The Lone Wolf of Wall Street
Spätestens seit 2013, als Oscarpreisträger Leonardo DiCaprio in die Rolle des skrupellosen Börsenmaklers Jordan Belfort schlüpfte, ist jedem der "Wolf of Wall Street" ein Begriff. Doch nur die Wenigsten wissen, dass der Filmtitel nur eine Anlehnung an den Spitznamen eines ganz und gar nicht kriminellen Bankers ist: Bernard Baruch.
Zuckersüß
Die einzige Gemeinsamkeit der beiden Persönlichkeiten ist wohl der Reichtum, den beide anhäufen konnten. Während Belfort mit seiner Firma Stratton Oakmont über Betrügereien und Geldwäsche auf Kosten des kleinen Mannes Millionen scheffelte, gelang es Baruch Ende der 1890er Jahre allein durch geschicktes Vorgehen am Zuckermarkt ein immenses Vermögen anzuhäufen. So hatte er bereits vor seinem 30. Geburtstag USD 1 Mio. auf der hohen Kante (was 2016 einem Gegenwert von fast USD 30 Mio. entspricht). Zur Jahrhundertwende gründete der junge Mann sein eigenes Maklerbüro und stieg bis 1910 zu einem der angesehensten Broker der USA auf. Da sich Baruch stets weigerte, als Teilhaber eines großen Finanzhauses zu agieren, bekam er den markanten Spitznamen "The Lone Wolf of Wall Street" verpasst.
Der Visionär auf der Bank
Baruch war aber nicht nur an den Finanzmärkten eine Nummer für sich. So schlüpfte er während der Wirren des 1. Weltkrieges in die Rolle eines Beraters des damaligen US-Präsidenten Woodrow Wilson. Nach dem Krieg nahm er gar an der Versailler Friedenskonferenz teil und widersprach entschieden den hohen Reparationsforderungen der Briten und Franzosen gegenüber Deutschland und appellierte stattdessen an eine engere Kooperation der Staaten. Ein Visionär, der leider nicht gehört wurde. Baruch war außerdem maßgeblich am sogenannten "New Deal" beteiligt und konzeptionierte die britische Kriegsfinanzierung im 2. Weltkrieg. Dazu war er auch noch Winston Churchills Vermögensverwalter. So wäscht eine Hand die andere.
Der spätere US-Präsident Roosevelt wollte den charismatischen Banker gar zum Finanzminister machen, was Baruch jedoch ausschlug. Er zog es vor, weiterhin als inoffizieller Berater tätig zu sein und so die Geschicke der US-Politik aus dem Hintergrund zu leiten. Die Treffen mit hochrangigen Politikern hielt Baruch stets in seinem extravaganten "Büro" ab: einer Parkbank vor dem Weißen Haus. Diese Bank im Lafayette Park wurde ihm dann zu Ehren seines 90. Geburtstages gewidmet.
Was können wir von Bernard Baruch lernen? Lesen Sie hier seine besten Sprüche.
Zitate
- "Das Geheimnis meines Erfolges? Ich habe immer zu früh verkauft!"
- "Es gibt tausend Möglichkeiten sein Geld auszugeben, aber nur zwei, Geld zu verdienen: Entweder wir arbeiten für Geld oder Geld arbeitet für uns!"
- "Handle nie wie die breite Masse."
- "Die meisten der erfolgreichen Menschen die ich kenne, hören eher zu, als dass sie reden."
- "Es ist immer gut, wenn man sich an Tatsachen hält – selbst wenn es sich um erfundene handelt."
- "Versuchen Sie nie, bei Kurstiefs zu kaufen und bei Kurshochs zu verkaufen."
- "Altsein bedeutet für mich immer: Fünfzehn Jahre älter als ich."
- "Während meiner 87 Jahre habe ich eine ganze Abfolge von technischen Revolutionen mitbekommen. Aber keine von diesen schaffte die Notwendigkeit des Charakters eines Einzelnen oder die Befähigung zu denken ab."
- "Hüte dich vor Leuten, die dir Versprechungen machen, ohne Gegenleistungen zu fordern."
- "Gold funktioniert seit der Zeit Alexander des Großen. Wenn etwas über zweitausend Jahre Bestand hat, ich denke, dann nicht aufgrund von Vorurteilen oder einer falschen Theorie."