Der KI-Chiphersteller Nvidia (NVDA) reagiert in kürzester Zeit auf die neuen Exportbeschränkungen, die durch die US-Regierung für seinen H20-Chip verhängt wurden, und stellt eine Chipversion speziell für den chinesischen Markt vor. Außerdem wird Oracle seine erste Großbestellung für das Projekt Stargate über mehrere 100.000 GB200-Chips von Nvidia in Auftrag geben. Nvidia wird am Mittwoch, den 28. Mai 2025, nach Börsenschluss seine mit Spannung erwarteten Geschäftszahlen für das 1. Quartal vorlegen.
Warum Nvidia einen neuen Chip entwickelt
Nvidia sieht sich gezwungen, auf die verschärften US-Exportbeschränkungen für Hochleistungs-Grafikprozessoren (GPUs) zu reagieren. Seit April 2025 dürfen bestimmte Chips, darunter das H20-Modell auf Hopper-Architektur, nur noch mit Sondergenehmigung nach China exportiert werden. Diese Regelung schneidet Nvidia faktisch vom lukrativen chinesischen Rechenzentrumsmarkt im Wert von 50 Mrd. USD ab. Allein der Ausfall des H20-Geschäfts zwang das Unternehmen zu einer Abschreibung von 5,5 Mrd. USD an Lagerbeständen und einem Verzicht auf potenzielle Umsätze von rund 15 Mrd. USD. Da Anpassungen auf Basis der alten Hopper-Architektur nicht mehr möglich sind, entwickelt Nvidia nun eine neue, abgespeckte GPU-Variante unter der Blackwell-Architektur, die den aktuellen Exportauflagen gerecht werden soll.
Technische Details des neuen Chips
Der neue KI-Chip, der laut chinesischen Quellen möglicherweise "6000D" oder "B40" heißen wird, basiert auf der Server-GPU RTX Pro 6000D. Statt teurer Hochleistungs-Technologien nutzt er konventionellen GDDR7-Speicher und verzichtet auf die CoWoS-Packaging-Technologie von TSMC, um den US-Vorgaben zu entsprechen. Damit bleibt er technisch bewusst unter den Grenzwerten. Die Speicherbandbreite liegt voraussichtlich bei 1,7 TB pro Sekunde, gerade noch unterhalb der durch die US-Regeln festgelegten Obergrenze von 1,8 TB/s. Die Preisgestaltung bewegt sich zwischen 6.500 und 8.000 USD, deutlich unter den 10.000 bis 12.000 USD, die das ursprüngliche H20-Modell kostete. Die günstigere Preisklasse spiegelt die technischen Abstriche sowie die vereinfachte Produktion wider.
Chinas Marktpotenzial und Risiken für Nvidia
China bleibt trotz der Restriktionen einer der wichtigsten Märkte für Nvidia – im Geschäftsjahr 2025 generierte das Unternehmen dort 13,1 % seines Jahresumsatzes, also rund 17,1 Mrd. USD. Allerdings ist der Marktanteil von Nvidia in China seit 2022 stark gesunken, von zuvor 95 % auf aktuell etwa 50 %, wie CEO Jensen Huang mitteilte. Hauptkonkurrent ist der chinesische Techriese Huawei, der mit dem Ascend 910B-Chip eine zunehmend attraktive Alternative bietet. Nvidia plant daher nicht nur den neuen Blackwell-Chip für eine Markteinführung ab Juni, sondern auch eine zweite, ebenfalls exportkonforme GPU, die ab September produziert werden soll. Ziel ist es, weiter im chinesischen KI-Markt präsent zu bleiben, ohne gegen US-Vorgaben zu verstoßen.
Nvidia setzt auf Kompromiss-Chip für China
Mit dem neuen Blackwell-Chip unternimmt Nvidia einen strategischen Spagat. Das Unternehmen versucht, seine Position im chinesischen Markt zu retten, ohne gegen die strengen Exportvorgaben der US-Regierung zu verstoßen. Der reduzierte Preis, die technisch abgespeckten Komponenten und der Verzicht auf bestimmte Schlüsseltechnologien deuten auf einen defensiven, aber pragmatischen Marktzugang hin. Ob Nvidia damit gegen starke lokale Konkurrenz wie Huawei bestehen kann, bleibt abzuwarten – doch die Produktion soll bereits im Juni anlaufen.
40 Mrd. USD für Nvidia - Startschuss für das "Stargate"-Superprojekt
Nvidia steht vor einem gewaltigen Auftrag. Laut Financial Times wird Oracle rund 40 Mrd. USD in den Kauf von 400.000 Nvidia-GB200-Chips investieren, um das neue OpenAI-Rechenzentrum im texanischen Abilene auszustatten. Das gigantische 1,2-Gigawatt-Rechenzentrum ist Teil des 500 Mrd. USD-Projekts "Stargate", das von der US-Regierung gemeinsam mit Unternehmen wie Nvidia, Oracle, SoftBank, Microsoft und Arm vorangetrieben wird. Für Nvidia ist der Auftrag ein echter Meilenstein. Die hohe Nachfrage nach den leistungsstarken Grace-Blackwell-Chips sichert nicht nur massiv Umsatz, sondern festigt auch die Rolle des Unternehmens als zentraler Technologiepartner für globale KI-Infrastruktur. Gleichzeitig schafft der Auftrag langfristige Abnahme- und Partnerschaftsperspektiven mit Schwergewichten wie OpenAI und Oracle. Schon jetzt wird an einem zweiten Großprojekt – Stargate UAE – gearbeitet, bei dem Nvidia erneut den Kern der Rechenleistung stellt. Nvidia profitiert enorm vom KI-Boom und positioniert sich als unverzichtbarer Ausrüster für die Rechenzentren der Zukunft – mit Projekten in bisher ungekannter Größenordnung.
Rekordumsatz erwartet – Signalwirkung für den Tech-Sektor
Nvidia wird am Mittwoch nach Börsenschluss seine mit Spannung erwarteten Zahlen für das erste Geschäftsquartal vorlegen. Analysten rechnen laut Bloomberg mit einem Rekordumsatz von 43,3 Mrd. USD – ein massiver Anstieg gegenüber den 26 Mrd. USD im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn je Aktie soll bei 0,88 USD liegen, nach 0,61 USD im Vorjahr. Besonders stark wird das Geschäft mit Rechenzentren eingeschätzt. Der Bereich soll 39,2 Mrd. USD Umsatz bringen – ein Plus von 74 % im Jahresvergleich. Der Bericht könnte weitreichende Folgen für den gesamten Technologiesektor haben. Nvidia gilt als Leitindikator für den KI-Boom. Übertrifft das Unternehmen die Erwartungen erneut, dürfte das ein starkes Signal für die Nachhaltigkeit der KI-Investitionen sein – und entsprechende Kursfantasie bei Halbleiter- und Cloud-Aktien auslösen.