Der Paradiesvogel unter den Tradern – Nassim Nicolas Taleb
Trader, Hedge Fund Manager, Bestseller-Autor, Professor, Forscher und Gesellschaftskritiker. Es scheint wenig zu geben, was Nassim Taleb nicht kann. Ein Mann, der sich schon immer gegen das Finanz-Establishment stellte und dennoch an den Märkten ein Vermögen verdienen konnte. Lesen Sie hier die hochgradig interessante Lebensgeschichte des gebürtigen Libanesen.
Nassim Nicolas Taleb wurde am 01. Januar 1960 in der libanesischen Stadt Amioun als Sohn des Onkologen Najib Taleb und seiner Frau Minerva Ghosn geboren. Talebs griechisch-orthodoxe Familie hatte über mehrere Dekaden großen Einfluss im Libanon. So waren sowohl sein Ur-Großvater, wie auch sein Großvater Vize-Premierminister des Libanon. Allerdings verlor die Familie im libanesischen Bürgerkrieg ab 1975 ihren Einfluss sowie ihren Reichtum.
Taleb landete schließlich in Frankreich und besuchte in der Hauptstadt die Universität von Paris, wo er seinen Bachelor- und Masterabschluss machte. Allerdings war sein akademischer Heißhunger noch lange nicht gestillt. Er entschied sich für einen MBA an der Wharton School und krönte seine Ausbildung 1998 mit einem PhD in Betriebswirtschaftslehre von der Universität Paris-Dauphine. Zudem spricht Taleb 5 Sprachen fließend (Englisch, Arabisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) und liest Texte in einer Vielzahl anderer Sprachen wie Griechisch, Latein oder Hebräisch.
Der Ruf des Geldes
Für Taleb stand finanzielle Freiheit immer ganz weit oben. Er wollte unbedingt die Abhängigkeit von einem monatlichen Gehalt kappen. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass er schnell sehr viel Geld verdienen musste, um seinen Traum verwirklichen zu können. Und wo lässt sich mehr Geld verdienen als an der Wall Street? So folgte der ausgewiesene Finanzmathematiker und Spezialist für komplexe Finanzderivate dem Ruf des Geldes und heuerte bei diversen Banken und Einrichtungen an. Sein beruflicher Werdegang ist absolut bemerkenswert. So bekleidete er beispielsweise die Positionen als Unabhängiger Market Maker für Optionen an der Chicago Mercantile Exchange, Managing Director und Proprietary Trader bei der UBS oder Worldwide Chief Proprietary Arbitrage Derivate-Trader bei First Boston. Außerdem gründete er den Hedge Fund Empirica Capital, dessen Handelsansatz auf seinen Ideen beruhte.
Revolutionäres Denken
Taleb stand allerdings von vornherein auf Kriegsfuß mit den gängigen finanzmathematischen Theorien und Modellen seiner Kollegen und legte mehr Wert auf die praktische Umsetzung des Handels an den Märkten. Heruntergebrochen liest sich seine Kritik bzw. Hauptthese wie folgt: rationale wissenschaftliche Modelle und die Statistik werden überschätzt und das Auftreten von unvorhersehbaren, bedeutenden Ereignissen unterschätzt. Zu diesem Thema verfasste er vier Bücher, die als Gesamtwerk unter dem Titel Incerto zusammengefasst werden. Im Einzelnen sind das Fooled by Randomness (2001), The Black Swan (2007), The Bed of Procrustes (2010) und Antifragilität (2012). Alle Bücher waren sehr erfolgreich, aber mit Abstand die beste Resonanz hatte sein zweites Buch The Black Swan. Es wurde mehr als 4 Mio. Mal verkauft und in 31 Sprachen übersetzt. Als Black Swan oder zu Deutsch: Schwarzen Schwan bezeichnet Taleb unvorhersehbare Ereignisse, die die Welt zum guten oder schlechten verändern können. Besonderer Beliebtheit bei den Lesern erfreut sich auch sein Schreibstil, der die sehr komplexen Thematiken mit Essays oder autobiographischen Elementen auflockert und sehr unterhaltsam ist.
Sehr interessant ist auch das in seinem letzten Buch dargelegte Konzept der Antifragilität. Damit bringt er zum Ausdruck, dass die Überkompensation oder Überreaktion in stressigen Situationen oftmals zu einem besseren Ergebnis als erwartet führt. Somit können selbst negative Schwarze Schwäne wie die Finanzkrise 2007/-08 eine positive Wirkung haben. Diese Erkenntnis ist uns allerdings nicht neu; so heißt es im Volksmund: "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker." oder "Unter Druck entstehen Diamanten.".
