Autodidakt, Anti-Turtle, Optionsspezialist – Victor Sperandeo

Victor Sperandeo ist definitiv einer jener Helden, die den amerikanischen Traum Wirklichkeit werden ließen. Er schaffte es vom Pokerspieler ohne Studium an die Wall Street und drückte der amerikanischen Finanzindustrie in mehr als 40 Jahren seinen ganz eigenen Stempel auf. In seiner bewegten Karriere revolutionierte er den Optionshandel, arbeitete für eine lebende Legende und stellte die Turtle-Trader in Frage. Lesen Sie hier die tolle Geschichte des Erfolgsautoren und Börsenschwergewichts "Trader Vic".

victor-sperandeoVictor Sperandeo, auch bekannt als "Trader Vic", wurde am 16. März 1945 im New Yorker Stadtteil Queens als Sohn eines Olivenöl-Importeurs geboren. Über seine Jugendzeit ist nicht viel bekannt. Lediglich, dass Sperandeo ein sehr guter Pokerspieler war und sich so bereits in jungen Jahren einen permanenten Zahlungsstrom generierte. Seine Börsenkarriere begann Victor Sperandeo direkt nach der High School. Er arbeitete als Quotierungsassistent beim Broker Pershing und bezog den Mindestlohn. Sein zweiter Job als Statistiker bei Standard & Poor’s war nur marginal besser bezahlt; und unglaublich langweilig. Diese Tätigkeit war so einschläfernd, dass Sperandeo dauernd Fehler machte und deswegen gar gefeuert wurde. Die nächste Station seiner beruflichen Laufbahn sollte ihn dann nachhaltig beeinflussen. Er begann 1966 als Buchhalter für Morris Natelson zu arbeiten. Natelson tradete Straddles und zu dieser Zeit kannte sich kaum jemand mit Optionen aus, geschweige denn mit den steuerlichen Implikationen des Handels dieser Instrumente. Sperandeo war sofort fasziniert von der Komplexität der Optionen und eignete sich autodidaktisch Unmengen an Wissen an.

Trader Vic

Sperandeos Leidenschaft war entfacht und er wollte sich an den Märkten beweisen. Das angehäufte Know-how über Optionen und sein linguistisches Talent öffneten ihm 1969 die Tore zu einer Stelle als Optionstrader bei Filer Schmidt & Co. (ohne Studium oder Händlerausbildung). Ein Jahr später wechselte er zur größeren Firma U.S. Options. Als Junghändler bezog er hier eine erfolgsabhängige Vergütung, was Lohnkosten für das Unternehmen sparen sollte. Entgegen der Erwartungen der Unternehmensleitung erwirtschaftete Sperandeo für sich selbst in den ersten 6 Monaten Kommissionen in Höhe von USD 50.000,00, was selbst das Gehalt des CEOs um mehr als das doppelte übertraf. Als U.S. Options dann darauf drängte, Sperandeo ein weitaus geringeres Festgehalt an Stelle der variablen Vergütung zukommen zu lassen, wechselte er erneut den Arbeitgeber und kam vom Regen in die Traufe. Sperandeo sah nur einen Ausweg: die Selbständigkeit.

Es geht steil Bergauf

1971 gründete Victor Sperandeo mit einem Geschäftspartner die Firma Ragnar Options. Das Alleinstellungsmerkmal dieser Unternehmung war, dass man als erster Optionshändler überhaupt garantierte Quotes für Optionen ohne hohes Aufgeld anbot. Sechs Monate nach Gründung war Ragnar Options der größte Optionshändler im Freiverkehr weltweit. 1977 wurde das Unternehmen dann von Weeden & Co. geschluckt. Victor Sperandeo blieb noch ein paar Monate in seiner alten Firma, bekam dann allerdings aufgrund seiner ausgezeichneten Reputation ein Angebot unterbreitet, dass zu gut war, um es abzulehnen. Interstate Securities offerierte ihm eine Stelle als freier Trader, der ein Firmenkonto über mehrere Hundert Million US-Dollar managen konnte und zu 50% an Gewinnen und Verlusten beteiligt wurde. Sperandeo überlegte keine Sekunde und nahm das Angebot dankend an. Er hatte hier komplett freie Hand und konnte jeden Markt traden, den er wollte. Diese Kooperation endete 1986 mit dem Börsengang von Interstate Securities.

Die Anti-Turtles

1979 startete Sperandeo ein Nebenprojekt namens Hugo Securities (Hugo ist sein zweiter Vorname). Er beschrieb seine Idee als "McDonald’s des Tradings". Dahinter verbirgt sich die Überlegung, andere Menschen als Trader auszubilden und diese für sich arbeiten zu lassen. Eine Art Franchise-System, wie es bereits Richard Dennis mit den weltbekannten Turtles machte. So bildete Sperandeo 39 Leute aus und brachte ihnen in einem aufwendigen Mentorenprogramm alles bei, was er sich selbst über die Jahre mühsam erarbeitete. Das Startkapital seiner Zöglinge belief sich auf USD 25.000,00 bis USD 250.000,00. Leider liquidierten sich 34 dieser 39 Trader selbst und verspielten ihr komplettes Geld. Zwar generierten die restlichen 5 Trader mehr Einnahmen als die anderen 34 Ausgaben, aber Sperandeo musste feststellen, dass offensichtlich nicht jeder für den Beruf des Traders geeignet ist. Seine Schlussfolgerung war, dass hauptsächlich emotionale Intelligenz (und kein hoher IQ) über Erfolg und Misserfolg entscheidet, da die 5 erfolgreichen Schüler gewisse Charaktereigenschaften gemeinsam hatten. So konnten diese Verluste schnell verarbeiten, Fehler eingestehen und räumten ihrem Ego und ihrem Stolz kein Platz im Trading-Geschäft ein. Allerdings waren diese 5 Trader sogar so erfolgreich, dass sie nach kurzer Zeit den Weg in die Selbständigkeit suchten. Sperandeo erklärte das Projekt für gescheitert.

