Tracking Software- und FinTech-Trends (Teil II): PYPL, PINS, EPAM, FISV und MANH - hier spielt die Musik!
Liebe Leser,
die aktuelle Berichtssaison zeigt einige sehr interessante Tendenzen auf, die wir als sehr vielversprechend betrachten. Dazu gehört das weiterhin anhaltende Wachstum in Technologie-Sektor. Kombiniert mit der Stärke des Arbeitsmarkts in den USA und der mehr oder weniger robusten Verfassung der Wirtschaft, gelangen wir grob zu der Annahme, dass die angelaufene Rezessionsperiode relativ soft verlaufen dürfte. Dazu kommt die These, dass die Inflation schon bald ihren Peak erreichen wird und sich dann zumindest abflacht. Sollte es tatsächlich dazu kommen, so würde dies auf jeden Fall für ein positives Momentum sorgen, sodass Risikoappetit der Anleger zurückkehren wird. Und sobald dies geschieht, werden stark abverkaufte Aktien mit einer guten Story und einer robusten operativen Performance sehr schnell in eine Rebound-Bewegung wechseln.
https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US3377381088/LS/fiserv-inc/aktien-16361649-1780546-64188-62098-1375524-8931187-63947-61086
Im heutigen Tracking-Update verzichte ich teilweise bewusst auf Deep-Dive-Analyse und führe lediglich sehr spannende Storys mit einem netten Rebound-Potenzial auf, die man im Hinterkopf behalten sollte.
Den Anfang macht heute die PayPal-Pinterest-Story. Warum ich beide Konzerne nun gebündelt aufführe, erfahren Sie etwas später, denn dies ist eine sehr spekulative, dennoch plausible Annahme. Zunächst aber werfen wir einen kurzen Blick auf Pinterest (PINS).
Pinterest ist mehr als ein soziales Netzwerk
Die wichtigste Nachricht des vergangenen Quartals war dabei die Meldung, dass die Investmentgesellschaft Elliott Management nun zum Großinvestor von Pinterest aufgestiegen ist. Dabei geht Elliott davon aus, dass das aktuelle Kurverfall nicht gerechtfertigt sei, v.a. wenn man sich die gute Marktpositionierung und sehr spannenden Wachstumsperspektive des sozialen Market-Places anschaut. Dabei ist Elliott Management fest davon überzeugt, dass Pinterest kein typisches soziales Netzwerk ist. Es ist vielmehre eine Schnittstelle zwischen einem klassischen sozialen Netzwerk, einer E-Commerce-Plattform, und einer Art Suchportal für Inspirationen, was zusammen einen sehr spannenden Mix mit einem enormen Wachstumspotenzial ergibt.
Geschäft mit Werbung = eine weitere Umsatzquelle
Die einzigartige Position von Pinterest in den Werbe- und Einzelhandelsökosystemen wird laut Elliott ebenfalls sehr unterschätzt. Und an dieser Stelle stimme ich der aufgestellten These vollkommen zu, denn statistisch betrachtet, sind Pinterest-Nutzer im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken sehr loyal. Sie empfinden die In-App-Werbung nicht als einen viel zu großen Störfaktor, sondern neigen in einigen Fällen tatsächlich dazu, diese als eine zusätzliche Inspirationsquelle zu sehen. Und daher ist die Annahme gültig, dass PINS deutlich mehr vom Werbegeschäft profitieren könnte, wenn man es richtig (Kundengruppen-spezifisch) ausrichtet und entsprechend ausbaut.
Warum die Übernahme von The Yes wichtig ist
Und der Anfang ist bereits getan: Um E-Commerce-Geschäftsinitiativen zu entwickeln und zu erweitern, hat Pinterest kürzlich einen Online-Handelsspezialisten The Yes übernommen. Die 2018 gegründete Shopping-Plattform bietet seien Nutzer einen KI-basierten personalisierten Shopping-Feed an. Das Ziel der Übernahme sei es, das für den Modehandel entwickelte Modell von The Yes auf andere Pinterest-Kategorien wie Haushaltsgegenstände, Kosmetik und Lebensmittel zu übertragen, um so tägliche personalisierte Shopping-Feeds für die Nutzer zu erweitern. Und diese Initiative geht eindeutig Richtung eines personifizierten Werbeangebots, was letztendlich den E-Commerce-Handel auf der Pinterest-Plattform sehr stark anschieben dürfte.
