Laut einer Pressemitteilung vom Dienstag, den 27. Mai 2025, wird der Anbieter von Analysesoftware Fair Isaac (FICO) seine Teilnahme an den Partnerprogrammen von Amazon Web Services (AMZN) ausweiten, um die Kundenakzeptanz der FICO-Plattform zu beschleunigen. Zuletzt musste das im Kreditmarkt wegen seines FICO-Scores unverzichtbare Unternehmen erhebliche Verluste hinnehmen, da der Direktor der Federal Housing Finance Agency, Bill Pulte, seine Unzufriedenheit über FICO und deren Hypothekenbewertung auf sozialen Medienkanälen äußerte.
FICO - Datenmacht mit Burggraben im Kreditmarkt
Die Fair Isaac Corporation ist ein führender Anbieter für Datenanalytik und Entscheidungsmanagement, der besonders durch den FICO® Score bekannt wurde – dem Standardmaß für Kreditwürdigkeit in den USA. Rund 90 % der führenden US-Kreditgeber nutzen den Score, was FICO eine marktbeherrschende Stellung verleiht. Das Geschäftsmodell basiert auf der Lizenzierung des Scores an Banken und Kreditbüros sowie auf Softwarelösungen für Risikomanagement, Betrugserkennung und Entscheidungsautomatisierung, die auch als Cloud-Dienste angeboten werden. Ergänzt wird dies durch Beratungsleistungen und Verbraucherdienste über die Plattform myFICO.
FICO bleibt dank Netzwerkeffekt Schlüsselakteur im Finanzsystem
Seinen ökonomischen Burggraben verdankt FICO einem starken Netzwerkeffekt. Je mehr Marktteilnehmer den FICO® Score einsetzen, desto alternativloser wird er. Die hohen Wechselkosten, zahlreiche Patente und proprietäre Datenmodelle erschweren Wettbewerbern den Zugang. Trotz stabiler Umsätze und hoher Margen – zuletzt rund 1,8 Mrd. USD im Jahr 2024 – steht FICO jedoch unter regulatorischer Beobachtung, insbesondere wegen möglichem Preismissbrauchs bei Lizenzgebühren. Dennoch bleibt FICO eine feste Größe im globalen Finanzinfrastruktur-Markt.
Strategische Allianz mit AWS für KI-gestützte Entscheidungsfindung
FICO und Amazon Web Services haben ihre Partnerschaft vertieft, um Unternehmen weltweit den Zugang zu KI-gesteuerten, automatisierten Entscheidungsprozessen zu erleichtern. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wird der FICO® Decision Modeler, ein zentrales Entscheidungsmanagementsystem, über den AWS Marketplace verfügbar gemacht. Diese Integration ermöglicht es Unternehmen, Entscheidungslogiken effizient zu entwickeln, zu testen und zu optimieren, was zu höherer Rentabilität und geringeren Entwicklungskosten führt. Ein weiterer Schwerpunkt der Kooperation liegt auf der Entwicklung agentenbasierter KI-Funktionen innerhalb der FICO-Plattform, unterstützt durch das AWS Generative AI Innovation Center. Diese Technologien sollen die Entscheidungsfindung weiter automatisieren und verbessern. Durch die Bereitstellung von FICO-Lösungen über AWS profitieren Kunden von der Skalierbarkeit, Sicherheit und Leistungsfähigkeit der AWS-Infrastruktur. Gleichzeitig ermöglicht die Partnerschaft FICO, seine Marktpräsenz auszubauen und neue Kundenkreise zu erschließen. Für AWS erweitert sich das Angebot an spezialisierten Analyselösungen, was die Attraktivität des AWS Marketplace weiter steigert.
Regulatorischer Gegenwind - Druck wegen Preispolitik und Marktstellung
FICO sieht sich aktuell massivem regulatorischem und politischem Druck ausgesetzt. Auslöser sind unter anderem die jüngst stark kritisierten Preissteigerungen bei Hypotheken-Scores – ein Anstieg von über 40 % von 3,50 auf 4,95 USD pro Score sorgte für breite Kritik aus Politik und Aufsicht. Bill Pulte, Chef der US-Wohnungsfinanzaufsicht FHFA, äußerte öffentlich seine Unzufriedenheit mit dem Unternehmen und kündigte Untersuchungen an. Ihm zufolge belasten die höheren Gebühren Verbraucher und könnten als missbräuchlich gewertet werden. Die Kritik fällt in eine Zeit, in der über strukturelle Veränderungen im US-Kreditsystem debattiert wird, etwa den Umstieg vom bisherigen Drei-Auskunfteien-Format (Tri-Merge-Score) auf ein kostengünstigeres Zwei-Auskunfteien-Berichtsformat (Bi-Merge-Verfahren).
Großer Wirbel um kleine Gebühren – Kreditauskunft niedrigster Anteil
Gleichzeitig fordern Senatoren eine stärkere Wettbewerbsprüfung und mögliche Maßnahmen gegen die marktbeherrschende Stellung von FICO. Obwohl Analysten wie Jefferies und Oppenheimer die Reaktion des Marktes für überzogen halten, da die Kosten für den Score nur einen minimalen Bruchteil der durchschnittlichen Abschlusskosten einer Hypothek von 6.000 USD ausmachen und im Vergleich zu anderen Kosten wie Steuerstempel, Bewertung, Eigentumsversicherung und Notargebühren am niedrigsten seien. FICOs Marktposition ist weiterhin als sehr stark einschätzen, jedoch bleibt der regulatorische Druck ein ernstzunehmender Risikofaktor. Die Aktie ist derzeit mit einem RSI-Wert von 24,29 die am stärksten überverkaufte Aktie im S&P 500.