In den letzten Monaten hat es etliche Pivotal News Points für den Sektor der US-Versorger gegeben. Hintergrund ist der Energiehunger der Welt, bedingt durch die KI-Revolution. So benötigen die großen Technologieunternehmen wie Nvidia, Amazon und Microsoft immer mehr zuverlässigen Strom, um die für die generativen KI-Modelle notwendigen Rechenzentren betreiben zu können. In diesem Kontext preisen führende Technologieexperten wie Sam Altman (CEO von ChatGPT-Entwickler OpenAI) und Bill Gates (Mitbegründer von Microsoft) Kernenergie als Lösung für den wachsenden Strombedarf von Rechenzentren an. Denn Kernenergie ist nahezu kohlenstofffrei und gilt allgemein als zuverlässiger als Energiequellen wie Sonne und Wind.
Der erste Pivotal News Point kam im September des vergangenen Jahres, als der US-Versorger Constellation Energy Corporation (CEG) bekannt gab, seinen bisher größten Stromabnahmevertrag mit Microsoft unterzeichnet zu haben. Im Rahmen dieses 20-Jahresvertrags soll das ehemalige Atomkraftwerk Three Mile Island (Unit 1) ab 2028 wieder in Betrieb genommen werden. Es wird etwa 835 Megawatt kohlenstofffreien Atomstrom ins Netz einspeisen (das entspricht in etwa der Stromnachfrage von 800.000 Durchschnittshäusern).
Im Mai dieses Jahres folgte ein weiterer Pivotal News Point für den Sektor. Der US-Präsident Donald Trump unterzeichnete eine Reihe von Durchführungsverordnungen, um die Atomaufsichtsbehörde ("Nuclear Regulatory Commission") zu reformieren, und den Bau neuer Kernkraftwerke in den USA zu beschleunigen.
Am 03. Juni wurde bekannt gegeben, dass Constellation Energy und Meta einen 20-jährigen Stromabnahmevertrag ("Power Purchase Agreement") unterzeichnet haben. Dabei handelt es sich um eine strategische Partnerschaft. Constellation Energy wird Meta über einen Zeitraum von 20 Jahren mit emissionsfreiem Kernstrom beliefern. Der Vertrag sichert den langfristigen Betrieb des Clinton Clean Energy Center (ein Atomkraftwerk in Illinois) über das Jahr 2027 hinaus. Zu diesem Zeitpunkt läuft ein staatliches Förderprogramm (Zero Emission Credit Program) aus, und der PPA ersetzt diese Unterstützung quasi durch eine marktwirtschaftliche Lösung.
Ebenfalls im Juni hat der Versorger Talen Energy (TLN) eine erweiterte Partnerschaft mit Amazon angekündigt. Dabei handelt es sich um einen langfristigen Stromabnahmevertrag. So wird Talen Amazon bis zu 1.920 Megawatt (MW) kohlenstofffreien Strom aus seinem Atomkraftwerk Susquehanna in Pennsylvania liefern. Dieser Strom ist speziell für die Rechenzentren von Amazon Web Services (AWS) in der Region bestimmt, um deren Cloud- und KI-Operationen zu unterstützen.
Letzte Woche kam es bei GE Vernova (GEV) zu einem Pivotal News Point, als das Unternehmen aufgrund sehr erfreulicher Quartalszahlen mit einem Gap Up von 8 % eröffnete. Seitdem ist es zu Anschlusskäufen gekommen, trotz der schwierigen Lage der Gesamtmärkte Ende der letzten Woche.
Im Allgemeinen bietet es sich an, eine Watchliste mit US-Versorgern anzulegen, um den Trend des "Energiehungers" effizient verfolgen zu können (siehe folgende Abbildung).
Quelle: https://desk.traderfox.com/
GE Vernova - Vom Konglomerat zur Energieschmiede
GE Vernova (GEV) ist der im März 2024 abgespaltene Energiesektor des traditionsreichen US-Industriekonzerns General Electric. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Elektrifizierung und Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft und spielt eine zentrale Rolle in der Atomenergie und im Übergang zu erneuerbaren Energien.
Die Geschichte von GE Vernova ist untrennbar mit der von General Electric verbunden. Als Teil von GE war die Energiesparte über Jahrzehnte ein globaler Player im Bereich der Stromerzeugung, von fossilen Brennstoffen bis hin zu erneuerbaren Energien. Die Entscheidung zur Abspaltung wurde im November 2021 getroffen und im ersten Quartal 2024 vollzogen. Ziel war es, ein eigenständiges Unternehmen zu schaffen, das sich vollends auf die Herausforderungen und Chancen der Energiewende konzentrieren kann. Die Neuausrichtung ermöglicht es dem Management, flexibler auf Marktentwicklungen zu reagieren und gezielt in Zukunftstechnologien zu investieren.
