MANGO-Stocks und warum man Micron (MU) und GlobalFoundries (GFS) Stories kennen sollte!

Liebe Leser,

der iShares PHLX Semiconductor ETF (SOXX) ist seit Jahresbeginn um rund 20 % gefallen, wobei S&P 500 lediglich um rund 6 % zurückging. Grund dafür waren die Sorgen der Investoren, die sich derzeit deutlich mehr Gedanken über die Zyklik, als über die fundamentale Verfassung der jeweiligen Top-Unternehmen machen. Und so sahen wir in der vergangenen Woche, dass einige Halbleiteraktien in eine leichte Korrektur übergingen. Wir lassen uns von dieser Entwicklung nicht beeinflussen und behalten im Hinterkopf lediglich den Gedanken über die enorme strukturelle Bedeutung von Halbleiter- und Chip-Konzernen für die sich schnell digitalisierende Weltwirtschaft, die man nicht oft genug betonen kann. Anleger, die Semiconductor-Trend spielen möchten, sollten sich nun den Akronym MANGO merken!



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US67066G1040/DI/nvidia-corp/aktien-67381-18861-6200389-67393-67422-67470-67418-68452-67495-67673-19905075-19202882-21882-1010189-20910

Da sich die Halbleiteraktien zuletzt von ihren jüngsten Tiefstständen der globalen Aktienmarktkorrektur erholt haben und nun eine nur leichte temporäre Schwäche zeigen, bieten sie aufgrund der globalen Story schon jetzt einige sehr interessante Entry-Chancen. Da aber der Halbleiter- und Chip-Trend sehr groß und vielfältig ist, haben sich die BofA-Analysten eine Abkürzung MANGO (ähnlich wie die FAANG-Aktien) ausgedacht, um zumindest die wichtigsten Top-Semiconductor-Stocks immer im Blick zu haben.

MANGO ist also ein Akronym, das für die Unternehmen Marvell (MRVL), Broadcom (AVGO), AMD (AMD), Analog Devices (ADI), Nvidia (NVDA), GlobalFoundries (GFS) und ON Semiconductor (ON) steht (für den Buchstaben A stehen hier gleich drei Stock-Kürzel: AMD/ADI/AVGO). Die meisten dieser Aktien haben wir ohnehin stets im Blick, doch hier ist eine kurze Zusammenfassung dieser Unternehmen, da sie tatsächlich sowohl fundamental als auch Story- und Trend-technisch überzeugen.

Marvell Technology (MRVL). Nach dem Ende der Inphi-Übernahme hat das Unternehmen quasi ein Industrie-Kraftwerk geschaffen, der deutlich breiter aufgestellt ist, wobei man auch die gute Positionierung im Bereich 5G/Datacenter/Cloud-Services etc. explizit honorieren muss. Marvell ist ja ein führender Anbieter von Halbleitern für die Breitband-Kommunikation und für Speicherlösungen. Die Produktpalette umfasst Lösungen für Switches, Transceiver, Gateways, Kommunikations-Controller und Speicher (HDD und SSD). Damit ist der Konzern in einem wachsenden Markt der Breitband-Kommunikation perspektivenreich positioniert.



Broadcom (AVGO) designt, entwickelt und vertreibt Halbleiter in den folgenden Geschäftsbereichen: Kabelgebundene Infrastruktur, drahtlose Kommunikation, Enterprise Storage und Industrial. Das Angebot umfasst Rechenzentrumschips, Fabrikautomation, Energiesysteme und Stromerzeugung, Breitbandzugang und Home-Connectivity. Dabei ist Broadcom ist ein sog. Fabless-Halbleiterunternehmen, was bedeutet, dass die von ihm entworfenen Produkte von anderen Unternehmen (sogenannten Foundries) hergestellt werden. Man hat also keine eigene Chipfertigung, was sowohl Nachteile (Lieferverzug) als auch Vorteile in Form von höheren Margen mit sich bringt.



