Section 899 ist Trumps Geheimwaffe im Zollkrieg: Diese Aktien aus Europa sind dadurch laut Barclays gefährdet

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Ein zunächst kaum beachteter Paragraf in Trumps neuer Steuerreform könnte weitreichende Folgen für Europas Exporteure haben. Barclays warnt: Wer in US-Geschäft und Steuereffizienz besonders stark ist, könnte unter Druck geraten. Diese Aktien sollten Anleger kennen.

Die Debatte um Section 899, eine anfänglich weitgehend übersehene Klausel in Donald Trumps umfassendem Steuer- und Ausgabenpaket, gewinnt an Brisanz. Was auf den ersten Blick wie eine technische Steuermaßnahme aussieht, könnte sich als strategisches Druckmittel im globalen Wirtschaftskonflikt entpuppen – mit konkreten Folgen für europäische Unternehmen und ihre Investoren.

Section 899, eingebracht unter dem Titel "Enforcement of Remedies Against Unfair Foreign Taxes", richtet sich gegen Länder, die aus Sicht der USA Steuerregelungen erlassen haben, die amerikanische Unternehmen diskriminieren. Dazu zählen etwa die nationalen Digitalsteuern, wie sie in Frankreich, Großbritannien oder Kanada gelten, ebenso wie neue Regeln im Rahmen der globalen Mindestbesteuerung (OECD "UTPR"). Der Clou: Die US-Regierung behält sich vor, betroffene Länder einseitig als "discriminatorisch" einzustufen – mit steuerlichen Konsequenzen für dort ansässige Unternehmen und Investoren.

Konkret sieht Section 899 vor, die US-Quellensteuer auf passive Einkünfte wie Zinsen und Dividenden für Investoren aus diesen Ländern schrittweise um bis zu 20 Prozentpunkte anzuheben – ein klarer Eingriff in internationale Kapitalströme. Die Maßnahme wird in Washington bereits als "Kapitalwaffe" gegen fiskalische Maßnahmen anderer Staaten gewertet. Analysten sprechen von einer möglichen "Instrumentalisierung der US-Kapitalmärkte", um geopolitische Ziele durchzusetzen.

Für europäische Unternehmen, die ihren Sitz in solchen Ländern haben und gleichzeitig hohe Umsätze in den USA erzielen, entsteht eine doppelte Gefahrenlage: Einerseits könnten ihre US-Einnahmen durch politische Gegenmaßnahmen stärker besteuert werden, andererseits würden sie für internationale Anleger unattraktiver, weil Dividendenausschüttungen und andere Erträge künftig steuerlich belastet wären.

Barclays hat diesen Zusammenhang in einer aktuellen Analyse aufgegriffen und eine Liste europäischer Unternehmen erstellt, die besonders anfällig für eine mögliche Umsetzung von Section 899 erscheinen. Die Auswahl basiert auf drei Kriterien:

  1. Sitz in einem Land mit Digitalsteuer oder geplanter OECD-Mindeststeuer (UTPR),
  2. mehr als 30% Umsatzanteil in den USA,
  3. hohe Steuer-Effizienz, gemessen am Verhältnis von Nettogewinn zum Vorsteuergewinn.

Die betroffenen Unternehmen kommen aus nahezu allen Sektoren – von Industrie über Konsum bis hin zu Gesundheitswesen und Technologie. Besonders exponiert sind laut Barclays etwa Ashtead Group (86% US-Umsatz), Compass Group (65%), Fresenius Medical (71%) und Deutsche Telekom (56%). Auch Namen wie Novo Nordisk, Siemens Healthineers, RELX, Bunzl oder Sanofi finden sich auf der Liste.

Diese europäische Aktien könnten dem vorgeschlagenen Abschnitt 899 über unfaire ausländische Steuern ausgesetzt sein

Quellen: Bloomberg, FactSet, Barclays Research, Umsatzexponierung basierend auf Daten von FactSet; Steuerquote berechnet auf Basis der aktuellen Ertragsteuer und des Vorsteuergewinns gemäß den jüngsten Unternehmensangaben

Auffällig: Die genannten Aktien haben laut Barclays seit Jahresbeginn bereits rund 15 % schlechter abgeschnitten als der breite STOXX 600, was darauf hindeutet, dass der Markt das Risiko teilweise bereits reflektiert.

Die Barclays-Auswahlliste europäischer Aktien mit potenzieller Exponierung gegenüber einem höheren US-Steuersatz hat seit Jahresbeginn gegenüber dem STOXX Europe 600-Index um fast 15 % schlechter abgeschnitten

Quellen: Bloomberg, Barclays Research

Doch auch jenseits der Unternehmensseite könnte die Regelung weitreichende Folgen haben. In den vergangenen fünf Jahren haben europäische Investoren rund 200 Mrd. US-Dollar in US-Aktien investiert, mit deutlichem Schwerpunkt im Technologiesektor. Sollte Section 899 Gesetz werden, könnte dies die Kapitalzuflüsse bremsen, den US-Dollar belasten und langfristig auch die Finanzierungskosten der USA erhöhen. Die Unsicherheit über mögliche Ausnahmen – etwa für US-Staatsanleihen – bleibt bestehen.

In den vergangenen fünf Jahren haben europäische Anleger rund 200 Mrd. US-Dollar in US-Aktien investiert, wovon nur ein geringer Teil wieder repatriiert wurde

Quellen: EPFR, Bloomberg, Barclays Research

Barclays empfiehlt daher, die Entwicklung in Washington genau zu beobachten. Noch ist offen, ob Section 899 in der derzeitigen Fassung den US-Senat passiert. Doch die politische Unterstützung innerhalb der Republikaner ist stark – und die Warnung ist deutlich: Unternehmen mit hoher US-Abhängigkeit und steuerlicher Effizienz könnten ins Visier geraten.

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