Der Market Timer – Gil Blake
Market Timer betreiben eine Randdisziplin im Tradingzirkus. Nicht viele Marktteilnehmer glauben, dass man mit dem Timen eines Marktes Geld verdienen kann. Gil Blake als Pionier dieser Disziplin stellte mit 5 Siegen in Serie bei den US-Tradingmeisterschaften unter Beweis, dass Market Timing sehr ertragreich sein kann. Lesen Sie hier die Story des Mannes, der bis zu seinem 35. Lebensjahr nichts mit den Märkten zu tun hatte und dann voll durchstartete.
Gilman D. Blake III wurde am 14. Juli 1945 in Pittsfield, USA geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Er studierte von 1962 bis 1967 an der Cornell Universität und erlangte den akademischen Grad des Masters. Nach seinem Studium heuerte er bei der US-Marine an und diente als Marineoffizier auf einem Nuklear-U-Boot. Nach seiner Zeit in der Armee drückte er erneut die Schulbank; dieses Mal an der Wharton School of Business und bekam seinen Master of Business Administration (MBA) 1972 verliehen. Bis zum März 1980 hielt sich Blake von den Märkten fern und arbeitete stattdessen als Buchhalter für PWC (PriceWaterhouseCoopers) und als Finanzexperte für Fairfield Optical.
Trading
Blakes Leben veränderte sich zu Beginn des Jahres 1980. Bis dato glaubte er fest daran, dass jedwede Bewegung der Märkte komplett zufällig stattfand und es dementsprechend nicht möglich ist, den Markt auf Dauer zu schlagen (Random Walk Theorie). Ein Freund Blakes konfrontierte ihn dann zufällig eines Tages mit einer Reihe von Tagesschlusskursen eines Bondfonds der Fidelity-Fonds-Familie. Der Chart zeigte sehr stabile Trends. Gil Blake hielt diese Bewegung anfangs für zufällig, stellte aber Nachforschungen an und fand heraus, dass diese stabilen Auf- oder Abwärtsbewegungen in vielen Fonds zu finden waren. Blake hatte damit den Beweis für berechenbares Marktverhalten gefunden und beschloss nun, seine Entdeckung zu kapitalisieren. Er gründete die Vermögensverwaltung Twenty Plus Inc. in Boston, wobei der Name Programm war: von 1980 bis 1992 erwirtschaftete Blake eine durchschnittliche Jahresrendite von unglaublichen 40%; in seinem schlechtesten Jahr waren es immer noch glorreiche 24% Rendite. Die Beständigkeit zeigt sich noch deutlicher in einer geringeren Zeitebene: so machte Blake in 134 von 139 Monaten keinen Verlust. Er war sich seiner Sache auch so sicher, dass er eine sehr spezielle und ungewöhnliche Gebührenordnung für seine Kunden einführte: er verlangte für seine Dienste 25% der Profite, die er erwirtschaftete, erklärte sich allerdings auch bereit, 25% aller Verluste zu tragen; in den ersten 12 Monaten nach Kontoeröffnung sogar 100% der Verluste. Das zeugt von großem Selbstvertrauen. Und tatsächlich musste Blake niemals zahlen.
Sein Können stellte er auch bei den US-Tradingmeisterschaften unter Beweis. So erreichte er 1988 nur den 2. Platz, erklomm dafür aber in den folgenden 5 Jahren jeweils den Thron und distanzierte die Konkurrenz um Klassen. Mit seiner kleinen Vermögensverwaltung managte er niemals mehr als USD 100 Mio. Dabei kannte er sogar die meisten seiner Investoren, da der Großteil Freunde, Bekannte oder Nachbarn waren.
Handelsansatz
Blake ist ein Market Timer. Er betrieb sehr erfolgreich das Timing von Investmentfonds. Seine Haltedauer betrug lediglich 1-4 Tage und er war bei jedem Trade zu 100% investiert. Er hatte also permanent nur eine Position offen oder hielt 100% Cash. Da man Fonds nicht Shorten konnte, spekulierte er nur auf der Long-Seite. Um sein Risiko zu minimieren, erstellte Blake vor jedem Einstieg ein Worst-Case-Szenario, sodass er bei Eintritt exakt wusste, was zu tun war und keine falschen Entscheidungen fiel oder wertvolle Zeit verlor.
Wie funktioniert Timing?
