kaufe den Index – egal ob eine Einzelaktie billig oder teuer ist. Für Unternehmen werde daher Marktkapitalisierung und Indexzughörigkeit wichtiger als manche Fundamentaldaten. So wie ein Indexfonds durch seine Logik eine breite Marktentwicklung nach oben befeuere, so werde er dies auch im umgekehrten Fall tun. Begännen die Indexfondsinhaber überwiegend ihre Anteile zurückzugeben, dann kämen alle Einzelpapiere undifferenziert an den Markt und würden auch die Bewegung nach unten verstärken.
Auch bleibe abzuwarten, ob alle Indexfonds – vor allem auch aus dem Anleihebereich – ihr Versprechen der jederzeitigen Liquidität zum aktuellen Marktpreis auch einhalten können. Zudem würden sich hinter sperrigen Begriffen wie Risk-Parity und Value-at-Risk Anlagekonzepte mit hohem Volumen verbergen, die immer mehr Risiko nehmen je geringer die Schwankung ist. Aktuell sei das zwar ein paradiesisches Umfeld. In Marktkorrekturen würden aber all diese Fonds nicht nachkaufen, sondern sie seien zu tieferen Kursen gezwungen, weiter zur verkaufen – eben weil dann die Schwankung höher ist. Fans der Warren Buffet-Schule dürften solche Modelle nie begeistern.
Auf Basis der angestellten Überlegungen kommt man bei 3 Banken-Generali Invest zu dem folgenden Fazit:
- Die Punkte 1 bis 6 sieht man derzeit sehr entspannt, der Punkt 7 bereitet den Experten jedoch Sorge und sei zu beobachten, wie es heißt.
- Korrekturen anzukündigen sei aber nicht möglich. Wenn es so weit sei, werde es immer Stimmen geben, die es immer schon gewusst haben wollen – ohne dazuzusagen, was sie durch ihren Pessimismus in den vergangenen 5 Jahren versäumt haben.
- Flexibel zu bleiben im Denken und Handeln lautet daher die Devise. Und viel Energie in das Verstehen von langfristig erfolgreichen zu stecken. So dürfte ein stabiler Kernaktionär eventuell genau dann nachkaufen, wenn ein Indexfonds das nicht tun kann.