Strategische Annäherung in stürmischen Handelszeiten
Frankreich und Vietnam haben am Montag Verträge im Gesamtwert von über zehn Milliarden Euro unterzeichnet. Die Einigung erfolgte im Rahmen eines Staatsbesuchs von Emmanuel Macron in Hanoi – ein Signal mit geopolitischer Tiefe. Frankreich positioniert sich damit deutlich als verlässlicher Partner in einer Phase wachsender Spannungen im internationalen Handel. Vor dem Hintergrund der von Donald Trump eingeführten wechselseitigen Strafzölle, die derzeit bis zum 9. Juli ausgesetzt sind, markiert das Abkommen auch eine klare Antwort auf protektionistische Tendenzen.
Airbus sichert sich Großauftrag
Zu den wichtigsten Elementen der Vereinbarung zählt ein neuer Großauftrag an Airbus: Vietnam bestellt 20 Maschinen des Typs A330neo. Für den europäischen Flugzeugbauer ist das ein willkommener Erfolg in einem Markt, in dem zuletzt auch Boeing verstärkt um Einfluss rang. Der Deal stärkt nicht nur das Handelsvolumen zwischen beiden Staaten, sondern auch die europäische Präsenz in einer Region, die zunehmend zum geopolitischen Schauplatz wird.
Mehr als nur Flugzeuge: Kooperation in Gesundheit, Raumfahrt und Verteidigung
Neben der Luftfahrt wurde auch eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, nukleare Energie und Raumfahrt vereinbart. Besonders hervorzuheben ist die geplante Kooperation im Bereich Erdbeobachtungssatelliten – ein Zeichen dafür, dass Frankreich und Vietnam nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technologisch enger zusammenrücken wollen. Auch der Pharmakonzern Sanofi ist Teil des Pakets: Die Franzosen wollen künftig mehr Impfstoffe nach Vietnam liefern und dort medizinisch stärker präsent sein.
Vietnam sucht Balance zwischen Europa und USA
Die Entscheidung zugunsten von Airbus erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Vietnam Berichten zufolge auch den Kauf weiterer Boeing-Flugzeuge prüft. Hintergrund ist die Suche nach einem Gleichgewicht im Außenhandel – insbesondere mit den USA, die Vietnams wichtigste Exportdestination sind. Die Regierung in Hanoi versucht, den immensen Handelsüberschuss gegenüber den USA abzubauen, um Strafmaßnahmen aus Washington zu vermeiden.
Macrons Reise durch Südostasien geht weiter
Nach dem Besuch in Vietnam setzt Macron seine Südostasienreise fort. Nächste Station ist Indonesien, das mit einem potenziellen Strafzollsatz von 32 Prozent ebenfalls unter erheblichem Druck steht. Im Anschluss folgt ein Besuch in Singapur. Frankreichs Präsident inszeniert sich auf dieser Reise als Brückenbauer zwischen Europa und einer Region, die zwischen den geopolitischen Frontlinien der Großmächte zunehmend ihren eigenen Kurs sucht.