OpenAI-CEO Sam Altman hat in einer internen Mitteilung an alle Mitarbeitenden einen "Code Red” ausgerufen und das Unternehmen angewiesen, sämtliche Ressourcen auf die Verbesserung von ChatGPT zu konzentrieren. Hintergrund ist die Wahrnehmung, dass der Vorsprung von OpenAI schrumpft und Wettbewerber Google und Anthropic spürbar aufholen.
Altman räumt ein, dass ChatGPT im täglichen Gebrauch noch zu viele Schwächen aufweist: Die Personalisierung funktioniere nicht gut genug, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit müssen verbessert werden, und der Assistent solle künftig ein breiteres Spektrum an Fragen souveräner beantworten können. Als Folge dieser Priorisierung verschiebt OpenAI mehrere andere Produktinitiativen wie Werbelösungen, KI-Agenten für Gesundheit und E-Commerce sowie den persönlichen Assistenten "Pulse.”
Google setzt OpenAI unter Zugzwang: Gemini überholt in Benchmarks
Besonders besorgniserregend für Altman ist Googles jüngste Modellgeneration Gemini, die OpenAIs Systeme in mehreren Branchen-Benchmarks übertroffen hat und zu einem Kursanstieg der Alphabet-Aktie führte. Google vermeldet zudem ein rapides Wachstum der Nutzerzahlen: Die monatlich aktiven Gemini-User stiegen innerhalb von drei Monaten von 450 auf 650 Mio., auch befeuert durch den populären Bildgenerator "Nano Banana”.
Zugleich gewinnt der Konkurrent Anthropic immer mehr Geschäftskunden, die auf deren sicherheitsorientierte KI-Modelle setzen. Diese Entwicklungen machen deutlich wie stark der Wettbewerb um Innovationsführerschaft und Nutzerbindung geworden ist und warum OpenAI jetzt mit höchster Priorität an der Weiterentwicklung von ChatGPT arbeitet.
Finanzielle Risiken: Hohe Investitionen, kein Profit und starke Abhängigkeiten
Der "Code Red” erfolgt auch vor dem Hintergrund enormer finanzieller Belastungen. OpenAI hat sich zu Investitionen in Rechenzentren im dreistelligen Milliardenbereich verpflichtet, ohne selbst profitabel zu sein. Das Unternehmen muss deshalb kontinuierlich neues Kapital aufnehmen. Ein struktureller Nachteil gegenüber Google, Microsoft oder Meta, die Innovationen aus laufenden Einnahmen finanzieren können. Interne langfristige Projektionen zeigen, dass OpenAI bis 2030 etwa 200 Mrd. USD an Umsatz erzielen müsste, um nachhaltig profitabel zu sein.
Gleichzeitig sind OpenAIs wirtschaftliche Perspektiven eng mit Partnern wie NVIDIA, Microsoft und Oracle verflochten, deren Entwicklungen und Aktienkurse von Investoren genau beobachtet werden. Trotz dieser Risiken verweist Altman im Memo darauf, dass OpenAI in zentralen Bereichen weiter führend sei und ein neues Modell für logisches Schlussfolgern bereits in der Woche ab dem 8. Dezember 2025 erscheinen soll.
Qualitätsprobleme bei GPT-5 verstärken den Handlungsdruck
Ein weiterer Grund für den internen Krisenmodus sind die Kritikpunkte der letzten Monate: GPT-5 wurde im August 2025 veröffentlicht und wird von Teilen der Nutzerschaft als zu kühl, schwerfällig und fehleranfällig beschrieben, insbesondere bei einfachen Mathematik- und Geographiefragen. Dies schadete dem Nutzererlebnis, obwohl ChatGPT weiterhin über 800 Mio. wöchentliche Nutzer verzeichnet.
OpenAI hatte zuvor bereits einen "Code Orange” ausgerufen, doch nun zeigt der "Code Red”, dass der Handlungsdruck deutlich gestiegen ist. Jüngste Updates haben den Assistenten wieder wärmer und anpassungsfähiger gemacht, doch Altman fordert nun tägliche Task-Force-Meetings und temporäre Teamwechsel, um die Qualitätslücke wieder konsequent zu schließen.