Doch was hat Pinterest mit PayPal zu tun?
Die Antwort auf diese Frage ist - Elliott Management, denn der aktivistische Investor ist nun auch zum PayPal-Großaktionär aufgestiegen. Wie der Kozern nun bei der Vorlage von Quartalszahlen bestätigte, hat der Hedgefonds Elliott Management einen Anteil im Wert von 2 Mrd. USD gekauft. Brisant ist die Situation deswegen, weil es im Herbst 2021 Meldungen und Gerüchte gab, wo es hieß, dass PayPal eine Pinterest-Übernahme für etwa 45 Mrd. USD (rund 70 USD je PINS-Aktie) anpeilen könnte. Nun sind beide Konzerne stark angeschlagen und der PINS-Aktienkurs liegt bei nur 22 USD pro Aktie.
Das wichtigste an dieser Stelle ist jedoch, dass Elliott bei beiden Konzernen zum Großinvestor aufgestiegen ist.
Und so wäre es möglich, dass gerade Elliott diese Übernahme-/Fusion-Idee zwischen Pinterest und PayPal für sehr gut finden würde. Grob gesagt, es wäre möglich, dass der aktivistische Investor beide Unternehmen, wenn vllt. nicht zu einer Fusion, dann wenigstens zu einer engen Kooperation zwingen würde. Und diese Zusammenarbeite würde sehr viel Sinn machen, denn was dann passiert, ist die Verschmelzung eines sozialen Netzwerkes, einer bereits etablierten E-Commerce-Plattform und eines sehr mächtigen Payment-Systems, wobei alle drei Bereiche zu den starken Zukunftstrends gehören. Genau dies ist die spekulative These, die demnächst sowohl PayPal als auch Pinterest begleiten dürfte.
Eine weitere spannende Rebound-Story aus dem Tech-Bereich, die man kennen sollte, ist Epam Systems (EPAM). Die Aktie zieht nun dank starken Q-Zahlen auf ein neues Lokalhoch. Dazu gab es auch Analystensupport, wobei die Kursziele auf bis zu 500 USD (Stifel) erhöht wurden. Das Unternehmen zählt zu den global führenden Dienstleistern in den Bereichen Softwareentwicklung sowie IT-Outsourcing. Im Wesentlichen konzentriert man sich aus sechs Dienstleistungen: Software-Produktentwicklung, spezifische App-Entwicklung, Anwendungs(App)tests, Enterprise Application Platforms, Application Maintenance sowie Support beim Infrastruktur-Management.
Das Geschäft
Angesichts des schnelllebigen IT-Umfelds profitiert EPAM Systems von den erhöhten Investitionen sowie der Nachfrage nach Big Data-, IoT-Anwendungen und Cloud-Computing. Vor allem das Knowhow im Bereich der Softwareentwicklung kommt EPAM Systems zugute. Adressiert werden Unternehmen aus dem Finanz-, Tourismus sowie Life Science-Bereich. Derzeit werden bereits Kunden in über 35 Ländern aus Branchen wie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Medien und Telekommunikation, Einzelhandel, Biowissenschaften, Energie und Versorgung, Automobil, Fertigung, etc. betreut.
Die Zahlen
Was die Zahlen angeht, so stieg der Q2-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 35,6 % auf 1,2 Mrd. USD (Konsens: 1,12 Mrd. USD). Das EPS verbesserte sich im gleichen Zeitraum um 16,1 % auf 2,38 USD und fiel dabei ebenfalls besser als die erwarteten 1,72 USD aus. Doch was hier untypisch ist, wäre die Tatsache, dass der Konzern trotz des Rückzugs aus einigen Regionen wie Russland, Belarus etc. die Anzahl seiner Mitarbeiter um 28 % auf insgesamt 61.300 erhöhte. Die ist ein sehr klares Signal, dass man neben der Kostenoptimierung ein deutlich schnelleres Wachstum anpeilt. Für Q3 rechnet EPAM mit einem Umsatz im Bereich von 1,2 Mrd. USD: etwa +22 % i.Vg.z.Vj. (Konsens: 1,12 Mrd. USD) bei einem EPS von 2,48 USD (Konsens: 1,99 USD).
