Auf der Technologiemesse Computex 2025 in Taiwan hat Jensen Huang, CEO des US-amerikanischen Chipherstellers Nvidia, deutliche Kritik an der bisherigen Exportpolitik der Vereinigten Staaten geäußert. In seiner Keynote bezeichnete Huang die US-Exportkontrollen für KI-Chips nach China als "strategischen Fehlschlag", der nicht nur Nvidia selbst, sondern auch die technologische Vorreiterrolle der USA gefährde.
Nvidia verliert dramatisch an Boden in China
Huang erklärte, dass die Exportbeschränkungen – ursprünglich mit dem Ziel eingeführt, den technologischen Aufstieg Chinas zu bremsen – in der Praxis den gegenteiligen Effekt gehabt hätten. "Alles in allem war die Exportkontrolle ein Misserfolg", sagte Huang und fügte hinzu, dass "die grundlegenden Annahmen, die zu der KI-Diffusionsregel führten, sich als fehlerhaft erwiesen haben." Für Nvidia selbst sind die Konsequenzen bereits jetzt erheblich. Im 1. Quartal 2025 habe das Unternehmen Abschreibungen in Höhe von 5,5 Mrd. USD vornehmen müssen. Sollte sich die politische Lage nicht grundlegend ändern, rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr mit Umsatzverlusten von bis zu 15 Mrd. USD. Huang fürchtet, dass der Konzern aus seinem größten Wachstumsmarkt gedrängt werde, während die Wettbewerber dort eigene Ökosysteme aufbauen. Dieser Prozess schade nicht nur Nivida, er sei bedrohlich für die technologische Führungsposition der USA.
Trumps Kurswechsel gibt Anlegern Hoffnung
Mit Blick auf die Ankündigung der neuen US-Regierung, die sogenannte AI Diffusion Rule zurückzunehmen, zeigte sich Huang erleichtert. "Präsident Trump hat erkannt, dass man sich das falsche Ziel gesetzt hat", so der CEO auf der Computex. Huang hob zudem hervor, dass China mittlerweile über rund 50 % der weltweit aktiven KI-Forscher verfügt. Das Land habe in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Expertise in der Softwareentwicklung aufgebaut, die entscheidend für die Zukunft von KI-Anwendungen sei. Dieses Potenzial sollte nicht ausgeschlossen, sondern in die internationale Forschung integriert werden.
Neue Chip-Generation soll Wachstum befeuern
Trotz der aktuellen geopolitischen Herausforderungen setzt Nvidia weiterhin auf Innovation. In Taiwan stellte das Unternehmen mehrere zukunftsweisende Produkte vor, die die nächste Generation der KI prägen sollen. Im Zentrum der Neuheiten steht der Blackwell Ultra, ein Hochleistungssuperchip, der speziell für das Training und die Ausführung großer KI-Modelle entwickelt wurde. Der Chip bietet im Vergleich zur Vorgängergeneration eine mehr als doppelt so hohe Rechenleistung bei deutlich verbesserter Energieeffizienz.
Kompakter Supercomputer zielt auf Geschäftskunden
Darüber hinaus präsentierte Nvidia den AI TOP ATOM, einen Supercomputer auf Basis des DGX Spark von Nvidia. Dieses System soll bis zu 1.000 TOPS bei KI-Berechnungen erreichen und damit 20- bis 50-mal so viel leisten wie herkömmliche NPU-Engines. Im Zentrum des Systems arbeitet der GB10 Grace Blackwell-Chip – ein ARM-basierter Superchip, der Nvidias Blackwell-GPU mit Tensor-Kernen der fünften Generation und FP4-Unterstützung integriert.
Globale Strategie bleibt Nvidias Erfolgsmodell
Mit seiner klaren Ausrichtung auf offene Märkte, internationaler Zusammenarbeit und technologischer Spitzenleistung positioniert sich Nvidia weiterhin als Schlüsselfigur im globalen KI-Wettlauf. Trotz politischer Hürden zeigt sich das Unternehmen weiterhin überzeugt: Langfristiges Wachstum entsteht nicht durch Abschottung, sondern durch Kooperation, Innovation und globale Präsenz.