Die Credo Technology Group hat mit ihren aktuellen Quartalszahlen ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Das US-Technologieunternehmen, spezialisiert auf Hochgeschwindigkeits-Datenverbindungen für Rechenzentren, konnte seinen Umsatz im 4. Quartal des Geschäftsjahres 2025 auf 170 Mio. USD steigern, ein Zuwachs von rund 180 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Gewinn je Aktie fiel mit 35 Cent deutlich höher aus als von Analysten erwartet. Die Börse reagierte entsprechend positiv: Nachbörslich legte die Aktie rund 14 % zu.
Dieser Erfolg kommt nicht aus dem Nichts. Credo profitiert unmittelbar vom anhaltenden Boom rund um Künstliche Intelligenz und Cloudcomputing. Die wachsende Nachfrage nach leistungsfähiger, stabiler und energieeffizienter Datenübertragung in Rechenzentren macht das Unternehmen zunehmend zu einem wichtigen Akteur im Hintergrund der KI-Infrastruktur.
Wachstum durch Technologiewandel in Rechenzentren
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in Credos Produkten, die genau auf die technischen Anforderungen moderner Rechenzentren zugeschnitten sind. Mit der sogenannten AEC-Technologie ("Active Electrical Cables") bietet Credo eine leistungsstarke Alternative zu herkömmlichen Glasfaser- oder Netzwerkkabeln. Diese Kabel verfügen über integrierte Elektronik, die sie nicht nur robuster, sondern auch energieeffizienter und kostengünstiger macht. Besonders im Kontext von KI-Systemen, bei denen enorme Datenmengen in Echtzeit zwischen Servern übertragen werden müssen, ist diese Technologie entscheidend.
Laut CEO Bill Brennan werden diese Kabel bereits bei mehreren großen Cloudanbietern eingesetzt. In einem Fall entfallen sogar mehr als 60 % des Quartalsumsatzes auf einen einzigen Kunden – ein klares Indiz dafür, wie tief Credo in die Infrastruktur bedeutender Hyperscaler eingebunden ist. Insgesamt machten drei Kunden jeweils mehr als zehn Prozent des Umsatzes im letzten Quartal aus. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit zwei weiteren Großkunden, die in ähnlicher Größenordnung beitragen könnten.
Erweiterung des Portfolios und Fokus auf Systemintegration
Credo beschränkt sich jedoch nicht auf die Entwicklung und den Vertrieb von Kabeltechnologien. In den letzten Quartalen hat das Unternehmen auch seine Kompetenzen in der optischen Datenübertragung deutlich ausgebaut. Mit einem neuen Großauftrag über eine besonders stromsparende Glasfaserlösung für einen US-Techkonzern wird dieser Bereich künftig eine noch größere Rolle spielen.
Parallel dazu entwickelt Credo eigene Chips und Digital Signal Processors (DSPs), die insbesondere in hochvernetzten Rechenzentren zum Einsatz kommen. Erst kürzlich stellte das Unternehmen den weltweit ersten 800G-DSP für lineare Empfangsoptiken vor: ein Produkt, das gezielt auf die Bedürfnisse großer Hyperscaler und KI-Anbieter zugeschnitten ist.
Ergänzt wird dieses Hardwareangebot durch die firmeneigene Softwareplattform "PILOT". Sie ermöglicht Kunden, ihre Netzwerke aktiv zu überwachen und potenzielle Störungen frühzeitig zu erkennen. Die Kombination aus Hardware und Software macht Credo nicht nur zu einem reinen Zulieferer, sondern zu einem Systemanbieter, der auf Effizienz, Zuverlässigkeit und Diagnosefähigkeit gleichermaßen setzt.
Solide Perspektiven – trotz Abhängigkeiten und geopolitischer Risiken
Die Wachstumsaussichten bleiben auch über das aktuelle Quartal hinaus positiv. Für das laufende Geschäftsjahr 2026 prognostiziert das Unternehmen einen Umsatz von über 800 Mio. USD – fast eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr.
Allerdings birgt das starke Wachstum auch Risiken. Die Abhängigkeit von wenigen Großkunden stellt ein Klumpenrisiko dar, insbesondere wenn sich einer der Partner neu orientieren sollte. Hinzu kommen potenzielle Handelsbarrieren, etwa durch neue US-Zölle auf Elektronikbauteile aus China. Zwar betont das Unternehmen, im Ernstfall flexibel auf andere Produktionsstandorte ausweichen zu können, doch kurzfristig bleiben Unsicherheiten bestehen.
Auch technologisch ist die Herausforderung groß: Der Markt für Hochgeschwindigkeitsverbindungen entwickelt sich schnell und nur wer kontinuierlich Innovationen liefert, kann seine Position behaupten. Bislang scheint Credo diesem Anspruch gerecht zu werden, denn die Produktionsprozesse gelten als skalierbar und es gibt bislang keine Hinweise auf Lieferengpässe.
Ein Unternehmen im Maschinenraum der KI-Revolution
Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich Credo gut vorbereitet. Die Produktion ist laut CEO Brennan flexibel und skalierbar organisiert, Lieferengpässe seien bislang kein Thema. Das Unternehmen ist profitabel, technologisch gut positioniert und wächst deutlich schneller als der Markt.
Zwar ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 55 und einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von etwa 15 ambitioniert bewertet. Doch angesichts des klaren Wachstumspfads, der technologischen Tiefe und der hohen Nachfrage im Zielmarkt erscheint diese Bewertung nicht überzogen. Wer auf die Infrastruktur hinter dem Hype setzen will, sollte diesen Namen auf dem Radar haben.