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Steigende Zinsen: Wie Aktienmärkte und Branchen darauf reagieren und ab wann es gefährlich wird
Bildherkunft: Fotolia: #163699622
Anleger weltweit schauen mit Argusaugen auf die Zinsentwicklung. Das ist nachvollziehbar, nehmen Zinsen doch nicht nur Einfluss auf die Konjunktur, sondern auch auf die Aktienkurse. Nach wie vor am wichtigsten in dieser Hinsicht ist, was in den USA passiert. Deshalb ist das Zittern jedes Mal groß, wenn die Fed tagt und über ihre Zinspolitik berät.
So gesehen ist es kein Wunder, dass um die erste Zinsanhebung im laufenden Zinserhöhungszyklus die Nervosität unter den Marktteilnehmern ebenfalls groß war. Doch zumindest bis jetzt haben sich diese Sorgen als unnötig erwiesen. Denn die Kurse am US-Aktienmarkt sind seitdem munter weiter gestiegen und der befürchtete Rückschlag hat sich nicht eingestellt.
Allerdings ist das kein Freifahrtschein. Vielmehr macht es Sinn, sich als Anleger etwas näher damit zu beschäftigen, wie sich steigende Zinsen in der Vergangenheit auf die Kursfindung niedergeschlagen haben. Denn die Geschichte an den Börsen wiederholt sich zwar in der Regel nicht eins zu eins, aber die Geschehnisse reimen sich oft. Das heißt, dem Strickmuster, dem die Kurse in bestimmten Konstellationen folgen, ähnlich sich durchaus häufig.
Dem Thema etwas näher angenommen hat Alexander Adrian vom Asset Management der Schoellerbank AG. Passend zur jüngsten Entwicklung hält er in einer Studie zunächst fest, dass ein anziehendes Zinsumfeld als Aktienkurstreiber nichts ungewöhnlich ist. Vielmehr hätten sich auch bei den vorangegangenen Trendwechseln im Zinsbereich steigende Zinsen unterstützend auf den Aktienmarkt ausgewirkt. Der fundamentale Hintergrund dafür sei, dass die Notenbank dem Anleger mit Zinserhöhungen eine gewisse Zuversicht vermittele. Mit steigenden Zinsen werde dem Markt zwar Liquidität entzogen, womit das wirtschaftliche Wachstum zwar ab - jedoch keineswegs ausgebremst werden soll. Das Ziel ist eine weiche Landung der Konjunktur.
Wann wird es gefährlich?
Doch nur sehr selten seien diese Bemühungen in der Vergangenheit von Erfolg gekrönt gewesen. Meist sei die Wirtschaft gänzlich abgewürgt worden und die Kurse deswegen deutlich zurückgeworfen worden. "Die Vergangenheit zeigt also, dass Zinserhöhungen in der Anfangsphase meist positiven Einfluss auf die Aktienmärkte hatten, sich ab einem (un-)gewissen Punkt jedoch toxisch auf die Aktienkursentwicklung auswirkten", so Adrian (siehe die beiden Grafiken).
Quelle: Bloomberg, Schoellerbank
Quelle: Bloomberg, Schoellerbank
Leider gebe es keine verlässliche Grenze, die markiert, ab wann die Notenbank die Zinszügel wieder lockern müsste, um den Wirtschaftskollaps zu verhindern. Die oben gezeigte Kursrelation von S&P 500 mit dem US-Leitzins mahnt aber zur Vorsicht und dazu, darauf zu achten, ob sich in den Konjunkturzahlen irgendwann mehr Warnsignal bezüglich einer anstehenden Rezessionen finden, als das momentan noch der Fall ist.
Welche Aktienbranchen profitieren von einer Zinsanhebung?
Spannend ist in diesem Zusammenhang auch noch eine andere Beobachtung aus der Vergangenheit: Für stark fremdfinanzierte bzw. kapitalintensive Unternehmen könnten Zinserhöhungen ein Problem darstellen, wie Adrian erläutert. Aufgrund der ähnlichen Zinsbewegung in den vergangenen Monaten lohne sich bei den Aktienmärkten ein Blick auf den Zinserhöhungszyklus der Jahre 2004 bis 2007. Das Ergebnis ist nach Ansicht von Adrian durchaus überraschend: Denn die kapitalintensiven Branchen sind allesamt auf den vorderen Plätzen zu finden. Dennoch stelle ein Zinsanstieg für kapitalintensive Unternehmen ein herausforderndes Umfeld dar. Wenn die Unternehmen jedoch ihre Hausaufgaben machen, seien auch die etwas holprigen Rahmenbedingungen zu meistern.
Ebenso gelte, dass ein steigender Zinssatz für das Geschäftsmodell vieler Banken unterstützend wirke. Die Deregulierungsbestrebungen von Donald Trump täten ihr Übriges, um Bankaktien zu befeuern. Doch vor allem hier gilt es nach Einschätzung von Adrian die Spreu vom Weizen gut zu trennen ‒ nicht alle Finanzinstitute überzeugten mit einem soliden Geschäftsmodell.
