IPO-RADAR - Trotz Nasdaq-Korrektur: IPO legt um 61% zu

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Mit "volatilem Marktumfeld" bezeichnen potentielle IPO-Kandidaten dass, was sie manchmal zur Verschiebung ihres Börsenganges veranlasst. Präziser wäre wohl eher von "negativer Marktstimmung" zu sprechen. Die wiederum leitet sich aus einem bisherigen Januarabschlag von mehr als 14% im Technologieindex Nasdaq 100 ab.

Die Stimmung ist tatsächlich allerdings nicht so schlecht, wie es scheinen mag, denn Liquidität und ausreichend Kandidaten für den Börsengang gibt es derzeit genug. Bisher haben 385 Unternehmen für 2022 ihre Unterlagen bei der US-Aufsichtsbehörde SEC eingereicht. Einzige Konstante im Vergleich zu 2021 ist der Zufluss der SPACs (Börsenmäntel), die auf eine starke Übernahmewelle vor der deutlichen Verteuerung der Liquidität durch die Federal Reserve zur Mitte dieses Jahres hoffen.

Der Januar war in der Geschichte der US-Börsengänge traditionell kein starker Monat, so dass die fünf Börsengänge (ohne die vier SPACs) in der zweiten Januarhälfte keine Indikation für den Verlauf des IPO-Jahres 2022 darstellen. Auffällig ist allerdings, dass die in der jüngsten Zeit abgestrafte Biotechnologiebranche durch abwesend glänzt.

Dafür trauen sich mehr Unternehmen aus den Branchen Industrie und vor allem IT-Technologie an die Börse. Zudem nimmt das Thema Automatisierung die Anleger wieder mehr in Beschlag. Der erfolgreiche Börsenstart des Robotik-Produzenten Knightscope mit einem Plus von 61% reflektiert dieses Verhalten.

Automatisierte Sicherheitskontrollen pushen Knightscope

Im Verlaufe der Corona-Pandemie haben sich bestehende kritische Situationen weiter verschärft. Das gilt nicht nur in Sachen Knappheit von Rohstoffen und Speicherchips, sondern auch in Sachen Arbeitskräfte. Da in diesen Bereichen keine schnelle Entspannung zu erwarten ist, suchen die Unternehmen nach Alternativen. Robotik und Automatisierung bieten zumindest teilweise neue Möglichkeiten.

Das in Mountain View, Kalifornien ansässige Unternehmen Knightscope produziert Roboter zur Durchführung von Überwachungs- und Überwachungsmaßnahmen. Das seit 2013 bestehende Unternehmen wirbt damit, das seine Sicherheitsroboter von Kunden in den USA bereits in über 1 Mio. zum Einsatz gekommen sind.

Hauptkunden sind Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Konsum, Krankhäuser und Verteidigung. Aktuell umfasst die Produktpalette drei Modelle: den mobilen K5 ASR für den Außeneinsatz, den mobilen K3 ASR für den Inneneinsatz und den K1 ASR für den stationären Innen- und Außeneinsatz.

Wachstum zieht wieder

Mit der Markteinführung seiner Sicherheitsroboter 2016 bis 2018 verzeichnete Knightscope ein stürmisches Umsatzwachstum. Nach einer Wachstumspause zog der Umsatz im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 bis zur Jahresmitte um 12% auf 1,8 Mrd. USD an. Der Verlust stieg im selben Zeitraum von 12 Mio. USD auf 22,5 Mio. USD.

2022 rechnet das Management mit weiter deutlich anziehenden Umsätzen. Aus diesem Grund möchte man rund 40 Mio. USD in die Optimierung der Produktion und die Entwicklung neuer Produkte investieren. Durch den Börsengang am 27. Januar wurden 22,4 Mio. USD erlöst, die Aktie liegt mit 62,9% im Plus.

Mehr Datentempo mit Credo Technology Group

Viele Unternehmen beschäftigen sich mit der Verwaltung und Optimierung von Daten für ihre Kunden. Da hierzu heutzutage allerdings häufig die Cloud genutzt, spielt die Datenübertragung ebenfalls eine erhebliche Rolle. Mit diesem Thema beschäftigt sich schwerpunktmäßig die Credo Technology Group.

Das 2008 gegründete und in San Jose, Kalifornien ansässige Unternehmen bietet seinen Kunden sichere und schnelle Daten-Hochgeschwindigkeitslösungen, um die Kosten- und Leistungseffizienz bei der Datenübertragung zu steigern. Schwerpunkt der Produktpalette sind sogenannte optische und elektrische Ethernet-Anwendungen.