Kooperationen
Zuversichtlich stimmt hier auch die globale Entwicklung. So gab man Anfang August 2022 bekannt, dass der Konzern den höchsten Status im Partnerprogramm des Cloud-Unternehmens Snowflake (SNOW) erhalten hat. Die Unternehmen werden sich gegenseitig den Zugang zu ihren Zielgruppen gewähren. Und so kann EPAM bspw. seinen Kunden die Möglichkeiten der Snowflake-Cloud-Dienste anbieten. Damit wächst EPAMs Kooperationsnetzwerk weiter, was die wichtige Basis für das zukünftige Wachstum bedeutet. Einen ähnlich hohen Partnerstatus hat EPAM bspw. bei Adobe (ADBE), wobei man mit diesem SaaS-Konzern schon seit mehr als 10 Jahren zusammenarbeitet.
Weiter geht’s mit der Aktie des Konzernes Manhattan Associates (MANH), die vor dem Hintergrund starker Q-Zahlen bereits in eine Erholungsbewegung überging. Das Unternehmen offeriert Softwarelösungen für das Supply Chain Management und profitiert wie der gesamte Sektor von den derzeit wachsenden Ausgaben für Unternehmenslösungen. Explizit verfügt MANH über eine große Auswahl an IT-Lösungen für die Verwaltung von Logistik, Lagerhäusern, Transportvorgängen von Einzelhändlern, Verkaufsstellen, Tools für die Zusammenarbeit mit Kunden, die Verwaltung von Bestellungen etc. Manhattan-Lösungen werden von großen Herstellern von Konsumgütern, Einzelhandelsketten, Omnichannel-Einzelhändlern, Pharma- und anderen Unternehmen eingesetzt.
Die Zahlen
Wie der Konzern in der aktuellen Berichtssaison meldete, stieg der Q2-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 15,5 % auf 191,9 Mio. USD (Konsens: 180,19 Mio. USD). Das EPS von 0,69 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 0,53 USD aus. Als wachstumstreibend erwies sich die weiterhin robuste Nachfragesituation, wobei man sowohl bei den Service- (+19 %) als auch bei den Cloud-Umsätzen (+48 %) eine sehr starke Wachstumsperformance verzeichnen konnte. Und so rechnet man für FY22 nun mit einem Umsatz im Bereich von 733-741 Mio. USD (Konsens: 723,8 Mio. USD) bei einem Umsatz von 2,35-2,39 USD (Konsens: 2,20 USD). Und damit scheint auch diese Story, v.a. dank einer weiter wachsenden Nachfrage nach Cloud-Lösungen weiter intakt zu sein.
Schließlich erwähnen wir heute die angelaufene Rebound-Bewegung bei der Aktie von Fiserv (FISV), die wir Ende Mai in unserem großen FinTech-Check ausführlich besprochen haben. Dies ist eine der trendstabilsten Aktien der letzten Jahre. Der Konzern fungiert als ein führender Anbieter von Point-of-Sale-Lösungen. Diese ermöglichen es kleinen, mittleren und großen Unternehmen, Online- und Offline-Zahlungen in verschiedenen Formen zu akzeptieren. Und das ist der wichtigste Wachstumstreiber von Fiserv.
