Der chinesische Internetriese Baidu bereitet sich darauf vor, seinen autonomen Fahrdienst erstmals in Europa zu testen. Dies ist sein jüngster Versuch, angesichts des zunehmenden Wettbewerbs im Inland ins Ausland zu expandieren.
Über die Schweiz nach Europa
Das in Peking ansässige Unternehmen befindet sich laut der Schweizer PostAuto, einem Tochterunternehmen der Schweizerischen Post, das öffentliche Busdienste anbietet, in Gesprächen über die Einführung seines Robotertaxi-Dienstes "Apollo Go" in der Schweiz. Baidu plant, in den kommenden Monaten eine Niederlassung in der Schweiz zu gründen und bis Ende dieses Jahres mit den Tests der Technologie zu beginnen. Baidu strebt Informationen zufolge auch die Einführung von "Apollo Go" in der Türkei an.
Der Wettbewerb verschärft sich
Baidu und andere chinesische Unternehmen wetteifern darum, ihren Wettbewerbsvorteil im Ausland auszubauen, da die inländische Konkurrenz zunimmt. Viele Unternehmen haben bisher auf den US-Markt verzichtet, da chinesische Technologie dort verstärkter Beobachtung durch Washington ausgesetzt ist. Auch in anderen Märkten, darunter im Nahen Osten, Japan, Singapur und nun auch in Europa, verschärfen sich die Marktkämpfe.
Anfang des Monats gab Uber Technologies bekannt, Anfang 2026 in Europa Robotaxis einsetzen zu wollen. Die Partnerschaft mit dem chinesischen Startup Momenta für autonomes Fahren soll folgen. Seit 2023 kooperiert der US-amerikanische Fahrdienst-Gigant mit Waymo (einem Unternehmen der Google-Muttergesellschaft Alphabet), um in einigen US-Städten autonome Taxidienste anzubieten.
Die Regulatorik in Europa bremst die Technologie aus
Einige Analysten warnen, dass Robotaxi-Dienste in Europa auf regulatorische Herausforderungen stoßen könnten, insbesondere aufgrund von Sicherheitsbedenken. "Es wird einige Zeit dauern, bis die Sicherheitstests die Regulierungsbehörden überzeugen", sagte Kai Wang, Analyst bei Morningstar. Nomura-Analyst Joel Ying sagte, die erfolgreiche Einführung eines Robotaxi-Dienstes in der EU wäre ein "gutes Geschäft", da der Markt für Taxifahrer relativ hohe Kosten verursacht.
Vor Baidus Schritt startete das chinesische Unternehmen WeRide, das im Oktober durch einen Börsengang und eine Privatplatzierung in den USA 440,5 Mio. USD einnahm, im Januar ein Pilotprogramm für autonome Fahrzeuge in der Schweiz. Im März begann man dann mit dem Testbetrieb für einen fahrerlosen Shuttlebus-Service in Frankreich.
Auch der Nahe Osten steht bei Robotaxi-Unternehmen im Fokus
Der Nahe Osten ist ein weiteres wichtiges Wettbewerbsfeld, wo Uber eine Partnerschaft mit Baidus chinesischen Konkurrenten zur Einführung von Robotaxis eingegangen ist. WeRide kündigte Anfang des Monats an, bis Mitte dieses Jahres gemeinsam mit Uber mindestens 50 Robotaxis in Abu Dhabi auf den Markt zu bringen, und erweiterte die Partnerschaft, um in den nächsten fünf Jahren autonome Fahrzeuge in 15 weiteren Städten, darunter auch in Europa, einzuführen. Pony AI, zu dessen Investoren Toyota zählt, kündigte an, noch in diesem Jahr gemeinsam mit Uber einen selbstfahrenden Fahrdienst in einem wichtigen Markt der Region einzuführen.
Baidu gab im März bekannt, dass das Unternehmen bis Ende dieses Jahres 100 vollständig autonom fahrende Autos in der Innenstadt von Dubai einsetzen und seine Flotte bis 2028 auf mindestens 1.000 Fahrzeuge erweitern will. Das Unternehmen plant, die im Dezember begonnenen Apollo-Go-Tests in Hongkong voranzutreiben, um Passagiere in seine selbstfahrenden Fahrzeuge zu befördern.