Vom Studienabbrecher zum Multimillionär – Hermann Josef Abs
Das Leben des Hermann J. Abs hatte viele Facetten. Er war gelernter Bankier, brach aber sein Studium ab. Er half den Nazis bei der Enteignung von Juden, war aber gleichzeitig Informant für den Widerstand gegen die Faschisten. Außerdem verschaffte er den Deutschen nach Kriegsende massive Schulderleichterungen, sorgte aber mit seinen Aktivitäten dafür, dass 1965 ein Gesetz erlassen wurde, dass heute unter dem Namen Lex Abs bekannt ist. Lesen Sie hier die von Licht und Schatten geprägte Geschichte eines der größten deutschen Banker aller Zeiten.
Hermann Josef Abs wurde am 15. Oktober 1901 in Bonn geboren und gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten deutschen Banker aller Zeiten. Seine Eltern waren Josef Abs, Rechtsanwalt, und Katharina Abs. Er genoss eine bürgerliche und katholische Erziehung. Nach dem Abitur begann Abs eine Lehre als Bankkaufmann beim Bankhaus Louis David in Bonn. Im Anschluss an die Lehre versuchte sich Abs für kurze Zeit am Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, brach jedoch im ersten Semester ab, da seine Familie das Studium nicht mehr finanzieren konnte. Stattdessen begann er 1921 in Köln für das Bankhaus Delbrück von der Heydt & Co. zu arbeiten. Aber auch in Köln verweilte der Bankier nicht lange; ihn zog es in die Welt hinaus. Bis zum Jahr 1929 bereiste Abs die Niederlande, England, die USA, Lateinamerika, Frankreich und Spanien. In jedem Land arbeitete Abs für verschiedene Geldhäuser als Devisenhändler. Im Jahr 1928 heiratete er Inez Schnitzler. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Ein dunkles Kapitel
Von 1929 bis 1937 arbeitete Abs für das Bankhaus Delbrück Schickler & Co. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, gehörte vor allem die "Arisierung" von Vermögen jüdischer Deutscher zu seinen Aufgaben. "Arisierung" muss mit "Enteignung" gleichgesetzt werden. Zu den bekanntesten Germanisierungen zählen das Bankhaus Mendelssohn oder der Lederkonzern Adler & Oppenheimer. 1937 wechselte der Banker in den Vorstand der Deutschen Bank. Sein Aufgabenprofil bestand hauptsächlich in der Leitung der Auslandsgeschäfte. Dabei warb Abs in neutralen Ländern für Kriegskredite zur Finanzierung der deutschen Rüstungspläne.Nach Kriegsausbruch wuchs der Aufgabenbereich des Bonners rasant; er war in über 40 Aufsichtsräten von Firmen tätig, welche zum Teil von der Wehrmacht in besetzten Gebieten enteignet worden waren. Außerdem war Abs Mitglied im "Russlandausschuss der Deutschen Wirtschaft" und im Beirat der Reichsbank. Zu Gute halten muss man Abs, dass er sich trotz seiner Verstrickungen mit dem NS-Regime als Informant für die Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" engagierte und nie der NSDAP beitrat.
Neustart
Aufgrund seiner Tätigkeiten während der NS-Zeit geriet Abs nach Kriegsende in Kritik und wurde sogar inhaftiert, jedoch schnell als "politisch unbelastet" eingestuft. Den Banker zog es 1945 nach Hamburg, wo er die Briten als Besatzungsmacht in Finanzangelegenheiten beriet. Er leistete auch einen gehörigen Beitrag zum Wiederaufbau; so wirkte er bei der Gründung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit und wurde als Finanzberater des Bundeskanzler Konrad Adenauer tätig. Sein wohl größter Verdienst war jedoch sein Einfluss auf das Londoner Schuldenabkommen von 1953, welches er auch im Namen der Bundesregierung unterzeichnete. Abs war es zu verdanken, dass die deutschen Vorkriegsschulden durch niedrige Zinssätze und den Verzicht auf Zinseszins-Effekte um nahezu die Hälfte auf 7,3 Mrd. DM gekürzt wurden. Die Nachkriegsschulden, welche vor allem aus Zahlungen aus dem Marshall-Plan und alliierten Krediten für Wirtschaftshilfe bestanden, konnten sogar um mehr als die Hälfte von 15 Mrd. DM auf 7 Mrd. DM reduziert werden.
