Während die USA laut ARK-Invest-Chefin Cathie Wood auf eine wirtschaftliche Abkühlung zusteuern, sieht die prominente Fondsmanagerin gute Gründe für langfristigen Optimismus – vor allem bei innovativen Zukunftsunternehmen. In einem Interview mit Barron’s betont sie: Wer sich jetzt nur auf Konjunkturängste fokussiert, verpasst womöglich den entscheidenden Einstieg in die nächste Wachstumsphase.
Zölle als Rezessionstreiber – Innovation als Ausweg
Die Eskalation der Handelsspannungen durch neue US-Zölle – insbesondere auf chinesische Importe – werde die US-Wirtschaft voraussichtlich in eine Rezession führen, so Wood. Doch gerade in Krisenzeiten würden sich Unternehmen durchsetzen, die anderen helfen, effizienter, kostengünstiger und produktiver zu werden.
"Wenn Angst im Markt herrscht, verändern Unternehmen und Verbraucher ihre Gewohnheiten – und das spielt den Innovatoren in die Hände", so Wood sinngemäß.
KI-Vorreiter Palantir im Fokus
Als besonders zukunftsträchtig sieht Wood das Unternehmen Palantir Technologies, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz komplexe Datensätze analysiert und in handlungsrelevante Informationen umwandelt. Die Software wird sowohl von Regierungsbehörden als auch zunehmend von Großunternehmen eingesetzt, um operative Entscheidungen datenbasiert zu verbessern.
Wood ist überzeugt, dass Palantir zu den großen Profiteuren des KI-Zeitalters zählen wird – insbesondere, weil viele Unternehmen sich aktuell strategisch mit der Frage befassen, wie sie KI sinnvoll in ihre Geschäftsprozesse integrieren können.
Tesla: Kursverluste, aber neue Impulse
Trotz deutlicher Kursrückgänge bei Tesla in diesem Jahr bleibt Wood bei ihrer positiven Einschätzung des Unternehmens. Die Aktie ist seit Jahresbeginn zwar um fast 30 % gefallen, doch mit der Einführung eines neuen, deutlich günstigeren Modells im laufenden Quartal – voraussichtlich zu einem Preis von rund 30.000 USD – könnte Tesla neue Kundenschichten erschließen.
Zudem erwartet Wood viel von Teslas geplanten Robotaxidiensten, die Nutzern Mobilität zu deutlich geringeren Kosten ermöglichen sollen – ohne Fahrer, ohne Anschaffungskosten, aber mit der gewohnten App-Komfortzone wie bei Uber oder Lyft.
Ein weiterer Vorteil: Tesla bezieht einen Großteil seiner Komponenten aus Nordamerika – ein strategischer Puffer gegen Trumps neue Zollpolitik.
Biotech im Aufwind: Früherkennung und Gen-Editierung
Auch der Gesundheitssektor zählt zu den zentralen Themen im Portfolio von ARK Invest. Cathie Wood sieht besonderes Potenzial bei Unternehmen, die moderne Technologien nutzen, um Krankheiten früher zu erkennen oder sogar ursächlich zu behandeln.
Ein Beispiel dafür ist Crispr Therapeutics: Das Unternehmen gilt als Vorreiter im Bereich der Genom-Editierung und arbeitet an Therapien, die gezielt genetische Defekte korrigieren – ein Ansatz mit bahnbrechendem Potenzial für die Behandlung bislang unheilbarer Erkrankungen.
Spannend ist auch das junge Unternehmen Tempest AI, das künstliche Intelligenz mit elektronischen Gesundheitsdaten kombiniert. Ziel ist es, Krankheiten frühzeitig zu identifizieren, noch bevor klassische Symptome auftreten – ein Schritt in Richtung präziser, vorausschauender Medizin.
Bewertungen unter Druck – aber Chance für Anleger
In den letzten Jahren litten viele wachstumsstarke Tech- und Biotechwerte unter der restriktiven Zinspolitik und sinkender Risikobereitschaft am Kapitalmarkt. Doch laut Wood sei der Großteil der negativen Erwartungen bereits "im Kurs eingepreist".
Viele der Unternehmen in ihren Fonds seien zwar noch nicht profitabel, verfügten aber über ausreichend Kapital für vier bis sechs Jahre, um auch durch eine mögliche Rezession zu kommen.
Fazit: Jetzt sei Geduld gefragt
Trotz geopolitischer Risiken und wirtschaftlicher Unsicherheit bleibt Wood optimistisch: Die Gewinner von morgen sind jene, die heute investieren – in Technologie, Effizienz und neue Geschäftsmodelle.