Mit Black Jack in den Finanzhimmel – Blair Hull

Blair Hull hat in seinem Leben bereits so viel gemacht und erlebt, dass es für zwei Menschen reichen würde. Er war in einer Gewerkschaft, spielte professionell Black Jack, kämpfte im Vietnamkrieg, trat gegen Barack Obama an und leistete ganz nebenbei Pionierarbeit an den Börsen dieser Welt. Lesen Sie hier seine spannende Vita.

blair-hullBlair Hull wurde am 03. September 1942 als Sohn von Manson & Jean Matlock Hull in Los Gatos, Kalifornien, geboren. Über Hulls Kindheit und Jugend ist nicht viel bekannt. Nach der High School heuerte der Kalifornier 1961 erstmal in einer Konservenfabrik an, um seine Familie finanziell zu unterstützen und sich Geld für die Uni zurückzulegen. Im selben Jahr ging der damals Neunzehnjährige zur US Army und diente 6 Jahre. Er war unter anderem im Vietnamkrieg im Einsatz. Blair Hull schloss seine Militärkarriere als Lieutenant ab. Im Rahmen des Veteranen-Förderprogramms "GI Bill" studierte Hull anschließend Mathematik an der University of California in Santa Barbara und erhielt 1965 seinen Bachelorabschluss. Seine akademische Laufbahn war damit jedoch noch lange nicht beendet: Hull machte einen MBA an der Santa Clara University und erhielt letztlich seinen Masterabschluss von Harvard 1971.

Nach Abschluss des Studiums nahm er eine Stelle bei Kaiser Cement im Bereich Operations Research an. Parallel dazu entwickelte Hull ein sehr starkes Interesse am Kartenspiel Black Jack. Bis 1975 verbrachte Hull jede freie Minute in den Spielcasinos von Las Vegas und perfektionierte das Kartenzählen. Er trat sogar einer professionellen Spielergruppierung bei und konnte sehr gute Gewinne zu Ungunsten der Kasinos erzielen. Allerdings erhielten Hull und seine Kollegen nach und nach Hausverbote in den Spielparadiesen am Strip und mussten somit auf andere Kasinos ausweichen. Der zur damaligen Zeit in Kalifornien lebende und arbeitende Hull nahm sogar Reisen bis an die Ostküste in Kauf, um dort in Atlantic City die Kasinos zu schröpfen. Die Methode, die Hull und sein Team beim Kartenzählen anwendeten, war übrigens die "Revere Advance Point Count Methode", bei welcher jeder Karte ein positiver oder negativer Zahlenwert zugeordnet wird. Man steigt ins Spiel ein, sobald die Zählung ein Ergebnis in gewisser Höhe erreicht hat, da dann die Chancen für die Spieler günstig stehen.

Börsenluft

Nachdem es immer schwieriger wurde, mit dem Black Jack gute Gewinne zu erzielen, suchte Hull nach weiteren Feldern, in denen er die Wahrscheinlichkeitstheorie zu seinen Gunsten anwenden konnte. Er beschäftigte sich mit Modellen zur Optionspreisberechnung und nutzte letztlich 1976 seine Black-Jack-Gewinne, um sich für USD 25.000 einen Sitz an der Pacific Stock Exchange zu kaufen. Mittels eigens entwickelten Modellen und dazugehörigen Computerprogrammen versuchte Hull über- oder unterbewertete Optionen ausfindig zu machen und diese zu verkaufen oder zu kaufen. Ähnlich wie das CRT von Joe und Mark Ritchie versuchte Hull also von Falschpreisungen zu profitieren. Hull konnte in den ersten beiden Jahren jeweils 400% Jahresrendite erzielen und ca. 100% in den Folgejahren. Bis 1979 hatte er sein Startkapital bereits auf USD 500.000 verzwanzigfacht.