Eine Beispielstrategie ist die "Ein-Penny-Regel", welche Blake in den ersten Jahren seiner Tradingkarriere anwendete. Er fand heraus, dass einer leichten Kursbewegung in Bondfonds in 83% der Fälle eine ähnliche Kursbewegung in die gleiche Richtung am nächsten Tag folgen würde. Der Ausstieg erfolgte bei einer Gegenbewegung. Der Ausstieg ist in diesem speziellen Handelsansatz auch nicht als Ausstieg im klassischen Sinne zu verstehen. Fidelity ermöglichte beispielsweise seinen Fondskunden, kostenlos das Kapital von einem Bondfonds in einen Geldmarktfonds der Fidelity-Familie zu transferieren. Somit konnte Blake kostenlos ein- und aussteigen und bekam beim Wechsel in den Geldmarktfonds noch Zinsen für die Haltedauer gezahlt. Auch der erneute Einstieg in den Bondfonds war kostenlos. Somit hatte Blake exzellente Bedingungen. Es fielen für seine Trades zu Beginn keine Transaktionskosten an und die Bondfonds zeigten sehr stabile Trends.
Leider verschwand dieser Vorteil mit der Zeit, da scheinbar immer mehr Menschen darauf aufmerksam wurden. Blake investierte viel Zeit in Research und entdeckte weitere Marktinsuffizienzen bei Sektorfonds, also Fonds, die sich auf Aktien aus bestimmten Sektoren fokussieren, wie bspw. Chemieaktien oder Aktien aus dem Energiegeschäft. Er machte sich dabei die Mathematik zu Nutze: so fand er heraus, dass eine Bewegung des Fonds größer der durchschnittlichen ATR an einem Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer ähnlichen Bewegung am nächsten Tag in die gleiche Richtung gefolgt wird. Warum ist das so? Weil sich viele Aktien eines Sektors wie ein Fischschwarm verhalten. Wenn eine Aktie an einem Tag mehr als die durchschnittliche ATR zurücklegt, besteht eine Chance von 55%, dass diese Aktie eine ähnliche Bewegung am Folgetag macht. Wenn man die kumulierten Wahrscheinlichkeiten für 100 Aktien aus einem Sektor nimmt, steigt die Chance auf ungefähr 75%.
Voraussetzung hierfür ist, dass die Aktien eines Sektorfonds sehr homogen sind. Weiterhin fand Blake heraus, dass er bereits am ersten Tag einer Bewegung mit dabei sein musste, da hier mehr als 40% der kompletten Bewegung stattfand. Um dieser Erkenntnis Rechnung zu tragen und schnelle Einstiege zu suchen, beobachtete er permanent 10-20 Aktien eines Sektors und verglich die Kursentwicklungen mit Aktien aus anderen Sektoren. Mit Hilfe einer Rangliste ermittelte er seinen favorisierten Einstiegssektor.
Leider ist nicht bekannt, ob Blake nach wie vor an den Märkten aktiv ist, da man keine Informationen für den Zeitraum nach 1992 erhält. Lediglich ein Wikipedia-Artikel deutet an, dass Blake nach wie vor in Boston mit seiner Vermögensverwaltung Market Timing betreibt.
Zitate
- "Wenn man erst einmal seine Disziplin gebrochen hat, kommt der nächste Verstoß viel einfacher."
- "Wann immer ich eine Position eingehe, stelle ich mir das Worst-Case Szenario vor. Damit minimiere ich die Verwirrung, wenn die Situation tatsächlich eintritt. In meinen Augen sind Verluste ein sehr wichtiger Teil des Tradings."
- "Der wichtigste Bestandteil ist die Fähigkeit zum Querdenken. Fokussiere dich auf Instrumente, Strategien und Zeithorizonte, die zu deiner Persönlichkeit passen. Oder kurz gesagt: mach dein eigenes Ding; und mache es richtig."
- "Zum einen haben die meisten Trader keine Strategie, die Geld aus dem Markt zieht. Zum zweiten befolgen selbst die, die eine solche besitzen, ihre Strategie nicht. Trading scheint die schwächeren menschlichen Charakterzüge zu traktieren und die Achillesverse von jedem Individuum ausfindig zu machen."
- "Gelegenheiten verändern sich, Strategien verändern sich, aber Menschen und Psychologie bleichen gleich. Wenn Trendfolge-Systeme nicht gut funktionieren, dann halt etwas Anderes. Geld wird immer verloren, also muss jemand dort draußen sein, der gewinnt."
