Der französische Luxuskonzern Kering steckt tief in der Krise. Sinkende Umsätze, ein angeschlagenes Markenimage und schwächelnde Nachfrage in Schlüsselmärkten wie China setzen dem einstigen Wachstumsstar schwer zu. Besonders die Vorzeigemarke Gucci kämpft mit Relevanzverlust und Umsatzrückgängen. Mitten in dieser Umbruchphase soll nun ausgerechnet ein Quereinsteiger die Wende bringen. Luca de Meo, erfolgreicher Auto-Manager und ehemaliger CEO von Renault, steht kurz davor, die Führung bei Kering zu übernehmen. Kann er seine Erfahrung im Markenaufbau und Change-Management auf die Luxusbranche übertragen – oder prallen hier zwei Welten aufeinander? Die Aktie reagiert positiv und ist über 10 % im Plus.
Luxussegment unter Druck - Womit verdient Kering sein Geld?
Kering ist einer der weltweit führenden Luxusgüterkonzerne mit einem vielfältigen Markenportfolio. Den größten Umsatzanteil liefert die Modemarke Gucci, die rund die Hälfte des Konzernumsatzes ausmacht. Weitere wichtige Marken im Portfolio sind Saint Laurent, Bottega Veneta, Balenciaga, Alexander McQueen und Brioni, ergänzt durch Uhren und Schmuckmarken wie Boucheron und Pomellato. Kering verdient sein Geld überwiegend mit hochpreisiger Bekleidung, Lederwaren, Schuhen und Accessoires. Der Konzern ist stark in Europa, Asien und Nordamerika vertreten, wobei besonders der chinesische Markt zuletzt an Bedeutung verloren hat. Anders als etwa LVMH verfolgt Kering eine fokussierte Markenstrategie mit weniger Konzernen unter dem Dach, was Chancen, aber auch höhere Risiken bei Schwäche einzelner Marken bedeutet.
Führungswechsel mit Signalwirkung - Luca de Meo vor Wechsel zu Kering
Wie mehrere Medien berichten, steht Luca de Meo, der bisherige CEO von Renault, kurz vor seiner Ernennung zum neuen CEO von Kering. De Meo, ein erfahrener Manager mit Stationen bei Fiat, Volkswagen und zuletzt Renault, hat sich einen Namen als erfolgreicher Sanierer gemacht. Unter seiner Führung legte die Renault-Aktie um über 90 % zu. Mit seinem Wechsel in die Luxusbranche soll er vor allem die angeschlagene Marke Gucci wieder auf Kurs bringen. Der Wechsel erfolgt im Rahmen einer internen Umstrukturierung. Der langjährige CEO und Chairman François-Henri Pinault, Erbe der Pinault-Familie, will seine Doppelrolle aufteilen und sich voraussichtlich auf den Vorsitz konzentrieren. Die Berufung eines externen Branchenfremden wie de Meo wird von Analysten positiv gewertet – besonders wegen seiner Stärken im Markenaufbau und strategischen Marketing.
Einbruch im Kerngeschäft - Quartalsergebnisse unter den Erwartungen
Im 1. Quartal 2025 musste Kering einen Umsatzrückgang von 14 % auf 3,9 Mrd. Euro hinnehmen – deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Besonders Gucci, einstiger Wachstumstreiber des Konzerns, verzeichnete auf vergleichbarer Basis einen dramatischen Rückgang von 25 %. Die Probleme reichen von veralteten Designlinien über sinkende Relevanz bei jüngeren Käufern bis hin zur empfindlichen Abhängigkeit vom schwächelnden asiatischen Markt, insbesondere China. Auch Saint Laurent kämpft mit einer rückläufigen Nachfrage. Zusätzlich belastet wurde das Markenimage durch Kontroversen rund um den neuen Gucci-Designer Demna Gvasalia. Die Kering-Aktie verlor allein in den letzten zwei Jahren über 60 %. Der neue CEO steht damit vor der Herausforderung, Vertrauen zurückzugewinnen, Marken emotional zu revitalisieren und gleichzeitig auf makroökonomische Risiken wie Inflation, sinkende Luxusnachfrage und geopolitische Unsicherheiten zu reagieren. Gelingt de Meo die Wende, könnte eine langfristige Neubewertung des Unternehmens folgen.