Northrop Grumman steigt mit 50 Mio. USD bei Firefly Aerospace ein – und entfacht damit neuen Schub im Rennen um die Vorherrschaft im Orbit. Gemeinsam entwickeln sie die Trägerrakete 'Eclipse' – ein Projekt, das nicht weniger will, als die Spielregeln der Raumfahrt neu zu schreiben. Die Beteiligung markiert den nächsten Meilenstein einer strategischen Partnerschaft mit visionärem Anspruch.
'Eclipse' – Der neue Herausforderer am Orbit-Horizont
Die neue mittelschwere Trägerrakete 'Eclipse' soll mehr als 16.000 Kilogramm Nutzlast in einen niedrigen Erdorbit befördern – und das mit Technologie aus zwei Welten: Fireflys Alpha-Rakete trifft auf Northrops Antares-Expertise. Der erste Start ist für 2026 vom Wallops Flight Facility in Virginia geplant. Ob Nachschub für Raumstationen, Satellitenstarts oder Sicherheitsmissionen – 'Eclipse' wird als Allzweckrakete konzipiert, die Flexibilität mit Effizienz verbindet.
Auch für größere geopolitische Projekte könnte die 'Eclipse' eine Schlüsselrolle spielen – etwa im Rahmen des von US-Präsident Donald Trump angestoßenen Raketenabwehrprojekts 'Golden Dome'. Dieses System soll eine neue Ära der weltraumbasierten Verteidigung einläuten, indem es Bedrohungen wie Hyperschall-, Marschflug- oder ballistische Raketen frühzeitig neutralisiert. Northrop Grumman und Firefly positionieren sich damit nicht nur als kommerzielle Anbieter, sondern auch als mögliche Architekten einer neuen, weltraumgestützten Verteidigungsinfrastruktur.
Firefly: Vom Start-up zur Schlüsselgröße im Orbitgeschäft
Firefly Aerospace mit Sitz in Cedar Park, Texas, gehört zu den Senkrechtstartern der neuen Raumfahrtära. Das Unternehmen entwickelte die Alpha-Rakete und feierte im März 2025 mit dem unbemannten Lander 'Blue Ghost' die erste kommerzielle Mondlandung. Bereits im November 2024 wurde Firefly mit über 2 Mrd. USD bewertet, nachdem es 175 Mio. USD in einer Finanzierungsrunde einsammeln konnte.
Neue Konkurrenz für SpaceX – eine Wachablösung in Sicht?
Mit 'Eclipse' formiert sich erstmals ein ernstzunehmender Herausforderer für SpaceX im Segment mittelschwerer Trägersysteme. Während Elon Musks Falcon-Raketen den Markt für kommerzielle und militärische Starts bislang dominieren, setzen Northrop und Firefly auf eine Allianz aus sicherheitskritischer Erfahrung und Innovationskraft. Am vergangenen Mittwoch war ein SpaceX-Flug großenteils missglückt. Die Oberstufe der Rakete geriet ins Taumeln, weil das Treibstoffsystem ein Leck hatte. Dadurch war ein kontrollierter Wiedereintritt über dem Indischen Ozean nicht mehr zu realisieren. Die neue Dynamik im Orbitgeschäft könnte somit auch Auswirkungen auf Vergabepolitik und Marktanteile haben.
Modernisierung der Kriegsführung – Northrops neue Waffenwelt
Doch nicht nur im All treibt Northrop Grumman die Zukunft voran. Auf der Erde arbeitet der Konzern an der nächsten Generation militärischer Systeme. Herzstück ist der Tarnkappenbomber B-21 Raider, dessen Erstflug im November 2023 erfolgte – die Indienststellung ist für 2026 geplant.
Dazu kommen neue Präzisionswaffen wie die 'Stand-in Attack Weapon', die gezielt gegnerische Luftabwehr ausschaltet und bereits an die US-Luftwaffe geliefert wurde. Im Hyperschallbereich entwickelt Northrop Grumman gemeinsam mit der US Missile Defense Agency und Japan den 'Glide Phase Interceptor' – ein Abwehrsystem gegen Hyperschallwaffen. Parallel entsteht mit der australischen Luftwaffe die 'Hypersonic Attack Cruise Missile' – ein hochmobiles Angriffssystem der nächsten Generation.
Auch bei der Luftverteidigung setzt Northrop Maßstäbe: Das 'Integrated Battle Command System' vernetzt verschiedenste Sensoren und Abwehrsysteme zu einer nahtlosen Plattform. Die US-Armee und Polen setzen bereits auf diese Technologie zur Modernisierung ihrer Verteidigung.
Rückschlag im Steigflug – Zahlen mit Schattenseite
Trotz strategischer Fortschritte musste Northrop Grumman im 1. Quartal 2025 einen Dämpfer hinnehmen. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahr um fast 7 % auf 9,47 Mrd. USD. Der Nettogewinn brach auf 481 Mio. USD ein – nahezu eine Halbierung. Hauptursache: hohe Produktionskosten im B-21-Programm. Entsprechend senkte das Unternehmen seine Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie auf 24,95 bis 25,35 USd (zuvor: 27,85 bis 28,25 USD).
Raketen-Allianz mit Weitblick
Die Beteiligung an Firefly Aerospace und die Entwicklung modernster Verteidigungssysteme zeigen, dass Northrop Grumman mehr ist als ein Rüstungsunternehmen – es ist ein strategischer Architekt für die geopolitische Infrastruktur von morgen. Mit 'Eclipse' formt sich ein Gegengewicht zu SpaceX, das sowohl technologisch als auch sicherheitspolitisch Gewicht hat. Trotz kurzfristiger Rückschläge bei den Zahlen bleibt Northrop Grumman ein Schwergewicht im Spannungsfeld aus Innovation, globaler Sicherheit und neuer Raumfahrtdynamik.