Analog Devices (ADI) ist ein Hersteller von integrierten Schaltkreisen, der zusätzlich den aufkommenden Roboterauto-Trend adressiert. Zu der umfangreichen Produktpalette gehören bspw. Verstärker, A/D-Converter, Power Management-Produkte sowie Sensoren und Switches, die an die Endmärkte Industrie, Kommunikationsinfrastruktur, Consumer (mobile Endgeräte) und Automotive vertrieben werden. Hinzu kommen Crash-Sensoren sowie LIDAR-Lösungen. Auch Halbleiter für Kommunikationsanwendungen werden offeriert, sodass man zugleich ein potenzieller 5G-Profiteur ist. Sehr positiv ist hier auch die Übernahme von Maxim Integrated (MXIM) Mitte 2020 zu erwähnen. Die Übernahme macht absolut Sinn, denn dadurch wird Analog Devices sein Produktportfolio deutlich erweitern und ein weiteres Standbein rund um die zukunftsträchtige 5G-Technologie etablieren. Gleichzeig wird man somit zum wichtigen Player im Bereich rund um das autonome Fahren, was die allgemeine Wachstumsperspektive des Unternehmens zusätzlich bestätigt.



Das Unternehmen ON Semiconductor (ON) beschäftigt sich mit dem Design, der Herstellung und der Vermarktung eines Portfolios von Halbleiterkomponenten. ON ist in den Segmenten Power Solutions Group, Advanced Solutions Group und Intelligent Sensing Group tätig. Die Produkte werden für eine breite Basis von Endnutzern aus den Bereichen wie Automotive, Consumer, Computer, Industrie, Kommunikation, Medizin und Luft- und Raumfahrt /Verteidigungsmärkte hergestellt. Trend-technisch hat man sich jetzt mit seinem Portfolio verstärkt auf Megatrends wie Elektrofahrzeuge, Fahrassistenzsysteme (ADAS), erneuerbare Energien, industrielle Automatisierung sowie 5G- und Cloud-Infrastruktur ausgerichtet. Hier ist die Nachfrage hoch, was zuletzt auch bei den starken Zahlen beobachten konnte.



Die Aktien der GPU-Hersteller Nvidia (NVDA) und AMD (AMD) sind bestens bekannt. Ihre Story wird von der enorm starken Nachfrage nach GPUs angetrieben. Nvidia produziert dabei hochqualitative und leistungsfähigere Lösungen als AMD, die aber wesentlich teurer sind. AMD adressiert dabei das mittlere und Low-Budget-Segment, entwickelt aber auch starke Ambitionen, um neue Marknischen zu erschließen und zusätzliche Marktanteile zu gewinnen.

Als Wachstumstreiber fungiert hier v.a. die seit Jahren enorm hohe Nachfrage nach Grafikkarten. Grund dafür ist der weiter andauernde Krypto-Mining-Boom. Das schnellste Wachstum zeigen jedoch beide Unternehmen im zukunftsträchtigen Data-Center-Segment, was angesichts der voranschreitenden Digitalisierung nicht weiter verwunderlich ist. Tagtäglich entsteht eine Menge von Daten, die man in Data-Center bearbeiten muss. Und dazu wird eben eine leistungsfähige und Energieeffiziente Chiptechnologie benötigt.

Was Zukunftstrends angeht, die man sowohl bei NVDA als auch bei AMD unbedingt erwähnen soll, so sind es v.a. Gaming im Sinne von Metaverse, Autonomes Fahren, KI, VR/AR. Denn genau hier wäre der Ausbau einer zusätzlichen Umsatzquelle mehr als wahrscheinlich.




Die letzte Aktie auf der MANGO-Watchlist, ist der Börsenneuling GlobalFoundaries (GFS). Und dieses Unternehmen werden wir uns etwas genauer anschauen, da GFS über eine Sonderstory verfügt. Der mit rund 32,68 Mrd. USD kapitalisierte Konzern GlobalFoundries ist ja ein Chipfertiger und verfügt über Produktionsstätten in verschiedenen Regionen der Welt, darunter Europa, Nordamerika und Singapur. Was hier also bald gespielt werden könnte, ist die angespannte geopolitische Situation rund um Taiwan.