Das Geschäft mit KuMs
Grund dafür ist der andauernde Vorstoß von KuMs in den E-Commerce-Bereich. Wann immer also ein Unternehmen Transaktionen mit der Welt durchführen möchte, muss es die Point-of-Sale-Technologie integrieren. Im Fall von kleinen Einzelunternehmen, ist PayPal die erste Anlaufstelle. Doch sehr viele entscheiden sich auch für Fiserv. Und die Story, die dann anfängt, basiert auf der sehr hohen Loyalität und einer unelastischen Nachfrage. Der Knackpunkt besteht dabei in der Tatsache, dass sobald man sich als Unternehmen für einen oder anderen Zahlungsabwickler entschieden hat, wird man ihn vermutlich nie, oder sehr selten wechseln. Grund dafür sind viel zu hohen Wechselkosten und der enorme Zeitverlust, bis man das neue Zahlungsabwicklungssystem in den eigenen Sales-Prozess integriert hat. Daher neigen die Kunden fast immer dazu, bei gutbekannten Zahlungsabwickler trotzt besserer Konkurrenzangebote zu bleiben und Fiserv kann davon sehr gut profitieren.
Das Geschäft mit Kreditinstituten
Darüber hinaus bietet Fiserv aber auch Technologie-Lösungen für Banken und andere Kreditinstitute an, damit sie ihre Services den Kunden effektiv anbieten können. Angesichts der Größe, der guten Reputation, aber auch des großen Marktanteils von Fiserv, ist es in diesem Fall sehr wahrscheinlich, dass sich eine Bank oder Kreditinstitut, die sich auf der Suche nach einer passenden Backend-Technologie befindet, gerade bei Fiserv landen wird, da der Konzern über die benötigten Komplettlösungen und Erfahrung verfügt.
Die Abwanderung von Kunden ist sehr unwahrscheinlich
Man bietet den Kunden bspw. Produkte und Dienstleistungen im Bereich Kontoführung und Managementtechnologie an, sowie eine Reihe von integrierten, wertschöpfenden Bankprodukten und -dienstleistungen. Die Kontoverarbeitungslösungen ermöglichen es einem Finanzinstitut, Systeme zu betreiben, die Kundeneinlagen- und Kreditkonten, zentrale Informationsdateien und andere Finanzinformationen verarbeiten. Dazu gehören auch Sicherheits-Tools, Berichterstellung und andere Funktionen, wie z. b. Compliance, die Finanzinstitute benötigen, um Transaktionen für ihre Kunden zu verarbeiten und die Einhaltung der geltenden Vorschriften zu erleichtern. Und genau an dieser Stelle wird es sehr deutlich, dass ein Finanzinstitut, der bei Fiserv gelandet ist, wird von dem Konzern wohl nie loskommen, da der Wechsel ganz simpel einen reinen Backend-Horror auslösen würde. Und damit verfügt Fiserv, als einer der ältesten und größten FinTech über ein sehr stabiles Geschäftsmodell mit ausreichend Wachstumspotenzial.
Die Zahlen
Diese Annahme bestätigen nun auch die Zahlen aus dem vergangenen Quartal. Trotzt des herausfordernden Umfelds gelang es der Gesellschaft seine Q2-Umsätze im Vergleich zum Vorjahreswert um 9,87 % auf 4,45 Mrd. USD (Konsens: 4,08 Mrd. USD) zu steigern. Das EPS verbesserte sich im gleichen Zeitraum um 14 % auf 1,56 USD und fiel damit gleich Konsenserwartung aus.
Als ein wichtiger Wachstumstreiber der Konzernentwicklung erwies sich die starke Performance der Zahlungsplattform für kleine und mittlere Unternehmen namens Clover. Es enthält eine große Auswahl an Tools und Dienstleistungen für den Einzelhandel, mit denen Clover-Nutzer schnell eine Vielzahl von Diensten starten können, z. B. Geschenkkarten ausgeben, oder Clubbonus- und Rabatt-Aktionen bereitstellen können. Der Umsatz von Clover stieg im zweiten Quartal um 24 %. Das organische Wachstum von Fiserv lag bei 11 %: Free Cash-Flow bei 1,26 Mrd. USD und so hat das Unternehmen seine FY22-EPS-Prognose von 6,40-6,55 USD auf 6,45-6,55 USD (Konsens: 6,47 USD), bei einem organischen Wachstum im Bereich von 9-11 % angehoben, was die globale Story rund um die weiterhin starke Nachfrage insgesamt bestätigt.
Viel Erfolg und Bleiben Sie Profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.