Charts entlarven die Rhetorik des US-Präsidenten: Was aus den Trump Trades wirklich geworden ist

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US-Präsident Donald Trump steckt mal wieder in Schwierigkeiten. Verantwortlich dafür sind vor allem seine verwirrenden Interpretationen zu den Vorfällen rund um eine rechtradikale Demonstration in der Stadt Charlottesville. Selbst viele Unternehmensbosse, die natürlich vor einem Streit mit einer wichtigen Figur wie den US-Präsidenten zunächst an die Folgen für sich selbst, ihren Aktienoptionen und auch für die Geschäfte ihrer Unternehmen denken, haben deswegen mit ihm gebrochen. Trotzig hat Trump daraufhin zwei von ihm eingeführte Beratergremien abgeschafft. Weil inzwischen auch mindestens 8 von ihm ausgewählte Spitzenfunktionäre nicht mehr im Amt sind, ist Donald zusehends alleine zuhause im Weißen Haus.

Alles das wirft Fragen auf, wie gut der selbsternannte beste Deal-Maker aller Zeiten tatsächlich mit Menschen umgehen kann. Auch von den im Wahlkampf gemachten wirtschaftspolitischen Versprechungen sind bisher nur wenige Vorhaben wirklich umgesetzt worden. Fortschritte kann Trump aber immerhin beim Versuch für sich verbuchen, die Regularien und damit die Bürokratie abzubauen. Aus seiner subjektiven Sicht reklamiert Trump in der ihm eigenen unbescheidenen Art auch andere positive Entwicklungen für sich. So führt er die weiter sinkende Arbeitslosigkeit, die gute Konsumentenstimmung und die steigenden Löhne auf sein Wirken zurück. Vor allem aber lässt der US-Präsident keine Gelegenheit aus, um jeden neuen Kursrekord an der Wall Street für sich selbst auf der Habenseite zu verbuchen. Wobei daran erinnert sei, dass er im Wahlkampf den Bullenmarkt noch mit Kursmanipulationen erklärt hat.

In Zeiten, in denen sich Trump selbst immer wieder über die Existenz von "Fake News" beklagt, macht es Sinn, diese Einschätzung zur Börse etwas näher auf ihre Plausibilität hin zu untersuchen. Erschwert wird diese Aufgabe dadurch, dass es in einer komplexen Welt, in der viele verschiedene Einflüsse ihre Wirkung entfalten, nahezu unmöglich ist abschließend festzustellen, wer oder was letztlich für bestimmte Entwicklungen verantwortlich ist. Unter diesem Vorbehalt beschränken wir unsere Vorbehalte nur auf das, was uns die Börsenkurse selbst verraten.

Russell 2000 Index als Prüfstein für die Trump-Thesen

Als der beste Maßstab, um die Wirkung von Trump auf die US-Börse zu messen, ist aus unserer Sicht der Russell 2000 Index. Denn darin sind die geringer kapitalisierten Unternehmen enthalten, die an den US-Börsen notiert sind. Das heißt, es handelt sich um Unternehmen, die tendenziell mit ihren Geschäften auf den US-Markt fokussiert sind und von der heimischen Wirtschaftspolitik besonders profitieren sollten. Untermauert wird unsere These auch dadurch, dass dieser Index rund um den Wahlsieg von Trump zunächst deutlich zugelegt hat. Konkret ist der Russell 2000 vom 12. Dezember bis zum 03. November 2016 von 1.156,89 auf 1.388,07 Punkte gestiegen und damit um satte 20 % vorgerückt.

In diesem Jahr reichte es in der Spitze sogar zu einem Vorstoß bis auf 1.450,34 Punkte. Doch selbst als noch neue Rekorde markierten wurden, war eine abnehmende Kursdynamik bereits unübersehbar. Seit dem 25. Juli befindet sich der Russell 2000 Index nun aber sogar auf dem Rückzug. Bei einem am vergangenen Freitag gültigen Schlussstand von 1.358,94 Punkten beträgt das Minus 6,3 %. Dadurch bewegen sich die Notierungen inzwischen wieder auf einem bereits im Dezember erreichten Niveau. Jüngst wurde dabei sogar erstmals seit 14 Monaten die 200-Tages-Durchschnittslinie von oben nach unten durchschritten. Würde man der Argumentation von Trump folgen, müsste man so gesehen konstatieren, dass eine Politik mit Blick auf den Russell 2000 Index wirkungslos gewesen ist.