Dabei kommt die Befürchtung auf, dass Taiwan (Heimat der weltweiten Chipfertigung, wenn man so mag) schon bald de facto zu China gehören könnte. Eine militärische Lösung ist hier nicht ausgeschlossen. So oder so würde fast jede Konfliktsituation rund um Taiwan die globale Chip- und Halbleiter-Versorgung stark gefährden, wenn es auch nur temporär wäre. Dieses Risiko wird die USA wohl kaum eingehen wollen und somit wäre es möglich, dass GlobalFoundries schon bald von üppigen Investments zum Ausbau der Chipfertigung in den USA und Europa profitieren könnte. Für GFS macht diese strategische Ausrichtung ebenfalls Sinn, denn jede nur erdenkliche Unterbrechung der Lieferungen aus Taiwans Fabriken ist für GlobalFoundries eine Gelegenheit, seinen Marktanteil zu erhöhen.

Ein weiterer positiver Faktor für GlobalFoundries bleibt der globale Mangel an Halbleitern, der es dem Konzern ermöglicht, die Rentabilität der Produktion zu steigern. Der Vorteil von GlobalFoundries ist, dass den größten Teil des Produktportfolios Chips für Kommunikationsgeräte, Autos, Sensoren und IoT-Geräte darstellen. Solche Chips sind in der Herstellung deutlich einfacher als beispielsweise 5-Nanometer-Chips, oder 5G-Hochfrequenzchips. Doch genau mit diesen Chips adressiert das Unternehmen sehr viele Bereiche der modernen Digitalen Welt, was für kontinuierlich hohe Umsätze bei besseren Margen sorgen sollte.

Was die Zukunftsausrichtung und die Fokussierung auf höhermargige Produkte angeht, so gab GFS zuletzt eine Partnerschaft mit Unternehmen wie Broadcom, Cisco Systems, Marvell, NVIDIA und den Photonik-Entwicklern wie Lightmatter, PsiQuantum, Ranovus und Xanadu bekannt. Die Spezialisten von GlobalFoundries werden dabei an der Entwicklung einer neuen Generation von Chips u.a. für die modernsten Data-Center aktiv mithelfen. Und da Data-Center-Segment aktuell wohl das schnellste Wachstum entlang der gesamten Halbleiterbranche darstellt, ist die GFS-Positionierung strategisch wichtig und könnte zukünftig zur Erschließung von neuen Umsatzquellen führen. Zumal der Konzern über eine eigene Photonik-Plattform verfügt, die sich im BastCase zu einem langfristigen Wachstumstreiber entwickeln könnte.



Schließlich ist es ein Kommentar zu der Micron (MU) Aktie, die trotzt guter Zahlen leicht abverkauft wird. Die starke fundamentale Konzernverfassung des Unternehmens und seine Wachstumsperspektive haben wir im letzten Update bereits ausführlich thematisiert, weswegen wir uns nun Paar globalere (grundlegende) Sachen rund um Speicherchip-Market anschauen werden.

Wichtig zu wissen ist hier Folgendes: Micron stellt zwei Arten von Chips her. Es gibt DRAM (etwa 70 % der Gesamtumsätze) - ein Akronym für Dynamic Random Access Memory, das aufgrund seiner volatilen Natur wichtig, aber unglaublich nervig ist. Genau deswegen lesen wir bei den Analysen in Zusammenhang mit Micron immer wieder von fallenden und steigenden DRAM-Preisen. Diese Chip-Art wird für die Produktion PCs, Server, Smartphones etc. benötigt. Die Daten werden hier während des Arbeitsprozesses gespeichert. Doch sobald man den Strom abschaltet, wird der DRAM-Arbeitsspeicher gelöscht und die Daten verschwinden. Und daher benötigt man die sog. NOT AND, oder NAND-Flash-Speicher-Chips (rund 27 % der Umsätze). Wichtig ist, dass der NAND-Speicher nichtflüchtig ist, sodass das Speichern von Daten keine laufende Stromversorgung erfordert. Typische NAND-Einsatzorte sind Data-Storages wie Solid-State-Laufwerke, Speicherkarten und USB-Speichersticks.