Wenig überraschend und auch in der Grafik unten ganz gut abzulesen ist, dass zyklische Unternehmen in der Gunst der Anleger weiter oben rangieren. Das macht laut Adrian auch Sinn, wenn davon ausgegangen wird, dass die Zinserhöhungen von einem Wirtschaftsaufschwung begleitet werden. Entsprechend dieser Annahme finden sich defensive Branchen eher am Ende der Tabelle wieder. Gute Aktienchancen aufgrund von Zinsbewegungen auszumachen, scheine also nur bedingt zu funktionieren.
Branchen-Performance im Zinserhöhungszyklus der Jahre 2004 bis 2007
Quelle: Bloomberg, Schoellerbank
Abschließend kommt Adrian zu dem Schluss, dass Aktien im Niedrigzinsumfeld die attraktivste Anlageform darstellen. Dennoch gelte es derzeit Vorsicht walten zu lassen. Die Stimmung der Anleger sei nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Höchststände bei den amerikanischen Indizes ausgesprochen gut, was aus antizyklischer Sicht nachdenklich stimme. Zudem seien viele Aktienmärkte nicht mehr günstig und das erhöhe das Risiko einer Korrektur.
Sollte es in Europa zu einer Trendwende der Zinspolitik kommen, dürfte dies kurzfristig Druck auf die Aktienkurse auslösen. Langfristig gesehen seien Zinserhöhungen aber eher positiv zu werten, da sie einer prognostizierten starken Wirtschaft als Waffe entgegengesetzt werden. Sollte sich die Europäische Notenbank zu diesem Schritt durchringen, dürfte dieser − nach all den Mühen in den vergangenen Jahren − wohl gut durchdacht sein.
Nichtsdestotrotz dürften sich die Zinsschritte dann dennoch in Grenzen halten und keine allzu großen Freudensprünge bei den Sparern auslösen. Als Ausweg blieben Aktien von Unternehmen, die über ein qualitativ hochwertiges Geschäftsmodell verfügen und damit in guten wie in schlechten Zeiten zu den Gewinnern am Markt zählen. "Diese Unternehmen gilt es auszumachen, womit dem Stock-Picking in Zeiten wie diesen eine besondere Bedeutung zukommt", erklärt Adrian.
Hinweis: Bei TraderFox beobachten wir täglich die Entwicklungen an den Märkten. Wir identifizieren die Aktien, die gerade gespielt werden. Zusätzlich erhalten Sie Informationen zu Unternehmen und deren Produkten und Dienstleistungen.
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So gesehen ist es kein Wunder, dass um die erste Zinsanhebung im laufenden Zinserhöhungszyklus die Nervosität unter den Marktteilnehmern ebenfalls groß war. Doch zumindest bis jetzt haben sich diese Sorgen als unnötig erwiesen. Denn die Kurse am US-Aktienmarkt sind seitdem munter weiter gestiegen und der befürchtete Rückschlag hat sich nicht eingestellt.
Allerdings ist das kein Freifahrtschein. Vielmehr macht es Sinn, sich als Anleger etwas näher damit zu beschäftigen, wie sich steigende Zinsen in der Vergangenheit auf die Kursfindung niedergeschlagen haben. Denn die Geschichte an den Börsen wiederholt sich zwar in der Regel nicht eins zu eins, aber die Geschehnisse reimen sich oft. Das heißt, dem Strickmuster, dem die Kurse in bestimmten Konstellationen folgen, ähnlich sich durchaus häufig.
Dem Thema etwas näher angenommen hat Alexander Adrian vom Asset Management der Schoellerbank AG. Passend zur jüngsten Entwicklung hält er in einer Studie zunächst fest, dass ein anziehendes Zinsumfeld als Aktienkurstreiber nichts ungewöhnlich ist. Vielmehr hätten sich auch bei den vorangegangenen Trendwechseln im Zinsbereich steigende Zinsen unterstützend auf den Aktienmarkt ausgewirkt. Der fundamentale Hintergrund dafür sei, dass die Notenbank dem Anleger mit Zinserhöhungen eine gewisse Zuversicht vermittele. Mit steigenden Zinsen werde dem Markt zwar Liquidität entzogen, womit das wirtschaftliche Wachstum zwar ab - jedoch keineswegs ausgebremst werden soll. Das Ziel ist eine weiche Landung der Konjunktur.
Wann wird es gefährlich?
