Mit dem Börsengang der Circle Internet Group hat eines der einflussreichsten Krypto-Unternehmen erstmals die große Bühne der Wall Street betreten – und das mit bemerkenswertem Erfolg. Am 5. Juni 2025 platzierte Circle seine Aktien zum Ausgabepreis von 31 USD – deutlich über der ursprünglich erwarteten Spanne von 27 bis 28 USD. Das Unternehmen nahm damit 1,05 Mrd. USD ein und erreichte eine Bewertung von rund 6,9 Mrd. USD.
Besonders auffällig war die enorme Nachfrage: Circle musste sein Angebot mehrfach erhöhen, von ursprünglich geplanten 24 Mio. auf schließlich 34 Mio. Auch die Preisspanne wurde in den Tagen vor dem IPO zweimal angehoben. Ein derart überzeichneter Börsengang ist selten und zeigt: Das Vertrauen der Investoren in Circles Geschäftsmodell und in die Zukunft von Stablecoins ist groß.
Die Aktien werden seitdem unter dem Kürzel CRCL an der New York Stock Exchange (NYSE) gehandelt. Begleitet wurde der IPO von einem hochkarätigen Bankenkonsortium aus JPMorgan, Citigroup und Goldman Sachs, das außerdem die Option hält, innerhalb von 30 Tagen weitere 5,1 Mio. Aktien zu platzieren.
Aufhorchen ließ auch das Engagement prominenter Investoren: So kündigte Cathie Woods ARK Investment Management gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC an, Aktien im Wert von bis zu 150 Mio. USD zeichnen zu wollen. Auch BlackRock gilt als strategischer Partner der ersten Stunde.
Vom Pionier zum Infrastrukturakteur
Gegründet 2013 von Jeremy Allaire, zählt Circle zu den ältesten und beständigsten Unternehmen der Kryptoindustrie. Der Hauptsitz wurde Anfang 2025 bewusst von Boston nach New York verlegt, näher an das Herz der US-Finanzwelt und unter direkter Aufsicht der führenden Regulierungsbehörden.
Circle ist der Herausgeber von USD Coin (USDC), dem weltweit zweitgrößten Stablecoin mit einem aktuellen Umlaufvolumen von rund 61 Mrd. USD. Zwar liegt der Marktanteil mit etwa 27 % deutlich hinter dem von Tether (USDT), das rund 67 % dominiert, doch bei Regulierungsbehörden und institutionellen Anlegern genießt USDC weit größeres Vertrauen.
Im Unterschied zu USDT ist USDC vollständig durch Bargeld und kurzfristige US-Staatsanleihen gedeckt. Die Reserven werden regelmäßig von Deloitte geprüft, und die Prüfberichte werden öffentlich gemacht – ein Maß an Transparenz, das Circle klar von vielen anderen Stablecoin-Anbietern abhebt.
Zudem betreibt Circle USDC in enger Partnerschaft mit der börsennotierten Krypto-Börse Coinbase. Gemeinsam gründeten die beiden Unternehmen das Centre-Konsortium, das die technologische und regulatorische Basis für USDC bereitstellt. Diese Verbindung mit einem in den USA streng regulierten Partner verleiht dem Stablecoin zusätzliche Glaubwürdigkeit, insbesondere im institutionellen Sektor.
Stabile Finanzbasis und ehrgeizige Wachstumspläne
Auch finanziell präsentiert sich Circle solide: Im Jahr 2024 erwirtschaftete das Unternehmen einen Nettogewinn von 156 Mio. USD bei einem Umsatz von 1,68 Mrd. USD – ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr (268 Mio. Gewinn bei 1,45 Mrd. Umsatz), der vor allem auf niedrigere Zinserträge und steigende Investitionen zurückzuführen ist.
Die Erlöse stammen größtenteils aus Zinsen auf die Reserven, mit denen USDC gedeckt ist. Analysten sehen darin aber nur einen Bruchteil des Potenzials. Denn mit dem frischen Kapital aus dem Börsengang will Circle sein Geschäft deutlich erweitern: Neben der Stärkung seines Zahlungsnetzwerks und dem Ausbau internationaler Aktivitäten plant das Unternehmen, auch im Bereich Institutional Banking und bei der Entwicklung von staatlich unterstützten Digitalwährungen (CBDCs) eine aktivere Rolle einzunehmen. Zudem soll der Euro-Stablecoin EURC stärker etabliert werden, was ein wichtiger Schritt Richtung europäische Expansion ist.
Ein reines Stablecoin-Unternehmen – und das erste an der US-Börse
Im Unterschied zu vielen Krypto- oder Fintech-Firmen, die eine Vielzahl von Diensten abdecken, hat sich Circle vollständig auf Stablecoins spezialisiert. Diese klare Fokussierung macht das Unternehmen zum ersten reinen Stablecoin-Anbieter, der an einer US-Börse notiert ist – ein Meilenstein für die institutionalisierte Kryptoindustrie.
Der Stablecoin-Boom und Circles Schlüsselrolle
Stablecoins wie USDC und USDT zählen heute zu den meistgenutzten und praktisch relevantesten Anwendungen der Blockchain-Technologie. Gemessen am täglichen Transaktionsvolumen, ihrer Rolle in der Zahlungsabwicklung, im DeFi-Sektor und im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr haben sie sich fest in der digitalen Finanzinfrastruktur etabliert und werden zunehmend auch in traditionelle Systeme integriert.
Im Gegensatz zu klassischen Kryptowährungen wie Bitcoin, die für ihre hohe Volatilität bekannt sind, bieten Stablecoins wertstabile, digital übertragbare Dollar-Alternativen. Sie ermöglichen sekundenschnelle Zahlungen – global, jederzeit und ohne Intermediäre und bilden damit die Grundlage für eine neue Generation dezentraler Finanzdienste, für den internationalen Handel und zunehmend auch für moderne Unternehmensfinanzen.
USDC hebt sich dabei durch seine Programmierbarkeit, niedrige Transaktionskosten und hohe regulatorische Transparenz ab. Besonders für E-Commerce-Plattformen, Schwellenländer und Finanzdienstleister, die auf schnelle und stabile Dollarzahlungen angewiesen sind, ist USDC ein strategisch relevantes Instrument.
Politische Dynamik stärkt Stablecoin-Umfeld
Circles Börsengang fällt in eine Phase politischer Öffnung gegenüber digitalen Währungen in den USA. Die Trump-Regierung hat zentrale Krypto-Beschränkungen aus der Biden-Ära zurückgenommen und signalisiert Unterstützung für technologiegetriebene Finanzinnovationen. Gleichzeitig arbeitet der Kongress am GENIUS Act – einem Gesetz, das noch im Sommer in Kraft treten könnte und klare Regelwerke für Stablecoins schaffen soll.
Circle profitiert davon in besonderem Maße. Das Unternehmen gilt längst als regulatorisches Vorzeigemodell: Es war 2015 die erste Firma, die in New York eine BitLicense erhielt – und damit schon früh auf strenge Aufsicht, Prüfung und Transparenz setzte. Diese konsequente Ausrichtung könnte sich künftig noch stärker auszahlen: Je klarer die Regeln, desto wertvoller werden regulierte Partner wie Circle für Banken, Staaten und internationale Institutionen.
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