Ab 1952 war Abs wieder bei der deutschen Bank beschäftigt und wurde 1957 Sprecher des Vorstands. 1967 stieg er gar zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats auf und hielt diese Position neun Jahre lang bis 1976. Er erhielt die Würde des Ehrenvorsitzenden der Deutschen Bank. Außerdem war er in den 1960er Jahren in mehr als 20 Aufsichtsräten gleichzeitig tätig (daher wurde bei der Neuauflage des Aktiengesetzes 1965 eigens ein Absatz eingeführt, der die maximale Anzahl an Aufsichtsratsmandate pro Person auf 10 beschränkt - §100 Abs. 2 Satz 1 Aktiengesetz, besser bekannt als Lex Abs). Des Weiteren wurde er 1955 zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem geschlagen und nahm die Rolle des Statthalters der Deutschen Statthalterei des Ordens ein. Kurz vor seinem Tod gründete Hermann Josef Abs im Jahre 1993 mit weiteren Prominenten wie Helmut Schmidt oder Gerd Bucerius die Deutsche Nationalstiftung. Abs starb am 05. Februar 1994 in Bad Soden.
Zitate
- "Das Leben gleicht einem Sparschwein: man holt nur heraus, was man hineingesteckt hat. Man braucht sehr viel Geduld, um dies zu lernen."
- "Der Unternehmer: Manche halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse. Andere meinen, er sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne. Nur wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht."
- "Die Kurse sind immer zu hoch, um zu kaufen, und immer zu niedrig, um zu verkaufen."
- "Die Sanftmütigen werden die Erde beherrschen - aber nicht die Schürfrechte."
- "Eine Million Steuerzahler verhalten sich vernünftiger als eine öffentliche Hand."
- "Gewinn ist so notwendig wie die Luft zum Atmen, aber es wäre schlimm, wenn wir nur wirtschaften würden, um Gewinne zu machen, wie es schlimm wäre, wenn wir nur leben würden, um zu atmen."
- "Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen."
- "Wer Chemiker werden möchte, muß Chemie studieren. Wer Arzt oder Jurist werden möchte, muß Medizin oder Jura studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen erforderlich."
- "Der unmittelbare Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit ist nur für einen Politiker schnell zu erkennen."
- "Die mächtigen unserer Zeit sind diejenigen, die das Geschäft der Gremienmanipulation am besten beherrschen."
- "Die Statistik ist wie eine Laterne im Hafen, sie dient dem betrunkenen Seemann mehr zum Halt als zur Orientierung."
- "Die Wirtschaft wird an ihren Leistungen für die Gesellschaft gemessen."
- "Eine Bank lebt von den schlechten Geschäften, die sie unterläßt."
- "Einen Aufsichtsrat haften zu lassen ist schwieriger, als eine Sau am eingeseiften Schwanz festzuhalten."
- "Es lässt sich nicht leugnen, dass die Inflation zu etwas geworden ist, was man im Sport einen Angstgegner nennt."
- "Finanzminister und Bankiers haben eines gemeinsam: Sie leben von anderer Leute Geld. Die Bankiers haben nur die unangenehme Aufgabe, es wieder zurückzuzahlen."
- "Geben Sie mir eine gute Regierung, und wir haben eine gesunde Börse."
- "Grundsätzlich laufen im allgemeinen Verhandlungen mit jemand, der nicht zuständig ist, leichter, als mit jemand, der zuständig ist."
- "Ich habe mit meinen Wirtschaftsprognosen stets Recht behalten, und zwar durch ein einfaches Rezept: Ich habe nie welche gemacht."
- "Ich heiße Abs. Ich kann über die Gegenwart nichts sagen, meine Vergangenheit ist Ihnen bekannt."
- "Inflationen sind wie Diktaturen. Wenn sie erst einmal an der Macht sind, wird es umso schwieriger, gegen sie anzukämpfen."
