Update Öl-Stocks: ist Bidens Nahostbesuch ein Erfolg, oder doch nicht?!

Liebe Leser,

im Fokus der vergangenen Wochen stand der Nahostbesuch des U.S. amerikanischen Präsidenten Joe Biden. Explizit ging es dabei um die Reise nach Saudi-Arabien mit dem Ziel, das Land dazu zu bewegen, seine Öl-Fördermenge signifikant zu steigern, um so der globalen Öl-Knappheit und dem daraus resultierenden hohen Öl-Preis entgegenzuwirken. das Weiße Haus, aber auch westlichen Medien haben dabei eine sehr gute Arbeit geleistet, sodass die Märkte anfingen, an den Erfolg Bidens Mission zu glauben.

Dies in Kombination mit den zugenommenen Rezessionsängsten hat dazu geführt, dass der Öl-Preis der Marke Brent kontinuierlich, sogar auf unter die Marke von 100 USD/Barrel sank. Und so sahen wir auch eine signifikante Korrekturbewegung bei den Top-Öl-Stocks. Die einzigen Fragen, die man nun beantworten sollte, ist, ob Bidens Nahost-Besucht tatsächlich erfolgreich war und, ob Saudi-Arabien demnächst die Öl-Fördermenge signifikant erhöhen wird, um der europäischen, aber vielmehr US-amerikanischen Wirtschaft zu helfen. Und in diesem Fall sieht die aktuelle Situation sehr uneindeutig aus.



Insgesamt wäre es sogar möglich Bidens Reise als relativ erfolgreich zu bezeichnen, wenn Washington sich nicht im Vorfeld eine unmögliche Aufgabe gestellt hätte: nämlich die arabischen Länder, v.a. Saudi-Arabien, davon zu überzeugen, die Menge des produzierten Öls deutlich zu erhöhen, um den Öl-Preis auf dem Weltmarkt zu senken und damit Russland zu schaden und den Vereinigten Staaten und vllt. sogar noch der Europa zu helfen. Einen negativen Beigeschmack gab es auch deswegen, weil Biden sich auf Gespräche mit dem Kronprinzen Mohammed bin Salman einließ. Denn vorher beschuldigte der US-amerikanische Präsident, den Kronprinzen an dem Mord des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 beteiligt gewesen zu sein.

Ein solches Treffen widersprach also eindeutig dem moralischen Kompass der demokratischen Welt und explizit dem erklärten Engagement der USA, sich überall auf der Welt für die Menschenrechte gleich stark einzusetzen. Vor der Reise musste Joe Biden sich sogar vor der Öffentlichkeit dafür erklären: In seiner Washington Post Kolumne machte er deutlich, dass er bereit sei, dem Prinzipien nur sehr wenig anzubieten und selbst das, nur deswegen, da Vereinbarungen mit der saudischen Führung der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme sind. Sie sind v.a. die Möglichkeit, die Folgen der Energiekrise zu mildern und Russland und China erfolgreicher zu konfrontieren, so die Erklärung vor der Reise.

Die politische Rhetorik und der Ton, mit der Biden nach Saudi-Arabien flog, war also schon im Vorfeld sehr hart, wobei das Instrumentarium der es amerikanischen Seite erlauben würde, einen angemessenen Eindruck auf Saudi-Arabien auszuüben, sehr begrenzt blieb. Genau dies spielte wohl die entscheidende Rolle bei den Gesprächen, denn Saudi-Arabien wird diese Situation zukünftig sehr wahrscheinlich nur im Interesse seines eigenen Landes ausnutzen. Und der hohe Öl-Preis ist eben im Interesse von Saudi-Arabien, da man damit ganz simpel sehr viel Geld verdient

Formal versprach das Land dennoch in der Tat die Ölproduktion zu erhöhen. Die Rede war von der Erhöhung der Fördermenge von 12 Mio. auf bis zu 13 Mio. Barrel pro Tag. Doch dies, sollte es tatsächlich dazu kommen, wird bspw. die Energiekriese in der EU kaum lösen, denn Russland exportiert allein in die EU auch heute noch etwa 2,2 Millionen Barell Öl. Ein weiteres Problem, ist die Tatsache, dass es nicht möglich sein wird, die Produktion von heute auf morgen schnell zu erhöhen. Hinter der Steigerung der Produktion stehen technologische Prozesse, das zusätzliche Personal und die dazu benötigte Transportinfrastruktur, die zunächst ausgebaut werden soll. Es wird also im BestCase mehrere Monate dauern, bis Saudi-Arabien seine Fördermenge tatsächlich erhöhen wird.

