Robotik-Aktien sind bekannt für oft volatile Schwankungen. Aktuell geht es dabei steil nach oben. Wir analysieren die Gründe für das Kursverhalten, zeigen das enorme Wachstumspotenzial auf und stellen die drei neuen Mitglieder im ROBO Global Robotics and Automation Index vor.
Die Robotics-Aktien (Technologien für automatisierte Maschinen und Systeme)) haben den Schalter umgelegt und sind wieder auf Rekordkurs eingeschwenkt. Was der Chart des iShares Automation & Robotics ETF eindrucksvoll bestätigt, ist weit mehr als eine technische Gegenbewegung. Nach einer Phase der Normalisierung und teils herber Rückschläge zieht die gesamte Branche das Tempo wieder an und ist mit starkem Momentum in die laufende Berichtssaison eingetreten.
Der zuvor erwähnte ETF, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern weltweit abbildet, die einen signifikanten Teil ihrer Einnahmen aus spezifischen Sektoren der Automatisierungs- und Robotik-Technologie erzielen, befindet sich jedenfalls eindeutig im Aufwind.

Die Erholung ist dabei fundamental getrieben. Festmachen lässt sich das auch am ROBO Global Robotics and Automation Index, der die Aktienperformance von weltweit führenden Unternehmen abbildet, die als reine oder wesentliche Akteure in den Bereichen Robotik, Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) gelten. Die Unternehmen werden nach einer spezialisierten Methodik in zwei Bereiche eingeteilt: zum einen in jene, die die Kerntechnologien wie Sensorik und Software liefern, und zum anderen in Firmen, die diese Technologien in praktische Anwendungen in Bereichen wie Industrie, Logistik und Gesundheitswesen umsetzen.
Die Unternehmen im ROBO-Index meldeten in der vorangegangenen Berichtssaison ein robustes Umsatzwachstum von 9,9 % und ein Gewinnwachstum je Aktie von 20,9 %. Die Stärke dieser Fundamentaldaten spiegelte sich in der Kursentwicklung wider: Im dritten Quartal verzeichnete der ROBO Global Robotics and Automation Index ein Plus von 9 %.
Besonders die Kernsektoren Manufacturing & Industrial Automation (+21,1 %), Logistics und Autonomous Systems (+24,8 %) wirkten als treibende Kräfte, während Einzeltitel wie Celestica (+57,8 %) und Joby (+51,7 %) herausragende Renditen lieferten. Doch um die aktuelle Dynamik zu verstehen, muss man zunächst die Natur der Rückschläge entschlüsseln.
Die Entwicklung des ROBO Global Robotics and Automation Index seit Ende 2002
Quelle: vettafi.com
Volatilität als Begleiter: Warum der Sektor traditionell stärker schwankt
Die Robotics- und Automatisierungsbranche gilt an der Börse als Wachstumssektor und ist daher von Natur aus volatil. Aktienkurse reagieren empfindlich auf makroökonomische Unsicherheiten, Zinsängste und die zyklische Natur industrieller Investitionen.
Wie Experten betonen, entsteht Volatilität primär durch Meinungsänderungen der Marktteilnehmer, die auf Unsicherheiten oder unerwartete Ereignisse reagieren. So hat die Branche unlängst Phasen der Zurückhaltung erlebt, da verunsicherte Kunden im Inlandsgeschäft mit Investitionen zögerten – ein Effekt, den der VDMA Robotik + Automation Mitte 2024 mit Blick auf Deutschland feststellte.
Allerdings erwiesen sich Rückgänge bisher stets nur als temporär und im Nachhinein erwiesen sich Abwärtsbewegungen als günstige Einstiegsgelegenheiten für langfristig orientierte Anleger. Die Qualität der Unternehmen aus dem Segment Robotics and Automation setzt sich letztlich durch.
Die aktuelle Rally beweist, dass die jüngsten Belastungsfaktoren an Schrecken verloren haben. Die zuvor befürchteten Zölle und Handelskonflikte haben sich nicht wie erwartet in einen Nachfrageeinbruch verwandelt. Stattdessen sind die Zölle weitgehend in beschleunigte Automatisierungsinvestitionen umgemünzt worden. Die Branche konzentriert sich nun auf die Unternehmen, die Energieeffizienz, physische Intelligenz und Präzisionstechnik im industriellen Maßstab kombinieren können.
Das attraktive Wachstumspotenzial: Was aktuelle Marktstudien (2025) zeigen
Der Aufschwung wird durch ein robustes und langfristiges Wachstumspotenzial gestützt, das durch mehrere aktuelle Marktprognosen belegt wird, die alle im Jahr 2025 erstellt wurden.