Chicago

1985 wagte Hull den Sprung ins Unternehmertum und gründete die Hull Trading Company (HTC) in Chicago. Die Firma betrieb zum einen Eigenhandel und adaptierte das bereits von Hull verwendete Geschäftsmodell (Fehlpreisungen von derivativen Wertpapieren). Hull und seine Mitarbeiter entwickelten Modelle, die die Black-Scholes-Formel zu Optionspreisberechnung ausstachen und somit realitätsnähere Preise ausspuckten. Dann musste man nur noch die errechneten Preise mit den aktuellen Marktpreisen der Papiere abgleichen und jene kaufen, die unterbewertet waren und jene verkaufen, die überbewertet waren. Hulls Strategie orientierte sich dabei an den Erfahrungen, die er an Black-Jack-Tischen sammeln konnte: Blair Hull wusste, dass die Chancen bei jedem Trade zu seinen Gunsten stehen, er aber dennoch verlieren kann. Nur, wenn er eine ausreichend große Anzahl an Trades absolviert, muss er unweigerlich gewinnen.
Außerdem war das Unternehmen eines der ersten Market Maker und versorgte die Märkte an 28 Börsen in 9 Ländern mit Liquidität. 1999 verkaufte Hull das Unternehmen für USD 531 Mio. an die Großbank Goldman Sachs. Das Unternehmen beschäftigte zu Spitzenzeiten 250 Mitarbeiter und war für 1% des täglich gehandelten Volumens an der New York Stock Exchange (NYSE) verantwortlich.
Erwähnenswert ist auch, dass Hull und sein Team stets versuchten, das Delta des Portfolios bei Null zu halten. Das bedeutet, dass sich der Bestand an Positionen gegenüber Richtungsbewegungen im Gesamtmarkt neutral verhält. Dazu nutzte das Unternehmen ein zur damaligen Zeit sehr fortschrittliches Risikomonitoring, welches nach Eingehen einer Long-Position anzeigte, dass die übrigen Händler nun vornehmlich nach Chancen auf der Short-Seite Ausschau halten sollten, um die andere Position zu hedgen.

Neue Herausforderungen

Im gleichen Jahr gründete Hull bereits eine neue Firma: Hull Investments, LLC. Das Unternehmen ist im Eigenhandel tätig und fungiert als Dachgesellschaft für weitere Firmen, die Hull gegründet hat, wie beispielsweise Ketchum Trading (2010) oder Hull Tactical Asset Allocation (2013). Ebenfalls 1999 gründete Hull mit seinen damals 4 volljährigen Kindern die Hull Family Foundation, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt und außerdem Bildung, Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit unterstützt.
Hull ist obendrein ein Verfechter von Frauenrechten und ist in diversen Organisationen wie Emily’s List tätig. Außerdem setzt er sich für Homosexuelle ein. Des Weiteren ist Hull ein Sponsor der Demokraten und versuchte sich einst sogar selbst als Politiker. Er trat 2004 als Kandidat für den US-Senat im Bundesstaat Illinois an und hatte in Umfragen bis kurz vor der Wahl gar die Nase vorn. Am Ende musste er sich einem gewissen Barack Obama geschlagen geben.
Das Worth Magazine zählt Hull zu den "Wall Street 25 smartest Players". Außerdem bekam er 2014 vom The Options Industry Council den "Joseph W. Sullivan Options Industry Achievement Award" für herausragende Leistungen verliehen.

Zitate

- "In gewisser Weise verdanke ich alles, was ich habe, dem Staat Nevada. Er hat mich nicht nur mit meinem Startkapital versorgt, sondern die Wetterfahrungen lehrten mich vieles, was mir erlaubte, ein guter Trader zu werden."
- "Jene Leute, die als beste Trader angesehen werden möchten, sind wahrscheinlich nicht die besten Trader. Egos stehen diesem Prozess im Weg."
- "Es sind nicht die mathematischen Fähigkeiten, die entscheidend für den Erfolg sind; es ist die Disziplin, zu seinem System zu stehen."
- "Alles, was man braucht, ist ein mathematischer Vorteil und das Geldmanagement, dass dafür sorgt, dass du im Spiel bleibst. Der Rest entwickelt sich von selbst."
- "Du kannst nicht auf die News hören. Du musst dich an die Fakten halten. Von Nöten ist ein logischer Ansatz und die Disziplin, diesen anzuwenden. Du musst deine Emotionen kontrollieren können."
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