Doch nur sehr selten seien diese Bemühungen in der Vergangenheit von Erfolg gekrönt gewesen. Meist sei die Wirtschaft gänzlich abgewürgt worden und die Kurse deswegen deutlich zurückgeworfen worden. "Die Vergangenheit zeigt also, dass Zinserhöhungen in der Anfangsphase meist positiven Einfluss auf die Aktienmärkte hatten, sich ab einem (un-)gewissen Punkt jedoch toxisch auf die Aktienkursentwicklung auswirkten", so Adrian (siehe die beiden Grafiken).
Quelle: Bloomberg, Schoellerbank
Quelle: Bloomberg, Schoellerbank
Leider gebe es keine verlässliche Grenze, die markiert, ab wann die Notenbank die Zinszügel wieder lockern müsste, um den Wirtschaftskollaps zu verhindern. Die oben gezeigte Kursrelation von S&P 500 mit dem US-Leitzins mahnt aber zur Vorsicht und dazu, darauf zu achten, ob sich in den Konjunkturzahlen irgendwann mehr Warnsignal bezüglich einer anstehenden Rezessionen finden, als das momentan noch der Fall ist.
Welche Aktienbranchen profitieren von einer Zinsanhebung?
Spannend ist in diesem Zusammenhang auch noch eine andere Beobachtung aus der Vergangenheit: Für stark fremdfinanzierte bzw. kapitalintensive Unternehmen könnten Zinserhöhungen ein Problem darstellen, wie Adrian erläutert. Aufgrund der ähnlichen Zinsbewegung in den vergangenen Monaten lohne sich bei den Aktienmärkten ein Blick auf den Zinserhöhungszyklus der Jahre 2004 bis 2007. Das Ergebnis ist nach Ansicht von Adrian durchaus überraschend: Denn die kapitalintensiven Branchen sind allesamt auf den vorderen Plätzen zu finden. Dennoch stelle ein Zinsanstieg für kapitalintensive Unternehmen ein herausforderndes Umfeld dar. Wenn die Unternehmen jedoch ihre Hausaufgaben machen, seien auch die etwas holprigen Rahmenbedingungen zu meistern.
Ebenso gelte, dass ein steigender Zinssatz für das Geschäftsmodell vieler Banken unterstützend wirke. Die Deregulierungsbestrebungen von Donald Trump täten ihr Übriges, um Bankaktien zu befeuern. Doch vor allem hier gilt es nach Einschätzung von Adrian die Spreu vom Weizen gut zu trennen ‒ nicht alle Finanzinstitute überzeugten mit einem soliden Geschäftsmodell.
Wenig überraschend und auch in der Grafik unten ganz gut abzulesen ist, dass zyklische Unternehmen in der Gunst der Anleger weiter oben rangieren. Das macht laut Adrian auch Sinn, wenn davon ausgegangen wird, dass die Zinserhöhungen von einem Wirtschaftsaufschwung begleitet werden. Entsprechend dieser Annahme finden sich defensive Branchen eher am Ende der Tabelle wieder. Gute Aktienchancen aufgrund von Zinsbewegungen auszumachen, scheine also nur bedingt zu funktionieren.
Branchen-Performance im Zinserhöhungszyklus der Jahre 2004 bis 2007
Quelle: Bloomberg, Schoellerbank
Abschließend kommt Adrian zu dem Schluss, dass Aktien im Niedrigzinsumfeld die attraktivste Anlageform darstellen. Dennoch gelte es derzeit Vorsicht walten zu lassen. Die Stimmung der Anleger sei nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Höchststände bei den amerikanischen Indizes ausgesprochen gut, was aus antizyklischer Sicht nachdenklich stimme. Zudem seien viele Aktienmärkte nicht mehr günstig und das erhöhe das Risiko einer Korrektur.
Sollte es in Europa zu einer Trendwende der Zinspolitik kommen, dürfte dies kurzfristig Druck auf die Aktienkurse auslösen. Langfristig gesehen seien Zinserhöhungen aber eher positiv zu werten, da sie einer prognostizierten starken Wirtschaft als Waffe entgegengesetzt werden. Sollte sich die Europäische Notenbank zu diesem Schritt durchringen, dürfte dieser − nach all den Mühen in den vergangenen Jahren − wohl gut durchdacht sein.
Nichtsdestotrotz dürften sich die Zinsschritte dann dennoch in Grenzen halten und keine allzu großen Freudensprünge bei den Sparern auslösen. Als Ausweg blieben Aktien von Unternehmen, die über ein qualitativ hochwertiges Geschäftsmodell verfügen und damit in guten wie in schlechten Zeiten zu den Gewinnern am Markt zählen. "Diese Unternehmen gilt es auszumachen, womit dem Stock-Picking in Zeiten wie diesen eine besondere Bedeutung zukommt", erklärt Adrian.
Hinweis: Bei TraderFox beobachten wir täglich die Entwicklungen an den Märkten. Wir identifizieren die Aktien, die gerade gespielt werden. Zusätzlich erhalten Sie Informationen zu Unternehmen und deren Produkten und Dienstleistungen.
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