Wie der Vater, so der Sohn

Ich möchte Ihnen heute einen der wenigen bekannten Fundmanager vorstellen, welcher keinen US-amerikanischen Pass besitzt: den Kanadier David Dreman. Möglicherweise konnten Sie bereits früher Bekanntschaft mit Herrn Dreman machen. Er managte lange Zeit einen Hedge Fund der Deutschen Bank und verfolgte dabei einen Contrarian-Investment Ansatz. Dazu später mehr.

david-dremanDavid Dreman wurde 1936 im kanadischen Winnipeg in der Provinz Manitoba geboren. Sein Vater, Joseph Dreman, war bereits ein bekannter Trader an der Winnipeg Commodity Exchange. David Dreman machte an der University of Manitoba im Jahr 1958 seinen Abschluss und arbeitete im Anschluss bei der Investmentbank und Broker Rauscher Pierce. Fast 20 Jahre war Dreman dort tätig und bekleidete verschiedene Positionen wie den Research-Direktor, Senior Investment Officer oder den Senior Editor für den Unternehmensbereich Value Line Investment Service.

Der Sprung in die Selbstständigkeit

1977 wagte sich Dreman dann in die Selbstständigkeit und gründete die Firma Dreman Value Management, Inc. Naturgemäß bekleidete Dreman die Posten des Vorstandes und des Geschäftsführeres. Diese Firma wurde dann von Kemper aufgekauft, die über einige Umwege bei der Deutschen Bank landeten. Als Dreman 2009 im Rahmen seiner Handelsphilosophie an Bankaktien festhielt, während der Crash in vollem Gange war, entzog der Deutsche Bank Vorstand ihm und seiner Firma die Kontrolle über die Fondsgelder. Dreman managte den DWS Dreman High Return Equity Fund. Als Begründung für diesen Schritt verwies die Deutsche Bank auf die schlechte Performance. Der Fonds verkaufte die Aktien nahe dem Boden, verlor mehr als 75% seines Kapitals und schrumpfte somit von USD 22 auf 4,7 Mrd. (Dreman hielt übrigens mittels einer Zweitfirma über die Finanzkrise hinweg an den Bankaktien fest. Die Positionen sind weit ins Plus gelaufen.)

Die Firma Dreman Value Management, LLC. besteht allerdings nach wie vor, mit Dreman als ehemaligen langjährigen Vorstand und Geschäftsführer (Rücktritt: September 2010). Heute beschreibt sich die Firma als Investment Boutique mit dem Ziel, über das Contrarian Investment eine überdurchschnittliche Performance über einen langen Zeitraum zu erzielen. Seinen Sitz hat das Unternehmen in West Palm Beach, Florida. Und Dremans Performance kann sich sehen lassen. Besonders gut für ihn lief die Periode vor der Akquisition durch Kemper zwischen 1988 und 1995. Hier schlug er mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 18,7% den Vergleichsindex Russel 3000 um Längen. Bis zu seinem Karriereende als Kopf von Dreman Value Management erwirtschaftete der smarte Kanadier eine durchschnittliche jährliche Rendite von 10,8%.

Der Anlagestil

Einer Anekdote nach musste Dreman viel Lehrgeld zahlen, bis er auf den Pfad des antizyklischen Investierens kam. So soll er 1969 als Junior Analyst der breiten Masse gefolgt sein und binnen weniger Tage 75% seines Vermögens verloren haben. Seit dieser schmerzhaften Erfahrung war er fasziniert von der Börsenpsychologie und deren Effekte auf den Anleger. Er wechselte in das Lager der antizyklischen Investoren und studierte seit je her Kurse, Fundamentaldaten und Anlegerverhalten. Er kam zu der Erkenntnis, dass man dem Glanz und Glamour der populären Aktien fernbleiben und stattdessen sein Geld in schwache Titel aus schwachen Branchen investieren sollte, welche ein großes Aufwärtspotential bieten. Um solche Titel ausfindig zu machen, zieht Dreman verschiedene fundamentale Kriterien zu Rate wie das KGV, KCV, KBV, die Dividendenrendite, jährliche Wachstumsraten oder Quartalszahlen.

