Disney (DIS) bekommt einen neuen (alten) CEO = Licht am Ende des Tunnels?
Liebe Leser,
über das mega-große Problem des Disney-Top-Managements haben wir zuletzt wirklich oft gesprochen. Im besonderen Kritik-Fokus stand dabei Kathleen Kennedy, die seit der Übernahme von Lucasfilm alle StarWars-Projekte betreut. Als Produzentin war sie maßgeblich an den gefloppten StarWars-Filmen: Das Erwachen der Macht, Rogue One, Die letzten Jedi, Solo, Aufstieg des Skywalkers und der Mini-Serie Obi-Wan Kenobi beteiligt. In der Kritik stand bei uns aber auch der Disney-CEO Bob Chapek, der ungeachtet der miserablen Konzernentwicklung im Sinne eines verschwendeten Potenzials u.a. Kathleen Kennedy immer wieder die volle Rückendeckung gab. Die logische Folge der schlechten Top-Management-Entscheidungen war der letzte Quartalsbericht, der gleich mehrere Probleme im Wachstums-Segment - Disney+, aufzeigte.
Dies war offensichtlich der letzte Tropfen und so wird Bob Chapek entlassen und durch den alten Disney-CEO Bob Iger ersetzt. Ganz genau liebe Leser, der Konzern entschied sich dafür, seinen ehemaligen CEO Bob Iger, der das Unternehmen von 2005 bis 2020 leitete, zurückzubringen. Er löst seinen Nachfolger Bob Chapek ab, der in den vergangenen Jahren immer wieder indirekt von Investoren und Iger selbst kritisiert wurde. Und damit kommt die Fantasie ins Spiel, dass der neue alte CEO Disney schon bald zu einer deutlich besseren operativen Performance verhelfen wird.
Bob Iger wird für zwei Jahre als CEO von Disney fungieren und dem Unternehmen u.a. dabei helfen, einen dauerhaften Ersatz für den CEO-Posten zu finden. Doch innerhalb von zwei Jahren muss er eine strategische Richtung für erneutes Wachstum festlegen. Iger, der seinen Ruhestand viermal verschoben hatte, bevor er das Unternehmen vor einem Jahr endgültig verließ, sagte am 20. November in einem Memo an die Mitarbeiter, dass er von seiner Rückkehr ein wenig überrascht sei. Doch am Montagnachmittag hatte er Chapeks Verbündeten Karim Daniel entlassen, der bis zuletzt die Entwicklung des Streaming-Geschäfts rund um Disney+ etc. leitete. Und an dieser Stelle, kann ich die schnelle und harte Maßnahme einfach nur begrüßen, denn damit kommt die Hoffnung ins Spiel, dass man schon bald mit einer radikalen Transformation des Konzerns anfangen wird, wobei das Streaming-Geschäft zum echten und profitablen Wachstumstreiber des Unternehmens ausgebaut wird.
Bob Iger führte Disney seit 2005; er verlängerte den Vertrag viermal und erhielt in den fünfzehn Jahren seiner CEO-Arbeit mehr als 500 Mio. USD an Gehältern, Boni und Erlösen aus dem Verkauf von Anteilen. Im Februar 2020 wurde er als CEO durch Bob Chapek ersetzt, der zuvor für die Vergnügungsparks und Produkte des Unternehmens verantwortlich war. Einigen Quellen zufolge hat Iger Bob Chapek als seinen Nachfolger persönlich ausgewählt, aber die Beziehung zwischen den beiden Bobs verschlechterte sich rapide, als Chapek eine tiefe Umbesetzung der Management-Führung und eine kreative Überarbeitung des gut bewährten Disney-Film- und Serien-Contents angestoßen hat. Und wobei der CEO-Vertrag mit Chapek vor sechs Monaten verlängert wurde, brühte im Konzerninneren ein Aufstand, der sich nun in eine, für Chapek überraschende, Entlassung entlädt.
