Warren Buffett auf Einkaufstour: Bei welchen (deutschen) Aktien der Star-Investor als nächstes zuschlagen könnte

Warren Buffett gilt als ein gewiefter Einkäufer von Firmen. Diese Fähigkeit hat ihm dabei geholfen, zu einem der reichsten Menschen weltweit aufzusteigen. So viel Erfolg zieht großes Interesse an und so wird jeder Anlageschritt des Super-Investors genau verfolgt.

Eine der Hoffnungen der Anleger bei diesem Tun lautet, bereits vorab bei einem für Buffett interessanten Unternehmen einzusteigen und dann Kursgewinne einfahren zu können, sobald es zu einer entsprechenden Vollzugsmeldung kommt.

Dass das Orakel vom Omaha, wie Buffett in Anlehnung an seinen Herkunftsort auch genannt wird, gerade wieder intensiv auf der Pirsch nach Übernahme-Opfern ist, hat der vergangene Freitag erst wieder bestätigt. Denn da gab Buffetts Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway  die Übernahme des insolventen Konzerns Energy Future Holdings bekannt, zu dem der größte texanische Stromanbieter Oncor gehört. Der Kaufpreis für die Dachgesellschaft beträgt 9,0 Milliarden Dollar in bar und wenn der Deal zustande kommt, wäre es für Berkshire Hathaway  der teuerste Deal seit dem im August 2016 angekündigten Kauf des US-Industriekonzerns Precision Castparts für rund 37 Milliarden Dollar.

Darüber hinaus ließ die Buffett-Beraterin Zypora Kupferberg, die für den US-Milliardär in Deutschland und Europa Ausschau nach attraktiven Firmen sucht, am Wochenende durchblicken, dass der Starinvestor auch weitere Firmenkäufe in Deutschland vorbereitet. Demnach werden bereits aktiv Gespräche mit interessanten Unternehmen geführt.

Auf 6 Übernahmekriterien legt Buffett besonders wert

Gedanken darüber, welche Gesellschaften als Übernahmeziele in Frage kommen, haben sich die Analysten von Factset gemacht. Bei den dazu angestellten Überlegungen griff der US-Finanzdienstleister auf 6 Auswahlkriterien zurück, die Buffett 2014 in seinem Aktionärsbrief als aus seiner Sicht entscheidend herausgestellt hat.

Wert legt der Star-Investor demnach erstens auf eins gewisse Mindestgröße des Zielobjekts (bevorzugt in einer Kaufpreisregion zwischen 5-20 Milliarden Dollar). Zweitens muss die Gesellschaft in der Vergangenheit die Fähigkeit bewiesen haben, nachhaltig Gewinne erwirtschaften zu können. Drittens soll sich das Geschäft durch ansprechende Eigenkapitalrenditen auszeichnen und durch möglichst geringe Schulden. Viertens sollte ein gutes Management-Team vorhanden sein und fünftens soll das Geschäftsmodell möglichst einfach zu verstehen sein. Sechstens sollte vorab ein potenzieller Verkaufspreis bekannt sein.