Nassim N. Taleb wurde aufgrund seiner Ideen und seines Handels 2001 in die Derivatives Hall of Fame aufgenommen. Außerdem gewann er 2007 den Get Abstract International Book Award. Eigenen Angaben zufolge handelt er seit 2010 nicht mehr aktiv an den Finanzmärkten und widmet sich nur noch dem Schreiben und der Lehre. So ist er momentan als Professor an der New York University sowie an der University of Massachusetts. Des Weiteren arbeitet er als Berater der Investmentfirma Universa Investments.
Handelsstil
Talebs Handelsstil war überaus unkonventionell und sehr nervenaufreibend. Er wettete permanent mittels Optionen auf den Eintritt sehr unwahrscheinlicher Ereignisse. Allerdings wendete er dafür keineswegs sein ganzes Kapital auf, sondern legte einen Teil in extrem sichere Wertpapiere wie Staatsanleihen, etc. an und investierte eben den anderen Teil in hochspekulative Derivate. Das bezeichnet man als "Hantelansatz"; auf der einen Seite extreme Sicherheit, auf der anderen Seite extremes Risiko. Keine Durchschnitts-Investments.
Mit diesem Anlagestil hat er bereits im Crash 1987 ein kleines Vermögen verdienen können und erlangte seine so heiß begehrte finanzielle Freiheit. Außerdem konnte er auch beim Abtauchen des Nasdaq im Jahr 2000 sehr viel Geld verdienen. Sein größter Clou war aber mit Sicherheit sein Engagement in der Finanzkrise 2007 sowie den Folgejahren. Taleb erkannte die sehr gefährliche Situation an den internationalen Finanzmärkten aufgrund der Blase am Hypothekenmarkt sowie der weitreichenden Verflechtung der Banken untereinander. Er warnte sogar in seinem Buch The Black Swan vor einem Platzen der Blase und dem anschließenden Kollabieren des Bankensektors. Ein paar Monate später war es soweit und Taleb konnte auch die letzte monetäre Sorgenfalte ad acta legen.
Die Kehrseite der Medaille dieses Handelsansatzes ist allerdings die permanente psychische Belastung. Schwarze Schwäne tauchen vielleicht öfter auf, als uns Statistiker weismachen, aber dennoch nur alle paar Jahre. Man muss lange Dürreperioden überstehen und mit ansehen, wie man langsam finanziell ausblutet. Auch Taleb entwickelte über die Jahre einige Neurosen. Er hörte nur noch bestimmte Komponisten, aß nur noch bestimmte Nahrung, musste immer auf demselben Parkplatz parken und wollte immer neben demselben Kollegen sitzen.
Zitate
- "Die drei schlimmsten Abhängigkeiten gehen aus von Heroin, Kohlenhydraten, und einem monatlichen Gehalt."
- "Die Hälfte der Leute lügt mit ihren Lippen, die andere Hälfte mit ihren Tränen."
- "Charme ist die Fähigkeit Leute zu beleidigen, ohne sie gegen sich aufzubringen; Nerdheit ist das Gegenteil."
- "Einen Zug zu verpassen ist nur dann schmerzhaft, wenn du ihm nachrennst. Ebenso ist es nur dann schmerzhaft den Idealen der anderen nicht zu entsprechen, wenn es auch deine Ideale sind."
- "Dinge werden immer offensichtlich nach dem Fakt."
- "Der Unterschied zwischen Technologie und Sklaverei liegt darin, dass sich Sklaven bewusst sind, nicht frei zu sein."
- "Was ich am eigenen Leib erfahren musste, dass weiß ich noch immer."
- "Ich hatte nie Schulden und werde auch nie welche haben."
- "Vor Jahren bemerkte ich etwas über Ökonomie, und zwar das Ökonomie nie die Sache auf den Punkt bringt."
- "Frage keinen General nach Kriegsrat, und frage keinen Broker nach einem Rat in Sachen Geld."
- "Zerbrechlichkeit ist die Eigenschaft von Dingen, die anfällig für Volatilität sind."
- "Verwechsle niemals die Abwesenheit von Volatilität mit Stabilität."
- "Das Vermögen eines Landes liegt in den Tüftlern, Bastlern und Risikoträgern."
- "Kapitalismus ist die Geschichte von Abenteurern, die aufgrund ihrer Fehler bluten müssen; nicht von Leuten, die andere durch ihre Fehler bluten lassen."
- "Wir können nicht wirklich planen, weil wir die Zukunft nicht kennen. Aber das sind nicht zwangsläufig schlechte Nachrichten. Wir können planen, während wir solche Limitationen im Hinterkopf behalten. Aber das erfordert Mut."