- "Keiner sollte ein Land zu regieren wagen, der es nicht für einige Zeit von außen gesehen hat."
- "Über die Währungen anderer Länder pflegte ich ebenso ungern zu sprechen wie über die Frauen meiner Freunde."
- "Wer keine Feinde hat, hat auch keine Freunde."
Hermann Josef Abs wurde am 15. Oktober 1901 in Bonn geboren und gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten deutschen Banker aller Zeiten. Seine Eltern waren Josef Abs, Rechtsanwalt, und Katharina Abs. Er genoss eine bürgerliche und katholische Erziehung. Nach dem Abitur begann Abs eine Lehre als Bankkaufmann beim Bankhaus Louis David in Bonn. Im Anschluss an die Lehre versuchte sich Abs für kurze Zeit am Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, brach jedoch im ersten Semester ab, da seine Familie das Studium nicht mehr finanzieren konnte. Stattdessen begann er 1921 in Köln für das Bankhaus Delbrück von der Heydt & Co. zu arbeiten. Aber auch in Köln verweilte der Bankier nicht lange; ihn zog es in die Welt hinaus. Bis zum Jahr 1929 bereiste Abs die Niederlande, England, die USA, Lateinamerika, Frankreich und Spanien. In jedem Land arbeitete Abs für verschiedene Geldhäuser als Devisenhändler. Im Jahr 1928 heiratete er Inez Schnitzler. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Ein dunkles Kapitel
Von 1929 bis 1937 arbeitete Abs für das Bankhaus Delbrück Schickler & Co. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, gehörte vor allem die "Arisierung" von Vermögen jüdischer Deutscher zu seinen Aufgaben. "Arisierung" muss mit "Enteignung" gleichgesetzt werden. Zu den bekanntesten Germanisierungen zählen das Bankhaus Mendelssohn oder der Lederkonzern Adler & Oppenheimer. 1937 wechselte der Banker in den Vorstand der Deutschen Bank. Sein Aufgabenprofil bestand hauptsächlich in der Leitung der Auslandsgeschäfte. Dabei warb Abs in neutralen Ländern für Kriegskredite zur Finanzierung der deutschen Rüstungspläne.Nach Kriegsausbruch wuchs der Aufgabenbereich des Bonners rasant; er war in über 40 Aufsichtsräten von Firmen tätig, welche zum Teil von der Wehrmacht in besetzten Gebieten enteignet worden waren. Außerdem war Abs Mitglied im "Russlandausschuss der Deutschen Wirtschaft" und im Beirat der Reichsbank. Zu Gute halten muss man Abs, dass er sich trotz seiner Verstrickungen mit dem NS-Regime als Informant für die Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" engagierte und nie der NSDAP beitrat.
Neustart
Aufgrund seiner Tätigkeiten während der NS-Zeit geriet Abs nach Kriegsende in Kritik und wurde sogar inhaftiert, jedoch schnell als "politisch unbelastet" eingestuft. Den Banker zog es 1945 nach Hamburg, wo er die Briten als Besatzungsmacht in Finanzangelegenheiten beriet. Er leistete auch einen gehörigen Beitrag zum Wiederaufbau; so wirkte er bei der Gründung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit und wurde als Finanzberater des Bundeskanzler Konrad Adenauer tätig. Sein wohl größter Verdienst war jedoch sein Einfluss auf das Londoner Schuldenabkommen von 1953, welches er auch im Namen der Bundesregierung unterzeichnete. Abs war es zu verdanken, dass die deutschen Vorkriegsschulden durch niedrige Zinssätze und den Verzicht auf Zinseszins-Effekte um nahezu die Hälfte auf 7,3 Mrd. DM gekürzt wurden. Die Nachkriegsschulden, welche vor allem aus Zahlungen aus dem Marshall-Plan und alliierten Krediten für Wirtschaftshilfe bestanden, konnten sogar um mehr als die Hälfte von 15 Mrd. DM auf 7 Mrd. DM reduziert werden.