- "Ich bin kein Fan von Diversifikation. Meine Meinung ist, dass man mit genügend Trades pro Jahr ausreichend diversifiziert. Wenn die Chancen zu 70% zu deinen Gunsten stehen und man 50 Trades macht, dann ist es sehr schwer zu verlieren."
Gilman D. Blake III wurde am 14. Juli 1945 in Pittsfield, USA geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Er studierte von 1962 bis 1967 an der Cornell Universität und erlangte den akademischen Grad des Masters. Nach seinem Studium heuerte er bei der US-Marine an und diente als Marineoffizier auf einem Nuklear-U-Boot. Nach seiner Zeit in der Armee drückte er erneut die Schulbank; dieses Mal an der Wharton School of Business und bekam seinen Master of Business Administration (MBA) 1972 verliehen. Bis zum März 1980 hielt sich Blake von den Märkten fern und arbeitete stattdessen als Buchhalter für PWC (PriceWaterhouseCoopers) und als Finanzexperte für Fairfield Optical.
Trading
Blakes Leben veränderte sich zu Beginn des Jahres 1980. Bis dato glaubte er fest daran, dass jedwede Bewegung der Märkte komplett zufällig stattfand und es dementsprechend nicht möglich ist, den Markt auf Dauer zu schlagen (Random Walk Theorie). Ein Freund Blakes konfrontierte ihn dann zufällig eines Tages mit einer Reihe von Tagesschlusskursen eines Bondfonds der Fidelity-Fonds-Familie. Der Chart zeigte sehr stabile Trends. Gil Blake hielt diese Bewegung anfangs für zufällig, stellte aber Nachforschungen an und fand heraus, dass diese stabilen Auf- oder Abwärtsbewegungen in vielen Fonds zu finden waren. Blake hatte damit den Beweis für berechenbares Marktverhalten gefunden und beschloss nun, seine Entdeckung zu kapitalisieren. Er gründete die Vermögensverwaltung Twenty Plus Inc. in Boston, wobei der Name Programm war: von 1980 bis 1992 erwirtschaftete Blake eine durchschnittliche Jahresrendite von unglaublichen 40%; in seinem schlechtesten Jahr waren es immer noch glorreiche 24% Rendite. Die Beständigkeit zeigt sich noch deutlicher in einer geringeren Zeitebene: so machte Blake in 134 von 139 Monaten keinen Verlust. Er war sich seiner Sache auch so sicher, dass er eine sehr spezielle und ungewöhnliche Gebührenordnung für seine Kunden einführte: er verlangte für seine Dienste 25% der Profite, die er erwirtschaftete, erklärte sich allerdings auch bereit, 25% aller Verluste zu tragen; in den ersten 12 Monaten nach Kontoeröffnung sogar 100% der Verluste. Das zeugt von großem Selbstvertrauen. Und tatsächlich musste Blake niemals zahlen.
Sein Können stellte er auch bei den US-Tradingmeisterschaften unter Beweis. So erreichte er 1988 nur den 2. Platz, erklomm dafür aber in den folgenden 5 Jahren jeweils den Thron und distanzierte die Konkurrenz um Klassen. Mit seiner kleinen Vermögensverwaltung managte er niemals mehr als USD 100 Mio. Dabei kannte er sogar die meisten seiner Investoren, da der Großteil Freunde, Bekannte oder Nachbarn waren.
Handelsansatz
Blake ist ein Market Timer. Er betrieb sehr erfolgreich das Timing von Investmentfonds. Seine Haltedauer betrug lediglich 1-4 Tage und er war bei jedem Trade zu 100% investiert. Er hatte also permanent nur eine Position offen oder hielt 100% Cash. Da man Fonds nicht Shorten konnte, spekulierte er nur auf der Long-Seite. Um sein Risiko zu minimieren, erstellte Blake vor jedem Einstieg ein Worst-Case-Szenario, sodass er bei Eintritt exakt wusste, was zu tun war und keine falschen Entscheidungen fiel oder wertvolle Zeit verlor.
Wie funktioniert Timing?
