MetaX Integrated Circuits Shanghai Co. hat am 17.12.2025 am Technologieboard Star Market der Börse Shanghai einen der auffälligsten Börsengänge des laufenden Jahres vollzogen. Das auf KI-Grafikprozessoren spezialisierte Unternehmen platzierte seine Aktien zu einem Ausgabepreis von 104,66 Yuan (rund 12,62 Euro) und sammelte dabei umgerechnet rund 586 Mio. USD ein. Bereits am ersten Handelstag kletterte der Kurs in der Spitze um mehr als 700 % nach oben und erreichte damit Bewertungsdimensionen, die selbst im aktuell stark gefragten chinesischen Halbleitersektor herausragen. Der Börsengang reiht sich in eine Serie stark überzeichneter Emissionen chinesischer KI- und Chipentwickler ein und verdeutlicht, wie gezielt Investoren derzeit auf chinesische Technologietitel setzen.
MetaX profitiert von Chinas Streben nach Autarkie bei Hochleistungsrechnern und KI
Bereits Anfang des Monats hatte das Pekinger Start-up Moore Threads mit extremen Kurssprüngen für Aufmerksamkeit gesorgt. MetaX und Moore Threads profitieren von einem identischen Marktnarrativ: Chinas erklärtem Ziel, im Bereich Hochleistungsrechner und KI eigene nationale Champions aufzubauen. Der Börsengang von MetaX zählt mit einem Emissionsvolumen zwischen 500 Mio. und 1 Mrd. USD zu den erfolgreichsten chinesischen IPOs der vergangenen zehn Jahre in diesem Segment.
US-Sanktionen haben die Entwicklung individueller chinesischer KI-Chips befeuert
Hinter der starken Nachfrage steht auch die geopolitische Gemengelage. Die US-amerikanischen Exportbeschränkungen für moderne KI-Chips haben die Entwicklung eigener chinesischer Lösungen beschleunigt. "Die US-Sanktionen haben China dazu veranlasst, eigene Kapazitäten zu entwickeln und technologisch unabhängiger zu werden", sagt Martin Geißler, Partner beim Beratungsunternehmen Advyce. Entsprechend wird die MetaX-Aktie am Markt als Wette auf Chinas technologische Eigenständigkeit interpretiert. Investoren setzen darauf, dass chinesische Anbieter mittelfristig Alternativen zu NVIDIA entwickeln können, dessen leistungsfähigste Chips bislang nur eingeschränkt nach China geliefert werden dürfen. Zwar haben die USA zuletzt wieder Exporte bestimmter Modelle wie des H200 erlaubt, doch bleibt offen, in welchem Umfang chinesische Unternehmen diese Option tatsächlich nutzen werden.
Gegenüber dem KUV von Cambricon bietet MetaX noch Potenzial
MetaX entwickelt Grafikprozessoren für KI-Anwendungen sowie für rechenintensive Visualisierungen in Spielen und industriellen Einsatzfeldern. Trotz der extremen Kursbewegung liegt das KUV mit gut 56 unter dem Niveau einiger chinesischer Vergleichsunternehmen wie Cambricon, aber deutlich über der Bewertung westlicher Anbieter wie NVIDIA oder AMD. "Nimmt man die Bewertungen von Moore Threads und Cambricon als Maßstab, könnte MetaX theoretisch noch erhebliches Aufwärtspotenzial haben", sagt Xu Dawei, Fondsmanager bei Jintong Private Fund Management in Peking.
C588-Generation soll zu NVIDIAs H100-Chips aufschließen
Technologisch verfügt MetaX über Erfahrung aus dem internationalen Halbleitersektor. Teile des Gründerteams stammen aus dem Umfeld von AMD, darunter auch Vorstandschef und Verwaltungsratsvorsitzender Chen Weiliang. Das Unternehmen fokussiert sich klar auf KI-Beschleuniger und erzielte 2024 nahezu seinen gesamten Umsatz mit KI-orientierten Produkten. Die Xiyun-C500-Serie, die MetaX in seinen Börsenunterlagen mit NVIDIAs A100 vergleicht, dominierte das Geschäft. Die jüngere C588-Generation soll den Leistungsabstand zu NVIDIAs H100 weiter reduziert haben und unterstreicht den Anspruch, technologisch aufzuschließen. Nach Unternehmensangaben erreichte MetaX zuletzt rund 1 % Marktanteil im chinesischen KI-Chipsegment.
Chinesische IPOs gewannen in diesem Jahr durchschnittlich 250 % hinzu
Finanziell befindet sich MetaX trotz der Börseneuphorie noch in einer frühen Entwicklungsphase. Wie viele junge Chipentwickler schreibt das Unternehmen bislang Verluste, vor allem aufgrund hoher Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Der Ausgabepreis bewertet MetaX ambitioniert und spiegelt vor allem die hohen Erwartungen an künftiges Wachstum wider. Rückenwind kommt aus dem allgemeinen IPO-Umfeld. Chinesische Börsengänge legten in diesem Jahr im Schnitt rund 250 % am ersten Handelstag zu.
Fazit
Ein Ausgabepreis von 104,66 Yuan (12,62 Euro), Kursgewinne von über 700 % am ersten Handelstag und ein Emissionsvolumen von rund 586 Mio. USD zeigen, dass der Kapitalmarkt MetaX erhebliches Vertrauen entgegenbringt. Gleichzeitig machen anhaltende Verluste, hohe Forschungsaufwendungen und ein bislang niedriger Marktanteil deutlich, dass das Unternehmen operativ noch am Anfang steht. Die Aktie kann somit als eine Wette auf den technologischen Aufholprozess Chinas unter erheblichem geopolitischem Druck betrachtet werden.






