Hausbau-Stocks werden günstiger - eine strategische Positionierung macht Sinn!
Liebe Leser,
Hausbau-Stocks gehörten während der COVID-Pandemie zu den absoluten Top-Picks, wobei sie sich nicht nur super-schnell nach dem ersten Schock vom Anfang 2020 erholten, sondern gleich schnell auf neue Allzeithoch zogen. Dies geschah vor dem Hintergrund des positiven Marktumfelds, einer starken Nachfrage in Kombination mit der lockeren Geldpolitik und trotzt gestörter Lieferketten und gestiegenen Materialkosten. Die Ursache dieser Outperformance lag u.a. in der Tatsache, dass Top-Hausbauer es tatsächlich geschafft haben, ihre innere Business-Struktur zu optimieren und kostengünstiger zu gestalten. In Kombination mit der steigenden Nachfrage und höheren Hauspreisen führte es letztendlich zu den enorm gestiegenen Umsätzen aber auch Gewinnen. Doch nun hat sich das Umfeld geändert und die Stocks sind angeschlagen, wobei die berechtigte Frage aufkommt, ob Top-Hausbau-Stocks eine lukrative Kaufgelegenheit bieten.
https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US23331A1097/DI/drhorton-inc/aktien-7873476-67461-67287-4440033-62705-68256-67333-7872492-67434
Was die aktuelle Situation-Entwicklung auf dem US-Häusermarkt angeht, so haben wir nun eine folgende Situation: Die US-Home-Sales fielen im Februar 2022 am stärksten in einem Jahr, da ein anhaltender Mangel an Häusern und ein zweistelliges Preiswachstum die Erstkäufer weiterhin aus dem Markt drängten. Gleichzeitig kam die zusätzliche Belastung in Form von deutlich höheren Hypothekenzinsen, die zum ersten Mal seit fast drei Jahren auf über 4 % steigen.
Höhere Hypothekenzinsen und steigende Immobilienpreise inmitten einer anhaltenden Wohnungsknappheit verringern nun die Kaufkraft und -wunsch der Menschen und insbesondere der Erstkäufer. Und daher ist es plausibel anzunehmen, dass wir im Verlauf von 2022 eine weitere Marktverlangsamung im US-Hausbausegment in Kombination mit den weiterhin wachsenden Hauspreisen beobachten werden. Und gerade die Situation mit den steigenden Hauspreisen, dürfte sich u.a. wegen der hohen Inflation bis ins Jahr 2023 fortsetzen. Doch dies ist im Großen und Ganzen ein positives Signal für Top-Hausbaukonzerne, da sie quantitativ weniger verkaufen müssen, um gleichhohe, oder im BestCase sogar höhere Umsätze zu generieren.
Diese Annahme ist plausibel, da man im Fall von US-Hausbau von einer Kulturell-beding hohen Nachfrage in den USA ausgeht. Der amerikanische Traum sieht ja u.a. vor, dass ein hart arbeitender Amerikaner sich früher oder später sein eigenes Haus bauen oder kaufen wird. Denn dies ist ein Statussymbol und ein Indiz dafür, dass man es im Leben "geschafft hat". Zudem kommt die Tatsache, dass der völlig normale menschliche Wunsch, sein eigenes Haus besitzen zu wollen, in den vergangenen Jahrzehnten sehr aggressiv kommerzialisiert wurde. Im Vordergrund steht dabei der Slogan: wozu denn jahrelang warten? Nimmt Kredit auf und ihr könnt euch schon heute den Traum vom Eigenheim verwirklichen. Der traurige Höhepunkt dieser kommerzialisierten Kredit-Vergabe, war die allzu gut bekannte Immobilienkrise von 2008/09, die u.a. zum Absturz des US-amerikanischen Hausbau-Markt führte.
Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass man bei der Analyse des US-Immobilien-Marktes primär immer auf die Anzeichen einer Kredit- und Immobilien-Blase und nicht auf steigende Hypothekenzinsen schauen soll. Und diese Situation sieht heute gut aus. Was explizit die Kredit-Vergabe angeht, so ist diese heute deutlich konservativer und weniger kommerzialisiert als im Fall von vor 2008/09. Und damit ist die Annahme Plausibel, dass steigende Hypothekenzinsen im Badcase zu einer deutlich kleineren Anzahl von Defaults führen wird. Und somit ist das Kreditrisiko im Immobilienmarkt akzeptabel. Gleichzeitig haben wir eine gesunde Situation im Immobilien-Segment. Grob gesagt haben wir nicht die Situation von enorm steigenden Neubauten, die die tatsächliche Nachfrage stakt übersteigen. Und somit wäre es möglich, dass steigende Hypothekenzinsen schon bald eingepreist sein werden.