Dazu kommt die Tatsache, dass im August der nächste Gipfel der OPEC+ Länder stattfindet. Das Thema der Versammlung lautet, wie üblich, wie viel Öl in der aktuellen Situation produziert werden soll. Und die Entscheidung, die auf dem bevorstehenden Gipfel getroffen wird, könnte viel bedeutsamer sein als Bidens Reise in die Saudi-Arabien, die ohnehin sehr viel Fragen bzgl. des angeblichen Erfolgs aufgeworfen hat. Zumal die Russische Föderation, die sich derzeit auf dem Konfrontationskurs mit dem Westen befindet, immer noch ein OPEC+ Mitglied bleibt.

Und so gelangen wir zu den wichtigsten Annahmen, des heutigen Öl-Updates:

  • Der Öl-Preis dürfte kurz- bis mittelfristig (medial-rhetorisch) höchstwahrscheinlich weiter sinken, weswegen Öl-Top-Stock weiter in der Korrektur verbleiben.
  • Die langfristige Story rund um steigenden und relativ hohen Öl-Preis ist aber vollkommen intakt.
  • Grund dafür ist die Annahme, dass die Westliche Welt und explizit die USA schon bald den Inflationshöhepunkt sehen werden und so wird sich die globale Stimmung zum Positiven wenden. Sollte es dazu kommen, so würden sich auch die Rezessionssorgen abschwächen.
  • Und dies bedeutet wiederum, dass man anfängt, die Story rund um US-amerikanischen und europäischen wirtschaftlichen Ramp-Up zu spielen. Und da diese Story eng mit der Annahme der steigenden Öl-Nachfrage bei einem immer noch knappen Angebot verknüpft ist (SA-Fördermenge bei 13 Mio. Barrel, wobei man immer mehr RF-Öl sanktioniert), wäre die langfristige Erholung beim Öl-Preis Richtung Ende 2022/23 mehr als wahrscheinlich!

Daher neige ich zu diesem Punkt jede signifikante Korrektur sowohl beim Öl-Preis als auch bei den Top-Öl-Stocks eher eine sehr interessante Entry-Chance mit einem deutlich besseren CRV zu sehen. Mehr Details zu der globalen Situation bekommen wir schon bald vom OPEC+ Gipfel, doch bis dahin sollte man Top-Öl-Stocks nicht aus den Augen verlieren.



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US20825C1045/LS/conocophillips/aktien-19050-21122-21779-20967-341179-63980-21315-1010173-2353660-2379625-64224-21498-21116-5284618-402062-22243-14573407-4865278

Devon Energy (DVN) ist ein unabhängiger Öl- und Gaskonzern in den USA. Zusammen mit seinen Tochterunternehmen beinhaltet das Tätigkeitsspektrum von Devon die Erforschung, die Förderung und die Aufbereitung von Öl und (Erd-)Gas, sowie den Erwerb entsprechender Produktions- und Transportanlagen. Ein Großteil der Öl- und Gasproduktion des Unternehmens stammt aus Aktivitäten in den USA und Kanada. Außerhalb von Nordamerika ist Devon Energy in Westafrika, China und Aserbaidschan präsent. Das Wichtigste ist hier jedoch, dass Devon ein auf die USA fokussiertes E&P-Unternehmen ist, was angesichts des angelaufenen Ausbaus der US-amerikanischen Öl- und Gasförderung gewisse Vorteile bietet. Das Unternehmen verfügt u.a. über diversifizierte Betriebe in mehreren kostengünstigen, ölreichen Becken. Und diese Diversifizierung ermöglicht es, viel kostengünstiges Öl und Erdgas zu produzieren, wodurch man nicht nur Umsätze steigert, sondern auch höhere Margen erzielt. Gleichzeitig zahlt Devon auch Dividende, was einen oder anderen Investor zusätzlich anlocken könnte.



Was Upstream-Gesellschaften angeht ((primäre) Exploration und Produktion (E&P) von Öl und Erdgas sowie ÖlfeldServices), so sollte man hier Richtung ConocoPhillips (COP) schauen. Der Konzern ist eines der größten E&P-Unternehmen der Welt mit Niederlassungen in mehr als einem Dutzend Ländern. Man produziert auch Öl mit einer Vielzahl von Quellen und Methoden, einschließlich horizontaler Bohrungen und hydraulischer Fracking von Schiefer in den USA, Ölsandabbau in Kanada, und Tiefseebohrungen, sowie andere konventionelle Produktionstechniken in anderen Teilen der Welt. Das diversifizierte Portfolio von ConocoPhillips hat niedrige Kostenstruktur, wobei ein erheblicher Teil seiner Ölreserven bei einem Preis von unter 40 USD pro Barrel liegt. Aus diesem Grund kann das Unternehmen einen erheblichen Cashflow auch bei niedrigeren Ölpreisen generieren. Die bessere Kostenstruktur ergab sich aufgrund der COVID-Pandemie, als das Unternehmen zahlreiche Kostensenkungen eingeführt hat. Folglich hat man nun deutlich bessere Chancen, bei einem steigenden Öl-Preis deutlich bessere Margen einzufahren.



