Sektor-Trends: Aktien von Öl- und Gasbohrern ziehen an! Was steckt dahinter?
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Liebe Trader,
willkommen bei unserer neuen Rubrik: "Branchen- und Sektorentrends". Wir verfolgen systematisch welche Branchen und Sektoren an den amerikanischen Aktienmärkten an Stärke gewinnen. Wir analysieren die fundamentalen Gründe dahinter und versuchen so zu einer Einschätzung zu gelangen, ob diese Branchen- und Sektorentrends längerer Dauer sein werden.
In den vergangenen vier Wochen gehörten die Unternehmen im Bereich Öl- und Gasbohrungen zur performancetechnischen Spitze des amerikanischen Aktienmarktes. Die folgende Tabelle zeigt die stärksten Branchen am US-Markt auf Sicht von 1 Monat.
Diese Stärke ist Grund genug, dass wir uns genauer mit der Branche auseinandersetzen und die größten Firmen identifizieren. Wir haben für Sie die 5 Firmen mit der höchsten Marktkapitalisierung im Sektor identifiziert. Zudem sehen Sie in der untenstehenden Tabelle die stärksten Aktien, gemessen am Abstand zum 52-Wochenhoch. Es fällt sofort auf, dass die führende Aktie Patterson-Uti Energy derzeit 28,39 % vom 52-Wochenhoch entfernt ist. Es handelt sich bei der Branchenrally also ganz offenbar um eine Bärenmarktrally.
In den vergangenen Jahren hatte die Ölbranche mit einigen Problemen zu kämpfen. So drückte das massive Überangebot auf dem Weltmarkt stark auf den Preis des Rohstoffs. Dieser Verfall rührte unter anderem daher, dass es Amerika mit seiner Fracking-Technologie gelungen war große Mengen Öl aus Schiefergestein zu gewinnen. Während Amerika vorher nämlich eines der größten Abnehmerländer war wurde es hierdurch selbst zum Produzentenland. Auch der Iran wurde 2014 wieder stärker im Ölgeschäft tätig. Hinzu kamen die Förderländer, deren Volkswirtschaften am Öl hingen und die versuchten trotz fallender Preis mehr von dem Rohstoff zu verkaufen, um so ihre Verluste zu verringern.
Doch wie kamen die guten Ergebnisse im vergangenen Monat zustande?
US-Umweltminister Scott Pruitt unterzeichnete am Dienstag die formelle Ankündigung zum Ausstieg aus dem ,,Clean Power Plan". Dieser wurde noch unter der Obama-Regierung eingeführt und hatte unter anderem zum Ziel den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von Kraftwerken bis 2030 um 32% zu reduzieren (verglichen mit dem Referenzjahr 2005). Weiterhin sah er vor, dass fossile Brennstoffe verstärkt von erneuerbare Energien ersetzt werden sollten.
Der Umweltminister begründete diese Entscheidung damit, dass im Plan vorgegebenen Emmissionsstandards nicht erreichbar gewesen wären. Generell äußerte sich die Regierung unter Präsident Trump schon mehrmals dazu nicht um jeden Preis aus der konventionellen Energieversorgung aussteigen zu wollen.
Auch Öl selbst konnte im Monat September Gewinne verzeichnen. So schaffte es die europäische Sorte Brent auf ein neues 52-Wochenhoch auszubrechen. Die amerikanische Sorte WTI notiert aktuell nur knapp darunter. Begünstigt wurde dies zusätzlich durch den schwachen Dollar der letzten Monate. Dieser ermöglichte es ausländischen Käufern billig an Öl zu kommen, wodurch die internationale Nachfrage stieg. Auch die bessere weltwirtschaftliche Lage führte zu einem Nachfrageüberhang nach dem schwarzen Gold.
Mohammed Barkindo (Generalsekretär des Ölkartells OPEC) äußerte sich außerdem dazu, dass aktuell Bemühungen laufen um weitere Länder zu finden, die sich Förderbegrenzungen anschließen. Sollte dieses Unterfangen gelingen, könnte das den Ölpreis auch in den kommenden Wochen- und Monaten stützen.
Weiterhin gehen Rohstoffanalysten der Commerzbank davon aus, dass sich Saudi-Arabien im November dazu entscheiden könnte seine Öllieferungen um 560.000 Barrel täglich auf nur noch 7,15mio/Tag zu reduzieren. Sollte sich dies bewahrheiten, würde der Ölpreis in den nächsten Wochen ebenfalls davon profitieren.
Ein weiterer Effekt der die Branche beflügelte waren positive Analystenkommentare, so zuletzt von der UBS. Welche Firmen genau profitieren konnten und was sich hinter deren Geschäftsmodell verbirgt soll im Folgenden dargelegt werden.
Rowan Comapanies, ein Betreiber von Erdölbohrtürmen
Das britische Unternehmen verfügt über eine Marktkapitalisierung von 1,67 Mrd. Dollar und betreibt Erdölbohrtürme und -plattformen. Darüber hinaus verfügt die Firma über ein eigenes Stahlwerk in dem Maschinen und Ausrüstungsgegenstände zur Erdölförderung produziert werden, sowie Maschinen für Bergbau, Holz- und Transportindustrie.
Im November 2016 unterzeichnete Rowan Companies außerdem eine Vereinbarung mit Saudi-Aracmo, der derzeit weltgrößten Erdölfördergesellschaft. Ziel dieses Vertrages war es ein 50/50-Joint-Venture zu gründen, um so weitere Offshorebohrungen in Saudi-Arabien vorantreiben zu können.