Die aktuellsten Daten belegen ein explosives Wachstum für den gesamten Sektor:
- Gemäß einer Prognose von Mordor Intelligence (veröffentlicht April 2025) wird für den gesamten Robotikmarkt im Prognosezeitraum 2025–2030 ein durchschnittliches jährliches Wachstum (CAGR) von 20,28 % erwartet. Dies würde den Markt von aktuell 73,64 Mrd. USD (2025) auf 185,37 Mrd. USD (2030) steigen lassen.

- Eine weitere aktuelle Analyse von Global Market Insights (veröffentlicht 2025) bestätigt dieses hohe Tempo und prognostiziert für den gesamten Robotermarkt im Zeitraum 2025–2034 eine CAGR von 16,6 %.
- Auch der Kernbereich der industriellen Automatisierung zeigt starkes strukturelles Wachstum: Market Report Analytics (veröffentlicht März 2025) sieht in seinem Bericht eine CAGR von 9,45 % im Zeitraum 2025–2033.
Dieses starke Wachstum wird insbesondere durch die gestiegene Nachfrage nach Automatisierung in der Fertigungs-, Lager- und Logistikbranche sowie die Integration von KI in Robotik-Anwendungen getragen.
Mit Blick auf das dritte Quartal sind die gewichteten durchschnittlichen Umsatz- und Gewinnschätzungen in den letzten Monaten laut FactSet mit Blick auf die Vertreter aus dem Segment weiter gestiegen.
Drei neue Impulsgeber für den ROBO-Index: Die Speerspitze der Automatisierung
Das Experten-Team hinter dem ROBO Global Index stellen vierteljährlich sicher, dass der Index die technologische Speerspitze der Branche abbildet. Mit der jüngsten Neugewichtung wurden drei Titel aufgenommen, die für Anleger besonders relevant sind, da sie die Infrastruktur und die Anwendungen der nächsten Robotik-Welle vorantreiben.
- Coherent (ISIN: US19247G1076): Das photonische Rückgrat
Coherent, entstanden aus der Fusion mit II-VI, spielt eine Schlüsselrolle als Anbieter von Photonik- und Lasersystemen. Rund 60 % des Umsatzes stammen aus Netzwerkprodukten, die Rechenzentren und industrielle Netzwerke antreiben.
Coherent festigt seine Position im Herzstück der Datenverarbeitung durch die Zusammenarbeit mit NVIDIA an Co-packaged Optics für Hochgeschwindigkeits-KI. Es liefert zudem die Präzisionswerkzeuge in Form von Lasern, die für die Mikrobearbeitung, das Schneiden und Schweißen unerlässlich sind.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
- Infineon Technologies (ISIN: DE0006231004): Die Kraftzentrale
Infineon ist mit rund 50 Mrd. USD Marktkapitalisierung eine der zentralen Aktien, wenn es um die Effizienz und Steuerung von Energie geht. Da alle autonomen und KI-Systeme auf eine effiziente Stromumwandlung angewiesen sind, sitzt Infineon am Hebel dieser Gleichung.
Das Unternehmen ist ein führender Hersteller von Leistungshalbleitern und produziert moderne Galliumnitrid- (GaN) und Siliziumkarbid- (SiC) Chips. Diese finden breite Anwendung in der Automobil-Elektrifizierung (56 % des FY2024-Umsatzes), wo Infineon führend ist, sowie bei Hochleistungs-Netzteilen für KI-Server und in der industriellen Automation. Die Übernahme von Marvell’s Automotive Ethernet Business untermauert zudem die Position im Bereich der softwaredefinierten Fahrzeugarchitekturen.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
- UBTECH Robotics (ISIN: CNE100006CQ4): Der humanoide Durchbruch
UBTECH Robotics aus Shenzhen ist ein direkter Wetteinsatz auf den schnell wachsenden Markt der humanoiden und Service-Roboter. Das Unternehmen hat kürzlich eine Kreditfazilität von 1 Mrd. USD erhalten, um die globale Produktion und den großflächigen Einsatz voranzutreiben.
UBTECH kombiniert das gesamte Design von Mechanik, Servos, Steuerungssystemen und KI-Software mit einer vertikal integrierten Fertigung. Die Roboter, wie die Walker S-Plattform, vollziehen den Übergang vom Prototyp in den realen Einsatz in Fabriken, Logistikzentren und öffentlichen Umgebungen. Anleger erhalten hier eine Exposition gegenüber Robotern, die zunehmend für wiederholbare, hochvolumige Aufgaben eingesetzt werden.
Fazit
Die jüngste Rally der Robotics-Aktien deutet auf den Beginn einer neuen, fundamental getriebenen Wachstumsphase hin, die durch Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich bis 2030 untermauert wird. Die Branche hat an der Börse ganz offensichtlich die Konsolidierungsphase hinter sich gelassen. Und weil das Geschäftsumfeld für ein Zeitalter der intelligenten Maschinen spricht, ist das auch analytisch nachvollziehbar.