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Dazu ein weiterer sehr interessanter Randaspekt: Wer sich an die aggressive Rhetorik von Trump gegenüber Mexiko erinnert, welche den Bau einen Grenzzauns sowie Einfuhrzölle auf mexikanische Waren oder die Kritik an US-Unternehmen beinhaltete, die im Nachbarland Produktionsstätten errichten, dann müsste die mexikanische Börse angesichts der deswegen drohenden Negativeffekte auf Tauchstation sein. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der dortige Aktien-Leitindex IPC ist nahe dran am Rekordhoch und seit dem Ende des Vorjahres ist es sogar so, dass sich der IPC leicht besser als der S&P 500 Index geschlagen hat. Aber möglicherweise kommt Trump vor diesem Hintergrund auf die Idee, dass sein bisheriges Treiben auch ein Segen für Mexiko ist.

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Auch ein anderer relativer Vergleich fällt nicht gerade zugunsten von Trump aus. Gemeint ist damit das Abschneiden des MSCI Weltindex auf Dollar-Basis gegenüber dem S&P 500 Index. Während der US-Index im laufenden Bullenmarkt meist die Nase eindeutig vorne hatte, schneidet der MSCI Weltindex in diesem Jahr im relativen Performance-Vergleich leicht besser ab. Das müsste aber streng genommen sogar anders sein, steht Trump doch mit seiner Politik im Gründe für mehr Abschottung und damit für weniger Welthandel als bisher, was die Aussichten für die Weltwirtschaft und damit die Weltbörsen eigentlich verschlechtern müsste.

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Quelle: MSCI, Nikko Capital Markets

Selbst für die typischen Trump-Trades sieht es inzwischen nicht mehr allzu positiv aus. Basierend auf der vom US-Präsidenten bevorzugten Politik, die niedrigere Unternehmenssteuern, höhere Infrastruktur-Ausgaben, eine Gesundheitsreform und den Abbau von Regularien beinhaltet, müsste das auf dem Heimatmarkt entsprechende Kursfolgen bei den Aktien jener Unternehmen nach sich ziehen, die davon positiv oder negativ betroffen sind. Um den tatsächlichen bisherigen Effekt zu untersuchen, hat sich Jonathan Allum, Stratege bei Nikko Capital Markets angesehen, wie sich der Goldman Sachs High Tax Index, der MSCI US Infrastructure Index, der S&P Healthcare Index und der KBW Bank Index (Deregulierungs-Profiteur) seit dem Wahlsieg von Trump geschlagen haben. Wie dem nachfolgenden Chart zu entnehmen ist, hat sich bei den drei potenziellen Profiteuren seit dem Wahltag im relativen Vergleich mit dem S&P 500 Index kein positiver Kurseffekt eingestellt, während der S&P Healthcare Index, der im Grunde unter der Trump-Politik leiden müsste, nach einer anfänglichen relativen Schwäche zuletzt befestigt hat.

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Zu den vorherigen Ausführungen passt auch, dass die Fondsmanager weltweit gemäß der Bank of America Merrill Lynch Fondsmanagerumfrage den US-Aktienmarkt seit einigen Monaten gemessen an der früher üblichen Anteilen untergewichten (siehe Grafik unten). Alles das bedeutet nicht, dass Trump nicht vielleicht doch noch positive Effekte für den US-Aktienmarkt bringen kann. Sollte es doch zu einer Steuerreform kommen, könnte das die Kurse sogar deutlich beflügeln. Doch das ist Zukunftsmusik. Aufgabe dieses Artikels ist es in Zeiten von Fake News nur, den aktuell von Trump ausgehenden Einfluss auf den US-Aktienmarkt möglichst zutreffend einzuschätzen.

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Source: BofA Merrill Lynch Global Fund Manager Survey

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