Und ja, die Rückkehr von Bob Iger könnte tatsächlich das Licht am Ende des Tunnels; eine neue Hoffnung und zugleich die Rückkehr des Jedis-Ritters, wenn man so will, bedeuten, wobei das Micky-Maus-Imperium schon bald im Sinne einer operativen Performance mächtig zurückschlagen wird. So oder so fühle ich persönlich eine positive Erschütterung der Macht, denn unter Igers Führung erwarb Disney bspw. seinerzeit Pixar, Marvel, Lucasfilm und 21st Century Fox und startete den Streaming-Service Disney+, der sich immer mehr zum echten Wachstumstreiber des Konzerns entwickelt.
Die Disney-Aktien, die im März 2021 bei 203,02 USD ihren Höchststand erreichten, wurden am Ende des 18. November - vor der Entscheidung, Chapek zu entlassen - mit einem Verlust von 41 % im Jahresverlauf bei 91,8 USD gehandelt. Am Montag, dem 21. November, stiegen sie nach der Bekanntgabe der Nachricht um 6,3 %, was zuversichtlich stimmt. Die Begeisterung über den CEO-Wechsel ist mehr als berechtigt, was die DIS-Aktie nun bei einer freundlicheren Marktstimmung in einer Rebound-Bewegung mit einem Potenzial von bis zu 20 % versetzen könnte. Für eine ernsthafte Erholung werden jedoch tatsächliche Erfolge u v.a. Blockbuster-Filme und -Serien, sowie die Abschwächung der Konsum-senkenden Inflation und eine großflächige globale Themen-Parks-Repenning benötigt. Doch all diese Faktoren lassen immer noch auf sich warten.
Was die Ergebnisse der kriselnden Streaming-Sparte im vergangenen Quartal angeht, so hat das Unternehmen seine langfristige Abonnentenprognose für Disney+ gesenkt, hält aber an seinem Gewinnziel aus dem Streaming-Geschäft fest. Die Gesamtzahl der Disney+ Kunden dürfte demnach Ende September 2024 zwischen bei 215-245 Millionen liegen. Das ist ein Rückgang gegenüber den 230-260 Millionen, die Disney zuvor prognostiziert hatte.
Dies ist im Großen und Ganzen kein ernsthaftes Problem, denn in diesem Fall haben wir es, genauso wie bei Netflix (NFLX) und Co. zunächst mit einer gesunden Verlangsamung zutun. Explizit auf Disney bezogen, ist es aber auch der Verlust der Streamingrechte für die Kricketspiele der Indian Premier League, die für Prognosesenkung verantwortlich waren. Zuversichtlich stimmt hier jedoch die Meldung, dass die Streaming-Sparte im Geschäftsjahr 2024 erstmals einen Gewinn erwirtschaften wird. Und dies ist plausibel, denn auch Disney entschied sich nun für Abo-Preiserhöhungen, womit man deutlich höhere Gewinne verzeichnen dürfte.
Das größte Problem von Disney im Streaming-Segment ist und bleibt bis auf Weiteres die miserable Qualität des Top-Film- und Serien-Contents, wobei man die Fans immer wieder aufs Neue verärgert. Und in dieser Hinsicht erwarte ich nun tatsächlich, dass der neue (alte) CEO Bob Iger endlich aufräumen wird und der wunderhübschen Disney-Story rund um Filme, Serien, Themen-Parks und weitere Entertainment-Arten zum alten Glanz zurückverhilft.
Trading-technisch ist das CRV bei der DIS-Aktie schon gut, was eine erste Positionierung mit einer engen Risikotoleranz und Aussicht auf eine Rebound-Bewegung auf bis zu 17-20 % rechtfertigt. Zuversichtlich stimmen hier auch die jüngsten Analystenkommentare, wobei man die Kursziele für die DIS-Aktie auf bis zu 145 USD (CITI) bestätigt hat. Damit wäre es möglich, dass wir vor dem Hintergrund einer etwas freundlicheren Marktstimmung ein nettes Rebound-Momentum im Sinne eines schnellen Hit&Run-Trades erleben könnten.
Mittel- bis Langfristig-orientierte Trader und Investoren, sollten sich dabei eher auf tatsächliche Änderungen in der DIS-Streaming-Strategie orientieren. Und in dieser Hinsicht hoffe ich, dass wir schon bald einige News über Bob Igers Strategie erhalten werden. Bis dahin…
…viel Erfolg und Bleiben Sie profitabel!
Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.