- "Karl Marx, ein Visionär, fand heraus, dass es viel besser gelingt einen Sklaven zu kontrollieren, indem man ihn davon überzeugt, dass er ein Mitarbeiter ist."
- "Um einen Narren zu ruinieren, gib ihm Informationen."
Nassim Nicolas Taleb wurde am 01. Januar 1960 in der libanesischen Stadt Amioun als Sohn des Onkologen Najib Taleb und seiner Frau Minerva Ghosn geboren. Talebs griechisch-orthodoxe Familie hatte über mehrere Dekaden großen Einfluss im Libanon. So waren sowohl sein Ur-Großvater, wie auch sein Großvater Vize-Premierminister des Libanon. Allerdings verlor die Familie im libanesischen Bürgerkrieg ab 1975 ihren Einfluss sowie ihren Reichtum.
Taleb landete schließlich in Frankreich und besuchte in der Hauptstadt die Universität von Paris, wo er seinen Bachelor- und Masterabschluss machte. Allerdings war sein akademischer Heißhunger noch lange nicht gestillt. Er entschied sich für einen MBA an der Wharton School und krönte seine Ausbildung 1998 mit einem PhD in Betriebswirtschaftslehre von der Universität Paris-Dauphine. Zudem spricht Taleb 5 Sprachen fließend (Englisch, Arabisch, Französisch, Italienisch und Spanisch) und liest Texte in einer Vielzahl anderer Sprachen wie Griechisch, Latein oder Hebräisch.
Der Ruf des Geldes
Für Taleb stand finanzielle Freiheit immer ganz weit oben. Er wollte unbedingt die Abhängigkeit von einem monatlichen Gehalt kappen. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass er schnell sehr viel Geld verdienen musste, um seinen Traum verwirklichen zu können. Und wo lässt sich mehr Geld verdienen als an der Wall Street? So folgte der ausgewiesene Finanzmathematiker und Spezialist für komplexe Finanzderivate dem Ruf des Geldes und heuerte bei diversen Banken und Einrichtungen an. Sein beruflicher Werdegang ist absolut bemerkenswert. So bekleidete er beispielsweise die Positionen als Unabhängiger Market Maker für Optionen an der Chicago Mercantile Exchange, Managing Director und Proprietary Trader bei der UBS oder Worldwide Chief Proprietary Arbitrage Derivate-Trader bei First Boston. Außerdem gründete er den Hedge Fund Empirica Capital, dessen Handelsansatz auf seinen Ideen beruhte.
Revolutionäres Denken
Taleb stand allerdings von vornherein auf Kriegsfuß mit den gängigen finanzmathematischen Theorien und Modellen seiner Kollegen und legte mehr Wert auf die praktische Umsetzung des Handels an den Märkten. Heruntergebrochen liest sich seine Kritik bzw. Hauptthese wie folgt: rationale wissenschaftliche Modelle und die Statistik werden überschätzt und das Auftreten von unvorhersehbaren, bedeutenden Ereignissen unterschätzt. Zu diesem Thema verfasste er vier Bücher, die als Gesamtwerk unter dem Titel Incerto zusammengefasst werden. Im Einzelnen sind das Fooled by Randomness (2001), The Black Swan (2007), The Bed of Procrustes (2010) und Antifragilität (2012). Alle Bücher waren sehr erfolgreich, aber mit Abstand die beste Resonanz hatte sein zweites Buch The Black Swan. Es wurde mehr als 4 Mio. Mal verkauft und in 31 Sprachen übersetzt. Als Black Swan oder zu Deutsch: Schwarzen Schwan bezeichnet Taleb unvorhersehbare Ereignisse, die die Welt zum guten oder schlechten verändern können. Besonderer Beliebtheit bei den Lesern erfreut sich auch sein Schreibstil, der die sehr komplexen Thematiken mit Essays oder autobiographischen Elementen auflockert und sehr unterhaltsam ist.
Sehr interessant ist auch das in seinem letzten Buch dargelegte Konzept der Antifragilität. Damit bringt er zum Ausdruck, dass die Überkompensation oder Überreaktion in stressigen Situationen oftmals zu einem besseren Ergebnis als erwartet führt. Somit können selbst negative Schwarze Schwäne wie die Finanzkrise 2007/-08 eine positive Wirkung haben. Diese Erkenntnis ist uns allerdings nicht neu; so heißt es im Volksmund: "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker." oder "Unter Druck entstehen Diamanten.".