George Soros, Rand Management, Alpha Financial Technologies

1981 hatte Victor Sperandeo gar ein kurzes Intermezzo mit George Soros. Soros suchte für seinen Quantum Fund einen fähigen Short Seller, da der Markt Ende der Siebziger stark schwächelte. So arbeitete Sperandeo für ein halbes Jahr von Dezember 1981 bis Juli 1982 für den legendären Bank-of-England-Bezwinger. Als im Sommer 1982 ein neuer Bullenmarkt begann, waren Sperandeos Dienste obsolet und beide Trading-Stars gingen wieder getrennte Wege. 1987 gründete Sperandeo dann seine eigene Vermögensverwaltung namens Rand Management Corporation. Auch heute noch ist der 72-Jährige an den Märkten aktiv. Er ist Vorsitzender von EAM Partners sowie Vorsitzender und CEO von Alpha Financial Technology. Beide Firmen sind naturgemäß als Finanzdienstleister tätig und bieten verschiedenste Produkte an (u.a. Algo-Trading & Indexierung). Darüber hinaus managt Sperandeo mit seiner Vermögensverwaltung mehr als USD 1 Mrd. mit diskretionärem Trading.
Victor Sperandeo hatte in seiner mehr als 4 Jahrzehnte andauernden Karriere eine unglaubliche Erfolgssträhne von 18 erfolgreichen Jahren hintereinander (1972-1990) mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 72%. Eigenen Angaben zufolge erlangte er sein sehr umfangreiches Wissen durch das Lesen von mehr als 2500 Bücher der Themenbereiche Börse, Wirtschaft, Psychologie und Philosophie, viel Forschung und der Try-and-Error-Methode. Im Laufe seines Lebens schrieb er selbst 4 Bücher, unter anderem "Trader Vic: Methods of a Wall Street Master". Weitere Informationen findet man auf seiner Internetseite.

Handelsansatz

Sperandeo geht beim Traden wie eine Versicherung vor und steigt nur ein, wenn das Risiko zu seinen Gunsten steht. Er betrachtet die Märkte hauptsächlich fundamental, lässt allerdings die technische Komponente mit einfließen. Großen Wert legt er auf Marktzyklen, Marktart (Bullenmarkt oder Bärenmarkt) sowie Bewegungsdauer der aktuellen Phase (kurzfristiger/mittelfristiger/langfristiger Trend). Dabei basiert er sein Trading auf seine eigenen Forschungsergebnisse. Er fand bspw. heraus, dass eine durchschnittliche bullische Kursbewegung ca. 20% beträgt und ca. 100 Tage andauert. Demnach ist er mit Einstiegen in Bullenmärkten, die diese Distanz bereits zurückgelegt haben, eher vorsichtig und halbiert seine Positionsgrößen. Sperandeo sammelte eine Vielzahl solcher Erkenntnisse.
Ein weiterer Faktor zur Bestimmung der Positionsgröße ist für ihn die bisherige Jahresperformance. Je erfolgreicher das bisherige Jahr verlief, desto größer sind die Positionen, die Sperandeo eingeht.
Zur Risikobegrenzung setzt er sich bei jeder Position einen festen Stop-Loss in Form einer mentalen Marke. Als weiterer Grundsatz gilt: je größer eine Position, desto enger liegt der Stop-Loss.
Seine Lieblingsmärkte sind Optionen, allerdings handelt er auch alle anderen Finanzinstrumente.

Generell untergliedert er das Trading in einen 3-stufigen Prozess:
1. Kapitalerhalt
2. Konstante Renditen
3. Höhere Renditen

Zitate

– "Der Schlüssel zum Vermögensaufbau liegt darin, sein Kapital zu erhalten und geduldig für die richtige Gelegenheit zu warten, um dann außergewöhnliche Gewinne einzufahren."
– "Der Schlüssel zum Investment-Erfolg liegt in der emotionalen Disziplin. Geld verdienen hat nichts mit Intelligenz zu tun. Um ein erfolgreicher Investor zu sein, muss man in der Lage sein, seine Fehler zuzugeben."
– "In einen Markt zu investieren, ohne zu wissen, in welcher Phase er sich befindet, ist wie Lebensversicherungen an 20-Jährige und 80-Jährige mit gleichem Aufschlag zu verkaufen."
– "Der Schlüssel zum Trading-Erfolg liegt in der emotionalen Disziplin. Wenn Intelligenz der Schlüssel wäre, würden viel mehr Menschen mit dem Trading Geld verdienen."
aktien Flatrate mit der Trader-Zeitung
3 Monate Laufzeit
147,- Euro
Alle Börsendienste von aktien
zu einem unschlagbar günstigen Preis