Die wichtigste Frage ist wohl, wann es zum Rebound von Top-US-Hausbau-Stocks kommen wird. Und hier hängt leider viel zu viel von der allgemeinen Geopolitik, Inflation und der zukünftigen FED-Politik ab, weswegen eine genauere Prognose zu diesem Zeitpunkt nicht möglich ist. Doch was man schon jetzt sagen kann, ist die Tatsache, dass die US-Hausbau-Konzerne nun bewertungstechnisch deutlich günstiger geworden sind, weswegen man sie zumindest auf der Watchlist als sehr interessante Entry-Chancen haben sollte. Und so gelangen wir auch schon zu unseren Favoriten.
Den Anfang macht dabei die Aktie von D.R. Horton (DHI) mit einem netten KGVe22 von knapp über 6. Dabei ist es mit einer Marktkapitalisierung von 29,5 Mrd. USD der größte US-amerikanische Hausbauer. Dies ist wichtig, denn damit ist der Konzern in der Lage, von seinen Skaleneffekten zu profitieren. Damit kann der Konzern auch bessere Preise für Materiallieferungen aushandeln und hat relativ niedrige Gemeinkosten.
Gleichzeitig ist hier die Annahme zulässig, dass, wenn der Hausbaumarkt relativ stark bleibt, kann DHI einfach weiterhin Häuser bauen und zugleich Aktien-Rückkäufe initiieren. Auf der anderen Seite, wenn der Hausbaumarkt noch mehr unter Druck kommt, was tatsächlich passieren könnte, wäre DHI in der Lage sein, das Ganze nicht nur zu überleben, sondern bekäme damit eine ideale Gelegenheit, kleinere Wettbewerber zu einem Schnäppchenpreis zu kaufen. Und so würde man während der möglichen Krise seinen Marktanteil, sowie den geographischen Fußabdruck in den USA vergrößern.
Was sein Geschäft angeht, so baut und verkauft DHI qualitativ hochwertige Häuser, Stadt- und Eigentumswohnungen sowie Mehrfamilienhäuser in 98 relevanten Märkten in 31 US-Bundesstaaten. Darüber hinaus bietet die Gesellschaft zusammen mit ihren Tochterkonzernen Eigenheimerwerbern Hypothekenfinanzierungen sowie Eigentumsrechtdienstleistungen an und akquiriert andere Wohnbauunternehmen, wobei rund 90 % aller Gesamterlöse mit dem Verkauf von Immobilien erwirtschaftet werden.
Top-Kandidat Nummer zwei ist die Aktie von Lennar (LEN). Nach der Fusion mit CalAtlantic im Februar 2018 ist Lennar zum zweit größten US-Hausbauer (in den Vereinigten Staaten geworden. Diese Story ist sehr der von DHI ähnlich. Die Aktivitäten der Gesellschaft umfassen die Konstruktion und den Verkauf von Einfamilienwohnungen wie auch den Kauf, die Entwicklung und den Verkauf von Wohnbauland. Durch eigene Anlagen und die seiner Investoren ist das Unternehmen an allen Phasen von Planung und Bau der Wohnanlagen über Finanzierung und Vertrieb der Liegenschaften beteiligt. Zum Aktivitätenspektrum gehören Landerwerb, Baustellenplanung, Landaufbereitung, Konstruktion und Verkauf. Außerdem bietet das Unternehmen finanzielle Serviceleistungen im Bereich Hypotheken und Eigentumsversicherungen.
Die Nummer drei ist die PulteGroup (PHM). Der Konzern operiert hauptsächlich in südlichen und westlichen US-Bundesstaaten. Zu den verschiedenen Wohnprodukten gehören Einfamilienhäuser, Stadthäuser, Eigentumswohnungen und Maisonetten. Einige der bekanntesten Marken sind Centex, Pulte Homes, Del Webb, DiVosta Homes, American West und John Wieland Homes and Neighborhoods. Jedes Segment zielt auf unterschiedliche demografische Merkmale ab, darunter Erstkäufer, Rentner und Luxuskäufer, was für eine gute Diversifikation sorgt. Sollte es also zu einer wirtschaftlichen Verbesserung der Marktlage kommen, so wäre Pulte sehr gut positioniert, um davon zu profitieren. Das KGVe22 liegt hier bei rund 5,4. Dabei operiert die Gesellschaft in rund 40 relevanten Märkten in 23 US-Bundesstaaten. Das Unternehmen baut hauptsächlich Einfamilienhäuser (85 % des Absatzes).