Eine Beispielstrategie ist die "Ein-Penny-Regel", welche Blake in den ersten Jahren seiner Tradingkarriere anwendete. Er fand heraus, dass einer leichten Kursbewegung in Bondfonds in 83% der Fälle eine ähnliche Kursbewegung in die gleiche Richtung am nächsten Tag folgen würde. Der Ausstieg erfolgte bei einer Gegenbewegung. Der Ausstieg ist in diesem speziellen Handelsansatz auch nicht als Ausstieg im klassischen Sinne zu verstehen. Fidelity ermöglichte beispielsweise seinen Fondskunden, kostenlos das Kapital von einem Bondfonds in einen Geldmarktfonds der Fidelity-Familie zu transferieren. Somit konnte Blake kostenlos ein- und aussteigen und bekam beim Wechsel in den Geldmarktfonds noch Zinsen für die Haltedauer gezahlt. Auch der erneute Einstieg in den Bondfonds war kostenlos. Somit hatte Blake exzellente Bedingungen. Es fielen für seine Trades zu Beginn keine Transaktionskosten an und die Bondfonds zeigten sehr stabile Trends.
Leider verschwand dieser Vorteil mit der Zeit, da scheinbar immer mehr Menschen darauf aufmerksam wurden. Blake investierte viel Zeit in Research und entdeckte weitere Marktinsuffizienzen bei Sektorfonds, also Fonds, die sich auf Aktien aus bestimmten Sektoren fokussieren, wie bspw. Chemieaktien oder Aktien aus dem Energiegeschäft. Er machte sich dabei die Mathematik zu Nutze: so fand er heraus, dass eine Bewegung des Fonds größer der durchschnittlichen ATR an einem Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer ähnlichen Bewegung am nächsten Tag in die gleiche Richtung gefolgt wird. Warum ist das so? Weil sich viele Aktien eines Sektors wie ein Fischschwarm verhalten. Wenn eine Aktie an einem Tag mehr als die durchschnittliche ATR zurücklegt, besteht eine Chance von 55%, dass diese Aktie eine ähnliche Bewegung am Folgetag macht. Wenn man die kumulierten Wahrscheinlichkeiten für 100 Aktien aus einem Sektor nimmt, steigt die Chance auf ungefähr 75%.
Voraussetzung hierfür ist, dass die Aktien eines Sektorfonds sehr homogen sind. Weiterhin fand Blake heraus, dass er bereits am ersten Tag einer Bewegung mit dabei sein musste, da hier mehr als 40% der kompletten Bewegung stattfand. Um dieser Erkenntnis Rechnung zu tragen und schnelle Einstiege zu suchen, beobachtete er permanent 10-20 Aktien eines Sektors und verglich die Kursentwicklungen mit Aktien aus anderen Sektoren. Mit Hilfe einer Rangliste ermittelte er seinen favorisierten Einstiegssektor.
Leider ist nicht bekannt, ob Blake nach wie vor an den Märkten aktiv ist, da man keine Informationen für den Zeitraum nach 1992 erhält. Lediglich ein Wikipedia-Artikel deutet an, dass Blake nach wie vor in Boston mit seiner Vermögensverwaltung Market Timing betreibt.
Zitate
- "Wenn man erst einmal seine Disziplin gebrochen hat, kommt der nächste Verstoß viel einfacher."
- "Wann immer ich eine Position eingehe, stelle ich mir das Worst-Case Szenario vor. Damit minimiere ich die Verwirrung, wenn die Situation tatsächlich eintritt. In meinen Augen sind Verluste ein sehr wichtiger Teil des Tradings."
- "Der wichtigste Bestandteil ist die Fähigkeit zum Querdenken. Fokussiere dich auf Instrumente, Strategien und Zeithorizonte, die zu deiner Persönlichkeit passen. Oder kurz gesagt: mach dein eigenes Ding; und mache es richtig."
- "Zum einen haben die meisten Trader keine Strategie, die Geld aus dem Markt zieht. Zum zweiten befolgen selbst die, die eine solche besitzen, ihre Strategie nicht. Trading scheint die schwächeren menschlichen Charakterzüge zu traktieren und die Achillesverse von jedem Individuum ausfindig zu machen."
- "Gelegenheiten verändern sich, Strategien verändern sich, aber Menschen und Psychologie bleichen gleich. Wenn Trendfolge-Systeme nicht gut funktionieren, dann halt etwas Anderes. Geld wird immer verloren, also muss jemand dort draußen sein, der gewinnt."
- "Ich bin kein Fan von Diversifikation. Meine Meinung ist, dass man mit genügend Trades pro Jahr ausreichend diversifiziert. Wenn die Chancen zu 70% zu deinen Gunsten stehen und man 50 Trades macht, dann ist es sehr schwer zu verlieren."