Die Salzgitter AG hat einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Der Konzern erhielt die militärische Zulassung für seinen hochfesten Spezialstahl Secure 500®, der künftig in sicherheitsrelevanten Anwendungen der Bundeswehr zum Einsatz kommen kann. Die Nachricht löste eine deutliche Kursreaktion aus – die Aktie legte am Dienstag über 23 % zu und war damit stärkster Wert im SDAX.
Die Story dahinter: Der Secure 500® wurde ursprünglich für den zivilen Schutz entwickelt, eignet sich aber nun offiziell für gepanzerte Anwendungen – etwa in Fahrzeugen der Bundeswehr oder Nato-Staaten. Laut Unternehmen erfüllt der Werkstoff höchste Anforderungen an Splittersicherheit, Durchschlagsfestigkeit und Schweißbarkeit. Wichtig ist dabei auch die vollständige Rückverfolgbarkeit der Produktionskette – ein zentrales Kriterium für militärische Zulassungen. Der Konzern betont, dass Secure 500® "bereit zur Auslieferung" sei.
"Europa muss sich verteidigen und wir liefern das Material dafür", erklärte ein Sprecher der Salzgitter AG. (Pressemitteilung, 8. Juli 2025)
Analystenreaktionen differenziert
Während der Kapitalmarkt die Nachricht zunächst mit Begeisterung aufnahm, meldete sich am Mittwoch UBS mit einer zurückhaltenden Einschätzung zu Wort. Die Schweizer Großbank stuft die Salzgitter-Aktie weiterhin mit "Neutral" ein und bewertet die Rallye im Zuge der Zulassung als "übertrieben". Analyst Andrew Jones sieht im Best-Case-Szenario ein zusätzliches Ergebnispotenzial von 110 bis 200 Mio. Euro, was nach seiner Einschätzung lediglich 8 bis 15 % der Marktkapitalisierung vor dem Kurssprung entspreche.
Eine zeitliche Einordnung dieser Potenzialangabe ist von UBS nicht offiziell erfolgt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich das genannte Ergebniswachstum über mehrere Jahre erstreckt – beispielsweise auf Sicht von drei bis fünf Jahren. Damit könnte das Verteidigungsgeschäft mittel- bis langfristig zu einem stabilisierenden Faktor für Salzgitter werden.
Potenzial für strategische Neubewertung
Unabhängig vom kurzfristigen Ergebnisbeitrag bewerten Marktteilnehmer den Schritt auch als potenziellen strategischen Kurswechsel. Mit dem Einstieg in sicherheitskritische Lieferketten könnte sich das Geschäftsmodell Salzgitter von einem konjunkturabhängigen Stahlproduzenten hin zu einem teilweise entzyklisierten Technologiezulieferer entwickeln. Solche strukturellen Veränderungen können an der Börse zu einer Neubewertung des Unternehmens führen – etwa durch höhere Bewertungsmultiplikatoren für stabilere Margen- und Auftragsperspektiven.
Fazit
Die Zulassung des Panzerstahls Secure 500® ist für Salzgitter ein Meilenstein – technologisch wie strategisch. Die Börse reagierte entsprechend: Die Aktie schoss am Dienstag deutlich nach oben. Die starke Kursreaktion spiegelt die Hoffnung wider, dass Salzgitter Zugang zu stabilen, margenstärkeren Verteidigungsmärkten erhält. Analysten wie UBS mahnen jedoch zur Zurückhaltung: Ohne konkrete Folgeaufträge bleibe der wirtschaftliche Effekt zunächst begrenzt. Entscheidend wird sein, ob es dem Konzern gelingt, Secure 500® dauerhaft in der militärischen Lieferkette zu verankern – und damit das bislang stark konjunkturabhängige Geschäftsmodell langfristig zu stabilisieren.