Tesla mit Autopilot fährt 5,94 Mio. Meilen pro Unfall – US-Durchschnitt: 0,7 Mio.
Tesla-CEO Elon Musk präsentierte in der Telefonkonferenz zu den Q4-2024-Ergebnissen eine ehrgeizige Vision für die Zukunft des Unternehmens. Im Fokus: Fortschritte bei autonomem Fahren, humanoiden Robotern und neue Fahrzeugmodelle, die den Unternehmenswert massiv steigern könnten.
Tesla setzt 2025 auf Wachstum – trotz Rückschlägen
Nach dem ersten Rückgang der Auslieferungen in der Unternehmensgeschichte plant Tesla für 2025 wieder Volumenwachstum. Neue Modelle und das Robotaxigeschäft sollen den Absatz ankurbeln, bevor 2026 die Serienproduktion des Cybercabs startet.
Finanziell blieb das 4. Quartal durchwachsen: Der Umsatz stieg nur um 2 % auf 25,71 Mrd. USD, während der operative Gewinn um 23 % auf 1,58 Mrd. USD fiel. Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn brach um 71 % auf 2,32 Mrd. USD ein. Der Gewinn je Aktie sank von 2,27 USD auf 0,66 USD (bereinigt: 0,73 USD), was leicht unter den Analystenschätzungen von 0,76 USD lag.
Doch Musk zeigte sich optimistisch: "Mit den Fortschritten in der Fahrzeugautonomie und der Einführung neuer Produkte erwarten wir für 2025 wieder Wachstum." Die Produktionsaufnahme erschwinglicherer Modelle sei für die erste Jahreshälfte 2025 geplant – eine Ankündigung, die nach schwachen Quartalszahlen für eine Erholung der Tesla-Aktie sorgte.
Autonomes Fahren als Gamechanger
Besonders spektakulär war eine Zahl aus der Präsentation: Teslas Autopilot-Fahrzeuge legten im 4. Quartal 5,94 Mio. Meilen zwischen Unfällen zurück – ein Rekordwert im Vergleich zum US-Durchschnitt von 0,7 Mio. Meilen.
Musk betonte, dass das Model Y 2024 das weltweit meistverkaufte Fahrzeug war – über alle Klassen hinweg. Die Strategie sei klar: Volumen maximieren und gleichzeitig massiv in autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz investieren.
Musk formulierte eine kühne Prognose: Tesla könne zur wertvollsten Firma der Welt werden – möglicherweise wertvoller als die fünf größten Unternehmen zusammen. Der größte Hebel? Autonome Fahrzeuge und humanoide Roboter.
Ein zentraler Punkt in Musks Argumentation war die verbesserte Sicherheit durch FSD. "In Bezug auf Full-Self-Driving (FSD) haben unsere Sicherheitsberichte aus dem 4. Quartal gezeigt, dass Fahrzeuge mit aktiviertem FSD im Vergleich zu manuellen Fahrern eine deutlich bessere Sicherheitsbilanz aufweisen. Version 13 war bereits eine enorme Verbesserung, und Version 14 wird einen weiteren großen Sprung bringen.” Diese Fortschritte sieht Musk als entscheidend für die breite Akzeptanz von autonomem Fahren.
Er zeigte sich überzeugt, dass Teslas Full-Self-Driving (FSD) exponentielle Fortschritte macht. Skeptiker forderte er auf, das System selbst zu testen: "Es ist, als hätte man ein Kind gesehen und glaubt, es bleibt für immer ein Kleinkind."
Ein Meilenstein steht 2025 bevor: Tesla plant, in Austin erste Fahrten ohne Fahrer anzubieten – ein entscheidender Schritt für einen globalen Ride-Hailing-Service ohne Fahrer. Laut Musk könne ein autonomes Fahrzeug fünfmal häufiger genutzt werden als ein herkömmliches Auto, was den wirtschaftlichen Wert pro Fahrzeug drastisch steigere.
Humanoide Roboter: Optimus als Milliardenmarkt?
Neben FSD steht auch der humanoide Roboter "Optimus" im Mittelpunkt von Musks Zukunftsplänen. Bereits jetzt wird er in Tesla-Fabriken für monotone oder körperlich belastende Aufgaben getestet.
Die Produktionskapazitäten sollen exponentiell wachsen – von wenigen Tausend Einheiten 2025 auf potenziell über 100 Mio. jährlich. Musk prognostiziert langfristig einen Umsatz von über 10 Bio. USD, womit Optimus das Automobilgeschäft bei weitem übertreffen könnte.
Für die Entwicklung von Optimus musste Tesla fast alle Komponenten selbst entwerfen. Fortschritte im KI-Training – insbesondere durch das neue "Cortex"-Cluster in Texas – treiben die Weiterentwicklung voran. Der Roboter soll präzise Aufgaben wie das Spielen eines Musikinstruments oder das Einfädeln eines Fadens meistern.
Energiespeicher als weiteres Wachstumsfeld
Auch das Energiespeichergeschäft bleibt ein zentraler Bestandteil von Teslas Zukunftsplänen. Stationäre Batteriespeicher gelten als Schlüssel zu einem effizienteren Stromnetz. Die Produktionskapazitäten für Megapacks werden durch eine neue Fabrik in Shanghai und eine dritte geplante Anlage massiv ausgebaut.
Fazit: Große Visionen, große Erwartungen
Musk sieht 2025 als Wendepunkt in Teslas Geschichte. Besonders die Einführung vollständig autonomer Fahrzeuge könne als wichtigster Moment des Unternehmens gelten.
"Wir befinden uns an einem unglaublichen Wendepunkt der Menschheitsgeschichte", betonte Musk. In Sachen KI-Anwendungen sei Tesla unangefochten führend: "Ich weiß nicht einmal, wer der Zweitplatzierte ist – ich bräuchte ein Teleskop, um sie zu sehen."
Ob Musks Visionen die Zahlen aufwiegen können, bleibt abzuwarten. Nachbörslich drehte die Tesla-Aktie jedenfalls bereits ins Plus.