GE Vernova operiert in drei Hauptsegmenten: "Power", Wind und "Electrification". Im Bereich Power bietet das Unternehmen Gasturbinen, Dampfturbinen und zugehörige Serviceleistungen für Kraftwerke an. Das Segment Wind ist ein führender Anbieter von Onshore- und Offshore-Windturbinen. Im Segment Electrification stellt GE Vernova Technologien für Stromnetze, Energiespeichersysteme und Elektrifizierungslösungen für verschiedene Industrien bereit. Das Geschäftsmodell ist darauf ausgerichtet, Kunden über den gesamten Lebenszyklus ihrer Anlagen zu betreuen, von der Installation bis zur Wartung und Modernisierung.
GE Vernova konkurriert in seinen Segmenten mit etablierten globalen Playern. Im Turbinengeschäft sind dies beispielsweise Siemens Energy und Mitsubishi Heavy Industries. Im Windenergiesektor sind Vestas, Siemens Gamesa und Nordex die Hauptkonkurrenten. Das Unternehmen positioniert sich als führender Anbieter von ganzheitlichen Energielösungen. Die jahrzehntelange Erfahrung und der etablierte Kundenstamm verschaffen GE Vernova einen Wettbewerbsvorteil, insbesondere im Servicegeschäft.
Am 23. Juli legte das Unternehmen die Zahlen des abgelaufenen Quartals vor. Die Aktie eröffnete mit +8 % und schloss den Tag mit +14 % ab. Sie brach damit auf ein neues Allzeithoch aus. Das Gap Up war begleitet von hohem Volumen. Seitdem hat es Anschlusskäufe und neue Allzeithochs gegeben, trotz des Rücksetzers der Gesamtmärkte in der letzten Woche. Die relative Stärke nach IBD beläuft sich auf 98.
Aktuell sehe ich kein Einstiegsszenario, um eine Tradingposition zu eröffnen. Sobald sich eine Seitwärtskonsolidierung herauskristallisiert, bietet es sich an, die Aktie beim Ausbruch aus dieser Konsolidierung zu kaufen.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Vistra Energy - Ein Star im Versorgersektor
Vistra Energy (VST) ist ein führendes amerikanisches Energieunternehmen, das sich durch seine starke Position in den Strommärkten der USA auszeichnet. Das Unternehmen ist ein wichtiger Akteur sowohl in der Stromerzeugung als auch im Endkundengeschäft.
Die Geschichte von Vistra Energy ist eng mit der Restrukturierung des amerikanischen Strommarktes verbunden. Vistra entstand 2016 aus dem Insolvenzverfahren des früheren Energiekonzerns Energy Future Holdings. Durch eine Neuausrichtung und die Abspaltung vom alten Konzern konnte Vistra seine Bilanz sanieren und sich als eigenständiges, wettbewerbsfähiges Unternehmen etablieren. Eine wichtige strategische Entscheidung war die Übernahme von Dynegy, die das Kraftwerksportfolio von Vistra erheblich erweiterte. In den letzten Jahren hat das Unternehmen massiv in den Ausbau von Energiespeichersystemen investiert, um seine Position im Markt zu stärken.
Das Geschäftsmodell von Vistra Energy basiert auf zwei Säulen: der Stromerzeugung und dem Endkundenvertrieb. Im Erzeugungsbereich betreibt Vistra ein diversifiziertes Portfolio von Kraftwerken, das Gas, Kernkraft, Kohle und erneuerbare Energien umfasst. Das Unternehmen ist zudem einer der größten Betreiber von Energiespeicher-Projekten in den USA, die eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes spielen. Im Endkundenvertrieb beliefert Vistra über seine Marke TXU Energy Millionen von Privat- und Geschäftskunden in Texas. Die Strategie ist es, das Erzeugungs- und das Vertriebsgeschäft eng zu verknüpfen, um Synergien zu nutzen und die Rentabilität zu steigern.
Im Stromerzeugungsmarkt konkurriert Vistra mit anderen großen Erzeugern wie NRG Energy und Talen Energy. Im Endkundengeschäft in Texas sind es kleinere, lokale Versorger. Vistra positioniert sich als Marktführer in Texas, einem der größten und am stärksten deregulierten Strommärkte in den USA. Die Investitionen in Energiespeichertechnologie verschaffen dem Unternehmen eine einzigartige Position im Wettbewerb, da diese Technologie für die Integration von erneuerbaren Energien unerlässlich ist.
Aufgrund der sehr erfreulichen Quartalszahlen des Wettbewerbers GE Vernova am 23. Juli ist auch Vistra Energy angesprungen und ist auf ein neues Allzeithoch ausgebrochen. Seitdem hat es Anschlusskäufe gegeben. Gestern hat die Aktie ein neues Allzeithoch markiert. Die relative Stärke nach IBD beläuft sich auf 98.
Die nächsten Quartalszahlen sollen am 07. August vorgelegt werden. Diese würde ich abwarten, bevor ich eine Position eröffnen würde. Falls wir einen Gap Up von mehr als 6 % bekommen, spiegelt das für mich das nächste Kaufsignal wider.