Ab 1952 war Abs wieder bei der deutschen Bank beschäftigt und wurde 1957 Sprecher des Vorstands. 1967 stieg er gar zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats auf und hielt diese Position neun Jahre lang bis 1976. Er erhielt die Würde des Ehrenvorsitzenden der Deutschen Bank. Außerdem war er in den 1960er Jahren in mehr als 20 Aufsichtsräten gleichzeitig tätig (daher wurde bei der Neuauflage des Aktiengesetzes 1965 eigens ein Absatz eingeführt, der die maximale Anzahl an Aufsichtsratsmandate pro Person auf 10 beschränkt - §100 Abs. 2 Satz 1 Aktiengesetz, besser bekannt als Lex Abs). Des Weiteren wurde er 1955 zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem geschlagen und nahm die Rolle des Statthalters der Deutschen Statthalterei des Ordens ein. Kurz vor seinem Tod gründete Hermann Josef Abs im Jahre 1993 mit weiteren Prominenten wie Helmut Schmidt oder Gerd Bucerius die Deutsche Nationalstiftung. Abs starb am 05. Februar 1994 in Bad Soden.
Zitate
- "Das Leben gleicht einem Sparschwein: man holt nur heraus, was man hineingesteckt hat. Man braucht sehr viel Geduld, um dies zu lernen."
- "Der Unternehmer: Manche halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse. Andere meinen, er sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne. Nur wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht."
- "Die Kurse sind immer zu hoch, um zu kaufen, und immer zu niedrig, um zu verkaufen."
- "Die Sanftmütigen werden die Erde beherrschen - aber nicht die Schürfrechte."
- "Eine Million Steuerzahler verhalten sich vernünftiger als eine öffentliche Hand."
- "Gewinn ist so notwendig wie die Luft zum Atmen, aber es wäre schlimm, wenn wir nur wirtschaften würden, um Gewinne zu machen, wie es schlimm wäre, wenn wir nur leben würden, um zu atmen."
- "Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen."
- "Wer Chemiker werden möchte, muß Chemie studieren. Wer Arzt oder Jurist werden möchte, muß Medizin oder Jura studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen erforderlich."
- "Der unmittelbare Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit ist nur für einen Politiker schnell zu erkennen."
- "Die mächtigen unserer Zeit sind diejenigen, die das Geschäft der Gremienmanipulation am besten beherrschen."
- "Die Statistik ist wie eine Laterne im Hafen, sie dient dem betrunkenen Seemann mehr zum Halt als zur Orientierung."
- "Die Wirtschaft wird an ihren Leistungen für die Gesellschaft gemessen."
- "Eine Bank lebt von den schlechten Geschäften, die sie unterläßt."
- "Einen Aufsichtsrat haften zu lassen ist schwieriger, als eine Sau am eingeseiften Schwanz festzuhalten."
- "Es lässt sich nicht leugnen, dass die Inflation zu etwas geworden ist, was man im Sport einen Angstgegner nennt."
- "Finanzminister und Bankiers haben eines gemeinsam: Sie leben von anderer Leute Geld. Die Bankiers haben nur die unangenehme Aufgabe, es wieder zurückzuzahlen."
- "Geben Sie mir eine gute Regierung, und wir haben eine gesunde Börse."
- "Grundsätzlich laufen im allgemeinen Verhandlungen mit jemand, der nicht zuständig ist, leichter, als mit jemand, der zuständig ist."
- "Ich habe mit meinen Wirtschaftsprognosen stets Recht behalten, und zwar durch ein einfaches Rezept: Ich habe nie welche gemacht."
- "Ich heiße Abs. Ich kann über die Gegenwart nichts sagen, meine Vergangenheit ist Ihnen bekannt."
- "Inflationen sind wie Diktaturen. Wenn sie erst einmal an der Macht sind, wird es umso schwieriger, gegen sie anzukämpfen."
- "Keiner sollte ein Land zu regieren wagen, der es nicht für einige Zeit von außen gesehen hat."
- "Über die Währungen anderer Länder pflegte ich ebenso ungern zu sprechen wie über die Frauen meiner Freunde."
- "Wer keine Feinde hat, hat auch keine Freunde."