Hierzu gehören integrierte Schaltkreise, aktive elektrische Kabel und sogenannte SerDes-Chiplets. Im Daten- und Netzwerkinfrastrukturbereich besteht zudem eine verstärkte Partnerschaft mit Microsoft, die das Kundenwachstum weiter anfacht.

Steigender Bedarf durch größere Datenmengen

Das drückt sich auch in deutlich steigenden Umsätzen des vergangenen Jahres aus. Im Vergleich zu 2020 legte der Umsatz um 20% auf 70,4 Mio. USD zu. Den Verlust konnten die Kalifornier leicht von 27,9 Mio. USD auf 24,5 Mio. USD drücken. Wie Credo Technology rechnet auch das Marktforschungsinstitut Gartner mit einer steigenden Nachfrage nach schneller, sicherer Datenübertragungstechnik. Das Volumen soll nach einer Studie weltweit von aktuell 12 Mrd. USD auf 17 Mrd. USD bis 2025 wachsen.

Um die eigene Wettbewerbsposition weiter zu verbessern, wollen die Kalifornier in den nächsten vier Jahren in neue Produkte investieren. Durch den Börsengang nahm das Unternehmen 200 Mio. USD ein, der Aktienkurs stieg in der ersten Börsenwoche um 11,7%.

OUTLOOK

In der 5. KW bleibt der IPO-Fahrplan noch etwas ausgedünnt. Insgesamt neun Unternehmen planen bisher ihren Börsengang, davon sind vier SPACs, also sogenannte Börsenmäntel. Klar im Vorteil ist unter den normalen Börsengängen der kleinen und mittleren Unternehmen der IT-Sektor. Wahrscheinlich ist, dass kurzfristig kleinere Unternehmen und SPACs zusätzlich ihren bereits angemeldeten IPO umsetzen.

Verdant Earth Technologies will grünen Strom erzeugen

Die Struktur der aktuellen Energieerzeugung, der sogenannte Energiemix, wird derzeit weltweit hinterfragt. Grund ist die beabsichtige drastische Reduzierung der CO2-Emissionen bis zur Mitte dieses Jahrhunderts. Teil dieser Energiewende ist der Plan, die Stromerzeugung verstärkt mit Wasserstoff zu bewältigen.

Das 2018 gegründete, australische Unternehmen Verdant Earth Technologies plant hierzu die Umwandlung eines konventionellen Kraftwerks mit einer Leistung von 146 MW auf ein Biokraftwerk. Den benötigten Wasserstoff wollen die Australier mithilfe einer Wasserstoffproduktionsanlage, die direkt am Kraftwerk angesiedelt sein wird, herstellen.

Verdant plant darüber hinaus nicht nur den Wasserstoffbedarf Australiens zu decken, sondern auch in das Exportgeschäft einzusteigen. Bis 2030 rechnet die australische Regierung mit einer weltweiten Nachfrage von bis zu einer Millionen Tonnen Wasserstoff. Bis 2050 wäre so ein jährliches BIP-Wachstum in Australien von bis 8 Mrd. USD möglich.

Hoher Investitionsbedarf

Um diese Zukunftsszenarien allerdings Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es erhebliche Investitionssummen. Im Falle von Verdant sollen diese neben der Förderung durch die australische Regierung über private Investoren und den Börsengang generiert werden. Da die Umbau- und Aufbauarbeiten noch im Gange sind stieg der Verlust von 2020 bis 2021 von 2,5 Mio. USD auf 14,5 Mio. USD.

Bis Ende 2023 rechnet man mit der Inbetriebnahme der Wasserstoffproduktionsanlage, die dann pro Tag 16 Tonnen Wasserstoff produzieren soll. Der IPO soll rund 18 Mio. USD erlösen, die außerbörsliche Bewertung läge damit bei 178 Mio. USD.

Leonardo DRS bedient die Nachfrage nach Rüstungstechnologie

Der aktuelle politische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine lenkt den Blick der Investoren wieder einmal auf die militärischen Arsenale der Großmächte, aber auch auf Militärbündnisse wie das der Nato. Leonardo DRS gehört zu einer der spezialisierten Hersteller im Verteidigungsbereich.

Das Unternehmen wurde 1968 gegründet und ist in Arlington, Virginia ansässig. 2008 hat der italienische Wettbewerber Finmeccanica die Amerikaner übernommen, die nun ihre Rückkehr an die NYSE planen. Hauptkunde ist das US-Militär.

Das Produktportfolio umfasst schwerpunktmäßig Sensorik, Elektronische Kriegsführung (EW), Cybersicherheit, Netzwerk-Computing, Kommunikation, Schutz der Streitkräfte sowie Antrieb und Umwandlung in elektrische Energie. Der neuste Auftrag der US-Armee ist die Produktion moderner Infrarot-Maschinengewehrvisiere im Volumen von 19 Mio. USD.