Wie man schnell merken kann, ist diese Technologie sehr komplex und spezifisch. Und daher benötigt man in der Regel sehr große Fabriken, um sowohl DRAM als auch NAND herzustellen. Und daher stellt diese Art der Speichertechnologie einen Burggraben dar, wobei Produzente im Großen Und ganzen ein Oligopol gebildet haben. Bei DRAM gibt es bspw. nur drei Hauptakteure: Samsung Electronics (Korea), SKHynix (Korea) und eben unsere Micron. Der NAND-Markt umfasst diese Top-Drei-DRAM-Player sowie ein Joint Venture im Besitz von Western Digital (WDC) und Japans Kioxia. Und so haben wir im Speichermarkt eine sehr vorteilhafte Situation, wo die kontinuierlich wachsende Nachfrage immer wieder auf eine begrenzte Anzahl von Produzenten trifft und nun zusätzlich durch Lieferengpässe und geopolitische Spannungen gestört wird. Dies sah man bspw. am jüngsten Ausfall in zwei Fabriken von Western Digital und Kioxia. Die Folge war der Anstieg der NAND-Preise, was u.a. Micron zugutekam.

Geopolitisch betrachtet, ist die Situation ebenfalls interessant, denn die Produktion von Speicherchips benötigt einige sehr wichtige Rohstoffe. Explizit geht es hier im Neongas und sein Preis ist seit der russischen Invasion in die Ukraine in die höhe geschnellt. Grund dafür ist die Tatsache, dass Neongas von zwei ukrainischen Firmen in Odessa und Mariupol hergestellt wird. Kurzfristig wird es die Situation ganz bestimmt belasten, da man eine temporäre Verlangsamung im PC-Markt bei hohen DRAM- und NAND-Preisen verspüren könnte. Doch die Nachfrage und das Angebot werden sich früher oder später einpendeln, da der PC-Markt, gerade wegen der umfassenden Digitalisierung weiterhin stark bleibt. Und somit dürfte auch die NAND-DRAM-Nachfrage nicht verschwinden. Davon sprach auch der Micron-CFO in einem Interview nach den letzten MU-Zahlen, die besser als erwartete ausgefallen waren. Und so ist die Annahme plausibel, dass Microns PC-Markt-Umsätze zwar relativ flach, dennoch weiter auf einem hohen Niveau verbleiben werden.

Was allerdings zu diesem Zeitpunkt vernachlässigt wird, ist Microns Wachstumschance im schnellwachsenden Markt von smarten u. U. selbstfahrenden Elektroautos, denn moderne Elektroautos immer stärker computerisiert werden und ja sie werden zukünftig immer mehr leistungsfähige Speicher-Chips benötigen. Microns CFO Sadana sagt, dass einige Elektrofahrzeuge schon heute bereits Speicherchips im Wert von rund 750 USD pro Auto haben. Und dies ist etwa das 15-fache des Speichers, der in einem herkömmlichen Benzin- oder Diesel-betriebenen Fahrzeug verwendet wird. Dabei gehen einige Experten davon aus, dass der Automobilsektor bis 2030 rund 13-15 % (2021: rund 8 %) der gesamten Chip-Umsätzen ausmachen wird. Und somit wird die Annahme plausibel, dass der globale Umstieg auf smarte Elektroautos einen mehrjährigen Wachstumstreiber für Micron darstellen könnte. Genau deswegen sollte man die Micron-Aktie, bei größeren Chartkorrekturen eher als eine sehr interessante langfristige Entry-Chance betrachten.



Was uns angeht, so favorisieren wir nach wie vor die Aktien von Micron und Nvidia vor allem vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-These.

Anleger und Trader, die deutlich mehr Risikobereitschaft aufbringen, sollten dabei eher Richtung kleinkapitalisierter Chip- und Halbleiterhersteller mit einem guten CRV schauen, denn hier hat man vor dem Hintergrund einer stark volatilen Marktstimmung wohl die besten Chancen, schnelle, dynamische Rebounds zu einem höheren, dennoch akzeptablen Risiko zu traden.

Sonderstory-technisch ist es aber die Aktie von GlobaFoundries (GFS), die von geopolitischen Spannungen rund um Taiwan profitieren könnte.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt derzeit Aktien von Marvell (MRVL), die im Text mitangesprochen werden.

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