Beim Versuch, diese Vorgaben in die Praxis umzusetzen, hat Factset daraus Kriterien gemacht:
  1. Die Selektion beginnt mit Firmen, die Vorsteuereinkommen von mindestens 500 Millionen Dollar erzielen. Dieser Punkt erfüllt die erste Buffett- Kaufanforderung.
  2. Zweitens werden nur Unternehmen einbezogen, die für jedes der vorangegangenen drei Jahre ein KGV von mindestens 15 aufzuweisen haben. Denn das wird als Beleg für die von Buffett geforderte hoch bleibende Ertragskraft gesehen.
  3. Drittens finden nur Unternehmen Berücksichtigung, die für die vergangenen drei Jahre eine Eigenkapitalrendite von mindestens 8 % erreicht haben. Darüber hinaus darf der Verschuldungsgrad nicht mehr als 33 % betragen. Damit soll der Forderung nach einer ansprechenden Eigenkapitalrendite und möglichst geringen Schulden nachgekommen werden.
  4. Viertens hat Factset nur Unternehmen in die Auswahl einbezogen, bei denen die durchschnittliche Amtszeit des Vorstands mindestens fünf Jahre beträgt. Dies genügt dem Wunsch von Buffett, dass ein Management-Team vorhanden sein soll.
  5. Fünftens wurde die Selektion auf Unternehmen beschränkt, die mit ihren Aktivitäten in nicht mehr als fünf Sub-Industrien tätig sind. Dies erfüllt die Forderung nach einem möglichst einfachen Geschäftsmodell.
  6. Sechstens wurde die Anforderung auf den Börsenwert auf 25-200Milliarden Dollar festgezurrt. Das bewegt sich zwar über den vom Buffett genannten Kaufpreis von 5-20 Milliarden Dollar, trägt aber dem Umstand Rechnung, das Berkshire Hathaway über hohe liquide Mittel verfügt. Außen vor blieb demnach der Wunsch nach einem vorab bekannten Verkaufspreis, weil darüber keine Informationen vorliegen. Ergänzt wurde das Auswahl-Universum dagegen um Firmen aus Indien, weil sich Buffett an dem Land zuletzt interessiert zeigte. Und bevorzugt wurden Firmen mit einem hohen Umsatzanteil in den USA, weil das zum Profil vergangener Buffett-Übernahmen passt.
Die momentan vorhandenen Finanzmittel, die entweder in bar und in leicht liquidierbaren Assets in der Bilanz der Beteiligungsgesellschaft schlummern, beziffert Factset vor dem angekündigten Oncor-Deal übrigens auf fast 100 Milliarden Dollar. Das ist eins erkleckliche Summe, die natürlich die Spekulationen rund um das nächste Buffett Zielobjekt zusätzlich anschürt. Finanzielle Feuerkraft für Übernahmeaktivitäten ist jedenfalls mehr als reichlich vorhanden.

3 deutsche Aktien unter den potenziellen Buffett-Zielkandidaten

Unter den rund 83.000 Firmen aus der Factset-Datenbasis erfüllen letztlich nur 12 Unternehmen alle genannten Auswahlkriterien. Laut Bryan Adams, Director of FactSet M&A, ist diese Liste um weitere 4 Namen zu reduzieren, weil diese nach starken Kurssteigerungen in den vergangenen 12 Monaten im relativen Vergleich überhitzt bzw. überteuert erscheinen. Konkret handelt es sich dabei um Actelion (den Schweizer Pharma-Konzern hat sich ohnehin bereits Johnson & Johnson geangelt), VMWare, Intuitive Surgical und Charles Schwab.

Bei den verbliebenen 8 Gesellschaften stellt sich Adams die Frage, ob Buffett in den Fällen von Blackrock, Public Storage oder Nike wohl bereit wäre, die üppigen Gehälter zu bezahlen, welche die dortigen Vorstandschefs kassieren. Im Falle von L’Oreal, Henkel, SAP und Nike besteht außerdem die Hürde, dass Insider zwischen 20 % und 60 % der Aktien halten.

Ohnehin ist völlig offen, ob eine der ausgefilterten Firmen überhaupt auf dem Radarschirm von Buffett ist oder jemals darauf landen wird. Theoretisch bringen diese Unternehmen laut Factset jedoch einiges mit, um dem sagenumwobenen US-Investor zu gefallen. Interessant ist die Auswahlliste aber allemal und spannend daran aus deutscher Sicht ist, dass mit Adidas, Henkel und SAP gleich drei Gesellschaften aus Deutschland die Qualifikation geschafft haben.

Diese Unternehmen erfüllen laut Factset die Bedingungen, die Buffett an Kaufkandidaten knüpft

berkshire-ubernahmekandidaten-factset090717Zum Vergrößern anklicken!

Quelle: Factset

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