Die Nummer vier ist NVR (NVR). Der Konzern beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Bau und Verkauf von Einfamilienhäusern, Stadthäusern und Eigentumswohnungen. Die bekannteste Marke ist Ryan Homes. Das Unternehmen betreibt 34 Metropolregionen in 14 Bundesstaaten, darunter New York, Virginia, Ohio, Florida und Tennessee. Es bietet auch hypothekenbezogene Dienstleistungen für Hauskäufer an. Dabei hat NVR ein etwas anderes Geschäftsmodell als andere Baukonzerne, da es kein Land besitzt. Stattdessen kauft das Unternehmen Optionen, um Häuser an Land zu bauen, und übt diese Optionen nur aus, wenn eine Nachfrage zum Bauen besteht, was gewisse Chancen als auch Risiken mit sich bringt. Das Unternehmen ist auch regional ausgerichtet, was sich in höheren Margen und einer höheren Effizienz niederschlägt als bei den meisten Baugesellschaften, deren Betrieb über mehrere Regionen verteilt ist. Damit ist man gut dafür positioniert, um von bullischen Marktphasen zu profitieren. Gleichzeitig ist man aber auch vor harten Crashphasen geschützt, was man 2008/09 gesehen hat als die Gesellschaft trotz der globalen Immobilienkrise und der angelaufenen Rezession profitabel blieb.
Kandidat Nummer fünf ist Baukonzern KB Homes (KBH), der sich auf Einfamilienhäuser für sogenannte "first-time" und "move-up" Käufer spezialisiert hat. Das Unternehmen ist schon seit über 60 Jahren auf dem Markt und operiert in 45 relevanten Märkten in acht US-Bundesstaaten, darunter Texas, der häufiger von Wirbelstürmen besucht wird. Der Großteil der Umsätze wird dabei an der US-amerikanischen West Coast und im Südosten der USA generiert. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in Landakquisition und -entwicklung, um somit zukünftige Bauaktivitäten zu forcieren. Angesichts einer Markt-Kapitalisierung vor rund 3,6 Mrd. USD wäre dies u.a. ein möglicher Übernahmekandidat, falls die Gesellschaft demnächst aufgrund der nervösen Marktlage noch mehr in Schwierigkeiten geraten sollte.
Das Gleiche gilt auch für die Baukonzerne wie Cavco Industries (CVCO) - einer der größten Fertighausbauer in den USA, aber auch LGI Homes (LGIH), der sich ebenfalls auf den Bau von Einfamilienhäusern spezialisiert hat. Das Unternehmen galt in den vergangenen Jahren als einer der schnellwachsenden Bauunternehmen der USA. Dabei bietet LGIH seinen Kunden Design, Planung, den Bau sowie Marketing- und Verkaufsservices für Neuimmobilien in 19 US-Bundesstaaten an, darunter Texas, Florida und Arizona.
Abschließend muss man anmerken, dass der US-Hausbau-Sektor auch weitere spannende Stocks bietet, womit man der US-amerikanischen Hausbau-Trend spielen könnte Dazu gehören u. A. Konzerne wie Toll Brothers (TOL) - Bau von luxuriösen Immobilien; Tri Pointe Homes (TPH) - bekannt für seine Premium-Häuser und -Gemeinden sowie innovative, moderne Designs; Hovnanian Enterprises (HOV) - spezialisiert auf den Bau und Verkauf von Einfamilienhäusern, angebauten Stadthäusern und Eigentumswohnungen, urbanen Infill- und Active-Lifestyle-Häusern, etc.
Was uns angeht, so bevorzugen wird hier zunächst eine abwartende Haltung und warten auf fundamentale Hinweise zur allgemeinen Markt-Entwicklung in den nächsten Monaten. Sollten wir uns jedoch für einen Einstieg entscheiden, so favorisieren wir hier große, etablierte Big-Player mit einer günstigen Bewertung wie z. B. die Aktie von D.R. Horton (DHI), denn genau hier hat man ein sehr gutes CRV.
Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel?
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.