Überzeugen konnte die Firma mit den Quartalszahlen. So lagen diese für das Q1 mit 0,11$ höher als erwartet (0,08$). Ebenso für das Q2. Hier war der Verlust mit -0,22$ kleiner als erwartet (-0,30$).
Probleme hingegen lauern beim Umsatz. So wird erwartet, dass dieser sich von 1,843 Mrd. im Jahr 2016 auf 1,225 Mrd. in 2017 verringern wird. Außerdem wird erwartet, dass er bis ins Jahr 2019 weiter fallen wird.
Probleme hingegen lauern beim Umsatz. So wird erwartet, dass dieser sich von 1,843 Mrd. im Jahr 2016 auf 1,225 Mrd. in 2017 verringern wird. Außerdem wird erwartet, dass er bis ins Jahr 2019 weiter fallen wird.
Auch die EPS (Gewinn-pro-Aktie) bestätigen diesen Trend. Während sie 2016 noch bei 2,55$ je Anteil lagen, sollen sie sich in 2017 auf voraussichtlich -0,92$ verringern. Gleiches gilt für die Folgejahre.
Charttechnisch befindet sich die Aktie seit Anfang 2014 in einem mehrjährigen Abwärtstrend. Die Kurssteigerungen der letzten Wochen könnten sich damit erklären lassen, dass die letzten Quartalszahlen über den Erwartungen lagen. Langfristig orientierte Anleger sollten allerdings die Finger von dem Titel lassen.
Ensco PLC, der Bohr-Dienstleister
Das mit 1,67 Mrd. Dollar kapitalisierte britische Unternehmen agiert als Betreiber von Bohrschiffen und bietet Dienstleistungen im Bereich Offshorebohrungen für Endkunden an. Erst kürzlich übernahm die Firma das texanische Unternehmen Atwood Oceanics mit dem Ziel von Synergieeffekten zu profitieren. Außerdem gelang es Ensco PLC im August sich einen zweijährigen Vertrag mit der Firma Chevron Nigeria zu sichern. Nach Ablauf der zwei Jahre bestünde außerdem die Chance die Zusammenarbeit nochmals um ein weiteres Jahr zu verlängern. Weitere Verträge bestehen aktuell auch mit Shell und Total.
Auch hier vermochten die jüngsten Quartalszahlen zu überzeugen. So konnte das Unternamen für Q1 einen Verlust von lediglich -0,04$ ausweisen. Erwartet wurden -0,10$. Selbiges gilt für das Q2. Hier konnte die Firma den Verlust auf -0,10$ begrenzen. Erwartet wurden -0,12$.
Währen der Umsatz 2016 allerdings noch bei 2,776 Mrd. lag, wird für 2017 ein Umsatzrückgang auf 587 mio. erwartet. Prognosen bis ins Jahr 2019 erwarten eine Stagnation in dieser Größenordnung.
Auch die EPS werden mit -0,53$ für das Jahr 2017 deutlich niedriger erwartet als noch im Vorjahr 2016 wo sie 3,13$ betrugen. Auch hier gehen Analysten bis ins Jahr 2019 von einer weiter fallenden Tendenz aus.
Technisch hat die Aktie seit Ende 2014 ebenfalls einen mehrjährigen Abwärtstrend etabliert und ist daher für Investoren uninteressant. Kurzfristiger orientierte Händler könnten die aktuell günstigen Umstände nutzen um eine Spekulation zu riskieren.
Kurzfristiger orientierte Händler könnten die aktuell günstigen Umstände nutzen um eine Spekulation zu riskieren.
Transocean, ein Spezialist für Tiefseebohrungen
Das schweizer Unternehmen ist international tätig und verfügt über eine Marktkapitalisierung von 4,09 Mrd. Dollar. Es ist der weltgrößte Spezialist für Tiefseebohrungen und betreibt zusätzlich auch eigene Ölförderplattformen für den Einsatz in Hochsee- und Küstengebieten.
Mit 0,01$ pro Anteil lag die Firma im Q1 über den Erwartungen von -0,07$. Ebenfalls überzeugte das Q2 mit 0,00$ anstatt prognostizierten -0,09$. Der Umsatz verringert sich 2017 allerdings auf voraussichtlich 2,854 Mrd., während er im Vorjahr noch 4,161 Mrd. betrug. Außerdem wird auch in den folgenden Jahren ein weiter sinkender Umsatz erwartet.
Auch die EPS werden sich mit -3,84$ verglichen mit dem Vorjahr (2,10 $) voraussichtlich verringern.
Weiterhin hat die Aktie hat seit dem Jahr 2014 einen technischen Abwärtstrend etabliert. Daher kann längerfristigen Anlegern nur vom Kauf abgeraten werden. Kurzfristiger agierende Marktteilnehmer könnten hier eine Spekulation riskieren.
Fazit
Die Kursrally wurde offenbar vom Kurwechsel in der Energiepolitik der Regierung Trump ausgelöst. Langfristig bewegen sich die Aktien in klaren Abwärtstrends. Diese Sektor-Rally stufen wir somit als Bärenmarktrally ein. Erfahrende Trader können auf eine Fortsetzung des Branchen-Momentums setzen. Investoren sollten den Sektor eher meiden.