Nassim N. Taleb wurde aufgrund seiner Ideen und seines Handels 2001 in die Derivatives Hall of Fame aufgenommen. Außerdem gewann er 2007 den Get Abstract International Book Award. Eigenen Angaben zufolge handelt er seit 2010 nicht mehr aktiv an den Finanzmärkten und widmet sich nur noch dem Schreiben und der Lehre. So ist er momentan als Professor an der New York University sowie an der University of Massachusetts. Des Weiteren arbeitet er als Berater der Investmentfirma Universa Investments.
Handelsstil
Talebs Handelsstil war überaus unkonventionell und sehr nervenaufreibend. Er wettete permanent mittels Optionen auf den Eintritt sehr unwahrscheinlicher Ereignisse. Allerdings wendete er dafür keineswegs sein ganzes Kapital auf, sondern legte einen Teil in extrem sichere Wertpapiere wie Staatsanleihen, etc. an und investierte eben den anderen Teil in hochspekulative Derivate. Das bezeichnet man als "Hantelansatz"; auf der einen Seite extreme Sicherheit, auf der anderen Seite extremes Risiko. Keine Durchschnitts-Investments.
Mit diesem Anlagestil hat er bereits im Crash 1987 ein kleines Vermögen verdienen können und erlangte seine so heiß begehrte finanzielle Freiheit. Außerdem konnte er auch beim Abtauchen des Nasdaq im Jahr 2000 sehr viel Geld verdienen. Sein größter Clou war aber mit Sicherheit sein Engagement in der Finanzkrise 2007 sowie den Folgejahren. Taleb erkannte die sehr gefährliche Situation an den internationalen Finanzmärkten aufgrund der Blase am Hypothekenmarkt sowie der weitreichenden Verflechtung der Banken untereinander. Er warnte sogar in seinem Buch The Black Swan vor einem Platzen der Blase und dem anschließenden Kollabieren des Bankensektors. Ein paar Monate später war es soweit und Taleb konnte auch die letzte monetäre Sorgenfalte ad acta legen.
Die Kehrseite der Medaille dieses Handelsansatzes ist allerdings die permanente psychische Belastung. Schwarze Schwäne tauchen vielleicht öfter auf, als uns Statistiker weismachen, aber dennoch nur alle paar Jahre. Man muss lange Dürreperioden überstehen und mit ansehen, wie man langsam finanziell ausblutet. Auch Taleb entwickelte über die Jahre einige Neurosen. Er hörte nur noch bestimmte Komponisten, aß nur noch bestimmte Nahrung, musste immer auf demselben Parkplatz parken und wollte immer neben demselben Kollegen sitzen.
Zitate
- "Die drei schlimmsten Abhängigkeiten gehen aus von Heroin, Kohlenhydraten, und einem monatlichen Gehalt."
- "Die Hälfte der Leute lügt mit ihren Lippen, die andere Hälfte mit ihren Tränen."
- "Charme ist die Fähigkeit Leute zu beleidigen, ohne sie gegen sich aufzubringen; Nerdheit ist das Gegenteil."
- "Einen Zug zu verpassen ist nur dann schmerzhaft, wenn du ihm nachrennst. Ebenso ist es nur dann schmerzhaft den Idealen der anderen nicht zu entsprechen, wenn es auch deine Ideale sind."
- "Dinge werden immer offensichtlich nach dem Fakt."
- "Der Unterschied zwischen Technologie und Sklaverei liegt darin, dass sich Sklaven bewusst sind, nicht frei zu sein."
- "Was ich am eigenen Leib erfahren musste, dass weiß ich noch immer."
- "Ich hatte nie Schulden und werde auch nie welche haben."
- "Vor Jahren bemerkte ich etwas über Ökonomie, und zwar das Ökonomie nie die Sache auf den Punkt bringt."
- "Frage keinen General nach Kriegsrat, und frage keinen Broker nach einem Rat in Sachen Geld."
- "Zerbrechlichkeit ist die Eigenschaft von Dingen, die anfällig für Volatilität sind."
- "Verwechsle niemals die Abwesenheit von Volatilität mit Stabilität."
- "Das Vermögen eines Landes liegt in den Tüftlern, Bastlern und Risikoträgern."
- "Kapitalismus ist die Geschichte von Abenteurern, die aufgrund ihrer Fehler bluten müssen; nicht von Leuten, die andere durch ihre Fehler bluten lassen."
- "Wir können nicht wirklich planen, weil wir die Zukunft nicht kennen. Aber das sind nicht zwangsläufig schlechte Nachrichten. Wir können planen, während wir solche Limitationen im Hinterkopf behalten. Aber das erfordert Mut."
- "Karl Marx, ein Visionär, fand heraus, dass es viel besser gelingt einen Sklaven zu kontrollieren, indem man ihn davon überzeugt, dass er ein Mitarbeiter ist."
- "Um einen Narren zu ruinieren, gib ihm Informationen."