Geopolitische Spannungen könnten Auftragsvolumen erhöhen

Im Zuge der Corona-Pandemie reduzierte die US-Regierung die kurzfristige Auftragsvergabe, was sich allerdings durch den in der Einleitung angeführten Konflikt aktuell verändert. 2020 legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 % auf 2,8 Mrd. USD zu, der Nettogewinn kletterte von 75 Mio. USD auf 85 Mio. USD.

Zwar plant Leonardo für 2022 mit einem Wachstum im höheren einstelligen Prozentbereich, dies könnte sich aber in den kommenden Wochen noch verändern und nach oben angepasst werden. Aus dem Börsengang möchte man Investitionskapital im Umfang von 704 Mio. USD generieren. Daraus würde ich eine Marktbewertung von 3 Mrd. USD ergeben.

Maris-Tech sorgt für scharfe Live-Videos

In der Corona-Pandemie, die eine starke Einschränkung der physischen Präsenz bedeutete, sind Unternehmen wie Teamviewer oder ZoomVideo stark gewachsen. Zwar ist mit Fortlauf der Pandemie die hohe Nachfrage nach deren Produkten wieder geschrumpft, andere Unternehmen wie Maris-Tech könnten aber dafür mehr gefragt sein.

Die seit 2008 existierenden Israelis, die ihren Sitz in Ness Ziona, Israel haben, sind schon lange im Geschäft der B2B- Videoübertragungstechnologie tätig. Schwerpunkt ist die Herstellung von Komponenten zur Live-Videoübertragung für kleinen, kompakte stationäre Systeme. Zudem stattet man unbemannte Drohnen mit leistungsstarken Systemen aus.

Zu den Kunden gehören vor allem private Unternehmen aus den Sektoren Sicherheit, Raumfahrt, Industrie, Medizin, Einzelhandel und Verteidigung. Gerade in den Sektoren Sicherheit und Verteidigung verzeichnete das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren eine gestiegene Nachfrage.

Wachstumsraten bleiben überdurchschnittlich

Der Umsatz legte 2020 im Vergleich zu 2019 um 10,9% auf 1 Mio. USD zu. Bedingt durch höhere Investitionen und Entwicklungskosten, stieg der Verlust von 0,5Mio. USD auf 0,6 Mio. USD.

Auch im laufenden Jahr erwarten die Israelis ein überdurchschnittliches Umsatzzuwachs im Rahmen zwischen 10% und 15%. Durch den Börsengang sollen zur Produktionsausweitung rund 12 Mio. USD erlöst werden. Nach aktuellem Stand liegt die außerbörsliche Bewertung bei 34 Mio. USD.

Direct Digital Holding bietet kleinen Unternehmen Werbeplattformen

Seit dem Erscheinen der Suchmaschine Google auf der Weltbühne und in der Online-Welt, hat sich das Universum von Werbung und Marketing grundlegend verändert. Ohne eine funktionierende Online-Strategie und eine optimierte Kontrolle des Erfolges läuft heute nichts mehr. Hierzu bietet die Direct Digital Holding die benötigten Tools an.

Das 2018 gegründete Unternehmen aus Houston, Texas bietet sowohl kleinen als auch mittleren Unternehmen auf sie zugeschnittene Online-Plattformen zur Generierung von Werbung über mehrere Vertriebskanäle an.

Zielgruppe sind Unternehmen mit Jahresumsätzen zwischen 5 und 500 Mio. USD aus den Sektoren Reise, Gesundheit, Finanzen, Konsum und Bildung. Ihnen soll durch die Plattform Wachstumspotenziale auch außerhalb ihrer eigentlichen Operationsgebiete ermöglicht werden

Übernahmen sollen Angebotspalette aufwerten

Um seine Angebotspalette zu erweitern hat Digital Holding 2018 und 2020 mit Colossus Media und Huddled Masses zwei Wettbewerber übernommen, die vor allem im technologischen Bereich für eine starke Qualitätsverbesserung gesorgt haben. Das Wachstum auf dem US-Markt soll in diesem Sektor laut einer Studie von eMarketer in den kommenden von Jahren im jährlichen Durchschnitt bei 17% liegen.

Aus den Akquisitionen resultiert auch im Wesentlichen das Umsatzplus von 99% auf 12,6 Mio. USD im Jahr 2020. Der Verlust erhöhte sich hingegen nur geringfügig von 0,88 Mio. USD auf 0,91 Mio. USD. Mit dem Börsengang wollen die Texaner in dieser Woche rund 41 Mio. USD an frischem Kapital einsammeln, woraus sich eine aktuelle Marktkapitalisierung von 123 Mio. USD ergibt.

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