Zu Ehren von Nicolas Darvas bezeichnen wir als "NEO-DARVAS-STrategien" eine Klasse von Trendfolge-Strategien, die folgende Gemeinsamkeit haben: Aktien kommen nur dann als Kauf in Frage, wenn Sie von Ihrem 52-Wochentief mindestens 70 % gestiegen sind und in den letzten 20 Handelstagen ein neues 52-Wochenhoch markiert haben. Bei der klassischen Darvas-Strategie beträgt die Voraussetzung an die Performance seit dem 52-Wochentief sogar 100 %. Aus der verfügbaren Treffermenge der Aktien, die diese Eigenschaften erfüllen, bilden wir dann unter Hinzunahme weiterer Regeln ein Trendfolge-Depot.
Das Darvas-System basiert auf der Grundüberlegung, dass der einzige solide Grund eine Aktie zu kaufen darin besteht, dass sie steigt. Eine Aktie, die nicht steigt, muss man nicht im Depot haben und man sollte sich erst Recht nicht Gründe dafür einreden. Hat eine Aktie erst einmal eine stabile Tendenz ausgebildet, bleibt diese Tendenz meist über einen längeren Zeitraum erhalten.
Es gibt kaum eine Aktie, die ungebremst wie eine Rakete emporsteigt. Die Phasen starker Kursanstiege werden von wilden Oszillationsbewegungen mit bestimmten Grenzen unterbrochen. Diese Phasen des Kräftesammelns verlaufen ähnlich wie die Sprünge eines Gummiballs, der in einem geschlossenen Glaskasten auf und ab springt. Um diese Beobachtung zu systematisieren, entwarf Darvas sein Box-System. Zuerst wird die obere Begrenzung der Box bestimmt.
Wenn eine Aktie an drei aufeinanderfolgenden Tagen kein neues Hoch markiert, wird dieses zurückliegende Hoch die obere Begrenzung der Box. Im Anschluss wird der Boden der Box bestimmt, der sich als niedrigster Kurs ergibt, auf den die Aktie nachgab. Dieser Tiefstkurs darf dann an den drei Folgetagen nicht mehr unterschritten werden. Nicolas Darvas investiert ausschließlich in Aktien, die steigen und deren Anstiege lediglich von kurzen Perioden des Kräftesammelns unterbrochen werden. Er merkte schnell, dass seine Trades meist dann von Erfolg gekrönt waren, wenn sich die Boxen konsequent übereinander stapelten, d.h. der Ausbruch aus der oberen Begrenzung einer Box zur Bildung einer neuen Box führte, die über der vorherigen lag.
Darvas vergleicht seine Aktienselektion mit einem Pferderennen. Er wollte nicht auf die ganzen Mitläufer setzen, sondern auf das stärkste Pferd, das das Rennen anführt, den ungeschlagenen Champion. Seine Kaufstrategie verfeinerte er dahingehend, dass er nur Aktien kaufte, deren obere Begrenzung der Box ein historisches Hoch markierte, oder in abgeschwächter Form ein Mehrjahreshoch.
Um sicherzugehen, dass eine Aktie wirklich über Siegerqualitäten verfügt und er auf das richtige Pferd setzte, musste die Aktie in den letzten Monaten bereits ihre Sprinterqualitäten unter Beweis gestellt haben. Darvas wählte nur Aktien aus, die seit ihrem 52-Wochentief bereits 100 Prozent oder mehr zugelegt hatten. Wenn die obere Begrenzung der Box dann noch einem historischen Hoch entsprach, übernahm er den Titel in die engere Auswahl. Die anderen Aktien bezeichnete er, ein wenig abfällig, als Abfall. Nachdem diese Vorauswahl getroffen war, untersuchte Darvas weitere Kriterien. Eine gesteigerte Umsatzaktivität deutet allgemein auf ein hohes Interesse an dem Papier hin.
Am interessantesten sind Aktien, die normalerweise relativ ruhig gehandelt werden und dann in eine Phase steigender Kurse und deutlich anziehender Handelsvolumina übergehen. Darvas bezeichnete sich selbst als Technofundamentalist, was bedeutet, dass er neben charttechnischen Kriterien auch fundamentale Kennziffern betrachtete. Das große Anlagekapital, so schreibt er, folgt der Spur der Gewinne und favorisiert diejenigen Aktien mit den höchsten erwarteten Gewinnsteigerungen.
Auswahluniversum: 2000 US-Aktien mit dem höchsten Handelsvolumen
Monatliche Umschichtung
Positions-Zielgewichtung: 10% bei Kauf (= 10 Positionen im Depot)
Ranking nach Trendstabilität
Mindestens $1 Mio. täglicher Handelsumsatz
Mindestens 100% Performance seit Jahrestief
Neues 1000-Tagehoch in den vergangenen 20 Handelstagen
Marktampel: Der S&P500 notiert über seinem GD200
Sektorbeschränkung auf 3 Positionen je Sektor
Gewichtung < 3% (Positionsgröße zu gering)
Niedrigere Performance als 100% seit Jahrestief
Wenn S&P500 < GD200, reduziere alle Positionen auf maximal 5%
Kein neues Hoch in den vergangenen 40 Handelstagen
Wenn Gewichtung > 15%, reduziere auf 10% Gewichtung
Viele Grüße
Simon Betschinger