ExonMobile (XOM) gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Öl- und Öl-Produkten. Neben Kostensenkungsmaßnahmen profitierte man zuletzt direkt von einem sequenziellen Anstieg der Ölproduktion. Da man den Fokus mittlerweile vor allem auf so genannte Low-Cost-Assets gelegt hat, dürfte sich die Kostenbasis bei ExxonMobile weiter verbessern und in eine deutlich höhere Marge münden. In diesem Zusammenhang dürfte ExxonMobile nicht nur überdurchschnittlich stark von der zuletzt gesehenen Öl-Preiserhöhung profitieren, sondern auch nach wie vor üppige Dividendenausschüttungen machen.



Valero Energy (VLO) ist der größte unabhängige Raffineriebetreiber der Welt. VLO besitzt und betreibt 15 Raffinerien mit einer täglichen Durchlaufleistung von ca. 3 Millionen Barrel. Produziert werden Benzin, Destillate, Diesel, Treibstoffe für Flugzeuge, Asphalt, Petrochemikalien, Schmierstoffe und vergleichbare Raffinerieerzeugnisse. Das Netzwerk von Valero erstreckt sich vom Osten Kanadas bis zu der US-Golfküste und der US-Westküste. Des Weiteren betreibt das Unternehmen Standorte auf Aruba und in Großbritannien. Die Produkte werden an den Großhandel in den USA, Kanada, Großbritannien, Irland und auf Aruba vertrieben. Zusätzlich besitzt der Konzern zehn Ethanol-Kraftwerke in zentralen Tiefebenen der USA. Darüber hinaus ist Valero der zweitgrößte Hersteller von erneuerbaren Kraftstoffen wie Ethanol und Biodiesel. Diese massive Größe und Reichweite in Kombination mit der Vielfalt an raffinierten Produkten unter seinem Dach erlauben es dem Konzern an gleich mehreren Fronten aktiv zu sein, um anschließen durchschnittlich höhere Gewinne zu realisieren. Besonders hervorzuheben wäre der hier der zeitgemäße Fokus auf erneuerbaren Energien zu erwähnen, womit man zukünftig weitere höhermargige Umsatznischen erschließen könnte.



Enbridge (ENB) ist ein Beispiel für ein Midstream-Konzern. Es ist eines der größten Energieinfrastrukturunternehmen in Nordamerika. ENB betreibt das größte Ölpipeline-Netz des Kontinents, ist auch ein führender Erdgas-Pipeline-Betreiber und besitzt Erdgas-Verteilungsunternehmen. Schließlich hat man durch Investitionen in den Bau von Offshore-Windparks in Europa Fortschritte in erneuerbare Energien gemacht. Und dies ist potenziell eine ganz neue Umsatzquelle, die mittelfristig neben dem steigenden Öl-Preis eine Margensteigernde Wirkung auf das Geschäft des Unternehmens haben könnte. Anzumerken muss man aber auch die im Vergleich zu ConocoPhillips geringere direkte Abhängigkeit vom Öl-Preis, da man im Großen und Ganzen als Infrastruktur-Betreiber agiert. Großteil seiner Einnahmen kommt ja aus gebührenpflichtigen langfristigen Verträgen zum Transport von Öl- und Öl-Erzeugnissen. Daher ist der Konzern auch in der Lage, robuste Performance auch bei ungünstigen Marktbedingungen vorzuweisen.



Was uns angeht, so favorisieren wir zu diesem Zeitpunkt, vor dem Hintergrund einer langfristigen investment-These eher die Aktien großkapitalisierter Big-Player wie Phillips 66 (PSX), Devon Energy (DVN) und Valero Energy (VLO).

Risikofreudige Trader können es aber auch über die Aktien kleinkapitalisierter Konzerne im Sinne der Hit&Run-Taktik versuchen.
Zunächst ist es jedoch wichtig, das kommende OPEC+ Treffen abzuwarten, denn diese Versammlung wird wohl den entscheidenden Impact auf den Öl-Preis haben.

Viel Erfolg und Bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: Keine Eigenposition.

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