BlackRock warnt in einem aktualisierten Prospekt seines Bitcoin-Spot-ETFs, dem iShares Bitcoin Trust (IBIT), vor einer technologischen Herausforderung, die bislang eher theoretisch diskutiert wurde, nun aber auch von institutioneller Seite zunehmend ernst genommen wird: der potenziellen Bedrohung von Bitcoin durch Quantencomputer. In dem Dokument weist BlackRock explizit darauf hin, dass Fortschritte im Quantencomputing die kryptografischen Grundlagen von Bitcoin – insbesondere die Algorithmen ECDSA (Elliptic Curve Digital Signature Algorithm) und SHA-256 – in Zukunft kompromittieren könnten. Diese Algorithmen bilden das Rückgrat der Bitcoin-Blockchain und gewährleisten derzeit die Sicherheit und Integrität sämtlicher Transaktionen.
Vom Science-Fiction-Szenario zum realen Risikofaktor
Zwar existieren gegenwärtig noch keine Quantencomputer, die leistungsfähig genug wären, um diese kryptografischen Verfahren tatsächlich zu knacken. Doch die theoretische Möglichkeit wird mittlerweile so ernst genommen, dass sie sogar in regulatorischen Dokumenten Berücksichtigung findet – ein deutliches Signal dafür, dass das Thema aus dem Bereich der Science-Fiction in die strategische Planung vorgedrungen ist. BlackRock macht in seiner Risikobewertung deutlich, dass ein Durchbruch im Quantencomputing potenziell verheerende Folgen für Bitcoin haben könnte – etwa durch das Entschlüsseln privater Schlüssel, das Fälschen von Transaktionen oder gar das komplette Umschreiben der Blockchain-Geschichte.
Millionen Bitcoins könnten verwundbar sein
Besonders verwundbar sind derzeit all jene Bitcoin-Adressen, bei denen der öffentliche Schlüssel bereits veröffentlicht wurde – etwa durch frühere Transaktionen. Schätzungen zufolge betrifft dies rund 25 Prozent aller existierenden Bitcoins. Ein ausreichend leistungsfähiger Quantencomputer könnte es in einem solchen Szenario ermöglichen, aus diesen öffentlichen Schlüsseln die zugehörigen privaten abzuleiten – und damit auf die entsprechenden Coins zuzugreifen, als wäre er ihr rechtmäßiger Besitzer.
Die Bitcoin-Community arbeitet an Gegenmaßnahmen
Die Bitcoin-Community hat auf diese langfristige Bedrohung bereits mit ersten technischen Ansätzen reagiert. In der Forschung werden alternative, quantensichere Signaturalgorithmen wie SPHINCS+, Falcon oder Dilithium entwickelt, die auch potenziellen Angriffen mit Quantenrechnern standhalten könnten. Parallel dazu werden Vorschläge diskutiert, wie das Bitcoin-Protokoll angepasst werden könnte, um betroffene Coins rechtzeitig auf sicherere Adressen zu migrieren. So existieren Entwürfe für Mechanismen wie QRAMP (Quantum-Resistant Address Migration Protocol), die helfen sollen, gefährdete Guthaben ohne Hard Fork in Sicherheit zu bringen.
Möglicher Hard Fork – und die Frage nach dem Konsens
Doch auch ein Hard Fork – also eine tiefgreifende Änderung des Protokolls – wird als mögliche Option gehandelt. Dieser müsste jedoch von einem breiten Konsens in der Community getragen werden, was sich in der Vergangenheit oft als Herausforderung erwiesen hat. Gleichzeitig wird darüber diskutiert, ob hybride kryptografische Modelle – also eine Kombination aus klassischer und quantensicherer Verschlüsselung – als Übergangslösung dienen könnten.
Die Zeit drängt – auch wenn die Gefahr noch fern scheint
Wie groß das Zeitfenster ist, in dem gehandelt werden muss, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Die Schätzungen reichen von fünf bis zwanzig Jahren, bis Quantencomputer tatsächlich eine relevante Bedrohung für Bitcoin darstellen. Doch je weiter die Technologie voranschreitet, desto kürzer wird dieses Fenster – und desto dringlicher wird es, geeignete Schutzmechanismen zu etablieren. BlackRocks explizite Aufnahme des Themas in seine ETF-Unterlagen ist daher mehr als eine Formalität. Sie zeigt: Selbst der größte Vermögensverwalter der Welt sieht die Notwendigkeit, sich mit der technologischen Zukunftssicherheit digitaler Assets auseinanderzusetzen – und fordert implizit auch von der Community ein frühzeitiges Handeln. Wer langfristig auf Bitcoin setzt, wird sich mit dieser neuen Realität auseinandersetzen müssen.