CoreWeave (CRWV) wächst zum Taktgeber der KI-Infrastruktur heran. Der Spezialist für GPU-Rechenleistung beschleunigt mit Serverless RL das Training von Agenten, stärkt mit der Monolith-Übernahme seine Industrie-DNA und sichert sich mit OpenAI Verträge über 22,4 Mrd. USD. Zugleich sorgt das Übernahmeangebot für Core Scientific für Zündstoff. Für Anleger stellt sich damit weniger die Frage nach der starken Story, sondern ob das Tempo in nachhaltige Profitabilität übersetzt werden kann.
CoreWeave – der Aufstieg eines KI-Hyperscalers
CoreWeave hat sich in kurzer Zeit als einer der wichtigsten Anbieter für spezialisierte KI-Rechenleistung etabliert. Während die großen Cloud-Konzerne wie Amazon oder Microsoft auf breite Infrastruktur setzen, konzentriert sich CoreWeave gezielt auf GPU-basiertes High-Performance-Computing, den Treibstoff für Künstliche Intelligenz. Das Unternehmen betreibt eine schnell wachsende Zahl von Rechenzentren in den USA und Europa und vermietet modernste Nvidia-GPUs an KI-Entwickler und Forschungslabore. Wer die Rechenleistung kontrolliert, kontrolliert das Tempo der KI-Entwicklung.
Serverless RL – ein Durchbruch im Training von KI-Agenten
Mit der Einführung von Serverless Reinforcement Learning (Serverless RL) hat CoreWeave nun ein neues Werkzeug vorgestellt, das Entwicklern ermöglicht, KI-Agenten schneller und günstiger zu trainieren. Das System basiert auf der hauseigenen Cloud und ist eng mit der Entwicklerplattform Weights & Biases verbunden. Nutzer benötigen lediglich ein Konto und einen API-Schlüssel, um auf Dutzende GPUs zuzugreifen, die benötigte Infrastruktur wird automatisch verwaltet. Das Besondere an Serverless RL ist ein um 40 % beschleunigtes Training von Agenten und die Kostensenkung im Vergleich zu lokalen GPU-Umgebungen, ohne Einbußen bei der Modellqualität. Entwickler erhalten unmittelbares Feedback und können Modelle kontinuierlich verbessern. CoreWeave öffnet das komplexe Feld des Reinforcement Learnings für eine breitere Entwicklerbasis, welches bislang teure Hardware und tiefes Spezialwissen erforderte.
Monolith-Übernahme stärkt industrielle Kompetenz
Nur zwei Tage vor der Vorstellung von Serverless RL kündigte CoreWeave die Übernahme des britischen Start-ups Monolith AI an. Monolith hat sich auf KI-Lösungen für physikalisch-technische Probleme spezialisiert und arbeitet mit Kunden wie BMW, Nissan und Honeywell. Durch die Integration der Monolith-Technologie kann CoreWeave künftig Ingenieuren Werkzeuge bieten, um Entwicklungsprozesse zu beschleunigen, Tests zu optimieren und Produktzyklen deutlich zu verkürzen. Die Übernahme stärkt CoreWeaves Position in industriellen Schlüsselbranchen wie Fertigung, Automobil und Luft- und Raumfahrt. Das Unternehmen verkauft nicht nur Rechenleistung, sondern will eine vollständige Plattform für KI-getriebene Innovationen aufbauen.
Das Core Scientific-Angebot – strategisch, aber umstritten
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur vertikal integrierten KI-Cloud ist die geplante Übernahme des Rechenzentrumsbetreibers Core Scientific. Das Angebot bewertet den bisherigen Partner mit rund 9 Mrd. USD und sieht den Tausch von 0,1235 CoreWeave-Aktien je Core Scientific-Aktie vor. CEO Michael Intrator machte deutlich, dass die Konditionen nicht verhandelt werden. "Das ist unser Angebot, und wir werden es nicht ändern." Mit der Transaktion will CoreWeave vor allem Kontrolle über Infrastruktur, Energieversorgung und Kapazitäten gewinnen, die Basis für weiteres Wachstum. Doch einige Core Scientific-Aktionäre halten den Preis für zu niedrig und erwägen, den Deal abzulehnen. Für CoreWeave steht viel auf dem Spiel, denn die Integration eigener Rechenzentrumsressourcen gilt als Schlüssel zur Kostensenkung und Stabilität in einem heiß umkämpften Markt.
Mega-Deal mit OpenAI – Insgesamt 22,4 Mrd. USD Vertrauen
Kaum ein Ereignis unterstreicht die wachsende Bedeutung von CoreWeave so deutlich wie die erweiterte Partnerschaft mit OpenAI. Das Gesamtvolumen der Verträge beläuft sich inzwischen auf rund 22,4 Mrd. USD. CoreWeave liefert Rechenleistung für das Training und die Inferenz der neuesten OpenAI-Modelle und gilt mittlerweile als einer der wichtigsten Infrastrukturpartner des ChatGPT-Entwicklers. CEO Michael Intrator bezeichnet die Vereinbarung als "Vertrauensbeweis der führenden Innovatoren der KI-Branche". CoreWeave gehört für viele Anleger mittlerweile zur ersten Liga der globalen KI-Infrastrukturanbieter. Gleichzeitig weckt das rasante Wachstum Zweifel, ob der Expansionskurs dauerhaft profitabel bleibt.
CEO Michael Intrator wehrt sich gegen Kritik
In einem Interview mit Bloomberg und CNBC reagierte Intrator auf die Skepsis mancher Analysten, die den Deals von CoreWeave eine zirkuläre Logik unterstellen. Kapital soll nur zwischen den KI-Unternehmen hin- und herfließen. Intrator nannte diese Sichtweise als "grundlegend fehlerhaft". Große Technologiekonzerne wie Meta, Microsoft oder Google kauften ebenfalls Infrastruktur, um ihren Kunden Kapazität anzubieten, CoreWeave tue nichts anderes. Er betont, dass der Markt für KI-Rechenleistung real und massiv wachse und CoreWeave mit seinen Investitionen lediglich auf diese Nachfrage reagiere. Die jüngsten Übernahmen und Verträge seien daher keine Spekulation, sondern Grundlage für langfristige Stabilität.
Zwischen großem Hype und stabilem Fundament
CoreWeave verkörpert derzeit wie kaum ein anderes Unternehmen den KI-Boom an den Kapitalmärkten. Das Unternehmen wächst aggressiv, expandiert durch Übernahmen und schließt milliardenschwere Verträge mit Branchenriesen ab. Serverless RL, Monolith und der Mega-Deal mit OpenAI zeigen die Bandbreite der Strategie von Entwickler-Tools bis Industrie-KI. Doch mit der Euphorie kommen Zweifel auf. Ob die Investitionen dauerhaft Gewinne bringen, hängt von der Fähigkeit ab, Kosten zu senken und Kunden langfristig zu binden. CEO Intrator gibt sich überzeugt, dass CoreWeave auf solidem Fundament steht. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob die Vision des KI-Hyperscalers sich auch in nachhaltiger Profitabilität niederschlägt.