Amazon übertrifft Erwartungen mit starkem Umsatzplus, Cloud-Bereich enttäuscht.
Amazon startet trotz Inflation und Konjunktursorgen mit einem starken Umsatzplus ins neue Geschäftsjahr und hat die Erwartungen der Investoren übertroffen. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 127,4 Mrd. USD und der operative Gewinn um 30 % auf 4,8 Mrd. USD. Der Nettogewinn betrug 3,1 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahresverlust von 3,8 Milliarden Dollar. Die Ergebnisse wurden jedoch durch eine Warnung des Finanzchefs Brian Olsavsky über einen deutlichen Rückgang der Wachstumsraten im Cloudgeschäft überschattet. Anfängliche zweistellige Kursgewinne drehten sich in der Folge, sodass am Ende des nachbarlichen Handels der Kurs sogar ins Minus lief.
Die Expansionsstrategie während der Pandemie war zu aggressiv
Olsavsky dämpfte die Erwartungen an die Cloudsparte AWS, die seit Jahren der wichtigste Gewinntreiber des Unternehmens ist. "Unternehmen optimieren weiterhin ihre Ausgaben - genau wie Amazon, um ehrlich zu sein", sagte Olsavsky, als er nach der Wachstumsrate von AWS gefragt wurde.
Im Online-Handel hat Amazon in Nordamerika ein Plus von knapp 900 Mio. USD erwirtschaftet, während die internationale Sparte weiterhin Verluste von 1,247 Mrd. USD schreibt. Der Verlust im Online-Handel ist auf eine zu aggressive Expansion zurückzuführen, die sich als nicht nachhaltig erwiesen hat. Während der Pandemie hat Amazon seine Kapazitäten im Onlinehandel stark erweitert, indem sie mehr Logistikzentren und Transportmittel wie LKWs und Flugzeuge eingesetzt haben. Allerdings hat sich nach der Pandemie herausgestellt, dass diese aggressive Expansion nicht mehr notwendig war, da die Menschen wieder vermehrt in physischen Läden einkaufen. Unter der Führung von Jassy hat Amazon daher zuletzt die Expansion zurückgeschraubt.
Amazon-Chef Andy Jassy erklärte seine Strategie und betonte, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr eine Reihe von Kosteneinsparungen vorgenommen hat, die dazu führten, dass bestimmte Geschäftsbereiche geschlossen werden mussten. Amazon hat auch das Ende seines Fitnessbands Halo bekannt gegeben und weitere Massenentlassungen angekündigt.
Analystenstimmen fallen gemischt aus
Die Zahlen wurden von Anlegern mit Spannung erwartet, da Amazon zuletzt vor allem mit einem langsameren Wachstum und Sparrunden von sich reden gemacht hatte. Natasha Lamb von Arjuna Capital glaubt, dass die Bewertung angesichts der niedrigen Gewinnmargen immer noch relativ hoch sei. Handelsexperten Julian Skelly von Publicis Sapient begrüßt hingegen die Investition von Jassy in die generative KI-Nutzung. Er lobt, dass Amazon trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten an seinen Grundsätzen festhält, nämlich Innovation und Vereinfachung.