Die US-Zollpolitik schürt Stagflationsängste. Doch steigende Preise und schwaches Wachstum wären Gift für jedes Depot. Eine aktuelle UBS-Analyse identifiziert US-Branchen und Aktien, die in so einem toxischen Umfeld Stabilität versprechen. Lesen Sie bei TraderFox, was als Gegengift taugt.
Stagflation – ein Begriff, der Anleger aufhorchen lässt, weil es sich dabei um so etwas wie eine unheilige Allianz handelt. Beschreibt dieser Terminus doch eine wirtschaftliche Zwangslage, in der hohe Inflation und anhaltende konjunkturelle Stagnation Hand in Hand gehen. Ein besonders perfides Szenario, da die üblichen wirtschaftlichen Rezepte hier oft versagen. Hohe Preise schmälern die Kaufkraft, während gleichzeitig die Wirtschaft kaum vom Fleck kommt, was zu steigender Unsicherheit an den Börsen führt.
Die aktuelle Debatte um eine mögliche Stagflation wird maßgeblich durch die von US-Präsident Trump initiierte US-Zollpolitik befeuert. Die von den USA verhängten und angedrohten Zölle auf Importe könnten laut Wirtschaftsexperten zu steigenden Preisen für Konsumenten und Unternehmen führen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum belasten.
Die Stagflation der 1970er Jahre, ausgelöst durch die Ölkrise, dient als mahnendes Beispiel. Steigende Energiepreise trieben die Inflation an, während die Wirtschaft gleichzeitig in eine Phase der Schwäche eintrat. Doch was bedeutet ein solches Umfeld konkret für Anleger an der Wall Street?
Typischerweise reagiert die Börse negativ auf die Aussicht auf Stagflation:
- Verkaufsdruck bei Aktien: Unternehmen kämpfen mit steigenden Produktionskosten und einer zögerlichen Nachfrage der Konsumenten. Besonders konjunkturabhängige Branchen wie Konsumgüter, Industrie und Bau geraten unter Druck, was zu fallenden Aktienkursen führen kann.
- Defensive Werte im Fokus: Anleger neigen dazu, sich von risikoreichen Wachstumswerten abzuwenden und stattdessen in defensivere Branchen wie Versorger oder Gesundheitsunternehmen zu flüchten, die auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten relativ stabil bleiben.
- Zinsanstieg belastet Anleihen: Um die Inflation einzudämmen, könnten die US-Notenbank gezwungen sein, die Zinsen anzuheben. Dies schmälert die Attraktivität bestehender Anleihen mit niedrigeren Kupons und drückt deren Kurse. Inflationsgeschützte Anleihen (TIPS) könnten in diesem Umfeld hingegen an Bedeutung gewinnen.
- Rohstoffe als Inflationsschutz: In stagflationären Phasen, insbesondere wenn diese durch steigende Rohstoffpreise getrieben wird, tendieren Rohstoffe wie Öl oder Gold dazu, im Preis zu steigen. Gold gilt traditionell als "sicherer Hafen" und Inflationsschutz.
- Währung unter Druck: Eine hohe Inflation und eine schwache Wirtschaft können das Vertrauen in den US-Dollar schwächen und potenziell zu einer Abwertung führen.
Kurzum: Stagflation ist Gift für die Börse und kann die Nerven der Anleger strapazieren. Doch auch inmitten dieser Herausforderungen gibt es Strategien, um das eigene Portfolio widerstandsfähiger zu machen.
Infos zur UBS-Methodik bei der Suche nach Stagflationsschutz
Die Experten der UBS beschäftigen sich in einer aktuellen Studie intensiv mit der Frage, welche US-Branchen und US-Aktien in einem Szenario steigender Inflation und verlangsamten Wachstums am besten performen. Angesichts der aktuellen Befürchtungen einer "Stagflation durch Zölle" liefert die Analyse der Schweizer Großbank auf Basis historischer Daten und verschiedener Wirtschaftsregimen wertvolle Hinweise für Anleger, die ihr Portfolio auf dieses mögliche Szenario vorbereiten möchten.
Um vielversprechende Aktien zu identifizieren, nutzte die UBS einen quantitativen Ansatz, der auf ihren "Stagflation Pressure Indices" basiert. Dieser Top-Down-Ansatz analysiert, wie stark die Aktienkurse mit dem jeweiligen Stagflationsdruck in den USA korrelieren. Dabei wurden folgende Kriterien berücksichtigt:
- Die Korrelation der Gesamtrendite der Aktie mit dem US-Stagflationsindex.
- Die Korrelation der Aktienrenditen mit Veränderungen des US-Stagflationsindex.
- Die Performance der Aktie im obersten Quartil des US-Stagflationsindex.
Die UBS betont, dass die alleinige Betrachtung von Korrelationen nicht ausreichend ist, da die Marktentwicklung bei hohem Stagflationsrisiko oft nichtlinear verläuft und die Performance besonders stark einbrechen kann, wenn sich das Stagflationsrisiko im obersten Quartil befindet.
Wichtige Schlussfolgerungen der UBS für den Aktienmarkt in Stagflationszeiten:
Die Analyse der UBS kommt zu folgenden wichtigen Erkenntnissen für den Aktienmarkt:
- US-Aktien tendenziell robuster bei langsamem Wachstum: Der S&P 500 hat sich in Phasen trägen Wachstums historisch besser entwickelt als seine regionalen Pendants.
- Starke Sektoren in der Stagflation (USA laut UBS): Die Analyse der UBS für das S&P 500-Aktienuniversum schätzt, dass die am meisten bevorzugten Branchen zur Absicherung gegen Stagflationsrisiken in den USA Energie, Software sowie Gesundheitsausrüstung & -dienstleister sind. Letzterer Sektor habe in der Vergangenheit eine starke Margenstabilität gezeigt.
- Weniger favorisierte Sektoren in der Stagflation (USA laut UBS): Auf der anderen Seite des Spektrums sind die am wenigsten bevorzugten Branchen Immobilien (REITs), Medien, Versicherungen und Fluggesellschaften.
Diese Sektorallokation ergibt sich aus der Liste der Schutz vor Stagflation bietenden S&P 500 Index-Aktien
Basierend auf der bereits zuvor skizzierten Methodik hat die UBS auch eine Liste spezifischer Aktienfavoriten aus dem S&P 500 Index erstellt, die Anlegern in einem Stagflationsszenario potenziellen Schutz bieten könnten. Die nachfolgende Aufstellung zeigt diese Titel.
Die Aktien-Schutzliste der UBS für den S&P 500 Index im Überblick
Quellen: Bloomberg, MSCI, Datastream, UBS
Fazit:
Die Aussicht auf Stagflation mag beunruhigend sein, doch die Analyse der UBS liefert wertvolle Anhaltspunkte, um das eigene US-Aktienportfolio widerstandsfähiger zu gestalten. Eine gezielte Allokation in die genannten favorisierten Branchen könnte in einem solchen schwierigen wirtschaftlichen Umfeld potenziellen Schutz bieten.
Es ist jedoch entscheidend zu betonen, dass diese Analyse auf historischen Mustern basiert und keine Garantie für zukünftige Entwicklungen darstellt. Allerdings wiederholt sich die Geschichte an der Börse zumindest tendenziell nicht selten, weshalb die Analyse von historischen Kursmustern wie in diesem Fall sehr hilfreiche Hintergrundinformationen bringen können.