Warum die Börsen-Historie für die nächsten 6 Monate Kursgewinne von 10 % mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % verspricht

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Passend zu den trüben Wetteraussichten ist momentan auch am Aktienmarkt Tristesse angesagt. So notiert beispielsweise der Dax aktuell nur etwas über einem bereits vor mehr als 2 Jahren erreichten Kursniveau. Missglückt ist zudem der Start in den September, denn es setzte gleich zum Monatsauftakt deutlichere Verluste. Auch beim Blick nach vorne kommt bei den wenigsten Anlegern Zuversicht auf. Die Stimmung belastet unter anderem die kurz bevorstehende US-Präsidentschaftswahl, ein möglicherweise für den Zusammenhalt in Europa wichtiges Verfassungsreferendum in Italien am 04. Dezember und natürlich die am 14. Dezember von der Mehrheit der Marktteilnehmer erwartete US-Leitzinserhöhung.

Die Liste mit jenen Punkten, die Anlass zur Sorge geben, ließe sich ohne lang überlegen zu müssen mühelos verlängern Was dagegen Mut macht ist die Jahreszeit, in der wir uns befinden. Denn mit Beginn des Monats November beginnt an den Aktienbörsen traditionell die weitaus bessere Jahreshälfte. Genau Buch über historische Kursdaten führt Sam Stovall, Chef-Aktien-Stratege beim Investment-Research-Anbieter CFRA. Seine Daten ergeben das, was auch in anderen Studien schon oft bestätigt wurde: Der Zeitraum November bis April bringt an den Börsen die beste Performance, während es von Mai bis Oktober am schlechtesten läuft. Rückblickend betrachtet war es zudem so, dass die Kurse von November bis April sowie von Dezember bis Mai am häufigsten gestiegen sind. Ein Phänomen, das übrigens nicht nur bei den US-Standardwerten, sondern auch bei US-Nebenwerten ebenso zu beobachten ist wie bei US-REITS oder an etlichen internationalen Börsen.

Die konkreten Daten lassen sich aus der untenstehenden Tabelle entnehmen. Sie zeigt seit 1970 für den S&P 500 Index von November bis April ein Plus von durchschnittlich 8,6 %. Ein Wert, der deutlich über dem rollierenden Durchschnitt von 5,8 % für alle 6-Monatsperioden liegt. Zudem kletterten die Notierungen in 80 % aller Fälle - eine hohe Wahrscheinlichkeit für Kursgewinne, auf die sonst nur noch die Periode von Dezember bis Mai kommt. Schlecht für das Ergebnis dagegen für die Zeitspanne von Mai bis Oktober mit einem Kurszuwachs von im Schnitt lediglich 2,8 %.

Ähnliche Ergebnisse ergeben sich auch beim Blick auf die internationalen Börsen. So sind der MSCI-EAFE-Index (der von 1970 bis 1992 als Berechnungsgrundlage diente) bzw. der

S&P Developed BMI ex-U.S. Index, die aus ausgewählten Aktien bestehen, die an Börsen entwickelter Länder ex USA gehandelt werden, von Mai bis Oktober sogar nur um 1,2 % gestiegen. Kursgewinne gab es dabei lediglich in 57 % aller Fälle zu verbuchen, was auch hier die rote Laterne bedeutet. Von November bis April steht dagegen ein Wertzuwachs von 10,8 % zu Buche, wobei die Kurse in 83 % der Fälle gestiegen sind, was dem Höchstwert entspricht.

Vergleichbares ist auch für die auf Schwellenländer ausgerichteten MSCI-Emerging Markets Index (Berechnungsbasis von 1988 bis 1997) bzw. den heute zugrunde liegenden S&P Emerging BMI Index zu vermelden. Hier reichte es von November bis April sogar zu einem Durchschnittsplus von 12,2 % und zulegen konnten die Notierungen in 86 % aller Jahre. Damit kann nur noch die Zeitspanne von Dezember bis Mai mithalten. Erneut ziert auch hier der Periode von Mai bis Oktober mit einem Plus von im Schnitt nur 1,7 % und einer Anstiegshäufigkeit von 55 % das Tabellenende.

Historischer Vergleich der rollierenden 6-Monats-Performance für alle 6-Monats-Zeiträume

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Zyklische Sektoren schlüpfen ab November in die Favoritenrolle

Interessantes gibt es beim Blick zurück übrigens auch auf Sektor-Ebene zu beobachten. Zyklische Branchen schneiden demnach besser als defensive Branchen. Mit der besten Performance können seit 1990 von November bis April zyklische Konsumgüter mit einem Durchschnittsplus von 11,1 % aufwarten. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Materialien (+11,0 %) und Industriewerte (+10,3 %). Schlecht läuft es dagegen üblicherweise für nichtzyklische Konsumgüter, für Versorger und Telekomdienstleister. Bei diesen Sektoren beziffert Stoval die Zuwächse auf im Schnitt 6,1 %, 6,0 % und auf 5,3%.

Beim Versuch, die aufgezeigten Kursanomalien zu erklären, verweist der CFRA-Aktien-Stratege für die Spanne von Mai bis Oktober auf reduzierte Kapitalflüsse, die Ferienzeit und Ernüchterung darüber, dass die zu Jahresbeginn geschätzten Unternehmensgewinne zumeist nicht ganz erreicht werden. Von November bis April dürften Kapitalflüsse dagegen stützen, weil frisches Geld von Pensionsfonds nicht selten zu Jahresbeginn in die Märkte gepumpt werde und außerdem auch viele Bonuszahlungen bis März an die Empfänger überwiesen werden. Hinzu kommen als mögliche Kurseinflussfaktor die zu bestimmten Fristen steuerlich motivierten Aktien-Käufe und –Verkäufe.

Durchschnittliche S&P 500 Sektor-Performance und Häufigkeit, mit welcher der S&P 500 Index zwischen 31.10.90 und 28.10.16 geschlagen wurde

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Fazit: Wer bei der Geldanlage systematisch vorgeht, der ist von November bis Mai konsequent investiert. In der Vergangenheit wurde diese Vorgehen jedenfalls belohnt, die wie skizzierten historischen Performance-Daten belegen. Historisch erfolgreich erprobt ist auch ein Vorgehen, bei dem im Winterhalbjahr den Verzug bekommen. Die Krux dabei: Leider gibt es an der Börse genau Garantie dafür, dass sich ein Kursphänomen wie das Beschriebene in jedem Jahr wiederholt. Gemessen an der Wahrscheinlichkeit richtig zu liegen, stehen die Chancen aktuell aber so gut wie sonst selten an den Aktienmärkten.

Basierend auf dieser Erkenntnis wagt Aktien-Stratege Stovall folgende Aussage: "Während uneinheitlich ausfallende Ergebnisse für das dritte Quartal, schwankende Umfrageergebnisse zum Ausgang der Präsidentschaftswahlen und eine hitzige Rhetorik zur Option einer Zinserhöhung die Emotionen der Anleger Achterbahn fahren lassen, erinnert uns die Historie daran, dass vielleicht schon in Kürze steigende Aktienkurse auf uns warten."
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