Dreman ist auch Autor zahlreicher Bücher und Veröffentlichungen. Zu seinen Werken gehören unter anderem: "Psychology and the Stock Market: Investment Strategy Beyond Random Walk" aus dem Jahre 1977 oder "Contrarian Investment Strategies: The Psychological Edge" aus 2012. Außerdem ist er schon seit über 30 Jahren als Kolumnist beim Forbes-Magazin tätig.

Zitate

Was können wir vom Starinvestor aus Kanada lernen? Lesen Sie hier seine besten Zitate.
  • "Psychologie ist wahrscheinlich der wichtigste Faktor im Aktienmarkt – und einer, der am wenigsten verstanden wird."
  • "Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, ist die Börse ein verdammt kostspieliger Ort, um es herauszufinden."
  • "Ich zitiere Lord Rothschild: 'Die Zeit Aktien zu kaufen ist, wenn Blut auf den Straßen fließt.'."
  • "Eines der großen Probleme des Value Investing ist, dass wir Gewinne nicht besonders gut schätzen können. Aber ich möchte unbedingt Wachstumsaktien zu günstigen Preisen kaufen. Deshalb schaue ich immer auf die Trailing-Earnings, also die Gewinne der letzten Quartale, wenn ich Aktien kaufe."
  • "Wenn du gute Aktien hast, die du in- und auswendig kennst, dann wirst du Geld mit Ihnen machen, wenn du über ein paar Jahre geduldig mit ihnen bist."
  • "Geduld ist ein essentiell wichtiges, aber ebenso knappes Gut beim Investieren."
  • "Ich kaufe Aktien, wenn sie richtig ramponiert sind."
  • "Du brauchst einen Teflon-Boden, um der Hitze dieser Aktie standzuhalten." (als er Anteile an Philip Morris im Jahr 2000 hielt)
  • "Man kann sich die hohen Fehlerraten von Analysten zu Nutze machen, indem man einfach die Titel kauft, die in Ungnade gefallen sind."
  • "Favorisierte Titel sind meist Underperformer, während in Ungnade gefallene Aktien den Markt outperformen. Allerdings geht die Neubewertung sehr langsam von statten, manchmal eiszeitlich."
  • "Egal wie sehr du Psychologie studiert hast oder wie viel du darüber weißt; sie kann dein Ego und dein Konto sehr schnell verkleinern."
  • "Es ist die eine Sache eine gute Strategie zu haben; und es ist eine andere Sache, diese auch umzusetzen."
  • "Egal, wie oft du schon an diesem Punkt gewesen bist oder wie viel du darüber gelesen hast, du kannst der Angst nicht entkommen."
  • "Da war bloße Panik, und das mögen wir." (Nachdem der Irak in Kuweit eingefallen ist)
  • "Man braucht eine Methode um zu wissen, wann es Zeit ist in den nächsten Bunker abzutauchen. Oder noch besser, den geordneten Rückzug vom Markt anzutreten."
  • "Die Leute kauften Kunst, Sammlerstücke, Diamanten, Edelmetalle – alles außer Aktien. All das, wie man in der Nachbetrachtung feststellt, genau bevor der größte Bullenmarkt der Geschichte im späten Sommer 1982 startete."
  • "Selbst die Investoren mit den besten Absichten, egal ob institutionell oder privat, schaffen es nicht durchzuhalten."
  • "Erfolg im antizyklischen Investieren verlangt von Zeit zu Zeit, dass man entgegen seines Bauchgefühls handelt, entgegen der vorherrschenden Meinung am Markt und entgegen der Experten, die man respektiert."
  • "Skeptiker haben belustigt darauf hingewiesen, dass selbst Schimpansen mit verbundenen Augen, und vollgepumpt mit Margaritas, einen Experten outperformen könnten, indem sie Pfeile auf Aktienseiten werfen."
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